Weltwärts in Malawi - Fsj am LLWC


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September 19th 2010
Published: September 19th 2010
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Die Woche im Ded Haus



Den nächsten Morgen wachte ich gegen sieben auf und fühlte mich total zerknittert und wenig erholt. - wir hatten uns nicht getraut im Dunkeln die Betten zu besteigen und die Moskitonetze unter die Matratze zu stopfen und daher das Licht angelassen. Um nicht mit Armen oder Beinen an das Netz zu stoßen und damit einen Mückenstich zu riskieren, musste ich im Schlaf wohl eine äußerst unnatürliche Position eingenommen haben, die bei mir morgendliche Rückenschmerzen und Unwohlsein zur Folge hatte.

Als ich aufwachte, bemerkte ich einige Unruhe auf dem Gang. Offenbar hatte es um halb sieben an der Tür geklopft, so lange bis einige aufwachten. Es stellte sich heraus, dass wir, -gewissenhaft wie wir waren sowohl im Wohnzimmer, als auch in der Küche für die Nacht die Metallgitter von innen vor die Tür gemacht und damit Queen, die malawische Haushälterin ausgesperrt. Kaum hatte sie das Haus betreten, fing sie auch schon an zu fegen, zu wischen und aufzuräumen. Sie nahm mir ein ums andere Mal Geschirr aus der Hand, dass ich eben schnell wieder abspülen und wegräumen wollte, um dies selbst zu tun. Obwohl wir dankbar waren, für ihre Dienste, fanden wir es eigentlich unangenehm uns so sehr von dieser Dame hinterher räumen zu lassen

Nach dieser ersten morgendlichen Aufregung machten mich die kalte Dusche - ich hatte mich vorher vergewissert den Boiler eingeschaltet zu haben - und der handgefilterte malawische Kaffee, sowie die frische Morgenluft im Handumdrehen wieder munter.
Nach einigen dick mit Erdnussbutter und Physalismarmelade bestrichenen Toasts fühlte ich mich bereit für die erste Unterrichtsstunde Chichewa.

Sai, unser Lehrer kam pünktlich um halb neun und teilte uns mit einem sympathischen, breit strahlend weißen Lächeln mit, dass wir heute ohne Bücher zurecht kommen müssten, er sich aber alle Mühe geben werde alles übersichtlich auf seiner Flipchart darzustellen.
So war es auch und Frohen Mutes gingen wir ans Werk. Als Sai dreieinhalb Stunden später sich mit einem lächelnden „Tionana mawa“ verabschiedete, wussten wir vor lauter rauchenden Köpfen nicht mehr, wie wir gerade laufen sollten, und ob wir ihn am nächsten Morgen überhaupt sehen wollten oder ob wir uns nicht mindestens eine Woche Ruhepause gönnen müssten, um das gelernte zu verarbeiten. Wir hatten den ganzen Morgen über sämtliche Anreden und Begrüßungsformeln, und sonstige Redewendungen, die diese Sprache hergibt, in unsere Gehirne einzuflößen versucht, hatten alles auswendig gelernt, zigmal geübt und wieder vergessen. Unsere Erschöpfung zur Mittagszeit ist demnach verständlich…

Zur Erholung gönnte ich mir erst einmal einen kräftigen Schluck aus dem aus Plastikeimern selbstgebauten Wasserfilter in der Küche. Ich beschloss mir für meine eigene Wohnung auch so einen zu basteln…

Im Laufe der Zeit stellte sich eine gewisse Routine ein. Die folgenden Tage begannen alle auf diese oder ähnliche Weise. Am Montag traf die zweite Gruppe Freiwilliger ein. Von da an war die morgendliche Warteschlange vor den beiden Badezimmern quasi zwingender Bestandteil eines gelungenen Vormittags, genau wie der Unmut über die weich-nährstoffarme Qualität des Weißbrottoasts.

Die Tage nutzten wir um große Fortschritte bei unserem Chichewa zu machen. Mittlerweile waren wir - in der Theorie zumindest - in der Lage auf dem Markt nach Preisen zu fragen und um einen Preisnachlass zu bitten. Nichtsdestoweniger zahlten wir für eine Portion Gurken etwa das doppelte des Normalpreises worauf wir von Anja mit einem Schmunzeln darauf hingewiesen wurden, dass dies zu den normalen Erfahrungen am Anfang gehöre.

Wir schlossen Bekanntschaft mit einigen benachbarten Kioskbesitzern, die durch Löcher in den Mauern ihrer Grundstücke ein paar Lebensmittel, Eier Süßigkeiten und andere Dinge des Täglichen Bedarfs zu moderaten Preisen anboten.

Die Tage über hatten wir diverse Seminareinheiten zu Kultur und Länderkunde und über verschiedene andere Dinge, die uns auf die Zeit in unserer igenen Wohnung und auf der Arbeit und im Umgang mit den Malawirn vorbereiten sollte.

Großer Unmut kam auf, darüber dass das Programm immer Mittagessen in einem der vielen Restaurants in Lilongwe vorsah, und daher uns die k30000 Verpflegungsgeld durch die Finger rutschten, wie Wasser.

Noch größeren Unmut gab es beim gemütlichen abendlichen Bier, das dank Hundertjahrevertrag noch für die nächten sechzig Jahre in Malawi nur von Carlsberg produziert werden darf.

Am meisten jedoch ärgerten wir uns über die wechselhafte Qualität des Internets, die einerseits von der Anzahl der Nutzer, andererseits aber auch von diversen unbestimmten Faktoren abhing, und das Schreiben von Mails, das surfen und auch das Chatten und Skypen zu einem wahren Abenteuer machte. Hinzu kamen etliche Stromausfälle, die zusätzlich die Nutzung der Medien erschwerte.

Aber dennoch genoßen wir die Zeit in der Großen Gruppe zu sein, noch frei von den Sorgen des malawischen Alltags.

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