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Published: October 22nd 2006
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Und schon habe ich die naechste Tour unternommen... Am Freitag gegen Abend fuhren wir mit dem Bus wieder nach Potosi. Da waren wir ja bereits letztes Wochenende. Dieses Mal hatten wir aber auch Zeit, uns die Stadt anzuschauen. Frueher war dies mal die maechtigste und groesste Stadt der Welt. Heute sieht man von dem Reichtum allerdings nicht mehr sehr viel. Potosi besitzt eine Silbermiene und damals stroemten Leute von ueberall her nach Potosi auf der Suche nach Silber. Die Spanier nahmen alles an sich und liessen die Indigos hier zu erbaermlichen Bedingungen fuer Sie arbeiten. Viel besser ist es heute zwar noch immer nicht. Die Bergarbeiter haben heute zwar einen Helm und eine Taschenlampe, arbeiten nun fuer sich, aber der Rest ist noch so wie es frueher war. Sicherheit gibt es hier eigentlich nicht. Ausser den Opfergaben wie Zigaretten, Alkohol und Cocablaettern, die Sie "tio" geben und fest daran glauben, dass dieser Sie in den Mienen beschuetzen wird. Es hat Holzbalken, die die Miene sichern sollten, die sind aber so morsch, dass das rein gar nichts mehr nuetzt. In der Hoehle hat es ueberall giftige Daempfe, die die Bergarbeiter Tag ein Tag aus einatmen. Das ist auch der Grund, dass Sie
96% Alkohol trinken. Den braucht man ja zum Beispiel zum Wunden desinfiszieren und Sie glauben, dass wenn Sie das trinken, Sie auch von Innen desinfisziert sind. Man sagt, Sie verduennen es dann mit Wasser, ich habe aber mit eigenen Augen gesehen, dass Sie das Zeugs pur sauffen. Himmel, da stirbt man doch.
Allgemein wird empfohlen, den Bergarbeitern Geschenke mitzubringen. Der Guide hat uns dann erklaert, was Sie brauchen: den 96%igen Alkohol, Zigaretten mit Anis-Geschmak, Coca-Blaetter, Coca-Cola und Dynamit. Klar wieso nicht, haben wir halt Dynamit und ein bisschen Ammoniak gekauft. So ganz offiziell mitten auf der Strasse bei einer aelteren Dame, die das Zeugs in einer Kartonschachteln neben Coca-Cola, Crackers und Zigartten verkauft. Man kann sich also vorstellen, wie gesund die Bergarbeiter sind. Tagelang ohne Tageslicht in einer Miene mit giftigen Daempfen, die naechstens zusammen zu stuerzen scheint und dann noch Alkohol und Zigaretten...
Wir besuchten dort auch noch das Muenz-Museum. Potosi hat frueher natuerlich auch die Silbermuenzen fuer Spanien gemacht. Einige Exemplare sind noch dort. Die meisten sind aber ja schon frueher nach Spanien gebracht worden. Ein Schiff mit ganz viel Muenzen an Bord ist damals vor der amerikanischen Kueste gesunken - heute sind die Muenzen in Amerika in
einem Museum (die haben sehr viel Wert). Die Amis haben dem Museum in Potosi netterweise auch ZWEI Muenzen gegeben. Wie nett!
Um 17.00 Uhr wollten wir dann den Bus zurueck nach Sucre nehmen. Der Bus fuhr aber erst um 17.15 Uhr wie und die Frau sagte und wir versicherten uns, ob das auch wirklich stimme. Nachdem wir uns eingedeckt hatten mit Chips, Erdnuessen und Getraenke fuer die Rueckreise, warteten wir ab 16.50 dort, wo der Bus halten sollte. Es stand bereits einer dort, aber wir stiegen noch nicht ein, da es ja erst 16.50 war. Als der Mann dann das Gepaeck auflud, stiegen auch wir ein. Um 17.10 kam dann eine Frau, die sagte, wir seien im falschen Bus. Der Bus in dem wir sassen, fuhr aber nach Sucre, was ja eigentlich richtig war. Wir stiegen also aus und liessen uns aufklaeren. Dies waere der 17.30 Bus und der 17.15 Bus haetten wir verpasst, der stand soeben noch neben an. Wir erklaerten ihr dann, dass ganz bestimmt kein Bus nebenan stand, denn wir stuenden schon seit 16.50 hier. Doch, doch, bla-bla. Ich sagte Ihr dann, dass es erst 17.10 sei und der Bus fahre doch um 17.15 weshalb er denn schon weg sei? Der sei ja zu frueh weggefahren. Meine Uhr sei falsch, es sei 17.29. Alle anderen Passagier und die Uhr des Bus-Bueros hatten zwar auch 17.10, aber meine Uhr sei bestimmt falsch. Es ist mir ja egal, wenn hier die Busse Verspaetung haben oder so, aber wenn mich eine so anluegt wie diese Frau, dann habe ich wirklich ein grosses Problem. Man war ich wuetend. Ich lief ins Buero und habe bemerkt, dass ich auf Spanisch sogar eine Person "zaemeschiisse" kann. Sie gab mir das Geld zurueck, was in Bolivien sonst gar rein nirgens moeglich ist. Ich war also ziemlich erstaunt, denn ich haette nicht geglaubt, dass wir das Geld zurueck kriegen wuerden. Zum selben Preis nahmen wir dann einen anderen Bus um 18.00, der war uebrigens ganz toll und die Frau an diesem Schalter sagte uns sogar, wir sollten den Rucksack am Bauch tragen, wegen Diebstahl und so. Es ist zwar ueberhaupt nicht gefaehrlich in Potosi, finde es aber doch lieb, dass Sie uns Gringos darauf hinwies. Der andere Bus der um 17.30 gehen sollte, ging dann uebrigens um 17.18. Ich nehme also schwer an, dass dies der richtige gewesen waere. Es stehen ja noch einige Reisen bevor, bin also schon gespannt, wie das in Zukunft so wird mit den Busreisen 😊
Letzte Woche habe ich uebrigens begonnen, Nachmittags teils in einem Kinderheim zu arbeiten. Das sind Kinder, die Sie auf der Strasse finden. Zum Beispiel im Abfall oder an sonst unmenschlichen Orten. Die Kinder haben meist eine traurige Vergangenheit, obwohl Sie noch so klein sind. Die Kinder sind von 1 Woche bis 2 Jahren dort. Im unteren Stock sind Sie bis 5 und dann kommen Sie in ein neues Heim (Schule). Ein Maedchen ist die Tochter einer stark alkoholkranken Frau. Man sieht das dem Maedchen auch gleich an. Es ist 3 Jahre alt, sieht aber kleiner aus als die 2jaehrigen. Ein Einmonatiger ist das Ergebnis einer Vergewaltigung und die Mutter starb bei der Geburt. Es tut gut, was fuer die Kinder tun zu koennen. Sie brauchen vorallem Aufmerksamkeit und Liebe. Sie sind wirklich total suess, aber das sind Kinder ja immer. Habe dem kleinsten Baby, das ich je gesehen habe, das Flaeschchen gegeben, 2 Wochen alt und eine Fruehgeburt (das aus dem Abfall). Werde naechste Woche also weiterhin dort arbeiten und alles erledigen fuer meinen Trip nach Cusco. Habe es richtig streng hier mit Schule und arbeiten 😊
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Martin
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Busreisen und anderes.
Hoi Sabine Danke für die spannenden Berichte. Ich nehme an, Du hast ein bisschen Dynamit für Dich behalten, so wegen der nächsten Busreise oder so. Wusste gar nicht, dass Du so böse werden kannst. :-) Warte gespannt auf Deinen nächsten Ausflug. Und alles Gute beim Nachmittagsjob! Nimmt einem ganz schön her, gell? Man kann es sich nicht vorstellen, bis man es gesehen hat. Gruss Martin