DIE Reise. Teil I.


Advertisement
South America
July 23rd 2009
Published: August 19th 2009
Edit Blog Post

Hier ist er nun. Der GROSSE Reisebericht.

Alles begann mit dem Plan zweier meiner Freunde, Christoph und Marcel namentlich, die sich in den Kopf gesetzt hatten, hier in Suedamerika aufzukreuzen und mit mir das Land unsicher zu machen.
Da ich auch ganz scharf aufs Reisen war (bis dato hatte ich ja noch nicht viel von Peru gesehen..), stand dem Plan bis auf die Erlaubnis meines Rektors nichts mehr im Wege. Diese gab er mir bereitwillig, im Grunde kann ich in dieser Schule ohnehin machen was ich will. Solange ich es gut mache.

Meine kleinen Engelchen waren zwar alles andere als begeistert, aber liessen mich dann schliesslich doch in Richtung LIMA ziehen. Dort landeten meine zwei Liebsten, am 25. & nicht am 26., wie ich vermutet hatte. Waere ich einfach nicht dagewesen. Huch.

Noch in derselben Nacht (nach einer ziemlich rasanten Fahrt durch die Hauptstadt, die wohl schonmal einen guten Eindruck hinterlassen haben durfte.. "Mein Gott, was ist das? Der faehrt ja wie eine gesengte Sau!"..) nahmen wir einen Bus CAMA *bling* (ihr koennt euch unsere Reisebusse ohnehin nicht vorstellen. Das ist LUXUS!) Richtung AYACUCHO.
Meine Heimatstadt begruesste uns mit einem strahlenden Sonnenaufgang, der das Bergpanorama und die Stadt zum Schimmern brachte. Genauso hatte ich Ayacucho 10 Monate vorher kennengelernt.

Marcel war von meiner Mutter mit Geschenken ueberhaeuft worden, die er mir zu ueberbringen hatte. Mamas selbstgemachte Erdbeermarmelade. Oh. <3 Und auch Tomatentuetensueppchen fuer die Tasse, Fertiggerichte und und und. Als ob ich hier verhungern wuerde. Trotzdem danke, Mama. 😊 (Oder sind das nur Tricks, um mich wieder nach Deutschland zu locken? Hm?)

Bis Mittag konnten wir nichts anderes als Ausruhen machen. Schliesslich assen wir zu Mittag (leckeres Puca Picante) und besuchten danach das Muesum der Erinnerung. Dieses Museum gedachte den Opfern des legaendaeren Sendero Luminoso ("erleuchteter Weg", Terrororganisation in und um Ayacucho in den 80/90er Jahren), aber auch denen der Polizei. Die Zahlen verteilen sich auf beiden Seiten aehnlich, sicher ist nur, dass insgesamt an die 70.000 Menschen unter den weltfremden Vorstellungen Guzmans ihr Leben liessen.

Ein Abendessen in einem Pastarestaurant, ein paar Bierchen in meinem Zimmer und anregende Gespraeche ueber Bekannte, Freunde und nicht ganz so geschaetzte Leute beendeten den ersten Tag von Christoph und Marcel in meinem Land.
Wir gingen recht frueh schlafen, denn am naechsten Morgen hiess es um fuenf Uhr aufstehen (nicht das letzte Mal auf dieser Reise... -.-"), um den Bus nach CUSCO zu nehmen.

Das erste Etappenziel war aber ANDAHUAYLAS, ein kleines Andenstaedtchen. Da wir ueber Tag fuhren, hatten wir die Moeglichkeit, die wahsinnig schoene und abwechslungsreiche Landschaft zu bestaunen. Mein Reisefuehrer sagt, dass der Streckenabschnitt AYACUCHO - CUSCO einer der schoensten Perus sein solle und ich kann das nur 3mal unterstreichen.
Durch in das Morgensonnenlicht gebadete weite Weiden und Felder, schliesslich durch eine kahle nebelumhangene Steppe, wo es ausser grauem Gras und Felsen nichts gab bis hin zu Taelern, die so dunkelgruen und frisch dortlagen, erstaunte uns die Gegend bis zu unserem ersten Zwischenstopp in einem kleinen Dorf, wo wir ein saettigendes Mittagessen serviert bekamen. Danach ging nochmal ein krasser Bruch durch das Bild. Ockergelbe, weite Flaechen, die von gruenen Feldern und Baeumen durchzogen wurde, erstreckten sich in der Mittagshitze bis zu den schuetzenden Auslauefern der Anden. Bei weiterem Fall der Strasse kam immer mehr Gruen in Sicht. Bananenstauden, pink - und rotbluehende Blumen.. es war einfach.. schoen. 😊

Irgendwann aber naehrte sich unsere Reise dem Ende und wir kamen in ANDAHUAYLAS an. Dort gab es ausser einer kleinen Kakerlake und einem kraeftigen Abendessen nicht viel zu erleben und wir waren froh, als wir endlich dann
Frauen in einem Dorf.Frauen in einem Dorf.Frauen in einem Dorf.

Auf dem Weg nach Andahuaylas.
in Richtung CUSCO aufbrachen. Die Fahrt verlief fuer uns schlafend, war ja eh dunkel.

Noch mitten in der Nacht kamen wir an. Wir hatten den Nabel der (alten) Welt erreicht.
Irgendeine Frau, deren Aufgabe es offensichtlich war, "gringos" in ihr Hostal zu schleppen, hatte schliesslich Erfolg bei uns und so bezogen wir ein nicht wirklich schoenes Zimmer, das aber den Vorteil hatte, direkt im Zentrum zu liegen.

Marcel und Christoph waren unglaublich "begeistert" von unserem Bad. "Das hat nichtmal 'nen Duschvorhang! IMMER ist alles NASS!".. aber ich habe mich an solche Zustaende ja bereits gewoehnt.. Immerhin war das Wasser warm!

Cusco selbst emfing uns am naechsten Morgen (eigentlich wars eher schon Mittag) mit Sonnenschein und einer leichten Brise. Die Plaza hielt, was sie auf Hochglanzfotos verspricht: Die zwei gewaltigen Kirchen (wovon aber nur die eine Kathedrale spielen darf) und die breiten Arcaden umschlossen das Gruen des Hauptplatzes. Das Banner Cuscos (das zugegebenermassen ziemlich kindisch wirkt. Wie ein Regenbogenbanner auf einem Kindergeburtstag) flatterte im lauen Wind vor dem rauen Andenpanorama. Ansonsten fielen die Touristen auf. Es waren 1000ende. Eine ganze Invasion. Im Centrum selbst haben wir nur sehr wenige Peruaner gesehen, waehrend sich weiter ausserhalb laengst die typischen Elendsguertel aller groesseren Staedte Perus gebildet hatten (zu beobachten, als wir zum MP fuhren).

Wir waren aber natuerlich im Centro. Die Restaurants ueberboten sich selbst mit wuchtigen Preisen (und wir bekamen SILBERbesteck!!), an jeder Ecke wollte man uns zu Touren ueberreden (MP, Wasserraftig etc. ) und alle sprachen Englisch. Cusco an sich mochte ja ganz schoen sein.. aber das gefiel mir nicht wirklich. Alles wirkte wie eine den Touristen zuliebe aufgesetzte Maske, die man abends muede abnahm.

Das war uns zunaechst aber noch recht egal. Begeistert suchten wir in der Strasse Hatunrumiyoc den 12eckigen Stein. Natuerlich an falscher Stelle, vielleicht haetten wir zuerst schauen sollen, wo die ganzen Japaner standen.

Spaeter stand fuer uns noch Kultur auf dem Plan. Wir besuchten das Museum der praekolumbischen Kunst (das MAP, Mueseo del Arte Precolumbio) mitten in Cusco, in das sich aber keine weiteren Touristen verirrt hatten. Zahlreiche Gefaesse und Schnitzereien aus den Zeiten vor den Inka (z.B. der Chankos) waren umfangreich beschrieben ausgestellt worden und erweiterten unser Wissen um die Kulturen dieser Welt innerhalb von zwei Stunden.

Wo wir schon Perus Kultur kennenlernten, beschlossen wir dies zu vertiefen: Wir gingen Pisco Sour trinken.
Dadurch, dass ich Spanisch spreche und in Ayacucho lebe, bekamen wir einen Sonderpreis und ein nettes Gespraech mit dem Barinhaber oben drauf.

Anschliessend fielen wir auch schon in unsere Betten. Die Machu Picchu-Tour sollte am naechsten Tag starten, frueh morgens um 6. Ausruhen war also sicher nicht die schlechteste Idee.

Als wir allerdings am naechsten Morgen mit unseren Sachen und hochmotiviert im Eingangsbereich unseres Hotels sassen, musste unser Guide uns mitteilen, dass aufgrund des nationalen Streiks kein direkter Zugverkehr von Cusco nach MP bestand. Aber im Land der Wunder gibt es IMMER eine Loesung.

Unser Guide bot uns schliesslich an, mit dem Auto bis zur Hydroelektrischen Station zu fahren, von wo aus der Zugverkehr fortgesetzt wurde. Natuerlich gingen wir darauf ein, so hatten wir schliesslich auch noch die Moeglichkeit, am naechsten Morgen direkt zum MP zu kraxeln und den Sonnenaufgang zu beobachten.

Der Weg schlaengelte sich durch das Tal des Urumbambaflusses (Valle Sagrado de los Incas.. heiliges Incatal) bis hin zu den Gipfeln verschiedener eisbedeckter Berge, um danach direkt in einen Berg/Regenwald abzufallen. Dort fuhr uns der klapprige Zug (vor und zurueck, vor und zurueck) dann nach Aguas Calientes, dem letzten Ort vor MP.

Aguas Calientes (Heisse Wasser) heisst nicht umsonst so. Mit Begeisterung stuerzten wir uns nach einem Tag, der nur mit Sitzen und Staunen (und tuscheln ueber diesen irrwitzigen Franzosen, der die ganze Zeit vor sich hergrummelte und offensichtlich weder Englisch noch Spanisch sprach) ausgefuellt war, in die heissen Thermalbaeder.. das heisse Wasser, das teilweise verdaechtig unangenehm roch ("Das ist das kleine Kind da vorne! Das hat bestimmt ins Becken gepinkelt!"), tat uns wirklich gut. Nach einem nicht ganz so leckerem Abendessen gingen wir auch recht frueh schlafen, denn unser Plan bestand darin, bereits um 4 Uhr morgens startklar zu sein. Den Weg nach Machu Picchu wuerden wir wandern! Nicht wie die ganzen Luschis den Bus benutzen (der angeblich erst zum 7 fuhr)!

Als wir jedoch um 4 morgens mit Augen so klein wie Stecknadelkoepfen und Augenringen so gross wie Untertassen vor unserem Hotel in der Kaelte standen, wurde uns bewusst, dass wir nicht die einzigen waren, die sich zu einer Urzeit, in der der Durchschnittsperuaner aufsteht und der Durschnittsdeutsche noch schlummert, einen gut 1.5 km langen Weg, der sich aber immer nur steiler und steiler hinaufschlaengelt, zu bezwingen. Eine Einwohnerin verkaufte noch in Aguas Calientes Kaffee und hielt uns damit am Leben.

Nach gut 500 m fing das grosse Keuchen an. Obwohl es eine Strasse gibt (die sich in Serpentinen nach oben schlaengelt), gibt es auch sehr steile und sehr unwegsame Treppen. Natuerlich ist man dann aber schneller. Die meisten Wanderer hatten irgendwann die Schnauze voll von den Stufen und gingen die sandige Strasse entlang. Marcel, Christoph und ich erklimmten allerdings noch ein paar mehr dieser Stufen mitten im Urwald, was uns fast einen Herzinfarkt einbrachte.

Doch um 6 Uhr waren wir wie geplant da und ruckzuck auch drin. (Der Bus kam zur selben Zeit an. Toll.)
Und da lag sie dann: Die Festung. Der Berg. Es war alles da. Es sah genauso aus wie auf diesen Fotos , die ich noch 1 1/2 Jahre zuvor im Spanischunterricht bewundert hatte.

Als dann die Sonne aufging, verstanden wir, warum Machu Picchu als magisch gilt. Dieser Augenblick ist einfach unbeschreibbar, also versuch ichs auch garnicht erst.

Waynapicchu liessen wir dankbar ausfallen, noch einen solchen Hoellenaufmarsch à la Aguas Calientes -MP haetten wir nicht ueberlebt. Und so liessen wir die Seele im Sonnenschein auf den gruenen Wiesen Machu Picchus baumeln und genossen einfach nur, an diesem Ort zu sein.
Unser Versuch, die Ruinenstadt selbst mithilfe
La bandera peruana.La bandera peruana.La bandera peruana.

(und die cusquenñische)
unseres Reisefuehrers zu erkunden, scheiterte im Absoluten. Unser erfahrener, einheimischer Fuehrer zeigte uns schliesslich Winkel und Ecken, die wir garnicht bewusst wahrgenommen hatten.

Um 11 trieb uns unser Guide schliesslich wie eine Schafherde zusammen und teilte uns mit, dass wir um spaestens 12 alle an der Zugstation sein mussten. Kein Problem mit dem Bus, so dachten wir uns das.
(Vorher hatten wir noch Glueck und uns lief ein Lama direkt vor dem Blick auf MP vor die Linse. Kultiger geht nicht! =D )

Beim Anblick der saftigen Preise ($ 7 fuer die einfach Fahrt. Das sind 21 Soles. Das sind 4 Mittagessen.) verging uns allerdings die Lust auf den Bus und wir zuckelten die ganzen Stufen nocheinmal talwaerts herab. Unten zitterten unsere Beine wie Espenlaub und mein Herz hat die zulaessige Schlaggeschwindigkeit vermutlich ums Doppelte erhoehen muessen. Trotzdem bekamen wir den Zug noch.
(Im Gegensatz zu unserem tattrigen Franzosen.).

Die Fahrt nach Cusco verlief ruhig und ohne irgendwelche Emotionen. Wir waren alle viel zu geschafft.
Deswegen schliefen wir auch noch eine Nacht in dieser Bruchhuette, die wir die Tage zuvor "Zuhause" genannt hatten und machten uns erst am naechsten Morgen auf zum naechsten grossen Ziel: PUNO.
Lamakoepfe.Lamakoepfe.Lamakoepfe.

Trinkgefaesse im MAP.


*Fortsetzung folgt*










Additional photos below
Photos: 16, Displayed: 16


Advertisement

MILKA!MILKA!
MILKA!

300 gr Glueck. Leider zu teuer (5 Euro).


20th August 2009

Du hast vergessen hervorzuheben, dass die Talabwärtsstrecke in ca. 50min bewältigt werden musste, während wir auf dem hinweg fast 2Std gebraucht hatten;). Und es war auch nicht kühle Nacht, sondern brütende Mittagshitze! Aber durch die Anstrengung hab' ich wenigstens das Fieber ausgeschwitzt, das mich in den Nacht ergriffen hat^^ Aber der MP war echt meeegaa toll!:) [Die Schokolade hätten wir uns übrigens doch kaufen sollen...-.-]
20th August 2009

Ich habs ja gesagt! Aber auf mich wollte niemand hoeren. :( Aber die Reise war wirklich schoen, auch ohne Milka. ;)

Tot: 0.107s; Tpl: 0.012s; cc: 7; qc: 45; dbt: 0.0544s; 1; m:domysql w:travelblog (10.17.0.13); sld: 1; ; mem: 1.1mb