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Published: September 12th 2010
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Seit ein paar Tagen kann man in Malaysia wieder etwas sehen, was im vergangenen Monat undenkbar war: Muslime beim beim Mittagessen. Am Freitag ging der moslemische Fastenmonat Ramadan zu Ende. Während dieser Zeit durften Muslime von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang weder essen noch trinken. Ausnahmen gibt es für Kinder, Kranke, Schwangere, etc. Dass, das ganze auch durchgehalten wird, wird von der Religionspolizei kontrolliert. Die meisten Malaien sind allerdings sehr gläubig und würden auch ohne diese niemals auf den Gedanken kommen, das Gebot Allahs zu brechen.
Nicht-Muslime wie Chinesen, Hindus und westliche Touristen dürfen natürlich auch weiterhin tagsüber essen und trinken, sollten aber in stark moslemisch geprägten Gebieten Zurückhaltung üben. Als Tourist braucht sich jedenfalls keine Sorgen zu machen, dass man verhungern müsste. Tagsüber haben zahlreiche chinesische Restaurants geöffnet und die Chinesen schlemmen wie eh und je. Auch einige indische Restaurants haben auf (nicht alle, da es auch moslemische Inder gibt) und natürlich solche Restaurants, deren Zielgruppe überwiegend Touristen sind.
Am späten Nachmittag öffnen dann die Ramadanmärkte. Auf diesen werden diverse Essens-Spezialitäten verkauft, die man oft nur zu dieser Zeit oder nur in einer anderen Region bekommt, da viele Verkäuferinnen keine Profi-Köche, sondern Hausfrauen sind, die ihre eigenen Rezepte kochen. Da die Märkte vor dem Ende des Fastens öffnen, werden die Speisen zum Mitnehmen verpackt und mit nach Hause genommen, wo sie dann zum allabendlichen Festmahl mit der Familie verspeist werden. Auf den Märkten kann man sich sein Abendessen nach Lust und Laune selbst zusammen stellen.
Mit einer Gruppe von Couchsurfern habe ich das ebenfalls ausgenutzt. Nach einem Rundgang durch das alte Zentrum, kauften wir auf dem Markt diverse Gerichte ein: Murtabak, ein gefülltes, pfannenkuchenähnliches, indisches Brot, Nasi Kerabu (blauer Reis mit frischen Kräutern und Bohnensprossen), Rindfleisch Rendang (eine Art Curry-Gericht mit gehacktem Rindfleisch), Popiah (eine besondere Art von Frühlingsrollen) und noch einiges mehr. Gegessen wurde dann auf einem Foodcourt, einer Art Zusammenschluss von Straßenrestaurants unter einem Dach. Solche Foodcourts gibt es häufig in Malaysia, auch in Shopping Malls. Es ist meist kein Problem, eigenes Essen dorthin mitzubringen.
Direkt im Anschluss an den Ramadan findet dann das mehrtägige Fest des Fastenbrechens, Idu'l-Fiṭr (andere Schreibweise: Eid ul Fitr) statt, auf malaiisch Hari Raya Puasa, in Deutschland auch nach der türkischen Bezeichnung als "Zuckerfest" bekannt. Das Fest ist ein großes Familienfest und in etwa vergleichbar mit Weihnachten (in seiner gesellschaftlichen Bedeutung, nicht theologisch). In Malaysia gibt es hierbei die Tradition des "offenen Hauses", bei dem man sein Ha us öffnet, nicht nur für die Familie, sondern auch für Freunde und deren Freunde, so dass alle an einem gemeinsamen Mahl teilnehmen können. Jasmin, eine der aktiven CS-Mitglieder in KL, hatte einen Freund, der am 2. Tag von Hari Raya Puasa sein Haus öffnete. Da mich Jasmin bereits durch das vorherige Treffen kannte, kam ich so ebenfalls an eine Einladung. Wie es sich herausstellte, handelte es sich bei unserem Gastgeber um einen malaysischen Promi, und zwar um keinen geringeren als Dato "Dale" Mahadzir Lokman!
Ihr kennt den nicht? Macht nichts, ich kannte ihn nämlich auch nicht. Er ist TV-Moderator und "VIP/Promi-MC". Ich bin mir auch nicht sicher, welcher Promikategorie er angehört, aber er hatte eine recht ansehnliche Sammlung von Fotos internationaler Stars, teilweise mit ihm selbst auf dem Bild und persönlicher Widmung. Er kennt bzw. kannte unter anderem persönlich Pavarotti, Enrice Iglesias und den Bollywood-Star Shahrukh Khan. Auch ist er immerhin ein Dato, das ist ein Ehrentitel, der von einem Sultan verliehen wird. Außerdem erhielt er von der französischen Regierung den Orden Les Palmes Academiques für seine Verdienste um die Verbreitung der französischen Sprache im Ausland. Französisch ist in Malaysia nicht gerade weit verbreitet.
Auf dem Empfang waren allerdings keine internationalen Stars, wenn auch die ein oder andere malaysische Berühmtheit dabei gewesen sein mag. Dennoch war es ein große Fest und das Essen war einmalig. Die Mahlzeit fand im Freien unter Pavillons (mit Ventilatoren an der Decke) statt und die Dienerschaft war so schnell, dass das Geschirr weg war, sobald der letzte Krümel gegessen war. Ich habe so viel gegessen, wie ich nur konnte, alles andere wäre nämlich unhöflich gewesen. Es gab zwei Hauptgerichte,die man sich selbst zusammenstellen konnte, indem man die Beilagen der Reihe nach auf den Teller gab: Ein Currygericht und eine Art Fusionsgericht mit Spaghetti und Johor-Laksa. Dazu gab es eine große Auswahl an kleinen Kuchenstücken, Plätzchen und Obst zum Nachtisch.
Dato Dale hatte natürlich nicht so viel Zeit für uns, da er noch andere Gäste hatte, dennoch zeigte er uns auch das Innere des Hauses, das vergleichsweise klein, aber recht luxuriös war. Ich habe mich zunächst nicht getraut, mich auf die Stühle zu setzen, da ich diese Art Stühle bisher nur aus dem Museum kannte, wo ein Schild "Bitte nicht setzen" darauf stand. Ein riesiges Aquarium in der Mitte des Raums enthielt einen fst genauso großen Fisch, vermutlich den
Asiatischen Gabelbart, einen der teuersten Aquarienfische, die es gibt. Ein Exemplar kann mehrere tausend US-Dollar kosten. Die Tiere sind in der Natur bedroht, können aber in Gefangenschaft gezüchtet werden. Die winzigen Goldfische im Becken waren vermutlich seine Nahrung.
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