T&T&F - Blanchisseuse


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Published: January 11th 2010
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Mittwoch, 25. November / Das Bild ist anders. Es regnet nicht, der Himmel ist strahlend blau. Schon um 0700 grummelt der gelbe Planet grimmig. Um 0930 brüllt er wütend vom Himmel herunter. PoS wird dadurch nicht schöner, aber wegen dieses Wetters sind wir hierher gekommen.

Um 1030 werden wir abgeholt. Horace, unser nächster Gastgeber, hat uns einen Fahrer geschickt, weil sein Auto kaputt ist. Wie sich später noch zeigen wird, macht Horace einiges für seine Gäste möglich. Es geht über die Berge der Northern Range (die ziemlich hoch sind) in engen Kurven an die Nordküste. Maracas Bay, den ersten karibischen Traumstrand, lassen wir links liegen und fahren weiter nach Osten. Die Straße wird zeitweise zu einem schlechten geteerten Feldweg. Überwiegend ist sie aber gut zu befahren. Blanchisseuse, unser Ziel, ist ein Dorf, das sich über einige Kilometer an der Nordküste entlang zieht. Anders als PoS verströmt es wirklich karibischen Charme. Die Häuser sind teils gepflegt, teils in einem erbärmlichen Zustand, jedenfalls bunt. Hühner und Hunde laufen auf der Straße herum. Einige Einwohner sitzen vor ihren Häusern oder werkeln daran herum. Man spürt deutlich, dass Zeit kein knappes Gut ist.

Das Almond Brook ist ein einfaches Gasthaus mit sensationeller Lage. Von der Terrasse der oberen Zimmer hat man einen schönen Blick auf das Meer und das Dorfleben. Wir genießen die Aussicht bei einem Carib, wollen dann aber an den Strand, der fünf bis zehn Minuten entfernt liegt. Als wir ihn erreichen sind wir geblendet. Der Marianne Beach ist ein Traum: einige Hundert Meter lang, mit Palmen bestanden und schöner Brandung. Der Sand ist kein weißes Puder, sondern beige und al dente. Am entfernten Ende des Strandes fließt der Marianne River ins Meer und bildet eine kleine Lagune. Hin wieder patroullieren ein Trupp Fregattvögel oder ein einzelner Pelikan die Brandungslinie. Der Strand ist atemberaubend schön und wir haben ihn an diesem Nachmittag ganz für uns alleine! Hier ist niemand, keiner! Unfassbar.

Das Abendessen nehmen wir bei Gottfried ein, einem Deutschen der seit vielen Jahren hier lebt. Er betreibt das Laguna Mar Beach Ressort. Neben Zimmern bietet das Laguna Mar das einzige Restaurant in Blanchisseuse. Es stehen Deutschlandfähnchen auf den Tischen, später läuft auch Volksmusik. Zu Anfang sind wir unsicher, ob das eher witzig oder unheimlich ist. Wie sich im Laufe der folgenden Tage und nach einigen sehr interessanten Gesprächen mit Gottfried zeigt, ist es witzig. Das Essen schmeckt übrigens auch gut.

Donnerstag, 26. November / Die erste Nacht in Blanchisseuse ist anstrengend. Wir schlafen schlecht. Moskitos, Hundegebell, das Rauschen der Brandung und die Tatsache in einem für jedermann zugänglichen Zimmer zu liegen, erfordern von dem stadtbewohnenden, büroarbeitenden Europäer Eingewöhnung. Dafür ist der Tag um so schöner. Wir mieten uns am Vormittag zwei Kayaks und paddeln den schönen Marianne River hinauf. Der Fluss schlängelt sich sanft durch den tropischen Wald (ist es ein Regenwald?). Das Wasser ist glasklar und kühl. Immer wieder müssen wir uns durch Bambusdickicht kämpfen. Nach einer Sandbank liegen allerdings Bäume im Wasser, so dass wir nicht weiter kommen. Also rasten wir, plantschen ein bisschen im Fluss und paddeln anschließend gemächlich zurück.

Den Nachmittag verbringen wir wieder am Strand und springen in den Wellen. Zu diesem Zeitpunkten führten wir bereits mehrere Diskussionen über die Gefahren durch herabfallende Kokosnüsse. Auf Ullis Wunsch wurde auch die Strandmatte mehrfach verschoben. Nicht ganz zu Unrecht, wie sich herausstellt. Im Laufe unseres Sonnenbades schlägt nämlich eine Kokosnuss keine drei Meter neben uns mit dumpfen Knall in den Sand ein. Die Palme, von der sie fiel, ist sicher sechs, eher acht Meter hoch. Die Nuss hatte also einen recht langen Beschleunigungsstreifen.

Mit heiler Haut davon gekommen lassen wir uns abends von Horace‘ Nachbarn Gregory bekochen. Er betreibt einen Imbiss, wo man Chicken‘n‘Chips und Cheeseburger bekommt. Auf Wunsch und vorherige Bestellung kocht er aber auch richtiges Essen. Horace hat das für uns organisiert. Wir bekommen kreolisches Hühnchen, das lecker schmeckt.

Nach der letzten Nacht sind wir heute Abend sehr müde. Bevor wir ins Bett gehen, sitzen wir aber noch mit Horace auf der Terrasse und sprechen über dies und das. Als Jazz-Schlagzeuger tourte er 20 Jahre lang durch die USA. Bei einem Carib (Horace selbst trinkt keinen Alkohol) erfahren wir eine Menge über Trinidad. Auch von der Terrasse kann man das Dorfleben von Blanchisseuse gut beobachten. Vieles davon spielt sich auf der Strasse ab. Menschen sitzen vor ihren Häusern und reden mit Nachbarn. Autos dienen als Stereoanlage. Wie auf ein Zeichen ist aber um 2100 alles vorbei. Plötzlich ist die Strasse leer, das Dorf geht schlafen. Dafür beginnt der Tag auch wieder um 0600. Erstaunlich schnell werden wir uns diesem Rhythmus anpassen.

Freitag, 27. November / Heute gibt‘s Bake‘n‘Shark! Wir fahren mit dem Bus zur Maracas Bay, dem Lieblingsstrand der Trinis. Traditionell kommen sie sonntags an den Strand zum abhängen (limen). Heute ist aber Freitag, so dass der Strand nicht allzu voll ist. Marianne Beach ist schöner, aber in Maracas gibt es Bake‘n‘Shark, eine Art Fishburger mit frittiertem Haifisch, den man sich selbst mit allerlei Soßen und Beilagen belegt. Wenn es gelingt, das Umweltgewissen kurzzeitig auszuschalten, schmeckt das sensationell. Vom Essen abgesehen bleibt Maracas in gemischter Erinnerung. Den kurzen, aber heftigen Schauer wettern wir unter einem Zeltpavillion ab. Danach brennt die Sonne wieder erbarmungslos, so dass wir trotz Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 (!) einen leichten Sonnenbrand bekommen. Als die (Wannabe?) Gangsta aus PoS (mit Kampfhund) eintreffen, hat uns die Sonne weich geschmort und wir gehen zum Essen in den Schatten. Anschließend wollen wir mit Bus, Maxi- oder Route-Taxi wieder nach Blanchisseuse fahren. Nur fahren kaum Taxis in diese Richtung. Die wenigen, die wir anhalten können, sind voll oder fahren nicht das ganze Stück. So warten wir fast zwei Stunden. Zum Glück bietet uns das Werbeplakat an der Bushaltestelle etwas Schatten. Gerettet werden wir schließlich von Horace‘ Sohn, der zufällig vorbeikommt und uns mitnimmt. Er fährt einen Nissan Sunny mit breiten Reifen und Chromfelgen. Die Musikanlage spielt Rap, Soca und... Scooter. Ich hätte nicht damit gerechnet, HP Baxter ausgerechnet hier zu begegnen. Als wir nach der Musik fragen, schiebt unser Chauffeur seine kleine Tochter vor. Ich glaube aber, ihm gefällt das auch ganz gut. Lustig.

Wir limen ausgiebig auf dem Balkon und machen uns um 1930 zu Gottfried auf, um zu essen. Unterwegs kreuzt die größte Kröte der Welt (zumindest die größte Kröte, die ich jemals gesehen habe) unseren Weg. Leider sind im Laguna Mar schon alle Lichter aus. Jetzt wird es eng. Außer dem Laguna Mar gibt es nur noch die Imbissbude von Gregory, Horace Nachbarn. Da wir nicht vorbestellt haben, sind wir nicht sicher, ob wir etwas bekommen. Aber alles wird gut; eine Portion Chicken‘n‘Chips geht immer.

Samstag, 28. November / Am Morgen fährt uns Horace zum Asa Wright Nature Centre, einem Naturschutzgebiet in der Northern Range. Asa Wright wird im Reiseführer als absolutes Highlight von Trinidad beschrieben. Auch wenn wir ihn sonst sehr hilfreich finden, müssen wir hier widersprechen. Der Ausflug ist interessant, ohne atemberaubend zu sein. Sehr beeindruckend ist der Tiger Lizard, eine riesige Eidechse, die vor der Terrasse des Haupthauses patroulliert.

Viel schöner als Asa Wright finden wir die Three Pools des Marianne River, die wir nach unserer Rückkehr am Nachmittag besuchen. Die Three Pools sind drei natürliche Becken des Flusses, die in einer engen Felsschlucht inmitten des Dschungels liegen. Die Szenerie ist wunderschön und das Baden in den Pools macht jede Menge Spaß. Vor allem das Rutschen von einem Pool in den nächsten ist sehr lustig.

Bei Horace wird es voll. Nachdem wir in den vergangenen Tagen die einzigen Gäste waren, belegen jetzt Micha, ein deutscher Welten-bummler und ein Pärchen aus Nürnberg die anderen beiden Zimmer. Von Micha hören wir einige interessante Geschichten von seinen Reisen und von den anderen beiden bekommen wir einige Tipps für unseren Aufenthalt in Tobago.

Um 1830 brechen wir wieder zum Laguna Mar auf und hoffen, dass wir heute noch etwas zu essen bekommen. Heute ist aber viel mehr los und wir bekommen den letzten freien Tisch. Zwei Tische weiter sitzen einige deutsche Herrschaften. Nachdem wir gegessen haben, bittet uns Gottfried zu diesen an den Tisch. Zunächst ist es ein nettes Gespräch. Etwas später legt aber ein Paar aus Bremen richtig los. Er, Architekt, und sie, Psychowrack, äh... -therapeutin, entpuppen sich als große Dummschwätzer. Auf das Stichwort „Schweinegrippe“ beginnt eine Litanei aus kruden Verschwörungstheorien, Vulgärpsychologie und Halbwissen. Dass die beiden im Laufe der Diskussion die grundsätzliche Fähigkeit des Menschen zu Rationalität anzweifeln, wundert mich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im Geringsten. Wir erfahren, dass nicht nur H1N1 ein Produkt der Pharmaindustrie ist, sondern auch AIDS. Aufklärung dient der Panikmache und damit dem Absatz der Produkte. Schutz bietet nur emotionale Intelligenz. Im Fall von AIDS gilt das aber nur für Deutschland, in Südafrika könnten vielleicht auch Kondome helfen. Sicher ist man sich da aber nicht.

Nach einer Weile wird uns das verwirrte Gerede zu anstrengend und wir unterhalten uns stattdessen lieber mit einem netten Paar aus PoS. Die beiden sind auf ein Bier zu Gottfried herauf gefahren. Beide sind sehr lustig. Und wieder erfahren wir eine Menge über Trinidad & Tobago. Es ist mittlerweile 2330 und damit für hiesige Verhältnisse tiefe Nacht. Wir sind betrunken und kehren ins Almond Brook zurück.

Sonntag, 29. November / Unsere Wanderung zur Paria Bay ist leider schnell beendet. Paria Bay ist eine einsame Bucht 2,5 Stunden östlich von Blanchisseuse. Sie ist nur zu Fuss oder mit dem Boot zu erreichen und soll wunderschön sein. Leider kündigt sich an Ullis Fuss nach kurzer Zeit eine Blase an. Wir beschließen daher, gleich umzukehren, bevor wir uns aus dem Dschungel quälen müssen. Stattdessen verbringen wir die Zeit am Strand, probieren ein Pelau (lecker) und trinken einen trinidadischen Kaffee bei Gottfried (auch lecker). Auf dem Rücken habe ich wieder einen Sonnenbrand, obwohl ich immer noch LSF 30 benutze und schon nach kurzer Zeit in den Schatten der Palmen gekrochen bin.

Ansonsten passiert nicht mehr viel an unserem letzten Tag in Blanchisseuse. Morgen werden wir nach Tobago fliegen. Blanchisseuse werden wir in bester Erinnerung behalten.



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