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Der ganze Tag ein Traum. Strahlender Sonnenschein, ein sanft rauschende Meer, Hotel 7 Gäste. Ich fuhr den Finger außen rum, die Ostseite war fast menschenleer, sowohl bei Bewohnern als auch beim Verkehr.
Das Besondere hier sind die Türme. Jedes alte Anwesen hatte einen, viele stehen noch. Um den Turm rum stehen dicht gedrängt die Wirtschaftsgebäude und das Wohnhaus. Schon diese Anlage wirkt sehr wehrhaft, weil die einzelnen Gebäude noch mit Mauern verbunden sind. Wenn aber dann der Feind kommt, dann kommt Vieh. Vorräte, Kinder, Opa und Oma, Vater, Mutter in den Turm. Da kann man sicher lange aushalten. Womöglich ist der Wassermangel der limitierende Faktor. Man könnte natürlich außen ein Schild hinhängen: Belagerung nur im Winter, weil im Sommer Wassermangel herrscht.
Beim ersten Turm warf ich Florentine in den Straßengraben, wo sie leise maulte. Ich machte zahllose Fotos und war begeistert.
Nach 30 weiteren Kilometern und etwa 78 weiteren Türmen war ich völlig abgebrüht und schaute kaum mehr hin.
Google informierte mich noch weiter:
An Baumaterial für die bis zu 20 Meter hohen Wohntürme fehlte es den Manioten nicht. Knapp war nur das Holz, aber in der Not wussten sie sich zu helfen und kaperten Schiffe vor ihrer Küste,
um das Holz im Haus zu verbauen. Die starren Steintürme fügen sich in die harte Landschaft, die sie hervorgebracht hat. Turm an Turm erheben sie sich mancherorts zu einer beeindruckenden Skyline.
Gebaut wurden die massiven Turmhäuser zum Schutz und zur Verteidigung. Die Tradition der Blutrache schürte ständig erbitterte Fehden unter den Familien-Klans, die sich oft Monate, sogar jahrelang hinter ihren meterdicken Mauern verschanzten. Angekündigt wurde eine Kriegserklärung unter Läuten der Kirchenglocken. Alles war erlaubt – durch spezielle Öffnungen im Turm wurde auf den Feind geschossen oder heißes Öl gegossen. Nur die Hausfrau griff man nicht an, wenn sie für Besorgungen das Haus verlassen musste. In Zeiten der Waffenruhe begannen die Türme zu wachsen – vorausblickend, um bei der nächsten Fehde mit Felsbrocken das gegnerische Marmordach besser zerschlagen zu können.
Mich fasziniert besondersdiese Kombination aus Fanatismus und Pragmatismus beidiesen Fehden. Einesteils gehtder Kampf bis zum letzten Mann, erst dann ist die Fehde beendet, wenn vom feindlichen Clan alle tot sind. : "Leni, mein Dimitrios sagt, wir müssen mal wieder nach dem Rechten sehen draußen auf den Feldern. Braucht ihr nicht auch einen Waffenstillstand?" Worauf die Frau aus Turm 2 sagt: "Ja, mein Georgius hat das auch schon gesagt. Wie lange machen
wir denn?" Man einigt sich auf eine Zeitspanne, in dieser Zeit kann nicht nur für Lebensmittel und Wasser gesorgt werden, damit die Turmbesatzung nicht verhungert, sondern es können auch Kampfmittel organisiert werden. Nach Ablauf der Frist knallen an den zwei betroffenen Türmen die Türen zu und der Kampf geht weiter. Man braucht auch nicht zu glauben, dass die Frauen vielleicht friedfertiger gewesen wären. Sie nannten ihre Söhne nicht Burle, Süßer, oder Herzilein, sondern: Gewehr. Die Söhne waren eminent wichtig in diesem Kampf und hießen entsprechend.
Hier gibt es massenhaft Wohnmobile, offenbar muss man unbedingt die Finger des Poloponnes abfahren. Manche fahren im Konvoi, andere stehen dann in Rudeln am Strand - alles Sachen, die ich schon beim Anschauen grauslich finde.
Florentine wollte seit gestern einen Ölwechsel, der letzte war in Timișoara in Rumänien. Also 5000 km her. Sie blinkt dann immer so lästig. Weil die Gesamtmenge von Öl gering ist, nur 1,5 ltr, soll man schon regelmäßig für Ölwechsel sorgen. Ich fand dann endlich eine Tankstelle mit Reparaturwerkstatt nebenan, von Brüdern gemeinsam betrieben. Da war einer bereit, den Ölwechsel zu machen. Nachdem ich ihm die Ölablassschraube gezeigt hatte und ihn auch noch darüber informiert hatte, dass er da
eine 12er Nuss braucht, lief alles wie geschmiert. Die Sache mit dem Ölfilterwechsel hätte das Ganze nur unnötig verkompliziert. Ich nehm ihn einfach wieder mit heim. Von den drei Kanister Öl, die ich seit Gauting rumschleppte, sind jetzt alle weg, einen musste ich nachkaufen, weil mein eigenes Öl nicht gereicht hätte. Castrol, 10 Euronen der Liter. Der Arbeitspreis für den Ölwechsel, den der Mechaniker gemacht hat, war 5 Euro.
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