Das verlorene Paradies


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Asia » India » Goa
November 10th 2015
Published: November 10th 2015
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Altes portugisisches Viertel in Panaji
Goa, die ehemalige portugisische Kolonie an der Westküste Indiens, empfängt seine Besucher heute noch mit einem eigentümlichen Mix beider Kulturen. Bei der Ankunft in Panaji, Indiens kleinster Landeshauptstadt (verschlafene 50.000 Einwohner anstatt Millionen) fühlte ich mich zeitweise wie in einer mediterranen Kleinstadt. Die Häuser sind teils im südeuropäischen Stil erbaut, die Menschen sind entspannt, nachmittags werden die Läden dicht gemacht und Siesta gehalten und sogar das Verkehrsgewühl erschien lockerer als sonstwo. Zusätzlich zu Hindutempeln und Blumengirlanden sieht man überall Kirchen, Klosterschulen und Marienfiguren. Auch kulinarisch gabs viel zu entdecken, denn der Ort strotzt nur so vor Restaurants und Lokalen. Die heimischen Gerichte, zetbe Hühnchen Cafreal, Vindaloo und Garnelencurry, zählen für mich zu den Besten Indiens. Danach noch ein Kings Beer oder einen Feni-Rum, und die Urlaubstimmung war perfekt. Ja, an diesem Ort läßt es sich eine Weile aushalten!



Mein nächstes Ziel war der Norden Goas mit seinen berühmt-berüchtigten Partystränden und Vollmondpartys, seinem klitzekleinen Drogenproblem und seinen sagenhaft korrupten Polizisten. Wo einst die Hippies ursprüngliche Strände vorfanden reihen sich heute Clubs und Strandbars unterschiedlicher Qualität und Lautstärke aneinander, wummert die Musik ohne große Unterbrechungen aus den Lautsprechern und ist ein Mix aus in- und ausländischem Partyvolk versammelt. Ich hielt
Flohmarkt in AnjunaFlohmarkt in AnjunaFlohmarkt in Anjuna

We love the pope...
dies alles für gute Gründe mich an einem der Strände abseits davon niederzulassen – man ist ja nicht sein eigener Feind 😉 Das dortige Hostel war wie eine nie endende Hausparty sprich perfekt. Ein tägliches kommen und gehen interessanter Leute aus aller Welt, gemeinsames Chillen in den großzügig angelegten Gemeinschaftsbereichen und an den naheliegenden Stränden, unterbrochen von beliebig vielen Clubbesuchen – oder auch nicht. Das die Clubs eine kurze Taxi-/Motorradfahrt entfernt lagen, stellte sich dabei als absoluter Vorteil im Sinne der Wahlfreiheit heraus. Auch für Ausflüge die Küste entlang, auf der Suche nach den letzten Aussteigerenklaven oder zu den wöchentlichen Flohmärkten erwies es sich als solide Basis. Und auch das diese Ausflüge begleitende Katz-und-Maus-Spiel mit der Goan Traffic Police war dabei immer wieder spannend (ein Spiel, an dem sich jeder beteiligt, unabhängig davon, ob es tatsächlich etwas zu verbergen gibt – die für angehaltene Touris obligatorischen und teils sehr kreativ erfundenen „Strafen“ kann man auch besser investieren 😊 )



Hier in Goa habe ich nun schlußendlich meine anfänglichen Bedenken bezüglich des indischen Straßenverkehrs und seiner nichtvorhandenen Regeln verloren und mir ein Motorrad ausgeliehen – eine Royal Enfield Bullet. Dieses typisch indische und sehr antik aussehende Motorrad reizte mich schon seitdem ich meinen Indientrip begonnen habe. Das Fahren in Indien stellte sich als einfacher als gedacht heraus - überall durch- und vordrängeln, Kühe haben immer Vorrang (und sind in rauhen Mengen auf den Straßen unterwegs), nach Möglichkeit nicht vergessen, daß hier Linksverkehr herrscht (was ohnehin zum Teil ignoriert wird) und ganz wichtig: alles und jeden anhupen. Den Vertrauensgrundsatz gibt es auch hier, denn man kann sich darauf verlassen, daß jeder fährt, wie er will und dabei weder links noch rechts schaut. Da ich nach wie vor nicht an die Wiedergeburt glaube, war mein Fahrstil eine Spur defensiver als der der Inder – aber für europäische Verhältnisse immer noch kriminell 8)



Bevor ich meine nächste Reiseetappe ins Landesinnere beginne, bin ich nun für das Diwali-Fest nach Panaji zurückgekehrt. Diwali, das Fest des Lichts, ist für Hindus grob gesagt soetwas wie Weihnachten/Silvester. Es wird zwar in ganz Indien und darüber hinaus gefeiert, es gibt dabei aber viele regionale Unterschiede. Allen gemeinsam scheint, daß es in erster Linie ein Familienfest ist und das alle Häuser mit Lichterketten, Papierlaternen und Öllichtern geschmückt werden. In Goa etwa werden in der Nacht vor Diwali riesige Dämonenfiguren errichtet und ausgestellt. Hier in Panaji gab es um Mitternacht im Rahmen eines Wettbewerbes eine Parade besonders eindrucksvoller, teils beweglicher, Exemplare aus allen Teilen Goas. Diese fand natürlich am Hauptplatz zu Füßen der Kathedrale der unbefleckten Empfängnis statt – nur einer der vielen aberwitzigen Widersprüche dieses Landes. Der Höhepunkt dieser Nacht fand kurz vor Sonnenaufgang statt, als überall in der Stadt (und vermutlich Goa) inmitten von lautem Knallkörpergetöse all diese kunstvollen Figuren mitten auf der Straße niedergebrannt wurden. Indien, wie es leibt und lebt 😊

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