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Published: January 22nd 2007
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Christ Church
auf dem Red Square Dieses Wochende war es soweit: die erste Auslandsreise stand auf dem Plan. Eher spontan und nicht wirklich geplant haben Thomas und ich am Freitag abend beschlossen, dass wir am Samstag morgen nach Malaysia fahren. Aber bevor ich Malacca so richtig beschreiben kann, muss ich wohl vorher noch ein paar bis jetzt gewonnene Eindrücke von Singapur niederschreiben.
Nach nun mittlerweile ziemlich genau drei Wochen bin ich ja nun hier in einem der zwei großen asiatischen Handelszentren. Die Stadt macht am Anfang schon einen großen Eindruck, da alles neu, modern, sauber, organisiert und vor allem immer mindestens 20. Stockwerke hoch ist. Singapur ist definitiv eine boomende Stadt in der an jeder Ecke alte Gebäude eingestampft und andere in die Höhe getrieben werden. Am Rande der Stadt sieht es zwar ein wenig aus, wie in einem etwas moderneren Grünau, aber je weiter man der Stadtmitte entgegenkommt (und so weit kann die auf einer solch kleinen Insel gar nicht weg sein), desto weniger Beton und desto mehr Glas ist zu sehen. Allerdings ist auch genau dies eines der größten Mankos an Singapur - alles ist neu und frisch entstanden und ich bin immer wieder auf der Suche nach ein wenig Leben, etwas Ungeplantem oder
wenigstens einem übervollen Mülleimer, der aus der Reihe tanzt. Leider fehlen genau diese Anzeichen einer lebhaften Stadt. Alles ist geregelt und die Bevölkerung nimmt das auch ganz gerne an. Kaugummi sind in der Stadt generell verboten, in der U-Bahn darf nicht getrunken werden und überall in der Stadt sind gelbe Linien verteilt, an denen man doch bitte eine Schlange bilden soll. Und natürlich steht auch alles unter Strafe, was so unter Strafe stehen kann. Hab am vorletzten Wochenende mal eine Weile mitgezählt, wieviel Geld ich spare, nur weil man mich
nicht erwischt hat, wie ich einfach über die Strasse gehe oder in der U-Bahn doch mal einen Schluck Wasser zu mir genommen hab. Leider ging die Summe ziemlich schnell in die Höhe, so dass ich irgendwann die Übersicht verloren hab. Aber man kommt ganz locker auf mehrere tausend € ohne sich allzu sehr anzustrengen.
Die Singapuris scheint das aber alles nicht so sehr zu stören. Eine Regierung die einfach alles regelt, ist vermutlich gar nicht so schlecht, wenn es am Ende den Leuten gut geht. Offiziell ist Singapur zwar eine Demokratie, aber da seit 50 Jahren eigentlich nur eine Partei regiert und Opposition und Presse mitels strenger Zensur klein hält,
ist das eigentlich nur auf dem Papier gültig. Aber es beschwert sich anscheinend keiner (oder erfährt man nur nicht davon?). Man kann wohl in einem goldenen Käfig ganz gut leben, auf jeden Fall gut einkaufen. Nicht das hier der falsche Eindruck entsteht: Ich bin schon gerne hier und kann mir auch gut vorstellen hier eine Weile zu arbeiten. Aber zum leben gibt es definitiv schönere Plätze auf der Erde.
Deshalb haben Thomas (der ist immerhin schon fast doppelt so lang hier) und ich am Freitag abend spontan entschieden, eine kleine Reise nach Malaysia zu unternehmen. Das Ziel war Malacca, den geographisch bewanderten unter uns eventuell bekannt wegen der Straße von Malacca, eine Meeresenge zwischen Malaysia und Indonesien. Am Samstag morgen sind wir also zur Bushaltestelle getigert in der Hoffnung, dass noch ein Plätzchen frei ist. Haben auch tatsächlich nach einer Stunde Wartezeit einen Bus nehmen können und haben es uns ganz hinten bequem gemacht. Man kann übrigens auch einen der absoluten Luxusbuse buchen, der von aussen zwar aussieht wie ein ganz normaler Reisebus, innen aber nur 15 Stühle hat, dafür aber mit First-Class-Airline-Komfort. Haben wir dann aber nicht gemacht. Durchgesessene Polster und fettige Lederkopfstützen waren uns gut genug. Nach
kritischem Blick an der Grenze von Singapur und gelangweiltem an der malayischen, waren wir relativ schnell und unkompliziert im Hauptproduktionsland von Palmenöl. Nach 5 Stunden Fahrt zuerst an Palmen vorbei und dann an massig vielen kleinen Häusern und Hütten (ich konnte zwei Stunden lang nicht sagen, wo ein Ort anfängt, ein anderer aufhört oder ob es überhaupt ein Ort war). Und dann begann der Regen. Erst nur ein bisschen getröpfelt, dann immer mehr und schließlich hat es richtig kräftig geschüttet. Als wir unsere Entscheidung wegzufahren, gerade richtig bereut hatten, lichtete sich der Himmeln ein wenig, aber wir sind trotzdem im strömenden Regen angekommen. Sofort nachdem ich aus dem Bus ausgestiegen war, stürmten die Taxifahrer und Hostelvermittler auf mich zu, um ihre Dienste anzubieten, aber nach ein paar energischen Antworten hatte ich sie alle abgewehrt. Allerdings fehlte Thomas immernoch. Der stand immer noch hinten im Bus und warf seine Sachen von einer Seite auf die andere, während der Busfahrer wieder losfahren wollte - sein Portmonee (oder wie man in Bayern sagt: Geldbeutel) war weg. Ist anscheinend abhanden gekommen, als wir eingeschlafen sind. Nachdem es nirgendwo zu finden war und ich im Kopf schon die sofortige Weiterfahrt nach Kuala Lumpur zur Botschaft
gebucht hatte, sind wi ausgestiegen und siehe da, das Portmonee war im geheimen Geheimfach versteckt... Immerhin hat sich der Wettergott mit uns gefreut, denn just in diesem Moment hat auch der Regen aufgehört.
Malacca selber ist eine kleine, von verschiedensten Kulturen geprägte Stadt. Abwechselnd waren hier neben Indonesiern und Malayen, auch die Portugiesen, Briten und Holländer. Und genau diese Geschichte hat man der Stadt zum auch angesehen. Im Gegensatz zu Singapur hat man hier einen Eindruck erhalten wie die Menschen leben. Da gibt es kleine Dorfkneipen, in denen alte Männer am Tisch sitzen und über das Leben philosophieren, kleine dicke Jungs, die Tischtennis spielen und viele kleine Stände an denen die komischsten Sachen verkauft werden. Zum Beispiel plattgedrückte, getrocknete Enten - angeblich ganz lecker, aber mit Sicherheit nur auf einer chinesischen Zunge. Und so blöd es klingen mag: es lag endlich auch mal ein wenig Müll auf der Straße rum, ein paar Häuser waren halb eingestürzt und es gab ein paar alte, rostige Autos... Wir haben dann jede Menge Sehenswürdigkeiten abgeklappert und auch andere Backpacker getroffen, die die gleiche Lonely-Planet-Route abgelaufen sind. Abends haben wir dann auf dem Dorfmarkt das chinesische Neujahr mit eingeläutet und uns von den Straßenständen beeindrucken
lassen. Thomas' Magen hat dann leider rebelliert, so dass ich meinen MItternachtsspaziergang über den Kirchenberg und den dazugehörigen Friedhof leider alleine unternehmen musste. Bin glücklicherweise nicht spurlos verschwunden, denn ich denke es hätte ne ganze Weile gedauert, bevor mich jemand vermisst hätte und auf dem Friedhof hätte sicherlich auch keiner gesucht.
Die Nacht war kurz aber auch trotz durchgelegener Matratze ganz angenehm, jedoch hat die Benutzung des Klos ein wenig Überwindung und den nötigen Druck erfordert. Am nächsten Morgen musste ich dann leider schon wieder los, da ich ja pünktlich zum ersten offiziellen Frisbeespiel wieder in Singapur sein wollte. Rückreise wäre mit Sicherheit auch ganz angenehm verlaufen, wenn nicht ein paar chinesische Mitreisende jeden Zwischenhalt mindestens 10 Minuten überzogen hätten und anscheinend an der Grenze auch noch etwas ins Land schmuggeln wollten (ist ja generell kein Problem - aber man lässt sich doch nicht erwischen!!!), so dass die Fahrtzeit immer länger und mein Zeitplan immer enger wurden.
Zum Anpfiff des Spiels stand ich aber rechtzeitig und umgezogen auf der Linie und 90 Minuten, viel Dreck und unzähligen Schlammlachen später, haben wir das Spiel 13:11 zu unseren Gunst entschieden.
So, das soll's jetzt erstmal gewesen sein - ist sowieso schon viel
zu lang geworden.
Gruß,
Konstantin
PS: Und was hat Kleinkonsti in den letzten zwei Wochen für's Leben gelernt? - Nicht alles was von weitem gut aussieht, ist von nahem eine Frau!
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