Advertisement
Published: October 29th 2011
Edit Blog Post
Na wenn mir da Yolanda nicht wieder einmal einen kleinen Geheimtip zugespielt hat! Da bin ich also vor zwei Tagen mit meinen 7 Sachen vollbepackt, mit dem Taxi los und raus in die Berge. Nagarkot heisst das Ziel, welches ich nach rund 2 Stunden ueber Stock und Stein erreicht habe. Das Hotel (Om Manla) mit dem netten "You-can-sleep-in-the-tent" - Mann (Subhan), entpuppt sich als atemberaubend schoen: Steil an den Hang von Nagarkot geschmiegt, ueberschaut es die weit untenliegenden Taeler und bietet eine einmalige Sicht auf den Himalaya. Unzaehlige 6- und 7-, ja gar 8-Tausender erheben sich ehrfurchterregend und unheinlich majestaetisch in den Himmel Nepals.
Subhan bietet eine Unmenge an Meditations-, Yoga-, Qigong und Schamanismus-Kursen an. Dementsprechend oeffnet mir seine ganze Art sofort das Herz und ich merke, dass hier eine spezielle Verbindung besteht. So muss ich also auch gleich nach Ankunft sofort mit ihm in den riesigen Garten, in welchem er mir unzaehlige Heilpflanzen erklaert und wir den Ruccola fuer den z'Nacht pfluecken. Fast alles was Abends und Morgens auf den Teller kommt, stammt aus eigenem Anbau. Zwischendurch finden wir immer wieder Gelegenheit ueber Religion und Spiritualitaet zu philosphieren - ich fuehle mich verstanden und verstehe meinerseits.
Am naechsten Tag mache
ich mich zu einem Mini-Trekking auf. Nach 4 Stunden bin ich gegen drei Uhr zurueck im Resort, fuehle mich aber noch fit und frage Subhan, wie ich mir die Zeit bis zum Nachtessen noch vertreiben koennte. Subhan meint, da heute der letzte Tag des Tihars ist, an welchem sich Geschwister gegenseitig segnen, soll ich doch Chandra, einen seiner Angestellten, in dessen Dorf begleiten. Chandra bekomme da von seinen Schwestern die "Tikka" (verschiedenfarbige Stirnmarkierung der Hindus), welche im Rahmen des Festes vergeben wird. Chandra muss sowieso zum Antritt seines Dienstes bis 17.45 zurueck sein. 'Das ist die Gelegenheit!' denke ich mir und mache mich sofort auf den beschwerlichen, ca. 40-minuetigen Abstieg mit Chandra. Der Weg fuehrt uns durch dschungelaehnliche Waelder und wundervolle Terrassenfelder, bewirtschaftet mit Senf, Mais, Kartoffeln und vielen anderen landwirtschaftlichen Produkten mehr. Bei jeder kleineren Ansammlung von Huetten, werden wir von den Bewohnern eingeladen etwas "Raksi" (selbstgebrannter nepalesischer Reiswein) zu trinken - dabei bin ich jedesmal DIE Attraktion schlechthin.
Endlich gelangen wir zu Chandra's Lehmhuette. Urspruenglicher gehts kaum; eine einzige Gluehbirne, drei Raeume, davon einer fuer die Ziegen, einer fuer die Feuerstelle und einer als Schlafplatz fuer die ganze Familie. Ich werde gebeten mich zu setzen und Chandra fragt
mich, ob ich mit ihm zusammen von seinen Schwestern die Tikka empfangen will. Ja klar will ich - welch eine Ehre! Ich fuehle mich in eine andere Welt zurueck versetzt. Das Menschen tatsaechlich noch so leben glaubt, man erst, wenn man es mit eigenen Augen sieht. In einem guenstigen Moment packe ich die Toblerone-Schoggi aus der Schweiz aus und bin von da an der Held der zwar ueberaus schmutzigen aber umso liebenswerteren Kinderschar. Welche Chandra's sind und welche von seinen Schwestern, wurde mir dabei zwar mehrere Male erklaert, wirklich begriffen habe ich Chandra's Stammbaum aber nicht. Waehrend den Vorbereitungen fuer das anstehende Ritual fliesst der Raksi in rauhen Mengen, ich fuer meinen Teil lehne dankend ab - die milchig schimmernde Fluessigkeit ist mir nicht ganz geheuer.
Das Ritual ist wahnsinnig aufregend und ich bin dankbar, dass ich hier sein darf. Danach wird gemeinsam gespiesen; was ich da genau ohne Besteck, barfuss auf dem nackten Lehmboden kauernnd esse, kann mir niemand wirklich schluessig erklaeren. Ich probiere alles (Immodium wirds schon richten) und bin ueberrascht wie lecker alles schmeckt.
Ich schaue auf die Uhr und sehe, dass bereits 7 Uhr vorbei ist. Draussen ist es mittlerweile stockfinster. Ich mache Chandra darauf aufmerksam, dass wir spaet sind. Der Raksi hat ihm aber schon zuenftig zugesetzt und ich werde nun doch ein wenig nervoes; es liegt ein langer Weg vor uns, durch absolute Finsternis, ohne gekennzeichnete Wege und ich bin darauf angewiesen, dass Chandra mit mir geht - alleine wuerde ich den Weg durch den Wald niemals finden. "I know too late, Subhan mad" sagt er und lacht. 19.45, nun bin ich doch langsam ziemlich besorgt und draenge Chandra zum Aufbruch. Er ist mittlerweile "hacke-dicht" und ich hoffe, dass ich ein Quentchen Vernunft in ihm erreiche. Und endlich, um 20 Uhr brechen wir auf. Instinktiv habe ich heute Nachmittag noch die Taschenlampe eingesteckt - welch Glueck. Kurz nach Aufbruch beginnt es auch noch zu regnen. "Ach Du liebe Sch..., das kann doch echt nicht wahr sein". Chandra legt trotz Raksi ein Tempo vor, dass ich kaum mithalten kann. Ich komme mir vor, wie ein Bergsteiger in grossen Hoehen, welcher langsam hinter seinem Sherpa hertrottet. Mit dem Unterschied, dass ich hier nicht einen Gipfel bezwingen, sondern einfach heil nach Hause kommen will. Chandra murmelt derweil staendig " Sorry Sir, Chandra bad Nepali man, Subhan very mad". Ich spreche ihm gut zu und fasse den Entschluss bei Subhan die Schuld wenigstens teilweise auf mich zu nehmen. Der Boden ist glitschig, die Sicht schlecht. Ich schwitze und die Temperatur ist bereits empfindlich gefallen.
Nach langen 30 Minuten (wir muessen den Berg hochgerannt sein), erreichen wir komplett durchnaesst und am Ende meiner Kraefte das Om Manla. Ich bin wirklich, wirklich erleichtert. So geheuer, war mir die Situation nicht mehr. Subhan wartet bereits, mit sorgenvoller aber auch erleichterter Miene. Egal was ich sage, er weiss genau, dass Chandra Mist gebaut hat. Er straft ihn mit gestrengem Blick ab und schickt ihn nach Hause. Ich fuer meinen Teil brauche nur noch eine Dusche...
Ab heute bin ich wieder in Kathmandu, diesemal fuer zwei Naechte im Touristenviertel "Thamel". Morgen bekomme ich von Zoe von "Projects Abroad" die Einfuehrung fuer die anstehenden zwei Wochen in der Snowland School. Am Montag ziehe ich bei meiner Gastfamilie ein. Ich freue mich auf die bevorstehende Arbeit als Volontaer. Was da wohl auf mich zukommt?
Hinduistische Gruesse
P.S.: Aus dem 'Tent' ist dann zum Glueck doch noch ein 'Single Room' geworden.
Advertisement
Tot: 0.082s; Tpl: 0.015s; cc: 10; qc: 45; dbt: 0.0546s; 1; m:domysql w:travelblog (10.17.0.13); sld: 1;
; mem: 1.1mb
salvi
non-member comment
He jetzt hesch au du en punkt im gsicht.Hi Hi Ich werde am 22.11. nach Indie flüge uf chunde psuech bis am 2. dez. Ja do wirdi sicher au mit pünkt umelaufe. Hei gnüss es. hug s.