Eine Nacht auf einer Insel und ein Wochenende in den Bergen


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North America » United States
October 10th 2011
Published: October 17th 2011
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Nach einem faulem Tag in Portland, wo ich am Hafen meine erste Lobster Roll gegessen habe (das ist ein Hotdog-Brötchen mit Hummersalat), und wir ein bisschen im Hafenviertel Old Port mit vielen kleinen Läden und Cafés herumgebummelt sind, treffen wir um halb 5 unsere Couchsurfing-Gastgeber Faith und Larry. Die beiden wohnen auf einer Insel namens Peaks Island etwa 3 Meilen vor Portland und müssen jeden Tag mit der Fähre aufs Festland übersetzen. Wir setzen also auch mit unserem Gepäck über und bekommen vom Oberdeck der Fähre aus schonmal eine kleine Einführung in die 200 Inseln der Casco Bay, denn Faith war mal Fremdenführerin und kennt sich bestens aus. Sie erzählt uns zum Beispiel, dass die Inseln auch "Calendar Islands" genannt werden, weil irgendein früher Entdecker sie mal gezählt hat und auf 365 Inseln gekommen ist. Obwohl er sich doch erheblich verzählt hat, ist der Name geblieben.

Auf Peaks Island bekommen wir dann noch eine Inselüberfahrt in der alten, über und über besprühten Rostlaube von Faith' Sohn. Der Wagen darf, da er auf dem Festland keinen "TÜV" mehr bekommen würde, auf Peaks Island seinen Ruhestand genießen und wird nur ab und zu vom Fähranleger zum Haus von Faith und Larry bemüht. Peaks Island hat 900 EInwohner, ein Café, einen Pub, ein Fort und 4 Polizisten, die in 24-Stunden-Schichten alleine Dienst auf der Insel schieben und dabei auch gleichzeitig Feuerwehr und Rettungsdienst darstellen. Immerhin haben sie für jede ihrer Einsatzaufgaben auch ein entsprechendes Auto.
Da Freitags Pubnight ist gehen wir mit Faith und Larry ins Pub, wo es köstliches Essen und wässriges Bier gibt. Wir verbringen mit den beiden und einigen ihrer Freunde einen super lustigen und interessanten Abend- inklusive nächtlicher Gesangseinlage, denn Faith und Larry sind Musiker- und übernachten schließlich in ihrem kleinen unkonventionellen Cottage auf einem Matratzenlager.
Der Dackel der beiden, "Baileys", hat uns direkt in sein Herz geschlossen und der Abschied von einander am nächsten Morgen fällt uns allen 3 schwer.
Auf der Fähre mit herrlichem Blick auf Portland mit einem Coffee to go in der Hand bei frischer Brise und strahlendem Sonnenschein beginnt der nächste Tag wie man sich Urlaub so vorstellt. Wir fahren noch kurz an den Portland Head Light Leuchtturm am Cape Elizabeth, südlich der Stadt und dann auf in die White Mountains im Norden von New Hampshire. Leider haben außer uns diese hervorragende Idee noch gefühlte 17 Millionen Amerikaner(im Stau hatten wir viel Zeit sie zu zählen), denn es ist Columbus Day Wochenende.
Trotzdem finden wir hier endlich den Indian Summer den wir eigentlich schon in Maine erwartet hatten, der aber irgendwie an Maine vorbeiging dieses Jahr.
Alle Laubbäume- und das sind ziemlich viele im White Mountains National Forest- strahlen in knalligem gelb, orange oder rot und es sieht alles ganz toll aus.
Wir fahren den "Scenic Highway", den Kancamagus
Highway entlang, den wir uns mit hunderten Indern, Japanern, Kanadiern (die haben dieses Wochenende nämlich auch einen Feiertag, Thanksgiving nämlich) und Rentnern teilen. Dementsprechend steigen wir auch nur an einigen Aussichtspunkten aus, machen ein paar Fotos und ein paar kurze Spaziergänge. Am Ende des Passes werden die Fahrzeugschlangen immer länger bis irgendwann garnichts mehr geht. Der ganze Rummel nervt entsetzlich und so beschließen wir ins etwa 60 km entfernte Littleton zu fahren wo wir auf ein freies Motel hoffen. Der Mann im erstbesten Motel verspottet uns aber nur und rät uns "Go North as far as you can", denn ALLES ist an diesem Wochenende ausgebucht- ÜBERALL. Wir fahren also nochmal eine halbe Stunde in die nächste unscheinbare und einzige größere Stadt im Umkreis von 50 Meilen: St. Johnsbury. An der Visitor Information wieder das gleiche: keine Chance. Irgendwie bequatsche ich den Mann dort, ob er nicht irgendetwas für uns wüsste, eine Waldhütte oder eine Privatperson, die uns aufnehmen könnte denn so langsam werden wir etwas nervös, in unserem popligen kleinen Nissan wäre die Nacht für zwei nicht so angenehm!!
Der Mann sagt tatsächlich, dass ihm jemand einfällt, der ein paar leerstehende Zimmer im Haus hat, ruft Susan an und nur einige Minuten später stehen wir vor ihrem Haus, das eher einer Burg gleicht. Hier dürfen wir eines der Kinderzimmer (die Kinder sind alle schon lange ausgezogen) mit eigenem Bad beziehen und sollen dafür nur 50 Dollar für die Nacht zahlen.
Susan ist auch noch super nett, zeigt uns das ganze Haus, einen uralten riesigen Schuppen, gibts uns Tipps zum Abendessen Gehen und lädt uns nach dem Essen auf einen Tee in ihr Wohnzimmer ein. Mit ihr und ihrem Mann Martin wohnt noch die 101-jährige Mutter von Susan im Haus, die munter Kreuzworträtsel löst während wir mit Susan Tee trinken. Susan erzählt von ihren 4 Kindern, der Sohn ist Polizist, ihrer Herkunft (ihre Familie gehört einem edlen alten schottischen Geschlecht an) und der Gegend um St. Johnsbury. Und am nächsten Morgen bezahlen wir nicht einmal 50 Euro für diese wahnsinnige Gastfreundlichkeit !!
Im verschlafenen St. Johnsbury hat dann auch tatsächlich schon der General Store auf, als wir gegen 07.30 Uhr aufbrechen um wenigstens an der Seilbahn die ersten zu sein. Der dicke Mann dort macht uns zwei super fettige aber seeehr leckere Turkey-Sandwichs mit Cranberry-Mayonnaise und wir tuckern schließlich eine Stunde später tatsächlich mit der ersten Seilbahn auf den Cannon Mountain, wo wir picknicken und die Aussicht genießen noch bevor die Massen an Columbus-Day- Touristen kommen. Mittags machen wir noch eine ca. 3-stündige Wanderung über den Tuckerman Ravine Trail in das Amphitheater der Pinkham Notch, einer Scharte am Hang des Mount Washington. Das ist mit etwa 1900 m der höchste Berg im Nordosten der USA.
Die Wanderstrecke ist, obwohl sie recht anstrengend ist, ziemlich überlaufen und auch nicht so aufregend, da es die ganze Zeit durch den Wald geht und wir uns unter dem Amphitheater auch etwas Spektakuläreres vorgestellt haben. Vielleicht sind wir aber auch nur verwöhnt vom Acadia NP mit seinen tollen Wanderwegen.
Da wir nichts zu Mittag gegessen haben wollen wir gegen 5 schon zum Shoppen und Essen nach North Conway fahren, stehen aber auf diesen 20 Meilen schon wieder eine Stunde im Stau. Endlich finden wir dann aber doch das Outlet und direkt daneben ein Applebees (auch hier muss man natürlich 40 Minuten auf seinen Tisch warten) was unsere Stimmung etwas aufheitert und unser Konto ordentlich erleichtert.
Am nächsten Tag können wir es kaum erwarten den Menschenmassen zu entkommen- und Columbus Day in den White Mountains schafft es ganz nach oben auf meine "No-Go-Liste".


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