West Coast Trail – Backpacking-Abenteuer auf Vancouver Island v. 10. - 15.09.2010


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September 15th 2010
Published: May 12th 2011
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Seit Anfang September 2010 waren wir auf Vancouver Island unterwegs. Tofino war ein Besuch wert gewesen und wir erhielten auf einer Seakayaking-Tour ein bisschen Einblick in diese Sportart. Dann gab es noch einen netten Uferweg bei Ucuelet. Und nun tourten wir mit dem Auto an der Küste Richtung Victoria. In Ladysmith erkundigten wir uns nach weiteren Sightseeing-Möglichkeiten und bekamen den Tipp, doch den Pacific Marine Drive zu fahren. Das ist erst einmal eine Inlandtour quer durch den Regenwald von Port Alberni über Lake Cowichan nach Port Renfrew, bevor die Straße an der Küste nach Victoria führt. Also - los ging’s. Die Tour quer durch den Regenwald war schon spannend. Mit Entrüstung sahen wir viele Holzabfuhrtrucks, die die gefällten Urwaldriesen abtransportierten.
Spät nachmittags kamen wir dann in Port Renfrew an, was einen verträumten bis vernachlässigten Eindruck machte. Port Renfrew? Moment mal, bei Hans ging ein Licht auf… Beginnt hier nicht der West Coast Trail (WCT)?

Und so arbeiteten wir uns immer tiefer in die Materie „WCT“ ein, bis wir dann nach einem dollarschweren Einkauf bei einem Outfitter in Victoria (Kocher, Thermarest etc.) im Unterrichtsraum der Ranger Station saßen. Wir hatten Glück – ab Mitte September wird der Andrang auf die begehrten Permits etwas geringer. Und so erhielten wir den Eintrittsschein für die von uns vorsichtig angesetzten acht Tage Backpacking. Ein Zelt mieteten wir bei der Busgesellschaft an, die die Trekker nach der Tour wieder zurückbringt.
Mit uns hatten sich auch andere Unentwegte angemeldet. Jeweils 15 Starter von Port Renfrew und 15 von Bamfield am Nordende des Trails sind pro Tag für die 75 km-Tour zugelassen. Und so lernten wir Knut aus Deutschland kennen, der einen Tag vor uns startete.
Als ich mir Knut so anschaute und seinen sorgfältig gepackten Rucksack betrachtete, wurde mir schon ganz schummrig. Wie soll ich mit meiner geringen Backpacking-Erfahrung und vielleicht unzureichender Kondition auf diesem als besonders anfordernd geltenden Trail zurechtkommen? Noch schlimmer wurde der Magendruck, als wir an der Ranger-Station ein paar Finisher, die gerade mit dem Boot vom Endpunkt des WCT über den Gordon River gebracht wurden, interviewten. „Jede Menge Schlamm, passt auf, dass ihr nicht ausrutscht!“ lautete immer wieder die Antwort. Müde sahen sie aus und natürlich ordentlich schmutzig. Die Gamaschen waren über und über mit Schlamm bedeckt. Hilfe – die Gamaschen! Jetzt hatten wir doch glatt vergessen, uns in Victoria welche zu besorgen. Oh je – das gibt gleich nasse Füße! Ich habe doch keine Moorpackung gebucht!

Nun saßen wir, wie schon erwähnt, in dieser Rangerstation am Gordon River und ließen die Orientierung über Gezeiten, wilde Tiere, Widrigkeiten des Trails usw. auf uns niederprasseln. Wir hatten für uns beschlossen, dass wir den Trail am schwierigsten Ende, also Port Renfrew, begannen. War vielleicht auch ganz gut so. Wir hatten zwar volle Fracht am Anfang– aber waren dafür frisch und unverbraucht. Die Rangerin gab uns zu bedenken: „Ja, wenn ihr so nach 3 – 4 Stunden die ersten 4 km zurückgelegt habt, könnt ihr Euch überlegen, ob ihr einen km zum Treasures Cove Campingplatz zur Küste runtergeht oder die nächsten 8 km noch weiter macht…“ und mir wurde es schon ganz anders. Ich weiß ja, was es heißt, mal 13 km zu hiken. Kann mir auch vorstellen, das mit einem schweren Rucksack zu bewältigen. Aber was bedeutet es denn, wenn man mit gerade mal 1- 1,5 km/h weiterkommt? Was steckt da dahinter?
Die Antwort von Rangerseite lautete: Schlüpfrige und teilweise abgebrochene Stege, viele Wurzeln, Klettereien über Baumstämme, Bewältigen von Leitern mit schwerem Rucksack.....

Tag 1 (10.09.10):
Es war 8:30 und wir wurden von einem Native (so wird die indianische Bevölkerung in Kanada genannt) zum Trailbeginn mit dem Boot übergesetzt. Ich musterte die anderen Wanderer. Alle waren passend angezogen, natürlich Gamschen, alles Gepäck wohl verstaut in den Rucksäcken. Wir dagegen sahen schon alternativ aus: Schlafsack außen in Plastiktüte angeschnallt, Joggingschuhe auch in Plastiktüten seitlich. Der 40 Liter Rucksack prall gefüllt bis zum Überquellen. Oh Mann, was hatten wir uns da vorgenommen!
Drüben angekommen, preschten unsere Mitstarter auch gleich los. Wir mussten uns erst noch die Hosenenden mit Aluband an die Schuhe kleben – damit die Soße nicht gleich in die Schuhe läuft, wenn wir mal in ein Matschloch geraten. Und los ging’s.
Es war die erste Begegnung mit Schlamm und Wurzeln. Hoch türmten sich die Wurzelberge vor uns auf. Wir mussten ganz schön pusten, ging es doch gleich von 0 auf etwa 150 Höhenmeter. Matschlöcher umturnten wir vorsichtig auf den Wurzeln balancierend. Ja nur nicht in so ein Loch geraten. Immer wieder musterte ich meine Hosenbeine. Na ja, ließ sich bis jetzt noch ordentlich an. Wir versuchten, zügig voranzukommen. Doch immer wieder wurden wir von Balance-Passagen auf schlüpfrigen Baumstämmen aufgehalten. Die 4 h-Marke bei KM 4 war Anhaltspunkt für unser Tempo. Bei den Donkey Engines – alte Dampfmaschinen, die vor vielen Jahrzehnten bei Holztransporten im unwegsamen Wald halfen, - trafen wir Mitstarter. Sie hatten ihr Außenzelt unterwegs verloren und mussten wieder umkehren – welche Enttäuschung! Irgendwann haben wir dann den höchsten Punkt der Tagesetappe erreicht. Jetzt musste es doch schneller voran gehen. Pustekuchen. Es hörte nicht auf mit den Balanceakten. Der Rucksack drückte längst kräftig auf die Hüften. Ein kurzer Blick: alles wund gescheuert. Das kann ja noch heiter werden! Aber Hauptsache, die Schultern kriegen nicht zu viel Last ab. Alle zwei Stunden machten wir geregelt Rast, um eine Flasche Wasser zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen. Wir hatten für jeden 4 x 0,7 l Plastikflaschen dabei. Das musste bis zum Campingplatz reichen. Nach 10 Std. Gesamtzeit und 14 km Strecke kam endlich das erste Cable Car, eine Drahtseilbahn. Ich ließ mich zuerst hinüber. Unten waren die Camper zu sehen. Stolz reckte ich den Daumen in die Höhe: Geschafft! Überglücklich stolperte ich zu den Zelten. Knut war natürlich schon mittags, nach 9 km Tagesstrecke, am Zeltplatz angelangt. Kurz eine erste gefriergetrocknete Mahlzeit angerührt, das Zelt aufgestellt und ab in die Kojen…

Tag 2 (11.09.10):
Am nächsten Morgen wurden wir schon früh durch Aktivitäten der anderen Hiker geweckt. Noch einmal ein harter Tag, dann sollte es besser werden.
Eine Rangerin kam an unserem Zelt vorbei. Sie half dabei, einen an Unterkühlung und Magenproblemen leidenden Hiker zu evakuieren. Das muss auf dem Seeweg passieren. Vorsichtig schaute ich nach meinem linken Knöchel. Keine Schwellung sichtbar. Gut. Wir hatten die Narbe mit Leukoplast abgeklebt, damit sie sich nicht aufscheuerte.
Hans machte sich gleich daran, Tee zu machen. Wir hatten beschlossen, Wasser aus dem Fluß abzukochen, um es trinkbar zu machen. Die Aufbereitung mit Tabletten dauert zu lange und auf einen Wasserfilter hatten wir bewusst verzichtet. Das Frühstück bestand aus einer halben Tafel Schokolade und Tee. Soviel an Kalorien reinstopfen wie möglich! War es keine Schokolade, so mussten Erdnüsse ranhalten. Die ersten 2 km an diesem Tag waren erst einmal für mich eine Eingewöhnung. Am Anfang eierte man ganz schön auf den Balanceaufgaben herum. Dazu kam, dass meine Bergstiefel, super steigeisenfest, eine ziemlich harte Sohle haben und dies ist auf den Planken, den schrägstehenden, maroden Holzstegen und den Baumstämmen eine ziemlich glatte Angelegenheit. Ohne meinen Trekkingstock hätte ich große Probleme gehabt oder wäre halt oft durch den Matsch gewatet. Die Bergstiefel waren mittlerweile richtig mit Feuchtigkeit vollgesogen, ein weiteres Gewicht, das man mit sich herumschleppte. Jedem Hiker würde ich einigermaßen dichte Trekkingschuhe mit einer flexiblen Sohle empfehlen, für Hartgesottene auch Joggingschuhe.
Knut, nach uns gestartet, kam bald um die Ecke. Er stellte sich weitaus besser an wie ich und stapfte schnell um die tückischen Stellen herum. Meist gab es im Matsch noch Baumscheiben, die man aber erst mit dem Stock ertasten sollte. So kam man trockenen Fußes auf festeren Boden. Oder man hangelte sich am Gebüsch rund um die Pfützen. Auch dazu half der Trekkingstock. Wir alle freuten uns schon auf Küstenpassagen und hatten langsam die Nase voll vom ewigen Schlamm. Wir ließen Knut davonziehen und verfolgten stetig unseren Weg, konsequent Trinkpausen einhaltend. Bei all den Schrägpassagen auf Stegen und Baumstämmen versteifte sich mein linker Fuß immer mehr und ich war froh, endlich einige trockene Stege um die Mittagszeit anzutreffen. Wir kamen an einer Hängebrücke an. Tief unter uns stand ein Helikopter. Man hatte einen Parkranger eingeflogen, der den Zustand der Hängebrücken auf dem WCT untersuchte. Wenn auch sonst die Stege in einem miserablen Zustand waren, so ließ die Verwaltung doch wenigstens hier Sorgfalt walten.
Danach fing es an zu regnen. War es erst nur ein feiner Herbstregen, fing es auf einmal immer stärker an, auf uns einzuprasseln. Wir beschleunigten unseren Schritt, in der Hoffnung, die Etappe bald hinter uns zu haben. Gegen 16:30 Uhr kamen wir im Regen am Walbran Creek (Walbran Fluß) an und trafen auf einen erfreuten Knut. Er hatte schon damit gerechnet, dass heute kein weiterer Hiker mehr eintrifft. Der Campingplatz ist sehr romantisch gelegen – Treibholz liegt hoch aufgetürmt am Ufer und manche Hiker hatten regelrechte Schutzburgen daraus gebaut. Doch wir hatten zuerst keinen Blick für die besondere Lage, bauten schnell unser Zelt auf und verschwanden darin, bevor uns der Regen noch vollständig durchnässte.
Mittlerweile regnete es Bindfäden. Wir hörten plötzlich Stimmen und sahen, wie eine Gruppe von vier Hikern durch den Fluß watete. Sie hatten den Walbran Creek von Norden auf der Küstenroute angesteuert. Die Flut war aber gekommen, der Fluß verwandelte sich zu einem reißenden Wasserstrom. Sie entschieden sich dafür, sich lieber durch den Fluss zu kämpfen als einen großen Umweg durch den Regenwald zu gehen. Nun steuerten sie unseren „halben Unterstand“ an – halb deshalb, weil aus Treibholz zwar ein kleiner Schutz gebaut war, aber es fehlte ein Dach. Glück im Unglück, die Gruppe hatte ein Tarp dabei. Nun fanden wir alle etwas Regenschutz. Für die Wärme sorgte ein Lagerfeuer. Die Kanadier schleppten mit Eifer ganze Baumstämme herbei und schnell war ein großes Feuer entfacht. Es war nicht mehr viel Trockenes an der Wandertruppe. Das Feuer brannte trotz Regen mächtig und strömte Wärme aus. Das verleitete einen Kanadier, seine nasse Thermarest rauszuholen, um sie am Feuer zu trocknen. Wir schauten uns an – das kann ja nur in die Hose gehen…. Und schon bald hingen von der teuren Matte seitlich lange Fäden runter – na, die war ruiniert. Das wurde eine harte Nacht!

Tag 3 (12.09.10):
Morgens regnete es immer noch leicht und die Laune war nicht die Beste. Die Kleidung der Kanadier hing eigentlich zum Trocknen im Unterstand, man sah aber kein Fleckchen trockenen Stoffs. Na, die Vier werden sich heute freuen. Als wir gegen 9:30 aufbrachen, weckten wir die Truppe noch, damit sie sich auf ihre Tagesetappe machten.
Der richtige Härtetest sollte für uns noch kommen: Die 11 km lange Strecke zum Crips Creek. Hans hatte heute von Anfang an Probleme mit seinen harten Bergschuhen und kam hinkend hinter uns her. Knut zog es vor, heute mit uns zu laufen. Wir wählten zum ersten Mal die Küstenetappe. Doch so einfach wie es sich anhörte, war es nicht. Manchmal mussten wir über Strandholz klettern oder über Priele einen halbwegs trockenen Übergang finden. Manchmal war der Sand locker und man brach ein, manchmal hart wie eine Betonpiste.
Nur noch die Einkehr bei „Chez Monique“ zog uns magisch zum Carmanah Point. Es handelt sich um einen kleinen Imbiss. Monique ist nicht mehr da, dafür Mike, der dort die allseits gerühmten Burger zubereitet. So langsam waren wir alle durchnässt. Wir genossen die Mahlzeit. Aber es war windig und so wir fingen nach und nach alle an zu zittern. Noch zwei Kilometer bis zum nächsten Campingplatz. Wir waren nicht begeistert, das Zelt im strömenden Regen aufzubauen. Dann kam Verstärkung: Jim aus Kanada traf mit seinen beiden erwachsenen Kindern Braden und Dakota ein. Dakota war bei der Überquerung des Walbran Creek in den Fluß gestürzt und war sichtlich unterkühlt. Wir kamen gemeinsam auf die Idee, Mike um eine Übernachtungsmöglichkeit zu bitten. Und so geschah es, dass er uns in seiner notdürftig aus Strandholz und Planen hergestellten Behausung übernachten ließ. Er zog mit der Kettensäge los und machte Holz für den Ofen bereit. Bald war es kuschelig warm in der Hütte. Wir holten unsere Kocher hervor und bereiteten uns eine warme Mahlzeit zu. Danke, Mike!

Tag 4 (13.09.10):
Heute hieß es, noch 2 km mehr zu laufen. Also sollten es 19 km werden. Ob Hans diese Strecke schaffen würde, war fraglich. Sein Fuß schmerzte noch immer und war wundgescheuert. Also hieß es taktisch vorzugehen. Gibt es mögliche Zwischenübernachtungen? Sieht nicht gut aus laut Gastgeber Mike (lediglich bei km 36 ein Notcampingplatz). Danach kommt das Fährhaus für die Überfahrt über den Nitinat. Beim Nitinat kann man aussteigen. Kostet aber bis zu 80 Doller pro Person, wenn man durch den ganzen See bis hin zur Straße geschippert wird. Dann lieber einen Notruf an die Parkverwaltung absetzen und sich evakuieren lassen. Das ist schließlich, wie uns in der Orientierung gesagt wurde, kostenfrei. Allerdings springen die Ranger nicht bei Diagnose „Fußblasen“ ins Boot, um den Patienten zurück zu holen. Nach der Fährüberfahrt gibt es für die letzten 7 km bis zu den Tsusiat Falls (Tsusiat Wasserfälle) nur noch Augen zu und durch. Keine weitere Campmöglichkeit mehr auf dem Weg dorthin….
Also stieg Hans in Sachen Fußbekleidung auf seine mitgenommenen Mammut-Joggingschuhe um. Wir schafften es, die klobigen Bergschuhe noch in den Rucksack zu stopfen. Dafür übernahm Sherpani Petra das komplette Zelt. Mit der Nässe schien der Rucksack noch schwerer als sonst zu sein… Auch die Schuhe hingen zentnerschwer an den Füßen… Das kann ja heiter werden!
Doch die Furcht, nicht gut durchzukommen, saß uns etwas im Nacken und wir stürmten voran. Da sich die Küstenvarianten als zeitaufwändiger herausgestellt hatten, blieben wir immer auf der Inland-Passage und turnten durch den Regenwald. Und es ging – Hans erlebte plötzlich ein Hiker-Hoch! Ein kleiner Wettstreit zwischen uns und Jim mit seinen Kindern entbrannte. Wir hechelten hinter der Dreiergruppe her. Als diese zum Strand abdrehten, um am Meer entlang zu gehen, blieben wir im Wald und erschienen vor den Dreien am Fähranleger. Der topfite Knut war natürlich schon vorangestürmt, aber gerade mal 10 Minuten früher wie wir am Anleger und rieb sich die Augen, als er uns bemerkte. Das hatte er nicht gedacht – uns noch einmal auf dem Trail zu sehen! Verschmitzt schauten Hans und ich uns an – tja, mit den alten Haudegen ist noch zu rechnen.
Auch die zurückgelegte Restzeit zu den Tsusiat-Falls ließ sich sehen. Die gesamten 19 km legten wir in etwa 8 – 8,5 Std. zurück. Dank einiger „Highways“, auf denen es halt mal 500 m ohne Wurzeln eben geradeaus ging. Wir sehnten aber letzten Endes den Campingplatz am Meer herbei. Endlich ist es soweit: Nur noch eine lange Leiternfolge hinunter und schon sahen wir die ersten Zelte an der Küste.
Jim blieb mit seinen Kindern gleich am Strand und stellte sein Zelt auf. Wir wateten noch barfuß durch den Fluß zum eigentlichen Zeltplatz, der ebener und geschützter liegt. Deutsche teilen uns mit, dass es sogar eine richtige Naturdusche gibt. Hans und ich tigerten los. Von einem Felsen kam ein schöner, regelmäßiger Duschstrahl herunter. Toll, das ist eine Belohnung!
Mittlerweile waren wir zu Lagerspezialisten geworden. Und das heißt: Abends immer Lagerfeuer zum Aufwärmen machen und ggf. die Wanderschuhe etwas trocknen. Dann Tee und nochmals Tee kochen, abkühlen lassen und das Trinkwasser für den nächsten Tag in Flaschen abfüllen. Zum Essen gab‘s natürlich wieder die gefriergetrocknete Backpacker Pantry – diesmal Reis mit Hawai-Hähnchen, unsere Lieblingsspeise.

Tag 5 (14.09.10):
Nun sollte es nach Auskünften unserer Ranger-Mami ja immer einfacher werden und wir sollten den Trail nur noch genießen…
Na ja, wer jetzt Autobahn-Wanderwege erwartet, der ist hier auf dem „Holzweg“. Richtig – Stege (aber leider immer im maroden Zustand), ein Auf und Ab im Regenwald und dann auch mal Küstenstrecken sind zu bewältigen.
Jim war mit seinen Kindern kurz nach uns aufgebrochen. Wir trafen die Drei an einer Küstenstrecke. Alle sind müde, wander-gesättigt und freuen sich auf ein Ende der Plagerei. Sie hatten sich gleich zwei Tagesetappen mit insgesamt 25 km vorgenommen und erwarteten im Geiste schon das von Vater Jim versprochene Steak am Abend.
Wir stiefeln zu fünft auf den schlüpfrigen, vom Wasser bedeckten Steinplatten umher. Immer darauf schauend, das wir auf ein paar Muscheln traten, die etwas Halt boten. Priele wurden ohne besondere Rücksicht auch an tieferen Stellen durchwatet – Hauptsache durch. Dann ging es wieder in den Wald. Die Matschlöcher ging man nun schon wie automatisch von außen an und behalf sich mit dem Trekkingstock, um das Gleichgewicht zu halten. Nach vier Tagen war man deftiger im Nehmen der Schlammgrube geworden. Hauptsache, vorankommen. Am zweiten Tag hatte ich mir durch die Rückenlast fast die Hüftknochen aufgescheuert. So kam ich auf die Idee, mir ein paar dicke Reservesocken in den Hosenbund zu stecken und das Hüftpolster des Rucksackes darüber zu packen. Das klappte bis jetzt auch ganz gut.
Gegen 14 Uhr erreichten wir dann den Michigan Beach (Michigan Strand) – bei einem wundervollen klaren Sonnenwetter. Schnell das Zelt aufgebaut, Tee gekocht und dann mal ein paar Sachen im Fluß gewaschen. Hans hatte schon ein Lagerfeuer vorbereitet. Alles war fertig für einen schönen Abend. Ich ging auf Fotosafari – gerade noch rechtzeitig, denn von der See zog schon eine Nebelbank heran. Und mit einem Mal wurde es ungemütlich, kalt, unfreundlich. Also wurde die Wäsche wieder von der Leine geholt und in der Nähe des Lagerfeuers zum Trocknen ausgebreitet.
Mittlerweile kamen auch andere Hiker an. Von Norden traf eine große Gruppe Deutscher ein. Das war eine Begrüßung! Klar, dass abends die Lagerrunde am Feuer in deutsch abgehalten wurde. Vorsichtig erzählten wir von den hinter uns liegenden Etappen und ihren Tücken…

Tag 6 (15.09.10):
Letzte Etappe vom Michigan Creek nach Pachena Bay

Am letzten Tag mussten wir den Bus, der um 13 Uhr an der Rangerstation in Pachena Bay abfährt, erreichen. Hans und ich waren daher auch schon um 6 Uhr auf den Beinen. Tee war bereits fertig abgefüllt. Noch immer hatte jeder von uns zwei Flaschen dabei. Zum Frühstück gab es die letzte Schokolade und eine Dauerwurst dazu – so was kriegt auch nur ein Hiker runter, der ein gewisses Tagespensum vor sich hat.
Von den deutschen Hikern des Vorabends wussten wir, dass die Etappe recht flach ist und so in etwa vier Stunden zu bewältigen ist. Und wir bekamen die Empfehlung, uns noch die Seelöwen am Pachena Lighthouse (Pachena Leuchtturm) anzuschauen. Das sei nur ein kurzer Abstecher.
Also starteten Hans und ich um 7:30 Uhr. Knut ist ja der bessere Hiker. Er ließ sich beim Fotografieren noch etwas Zeit. Es regnete leicht. Wir erhöhten unser Marschtempo. Nein danke – nicht schon wieder ein Regenhiking. Der Rucksack fühlte sich gut an. Wir hatten recht viel von unseren Vorräten verspeist. Nur noch ein paar einsame Würste und eine Packung Erdnüsse waren vorhanden.
Und so liefen wir dem Regen davon….
Schon vor dem Leuchtturm hörten wir die Seelöwen knören – furchterregend. Wir ließen unsere Rucksäcke an der Wegbiegung zurück und stiegen zum Aussichtsfelsen hinunter. Und da saßen sie: Zwei dicke Bullen und um sie herum der ganze Frauenclan. Es machte Spaß zu sehen, wie die Seelöwen mit Schwung aus dem Meer auf den Felsen rutschten. Auch das Eheleben ließ sich beobachten. Bestand aber hauptsächlich im Schnäuzeln…
Die Reststrecke zog sich noch dahin. Noch mal hoch, noch mal runter. Noch eine Leiter. Noch eine Brücke. Dann endlich stand an der letzten Brücke die Nr. 1. Insgesamt so an die 150 Brücken haben wir auf unseren sechs Etappen passiert.
Ankunft gegen 11:15 Uhr, wir sind Finisher! Und fielen uns jubelnd in die Arme…





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