Kaputt aber glücklich


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March 11th 2013
Published: March 11th 2013
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Am Samstag bin ich also um 5 aufgestanden, eine dreiviertel Stunde später hat mich Carlos abgeholt. Überpünktlich sind wir am Treffpunkt vor der Uni angekommen. Treffen war für 6.15 Uhr angesetzt und wie eine der Professorinnen vorher mit Nachdruck angekündigt hatte, würde der Bus um 6.30 Uhr losfahren, egal ob noch jemand fehlt oder nicht. Jetzt ratet, wer 6.30 Uhr noch nicht da war! Richtig, die Profs (alle!) und der Bus.

Die Fahrt hat schließlich eine gefühlte Ewigkeit gedauert, erst nach über 5 Stunden sind wir in Bonito (was übrigens so viel heißt wie "hübsch") angekommen. Bis dahin hatten wir alle einen Bärenhunger, aber wir mussten noch die ganze Gruppe von 40 Studenten auf 2 Pousadas verteilen und bei südamerikanischem Denkmuster kann man sich sicher sein, dass sowas total chaotisch und uneffektiv abläuft. So war es denn auch und bis wir Mittageggessen haben und fertig für den ersten Ausflug waren, war es schon um 3. Na ein Glück geht die Sonne hier nicht schon um 6 unter....

Bonito ist ein kleiner Ort, der mitten im Landesinneren liegt, umgeben von Bergen und viel Natur. Wir sind dann in einen sogenannten Ökopark gefahren. Das war ein abgegrenztes Gelände mit Fluss und bisschen Wald und nem See und dort wurden verschiedene Aktivitäten angeboten, wie Klettern oder eine große Seilrutsche in den See rein. Ich hab mich dafür entschieden, nur den Waldhochseilgarten zu testen und das war echt cool. Hab sowas vorher noch nie gemacht, aber hatte schon immer Lust dazu. Von unten sieht das auch immer ganz einfach aus, aber in Wirklichkeit ist das ganz schön anstrengend, weil diese Äste und Bretter auf denen man von einem Baum zum anderen balanciert in alle Richtungen wackeln und schaukeln und man sich ganz schön an den Sicherheitsseilen festkrallen und konzentrieren muss um halbwegs das Gleichgewicht zu halten. Hat sich aber gelohnt, hat total Spaß gemacht. Dann wurde es auch schon dunkel, deshalb sind wir zurück zu den Pousadas, wo wir nur schnell geduscht haben um dann wieder loszuziehen. Nach einem kleinen Abendessen im Ort sind wir in eine Bar gegangen, wo sie extra für uns nen DJ bestellt haben. Da haben wir also lustig gefeiert und getrunken, allerdings nur bis um 1 - halb 2, denn wir mussten ja am nächsten Morgen wieder früh raus.

Am Sonntag sind wir wieder erst mit einer Stunde Verspätung losgefahren, weil die meisten natürlich verpennt haben. Diesmal sind wir in den Regenwald gefahren bzw. ein Stück, was davon noch übrig ist. Am Rand hat uns der Busfahrer rausgeschmissen, ab dort hieß es wandern. Zuerst war das auch kein Ding, da es einen breiten Weg gab, auf dem sogar Autos langfahren konnten. Das ging so bis kurz vor den ersten Wasserfall, dann wurde daraus ein winziger Trampelpfad, der mega steil ins Tal hinab führte, kreuz und quer über Stock und Stein. Wer in der Schule aufgepasst hat, weiß, dass die Luftfeuchtigkeit in so einem Regenwald verdammt hoch ist und die Temperaturen tropisch. Man stelle sich vor, in einem Gewächshaus Leistungssport zu betreiben - so ähnlich haben wir uns während der Wanderung gefühlt. Der Schweiß floss einfach nur so und die Beine taten von der Kletterei schnell weh und wurden schwerer und schwerer. Das klingt jetzt irgendwie total furchtbar, aber um die Wahrheit zu sagen hat mir das richtig gefallen. Ich meine, ich war das erste Mal mitten in einem richtigen Regenwald und habe ganz viele Pflanzen gesehen, die ich sonst nur aus Blumentöpfen oder Büchern kenne und so in der Wildnis konnte man sich einbilden, weit weit weg von jeglicher Zivilisation zu sein.

Am Ende des Pfades war ein zweiter Wasserfall, gar nicht mal groß, aber der kam neben einem einem gigantischen kugelrunden Felsen raus, der aussah als hätte ihn jemand da abgelegt. Das Wasser war ziemlich kalt, deswegen bin ich lieber ein bisschen auf den umliegenden Felsen herumgeklettert und hab die Wildnis erkundet. Ein paar von uns haben sich dann schon etwas früher auf den Rückweg zum ersten Wasserfall begeben, um sich dort abzuseilen - ich natürlich auch 😊 Der Rückweg bergauf war genauso anstrengend wie der Weg runter, aber wir haben es geschafft. Da immer nur 2 Leute gleichzeitig den Abstieg machen konnten, mussten wir relativ lange warten, sodass meine Aufregung immer größer wurde. Als ich dann endlich oben auf der Felskante stand und die 35 Meter in die Tiefe geguckt habe wurde mir doch etwas mulmig. Einmal angefangen mich abzuseilen verging das jedoch schnell. Wir sind teilweise mitten durchs Wasser und über super glitschige Felsen, auf denen man kaum Halt hatte. Das war so hammer cool! Ich wär am liebsten gleich nochmal da runter! Vorher hatten wir den Guide mal gefragt, was das Verrückteste war, was er in seinem Job dort erlebt hat. Da meinte, dass erstens 80% der Kletterer Frauen sind und die
meine Kommilitonen an der Pedra Redondameine Kommilitonen an der Pedra Redondameine Kommilitonen an der Pedra Redonda

das rechts ist ein Stück von dem riesigen runden Felsen
paar Männer, sie sich doch trauen, totale Weicheier sind. Der meinte er hatte mal einen, der sich vorher übelst über die Frauen lustig gemacht hätte und sie beschmipft habe und als er dann gerade mal 1 Meter über die Kante drüber war hat er angefangen zu heulen und gesagt er schafft es nicht. Tja, der Beweis dass die größten Machos die größten Schlaffis sind ist hiermit wohl erbracht :D

Bis alle fertig waren, war es dann schon um 3, da mussten wir uns ganz schön beeilen zum Bus zurückzulaufen. Wir sind nur nochmal kurz in die Pousada um uns umzuziehen und unsere Sachen zu schnappen, dann hieß es schon Abschied nehmen vom Paradies. Halb 10 waren wir wieder an der Uni und um 10 war ich zu Hause. Hab nur noch geschafft, meine Sachen auszupacken, dann bin ich wie tot ins Bett gefallen. Habe erstmal richtig ausgeschlafen 😊 Heute merke ich die Anstrengungen von gestern erstmal richtig, vor allem in den Beinen: habe einen Muskelkater wie ewig nicht mehr! Aber das war es wert! Das war definitiv eins der besten Wochenenden hier in Brasilien!!


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Cachoeira Véu da NoivaCachoeira Véu da Noiva
Cachoeira Véu da Noiva

Das ist der 35m-Wasserfall, an dem ich mich abgeseilt hab. Véu da Noiva bedeutet übrigens Brautschleier.


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