The Great River Amazon Raft Race. Ridiculous!!!


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September 25th 2007
Published: October 26th 2007
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Nur noch AugenblickeNur noch AugenblickeNur noch Augenblicke

bis zum Start. Immerhin, das Floss haelt und schwimmt. Wir sind bereit.
Finally Iquitos, die einzige Stadt in der Welt, die nicht auf dem Landweg zu erreichen ist. Mitten im Amazonas.

Iquitos war heiss, feucht und nett und auf jeden Fall eine Reise wert.
Wir ueberlegten, ob wir eine mehrtaegige Jungletour buchen, um den Regenwald und alles was da so kreucht und fleucht kennenzulernen.
Doch dann...

Wir sassen eines schoenen Abends in einer texanischen (japp, die Amis sind ueberall ;o) ) Bar. Felix genoss das gezeigte American Footballspiel waehrend ich mir die Zeit mit dem Lesen der lokalen Zeitung vertrieb. (nein, ich bin in der kurzen Zeit leider nicht zum Spanisch-Pro geworden, ein Expat veroeffentlicht monatlich diese Zeitung in Englisch).
Und ploetzlich, nach all dem typischen Tourikram, etc., stolpere ich ueber einen sehr interessanten Artikel;
"The Great River Amazon Raft Race".

Dieser Artikel sollte unsere Planung total auf den Kopf stellen! Jungletour? Pillepalle!!!

Am naechsten Morgen wurde gleich Naegel mit Koepfen gemacht und wir meldeten uns fuer dem besagten Event bei dem Inititator Mick (Expat, der auch die Zeitung schreibt) an.
Hoerte sich doch nach jeder Menge Spass an. Auf einem Floss den Amazonas runterschippern. Jeweils 4er-Teams. Und wie wir nach und nach mitbekammen, ein richtig grosses Spektakel in in der Stadt! Der Hauptpreis waren immerhin 3.000 Soles (ca. 1.000 US$)! Wenn das kein Ansporn fuer die Einheimischen war. Die hatten schon Monate vorher angefangen zu trainieren!!!
Naja, uns ja egal, wollten wir doch Spass haben und dachten nicht im Traum ans Gewinnen.
Mit uns waren noch ungefaehr 48 andere Ausalender mit von der Partie. Expats und Touristen bunt gemischt. Hoellaender, Australier, Amerikaner, Englaender, Mexikaner, Kanadier, Schweizer und weitere Deutsche...
Doch bevor es ueberhaupt losgehen konnte, mussten Felix und ich erst mal ein vollstaendiges Team zusammen bekommen.
Alles kein Problem. Ein Abend vorher gab es ein grosses Treffen der auslaendischen Teilnehmer. Hier sollten wir alle notwendigen Infos bekommen und unsere zukuenftigen Teammates kennenlernen.

Darf ich vorstellen:
Tim, 28, Journalist aus New York und extra fuer diesen Event angereist um darueber zu schreiben! Sohn eines ehemaligen Priesters und ehemaliger Nonne!
Andrew, 36, Traveller aus Ohio, unser Teamkapitaen! Er hat 48 erstgradige Cousins und Cousinen!
Das amerikanisch/deutsche Team war komplett.

Die ersten Beschnupperungsversuche waren erfolgversprechend und nachdem Andrew den Teamnamen bekanntgegeben hatte, war jeder gluecklich, dass die persoenlichen Einstellungen so gut zusammenpassten!

"Los Perezosos" (The lazy ones).

Am naechsten Tag wurde erst dem Buergermeister von Iquitos kraeftig
RouteRouteRoute

132 Meilen ueber den Fluss. Von Nauta vorbei am Zusammenfluss des Rio Marañon und des Rio Ucayali, dem Enstehungspunkt des Amazonas, bis nach Iquítos.
die Hand geschuettelt, ein paar Fragen dem lokalen Radiosender und Fernsehteam beantwortet (ich erwaehnte ja bereits, dass das hier eine Riesenveranstaltung ist!) und die letzten Besorgungen getaetigt. Schaumstoff zum Sitzen, immerhin wird man ein paar Stuendchen auf dem Floss verbringen, Handschuhe, damit man sich nicht die Haende wund paddelt, usw.

Und am 20.9., puenktlich zu Schatzels Geburtstags, ging es los, das Abenteuer...

Donnerstag, 20.09. - Vorbereitungstag oder besser: na klar, wissen wir wie man ein Floss baut!

Kurze Busfahrt nach Nauta, wo das Rennen starten wird. Nach einer kleinen offiziellen Feier stroemten die Teams noch einmal auf den Markt, um auch noch die letzten fehlenden Sachen zu besorgen. Ein weiterer Deutscher, Martin, von dem wir spaeter noch mehr berichten koennen, gab uns im Nachhinein die wertvollsten Tips..."kauft euch soviel Wasser und Essen, dass ihr euch die naechsten Tage allein versorgen koennt."
Das war goldwert!

Und dann hiess es, ab auf's grosse Boot, welches uns zu dem Platz bringen sollte, wo die Balsas (Flosse) gebaut werden sollten.
Wir machten uns bis dato keinerlei grosse Gedanken. Wurde uns doch gesagt, dass wir nicht selber unser Floss bauen muessen, sondern ein paar Locals die schwere Arbeit erledigen. Und wir
Empfang beim Buergermeister von IquítosEmpfang beim Buergermeister von IquítosEmpfang beim Buergermeister von Iquítos

Die nehmen das ja richtig Ernst...
brauchen nur zu "supervisen". Und das koennen wir ja....!
Doch als das Boot eine grosse, einsame Sandbank mitten im Fluss ansteuerte und wir nirgends auch nur annaehernd genug Locals sichten konnten, die all den hilflosen Auslaendern helfen koennten...da ahnten wir bereits etwas.
Nichstdestrotz bewahrten wir Ruhe und gingen an Land um die Situation auszukundschaften. Doch kaum an Land angekommen, spielten sich unglaubliche Szenen ab.
Ein weiteres Boot legte an, nein, nicht mit den erhofften Locals, sondern mit den Baustaemmen, aus denen die Flosse gebaut werden.

Und da brach er los, der Kampf um die besten Baumstaemme.
"Hallo, warum nehmt ihr das denn auf einmal alles so ernst?"

Unser Team, typisch fuer seinen Namen, sass etwas abseits des Geschehens und betrachtete das bunte Treiben schmunzenlnd bei einem kuehlen Bier und einer Zigarette.
Waren wir uns doch sicher, dass jeden Moment die versprochenen Helfer auftauchen. So wurde es uns schliesslich erzaehlt und ueberhaupt, woher sollen wir Ausalender/Staedter wissen wie man (ernsthaft) ein Floss baut???

Um das ganze zu verkuerzen, irgendwann nachdem auch die ersten auslaendischen Teamss wild am saegen, hacken und feilen waren, daemmerte auch uns...da muessen wir wohl tatsaechlich alleine ran.
Nachdem das 3. Boot endlich genuegend Baumstaemme
Bester Laune an Felix GeburtstagBester Laune an Felix GeburtstagBester Laune an Felix Geburtstag

Auf der Busfahrt von Iquítos nach Nauta, dem Ausgangspunkt des Rennens. Noch wissen sie nicht, wie ihnen geschehen wird...
fuer alle brachte, konnten auch schliesslich wir starten. Nur mit was? Vorschrift war, dass das Floss haben acht Baumstaemme musste. Soweit so gut!
Ein kurzer Blick auf die umliegenden Teams machte klar, was als naechstes zu tun war.

Den riesigen Baumstaemmen den noetigen Schliff geben, damit das Floss auch geschmeidig durch das Wasser gleitet.
Zum Glueck hatte Tim eine Machete gekauft. Und wir hatten uns noch darueber kaputt gelacht.... Ohne das gute Ding waeren wir aufgeschmissen gewesen.

Mittlerweile fing es an zu regnen und die Sonne ging langsam unter. Unser Floss? Soweit vom Fertigsein entfernt, wie es nur irgendwie geht. Trotzdem, die Jungs, allen voran Tim & Felix, klotzten richtig ran. Im Dunkeln, bewaffnet nur mit zwei Kopftaschenlampen. Und zum Schluss tatsaechlich doch noch mit Hilfe von Locals.

Dann war es endlich geschafft! Unser Floss war fertig!
Nun hiess es noch den Rest des Abends und Schatzels Geburtstag geniessen.
Das Abendessen war natuerlich nicht, wie versprochen, inkludiert, wie koennts anders sein?! Dafuer hatte unser Team eine Menge Spass bei Bierchen und den von Andrew mitgebrachten Rum. Und so wurde es doch noch ein Geburtstag.
Leider wollten ausser uns keiner der anderen Auslaender so recht mitfeiern. Wieso bloss?
Wieder ein EmpfangWieder ein EmpfangWieder ein Empfang

Diesmal in Nauta. Und wieder mit dabei, der Buergermeister. Der von Nauta natuerlich.
Hatten die morgen etwa schon was bestimmtes geplant?
Nun ja, unser Team feierte froehlich mit ein paar Einheimischen weiter. Da wurde ums Lagerfeuer getanzt, gelacht und gescherzt. Und man mag es kaum glauben - nicht vergessen, wir befanden uns auf einer Sandbank! - waren doch tatsaechlich drei flotte Taenzerinnen in knappen Outfits als Anheizer des Abends praesent!
Das durften wir uns natuerlich nicht entgehen lassen. Unser Teamkapitain, kaum dass er sass, sprang auf und legte mit den Maedels, die wohl eher Stripperinnen, o.ae., waren, eine heisse Sohle aufs Parkett, aehmm auf den Sand. Auch ich hatte das grosse Vergnuegen von ein, zwei Locals aufgefordert und rumgewirbelt zu werden. Alles in allem doch noch ein gelungener Geburtstag fuer Felix!

Natuerlich taumelten wir 4 nicht gerade frisch und munter am naechsten Morgen aus unserem Zelt, das auch noch, nach weiterem naechtlichen Regen, fast komplett unter Wasser stand.
Fruehstueck? Nee, wer zu spaet aufsteht, der bekommt keins mehr. "Hey, es ist doch gerade erst einmal 9 Uhr?" Die anderen Teams waren eh' schon startbereit.
Und dann ging alles ganz schnell.
Ploetzlich tauchten sogar die dringend benoetigten, doch lang vermissten Paddel auf. Und jetzt ratet mal...wir waren mal wieder zu spaet. Also fuer
MasatoMasatoMasato

Masato is a local drink of some importance throughout Peru and is mashed, fermented yucca. An open air fermenting process is used, and the fermentation traditionally begins with women chewing mouthfuls of mashed yucca and spitting it back into the vat.
das Team 24 (unsere Startnummer) bitteschoen nur die Schrottpaddel!
Wollen wir eigentlich noch starten?

Die ersten Balsas waren bereits auf dem Wasser. Wir schmissen alles was wir brauchten an Bord, schimpfen ueber die Organisation, ueber den neu einsetzenden Regen, das ganze bloedsinnige Unterfangen und ueberhaupt ueber alles.

Und dann fiel er, der Startschuss!
Wir natuerlich Letzte!

Tag 1 des Rennens - Was machen wir hier eigentlich?

(Geographische Lehrstunde des Tages, die Fluesse Maranõn und Ucayali treffen sich kurz hinter Nauta und bilden ab dort den groessten Fluss der Welt...den Amazonas. Und wir mitten drin, auf unserem Floss!)

Nun galt es ersteinmal herauszufinden wie alles funktionierte.
Das Floss, die Paddel und das Team. Ich kann euch sagen, das war kein Spass!
Das Floss war einfach zu maechtig und hatte locker weit ueber 500kg auf den Hueften. Durch die wenige Zeit und Hilfe, hatten die Jungs es nur geschafft die Vorderseite der Baumstaemmen anzuspitzen, um den Wasserwiderstand zu verringern. Hinten waren es noch die gleichen Kloetze wie vorher.
Um diesen gravierenden Nachteil kurz deutlicher zu machen. Mit einen Paddelschlag kamen andere Teams ungefaehr 3 x soweit wir wir!
Unsere Paddel waren da nicht gerade eine grosse Hilfe.
Letzte Einkaeufe vor dem RennenLetzte Einkaeufe vor dem RennenLetzte Einkaeufe vor dem Rennen

Noch hat sie gut lachen...
Tims, riesig und so schwer, dass man es kaum anheben konnte und ich hatte wohl eher das Kiddie-paddel erwischt.
Felix und Tim sassen zusammen hinten und Andrew und ich vorn. Andrew hielt aber anscheinend nicht viel vom richtigen Paddeln oder sagen wir mal so, er dippte sein Paddel leicht in die Wasseroberflaeche...
So kann man natuerlich nicht vorwaerts kommen. Klar wir sind die "lazy ones", aber Bummelletzter zu sein? Und die anderen Teams schon soweit voraus? Und wie ungerecht ist das bitte schoen? Drei von uns paddeln wie die Bloeden und unser Kapitaen?
Allen drei von uns verlangte es einige Selbstbeherrschung ab, um Capitano nicht mehr als einmal von Bord zu schmeissen, an zu schreien oder aehnliches.
Versteht das nicht falsch, wir vier verstanden uns wirklich gut und Andrew ist ein klasse Typ, aber bei dem Paddelthema...nee, das war einfach nicht sein Ding! (Wir nannten ihn nach dem ersten Tag liebevoll "softegg")

Doch neben diesen Problemen war die harte Realitaet wohl das Schlimmste.
Ich meine, was hatten wir uns eigentlich unter diesen Raft Race vorgestellt? Bisschen paddeln, sich auf dem Fluss treiben lassen, Natur und vor allem Spass!
Nun, ich muss euch leider sagen die harte Wirklichkeit war die;
SandbankSandbankSandbank

Von hier geht's los. Hier werden die Floesse gebaut.
so gut wie nichts von dem trat ein.
Der Fluss war so muede wie wir. Nichts war mit sich die Stroemung runtertreiben lassen. Da war so gut wie nie eine Stroemung. Und wenn, so war leider kein Hinweisschild aufgestellt wo diese bloede Stroemung entlang lief! Und da die anderen Teams schon soweit voraus waren, konnten wir uns auch schlecht an denen orientieren.

Also wo ist die Stroemung nun?
Manchmal haben wir es geschafft sie zu finden und meistens mussten wir dafuer einmal quer ueber den Fluss paddeln. Da der Fluss allerdings ziemlich breit war, konnte das schon mal gut ueber eine Stunde dauern!
Ganz schoen frustrierend kann ich euch sagen. Vor allem wenn die ganze Tour aus "zigzaging" ueber den Fluss besteht. Aber wenn man dann einmal eine gute "current" gefunden hatte, dann haben wirs auch genossen. Schoen Pause machen, etwas essen (Thunfisch mit trochen Brot, Lecker), geraucht, gequatscht und einfach nur entspannt.
Vielleicht war das unser Fehler?! Boote, die wir schon meilenweit hinter uns gelassen hatten, holten uns wieder ein.
Nach 8 Stunden und mit Einbruch der Dunkelheit erreichten wir als Letzte das Ziel....

Erschoepft, muede und voellig im A..., machten wir uns auf den Weg unsere heutige Uebernachtungsmoeglichkeit zu suchen. Nicht, dass man nach so einem Tag erwartet haette, dass man in einem 5 Sterne Hotel mit froehlich blubberndem Jacuzzi empfangen wird.
Noe, nix war gestellt. Nicht mal ein schnoedes Zelt. Wir fanden letztendlich mit viel Glueck in dem Nebenraum eines Restaurants ein Plaetzchen zusammen mit anderen Teams. Abendessen? Nein, auch dafuer waren wir schon zu spaet. Alles schon weg. Wer zu spaet kommt, den bestraft das Leben, oder? Schoener Mist!

Die Organisation, wenn man sie ueberhauptnoch so nennen kann, war einfach nur Schrott!
Voellig erledigt, mit schmerzenden Koerpern und entnervt gingen wir schliesslich schlafen. Nicht wirklich sicher, ob wir den zweiten Tag ueberhaupt machen wollten.

2. Tag des Rennens - Wer will schon von Aufgeben reden?

(Naturhighlight des Tages, mehrere Flussdelphine. Und sogar ein pinker war dabei!)

Nach einem staerkenden Fruehstueck, bestehend aus Reis gekocht in Kondensmilch und einem Stueck Brot so hart, dass man damit jemandes Kopf einschlagen koennte, konnte es wieder losgehen. Leider Gottes hatten wir auf Grund unseres spaeten Eintreffens am Vorabend einen mehr oder minder besch... Startplatz. Gaaaanz weit hinten. Nein, ganz hinten. Und, da wir bis zum Schluss noch jemanden zu finden versuchten, natuerlich erfolglos, der
Die zukuenftigen BalsasDie zukuenftigen BalsasDie zukuenftigen Balsas

Kaum vorstellbar, aber auf diesen Dingern werden wir die naechsten 3 Tage verbringen.
uns helfen koennte das Floss etwas zu kuerzen, damit es nicht mehr ganz so maechtig ist.
So starteten wir wieder als Letzte!

Der 2. Tag verlief aehnlich wie der erste. In erster Linie Suchen nach der Stroemung. Wir hatten Glueck, bei einem Shortcut durch einen kleineren Nebenfluss war sie endlich da! Eine wunderschoene Stroemung, die uns den ganzen Weg durch den schmalen Fluss trug. Und dadurch, dass der Fluss so schmal war konnten wir auch endlich etwas von der Natur am Flussufer sehen.
Herrlich war das. Einfach dahin zu treiben, die Landschaft an einem vorbei fliessen zu lassen und zu geniessen.

Tja, was soll ich sagen. Die anderen Teams waren nicht so "lazy" wie wir. Die paddelten selbst in dieser Stroemung froehlich weiter. So verloren wir erneut den Anschluss.
Und es wurde spaeter und spaeter.

Ein Floss war noch hinter uns. Ein supernetter Australier, der in seinem Leben wohl zu viele Drogen genommen hat, und sein Team liessen es an diesem Tag auch sehr langsam angehen. So langsam, dass sie irgendwann hinter uns ausser Sichtweise waren und spaeter vom Hilfsboot, dem "Besenwagen des Raft Races", abgeschleppt werden mussten, da sie es sonst nicht ins Ziel geschafft haetten.
Uebernachten auf der SandbankUebernachten auf der SandbankUebernachten auf der Sandbank

Das schaute noch nach etwas Organisation aus...


Also, waren wir sozusagen wieder die Letzten.

Was manchmal auch seine Vorteile haben kann.
Wenn man den ganzen Tag auf dem Floss verbringt, muss man ja auch mal pieseln. Fuer die Jungs natuerlich ein denkbar einfaches Unterfangen. Wie immer wenn's um diese Thematik geht. Aber wenn die Blase drueckt, muss ne' Loesung gefunden werden.
Also Jungs, schoen nach vorne schau'n. Und ich ab aufs letzte Ende der Balsa. (Zum Glueck waren die Baustaemmen noch so lang ;o) ).
Klappte alles wunderbar, auch wenn man sich ein bisschen komisch dabei fuehlt. Schoen war es auch, wenn ich die Einheimischen, die uns vom Ufer aus beobachteten, manchmal leider erst zu spaet sah. Bei all' den Bueschen. Naja, 'nen nackten weissen Hintern, das gibts auch nicht alle Tage.

Nach 11 Stunden!!!, in kompletter Dunkelheit, fast vom Dampfer ueberfahren und mit Koerpern, die sich nicht mehr bewegen wollten (solche Schmerzen hatte ich noch nie!) kamen wir am 2. Tag am Etappenziel an.

Abendessen?
Ahh, wer glaubt denn noch an Wunder. Natuerlich, zu spaet.
Die Uebernachtung war diesmal in einem Riesenraum mit ca. 50 anderen Rennteilnehmern. Geschlafen wurde auf dem Boden. Es gab keine Toilette. Kein Wasser! Geduscht wurde eh' schon seit 2 Tagen nicht mehr. Also wen kuemmert's?! Zaehnegeputzt wurde mit der Wasserflasche vom Balkon runter.
Ihr koennt euch vorstellen wie die Stimmung war.

2 Tage lang paddeln wie die Bloeden. Einen Muskelkater, den man nicht mehr beschreiben kann. Na klar, wann haben wir auch das letzte Mal koerperliche Ertuechtigung gemacht? Und dann gleich sowas? Schoen doof!

Und dann einfach diese nicht vorhandene Organisation. Ich meine, was denken sich die Initiatoren dabei? Man muss doch wenigstens ein paar sanitaere Anlagen zur Verfuegung stellen. Auf einer Sandbank ist das ja alles noch kein Problem, aber in einer Stadt?!
Das ging ans Gemuet. Ein, zwei Bier halfen jedoch recht schnell und zuverlaessig ueber die erneute Krisensituation hinweg.

Doch eine Sache war einfach nur klasse. Die Menschen, die wir durch das Rennen kennengelernt haben.
U.a. einen Peruaner, der mit einer hamburgischen Flagge! gestartet ist. Warum? Seine Tochte lebt als Spanischlehrerin in Hamburg! Unglaublich, oder? Mitten im Amazonas. Leider sah ich die geliebte Flagge nicht allzu oft. ;o)

Dann vier junge Amerikaner, die gerade beim Peacecorps in Ecuador arbeiten. Immer gut drauf. Mit ihnen hatten wir viel Spass. Auf dem Fluss und auch daneben.
Nette Hoellaender und Tasmanier. Und ein geniales Team, bestehend aus zwei Maedels (Deutschland & Schweiz), einer schon etwas aelteren Lady aus Mississippi, die soviele Schimpfwoerter in einen Satz verwendet, das man mit den Ohren schlackert, und ihrem Teamkapitaen, einem Mexikaner aus Amerika, der zuvor eine Kanutour durch Suedamerika von ueber 1.100 km gemacht hat!
Er war so nett, leider erst am Abend des zwiten Renntages, und gab uns ein paar Tipps zum Finden der Stroemung. Und er muss es schliesslich wissen. Waren er und sein Team (zur Erinnerung, zwei Maedels und eine aeltere Lady!) doch immer vor uns im Ziel!

Und wie kanns anders sein? Natuerlich muss es auch ein Streberteam geben.
Streberteam, bestehend aus zwei Kanadierinnen, aber das waren eher Kerle bei den Oberarmen, einer Mexikanerin, und einem Deutschen. Martin, er hatte uns den Tip mit dem Essen und dem Wasser gegeben.
Alle vier waren trainierte, gutvorbereitete Semipro-Rafters, die das Rennen der auslaendischen Teams gewinnen wollten. Sie taten es auch. Aber wie?! Unvorstellbar mit welcher Praezision die ans Werk gingen. Zunaechst einmal wurde vorab mit einem Floss geuebt! Im Rennen wurde alle 15 Minuten die Position gewechselt. Das jedoch nur in den ersten fuenf Stunden. Danach alle 12 Minuten! Der Positionswechsel durfte nicht laenger als drei Paddelschlaege dauern! Und die padddelten schnell... Pause gab es alle halbe Stunde fuer 5 Minuten. Aber da machten nicht gleich alle vier Pause, auch nicht zwei, nein. Pause hatte jeweils nur eine Person. Die andere Person auf der gleichen Seite musste eben 5 Minuten doppelt so hart paddeln, um nicht das Tempo zu verlieren und nicht vom Kurs ab zu kommen.
Sie kamen im Schnitt ca. immer 3 Stunden vor uns ins Ziel! (aber immer noch hinter den einheimischen Frauen, das hat sie ziemlich gewurmt, he, he ;o) )

3. Tag des Rennens - Shakka, wir koennen es schaffen!!!

(Highlight des Tages; die groesste erbrachte koerperliche Anstrengung ever)

Der letzte Tag. Heute sollte alles anders werden!
Ok, der Start klappte mal wieder nicht und wir waren wieder die Letzten.
Und taeglich gruesst das Murmeltier!
Aber diesmal nahmen wir es locker, denn etwas Grossartiges war geschehen. Wir hatten es endlich geschafft jemanden zu finden, der uns unsere hinteren Baustaemme kuerzte! Somit war unser Monster gleich mal einige Kilos, schaetzungsweise 100, leichter.
Hey! Endlich war das Paddeln einfacher. Auch weil es mir nach etwas "Rumgemeckere" endlich gelungen war bessere Paddel fuer uns zu besorgen!
Die Marschrichtung war
Farbe gegen WasserFarbe gegen WasserFarbe gegen Wasser

Die Kanadierinnen pinseln sogar ihre Baumstaemme an, damit diese kein Wasser ziehen. Irgendwann ist's aber auch gut. Die haben doch 'nen Vogel!
klar!

Heute gibt es keine endloslangen Pausen, Rumgeeiere oder sonstiges. Heute ist der letzte Tag und das Ziel ist klar! Wir werden heute nicht als Letzte ins Ziel kommen!

Wir paddelten und paddelten. Pausen wurden nur noch zu zweit gemacht. D.h. wir blieben immer in Bewegung. Und wir konnten unseren Erfolg schon nach ein paar Stunden sehen.
Wir waren in bester Gesellschaft mit anderen Rafts und nicht die Letzten!

Aber Leute, es war frustrierend.

Es hoert sich im Nachhinein alles so lustig, spassig und nett an. Aber ehrlich gesagt, die Momente in denen wir am liebsten alles hingeschmissen haetten waren haeufig.
Man erreicht eine Flussbiegung und denkt, oh, nur noch bis zur naechsten Biegung und dann haben wir monsterwas geschafft. Dann erreichst du diese und siehst einen kilometerlangen Stretch vor dir, wo du weisst, dass es locker weitere drei Stunden dauern wird, bis man diesen bewaeltigt hat. Und das Schlimmste? Nach der naechsten Flussbiegung gehts von vorne los.

Und da soll man noch motiviert und enthausiastisch sein?

Und dann unser lieber Andrew.
Zwei paddeln, zwei machen Pause. Was ist daran so unverstaendlich?
Andrew und ich hatten gerade unsere Pause, also waren Felix und Tim an der Reihe. Was macht unser Kapitaen? Er legte auf einmal sein Paddel beiseite und fing an seine Schuhe zu putzen!
Kann man das glauben?

Dadurch, dass ich weiter paddelte fingen wir natuerlich an uns zu drehen. Und dann war's zuviel. Mir platzte der Kragen! Kapitaen hin oder her. Was denkt er sich dabei?
Auf meine Aeusserung, dass wir doch gerade Pause hatten und zu paddeln haetten, reagierte er muede laechelnd jedoch mit voelligem Unverstaendnis auf meinen Ausbruch. " Steph, ich brauch doch nur ein paar Paddelschlaege (wohl eher nur ein paar Dippingschlaege) um uns wieder auf Kurs zu bringen".
Jaaaaaaaaaaa, aber das ist verdammt noch mal nicht der Punkt, um den es hier geht!
Ahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh, zum Haare raufen!

Doch endlich, das Ziel naeherte sich. Unsere Position, trotz diesem kleinem Zwischenfall, nach wie vor gut. Beinah verfahren wir uns und wollen in den falschen Seitenarm rein. Wir rudern quer zum Fluss, vergeuden Energie. Wir verlieren die Stroemung.

Und das mexikanische Team ist uns auf den Fersen.

Nein, ihr ueberholt uns jetzt nicht mehr.
Aber was ist das?
Auf einmal, 500 Meter vor der Ziellinie, muessen wir gegen, ja, gegen!, die Stroemung paddeln, um das Ziel zu
Nix ueberstuerzen!Nix ueberstuerzen!Nix ueberstuerzen!

Da uns das Werkzeug, die Staemme und das Know-How fehlen, machen wir erst mal Pause und beobachten entspannt die Szenerie.
erreichen
.
Wie konnten die Idioten von Organisatoren das mit guten Gewissen planen? Nach drei Tagen Paddeln den Schlussspurt flussaufwaerts zu legen???

Wir paddelten wie die Wilden. Um einen Rhythmus zu bekommen schrieen wir "Stroke! Stroke! Stroke!" (dt. "Schlag! Schlag! Schlag!"). Und sogar Andrewe paddelte, was das Zeug hielt.
Doch wenn man auf das Ufer schaute bewegten wir uns nada, niente, zero, nullinger!
Ahhh, wieso? Wieso? Wieso?
Wieso machen wir diesen Scheiss?

Trotzdem, jetzt war keine Zeit fuer Rumgejammere. Jetzt wurde gepaddelt! Paddelalarm!
Das Mexikanische Team sass uns im Nacken.
Sie wollten aufholen und ueberholen.
Aber nicht mit uns. Wir mobilisierten unsere letzten Kraefte, keine Ahnung wo wir die noch herholten. Wir befanden uns im beruehmten "Tunnel". Die Psyche will nicht mehr, der Koerper macht aber einfach weiter. Erstaunlich!

Vom Ziel aus winkten und lachten sie uns zu. Die, die schon im Ziel waren.
Wir wollten sie alle umbringen.
Was gab's da zu lachen und auch noch Photos zu machen? Sie wussten doch wie anstrengend das hier war.

Und dann. Das ZIEL!!!

Wir konnten es nicht glauben. Unsere Arme zitterten, vor lauter Schnaufen konnten wir kaum sprechen und unsere Koepfe, glichen Tomaten.

Wir hatten
Verzweifelte GesteVerzweifelte GesteVerzweifelte Geste

Nicht, weil die Sonne scheint, sondern weil die Aufgabe ein gescheites Floss zu bauen zu dem vorangeschrittenen Zeitpunkt unloesbar erscheint.
es geschafft!
Nach 7,5 Stunden.
Das Beste daran; 4 Teams hatten wir gnadenlos abgehaengt!

Das war's. 3 Tage Rennen, 27,5 Stunden auf dem Wasser. Nach 132 Meilen den Amazonas runter waren wir wieder in Iquitos.
Wahnsinn!

Nachdem alle Teams eingertroffen waren, gab es eine kleine Preisverleihung. Obwohl man das eher als Witz bezeichnen konnte.
Eigentlich sollte das beste auslaendische Team einen Aufenthalt (3 Tage, 2 Naechte) in einer Junglelodge als Preis erhalten.
Doch auch hier versagte die Organisation. Es gab keinen Preis.
Jedes Team erhielt einen feuchten Haendedruck und ein Erinnerungspaddel!
Und dann waren wir entlassen!

Eines kann ich euch sagen: NIE WIEDER!
Die Momente der ohnmaechtigen Frustration, der niederschlagenden Deprimiertheit, der koerperlichen Zerschlagenheit waren maechtig vorhanden. Natuerlich hat das ganze auch Spass gemacht und erreicht hatten wir auch etwas. Aber nochmal? Untrainiert? No!!!
Wenn, dann richtig!! 😊)

Zwei Naechte ordentliches Feiern mit unseren und dem amerikanischen Jungs folgten. (Inkl. Stripclub-Besuch. Oli, dagegen ist BKK ein Lacher ;-) )
Und dann ging jeder wieder seiner Wege.
In Kontakt bleiben werden wir jedoch mit einigen!

Hasta luego!







Additional photos below
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Tiefe NachtTiefe Nacht
Tiefe Nacht

Endlich ist das Floss fertig und mein Geburtstag kann etwas gefeiert werden.


29th October 2007

Geile Story
Nach langer Zeit habe ich nochmal einen Beitrag von euch beiden angeklickt - und gleich ein Volltreffer. Das war die beste Story, dieich seit langem gehört habe. Gerne wäre ich dabei gewesen - auch wenn es anstrengend und frustrierend war. Und es hat ja auch etwas positives: Von langweiligen Strandabenden kann jeder erzählen, aber diese Story kann man jedes Jahr aufs neue den gleichen Leuten kundtun und es wird immer lustig sein. Zumindest für die Zuhörer! :-) Gehabt euch wohl. Michael

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