My Eurovision: Workaway in Europa - Step 6: Tulle


Advertisement
France's flag
Europe » France » Limousin » Tulle
November 8th 2016
Published: November 9th 2016
Edit Blog Post

20161108_13123320161108_13123320161108_131233

Exzellente Bedienung
Tag 90 – Back at school


Der Tag hier im Zentrum begann recht früh. Um 7.30 Uhr gab es Frühstück in der Cafeteria – typisch französisch. Baguettebrötchen und Croissants standen zur Auswahl, und zum Trinken konnte man sich Kaffee, warme Milch oder Kakao in seine Boule füllen. Ach so, und ein paar abgepackte Aufstriche gab es auch.
Um acht gingen Kei und ich zum Lehrerzimmer. Wir folgten Vidette, der Englischlehrerin, in den Unterricht.

Es ging erst mal mit einer Runde „How are you?“ an alle los. Dann sagte Vidette, dass ja zwei unbekannte Gesichter in der Runde waren, und die Schüler kamen darauf, dass wir Workawayer waren. Danach sollten sie dann mal raten, woher wir kamen. Also für mich wurde Amerika, Irland, Brasilien und Finnland vorgeschlagen. Dann sollte ich mal was auf Englisch sagen, damit sie vielleicht meinen Akzent erkannten, doch das half auch nicht. Irgendwann kamen sie dann aber auf Deutschland. Die nächste Frage war dann, wie wir denn so gut Englisch gelernt hatten. Alle Schüler konnten Fragen stellen. Allerdings redeten sie die ganze Zeit Französisch, und Vidette half dann beim Übersetzten. Außerdem sollten sich alle der Reihe nach vorstellen. Dafür schrieb sie schon den Satz
20161108_11072520161108_11072520161108_110725

La Chocolaterie
an die Tafel: „I’m … and I’m training to be a cook. I’m a three years in cooking.“ Jeder las dann stockend und mit starkem Akzent diesen Satz ab. Danach mussten sie noch das Menü für Donnerstag vorlesen. Wir wiederholten die wichtigsten Vokabeln daraus, und dann wurde ein Vokabeltest darüber geschrieben.

Nach der Doppelstunde gingen wir mit Vidette ins Restaurant, um einen Kaffee zu trinken. Danach war die nächste Englischklasse dran. Auch hier mussten wieder alle raten, woher wir kamen, und wir sprachen ein bisschen in unserer Muttersprache, damit sie es vielleicht errieten. Anschließend sollten die Schüler sagen, was sie so über unsere Herkunftsländer wussten. Kei musste immer wieder klarstellen, dass man in Japan weder Hunde und Katzen, noch Insekten oder gar Affen aß. Die meisten Stereotypen waren in Wirklichkeit chinesische Eigenarten.

Nach der Stunde hatten wir erst mal frei und ich konnte in Michels Büro gehen. Ich musste nämlich eine Art Vertrag unterschreiben (übrigens über 35 Wochenstunden, aber das ließen wir mal durchgehen) und er kopierte meinen Personalausweis.
Daraufhin machten Kei und ich einen Rundgang durchs Zentrum. Sie sollte mir alles zeigen, doch da sie sich auch noch nicht so gut auskannte, erkundeten wir eher gemeinsam. So kamen wir auch an dem Labor für die Chocolatiers vorbei, wo Martin heute zum Zuschauen war. Wir gingen hinein und schauten uns ein bisschen um – echt unglaublich, was die für Skulpturen aus Schokolade und Zucker machten – ganze Kunstwerke!

Um zwölf war dann Zeit fürs Mittagessen. Vidette hatte für uns einen Tisch im Restaurant reserviert. Das war dort, wo die angehenden Kellner trainierten. Und wirklich sehr vornehm. Alles war edel eingedeckt und gerade, als ich meinte, immerhin gab es nur ein Paar Besteck, und somit keine Verwirrung, brachte man uns ein zweites Paar, für die Vorspeise. Als erstes wurde uns aber ein Aperitif (alkoholfrei) serviert. Außerdem bekamen wir Wein eingeschenkt (hierbei handelte es sich jedoch um Wasser mit Grenadine, nur zu Übungszwecken).
Dann wurde die Vorspeise serviert: Spinat-Quiche. Wir hatten extra gesagt, dass ich Vegetarierin war, und der Kellner wusste auch Bescheid. Mir schien es auch, dass meine Quiche etwas anders war - bei den anderen war glaub ich etwas Käse oben drauf – aber als ich anfing zu essen, bemerkte ich, dass da Speck drin war. Es tat mir ja echt leid für den Kellner, aber ich sagte es ihm und schließlich brachte er mir einen Salat.
Als Hauptspeise gab es Fisch und Kartoffeln, für mich ein Omelette, da lief dann alles glatt. Darauf folgte der Käse. Der Kellner kam mit einer Käseplatte mit vier Sorten an den Tisch, und schnitt uns dann ein Stück von jedem Käse, den wir wollten, ein Stück ab. Als letztes kam noch das Dessert – Orangen-Kiwi-Salat mit Grand Manier-Aroma.
Ich glaube, ich habe so gut wie noch nie in so einem vornehmen Restaurant gegessen, mit einer exzellenten Bedienung wie hier (wird wohl nur übertroffen vom Dinner beim Intim-Konzert in Århus).

Wir kamen dann etwas zu spät zur nächsten Englischstunde. Sie hatten wohl etwas gehört und gerade das Arbeitsblatt dazu auf Französisch ausgefüllt. Nun bekamen sie das Arbeitsblatt auf Englisch und mussten die richtigen Begriffe in die Lücken schreiben. Es handelte sich um drei Leute, die sich mit Name, vergangener Tätigkeit und aktuellem Beruf vorstellten. Daraufhin sollten die Schüler selbst so einen Satz bilden.
Einer der Schüler, ein älterer Herr, meinte, dass er das vielleicht auf Italienisch könne, aber nicht auf Englisch. Vidette erwiderte, dass sie leider kein Italienisch verstehe; ich warf jedoch ein, dass ich etwas verstand. Das freute ihn und sie meinte, er könne es erst auf Englisch und dann auf Italienisch sagen. Also half sie ihm mit der Vokabel „baker“ für Bäcker. Die italienische Vokabel dafür fiel ihm aber auch nicht ein, und so schaute ich nach – „il panettiere“. Ich sollte es anschreiben, und schrieb auch gleich noch „Bäcker“ und „bager“ (Dänisch) dazu. Ein Schüler aus dem Senegal schrieb es in seiner Sprache, und Kei auf Japanisch. Das war doch mal eine internationale Stunde!
Als die Übung beendet war, kam dann wieder das Ratespiel bezüglich unserer Herkunft. Als das Rätsel gelöst war, wurden Begriffe zu unseren Heimatländern an der Tafel gesammelt, und wir mussten sagen, ob sie angebracht waren. Zu Deutschland wurden die Begriffe Bier, Fußball, Technologie, Auto, und Angela Merkel genannt.
Ich sagte auch wieder, dass ich aus Wolfsburg kam, was mal wieder keiner kannte, aber als ich dann erklärte, dass Volkswagen von dort stammte, war das natürlich allen ein Begriff. Die meisten, die schon mal in Deutschland gewesen waren, kannten irgendwie nur den Süden, vor allem Bayern. Aber kein Wunder, war ja auch deutlich näher als Norddeutschland.
Der ältere Herr erzählte, dass der Großteil seiner Familie in Deutschland lebte. Er hatte eine recht komplizierte Lebensgeschichte; als Kind hatte er nämlich ein paar Jahre in Italien gelebt, wobei sein Vater Sizilianisch sprach und seine Mutter einen Dialekt aus dem Norden. Er meinte, dass er kaum Italienisch reden könne, da er zum Beispiel drei verschiedene Bezeichnungen für das Wort „Löffel“ kenne, und nicht zwischen den Dialekten unterscheiden könne.
Mich interessierte, wo in Deutschland seine Familie denn lebte – womöglich ja in Wolfsburg – und so rief er nach der Stunde seine Mutter an. Sie wohnten allerdings in Köln. Aber war echt interessant gewesen die Stunde, und das fanden auch die Schüler.

Die letzte Englischgruppe begann auch mit einer Hörverstehens-Übung. Es war ein Dialog zwischen einem Paar und dem Kellner in einem Restaurant. Die erste Aufgabe war es, alles aufzuschreiben, was man verstand. Ich wollte das auch machen, doch als ich merkte, dass ich dann wortwörtlich den ganzen Dialog hätte aufschreiben müssen, und ich ja so schnell gar nicht mitkommen konnte, ließ ich es. Die anderen schrieben einzelne Wörter auf, die sie aufschnappten. Anschließend sammelte Viedette alles an der Tafel. Anhand der Wörter „hungry“,“vegetables“ „white cream sauce“ etc. fand der Kurs dann heraus, dass es sich um eine Bestellung im Restaurant handelte. Als nächstes wurde ein Arbeitsblatt ausgeteilt, auf dem der Dialog als Lückentext abgedruckt war. Wir hörten noch mal hin und füllten die Lücken dabei anhand der obenstehenden Wörter aus.

Dann klingelte es auch schon und Vidette musste zu einer Besprechung. Wir sollten die zweite Hälfte der Doppelstunde abhalten. Martin war nun auch zu uns gestoßen. Erst mal gaben wir die nächsten Arbeitsblätter herum und baten die Schüler, die englischen Begriffe unter die Bildchen von Gemüse und Fleisch zu schreiben. Wir halfen ihnen etwas und verglichen anschließend. Martin übernahm nun die Lehrerrolle und koordinierte das Ganze. Wir hatten ihm das gerne überlassen, da er aufgrund seines Alters mehr Autorität ausstrahlte (die Mehrheit der Schüler war zwischen 17 und 23) und obendrein sogar Englischlehrer war. Das merkte man auch, denn er machte seine Aufgabe sehr gut.
Martin hatte die gute Idee gehabt, die Bildchen auszuschneiden und nun ein Spiel daraus zu machen: Alle Bilder lagen auf einem Tisch, um den sich die Schüler versammelten. Ich sagte immer eine englische Vokabel, und die Schüler mussten dann schnell das richtige Bild greifen. Martin hatte drei Teams eingeteilt (mit Gemüsenamen) und überwachte das Ganze; Kei machte die Strichliste an der Tafel. Die Schüler hatten viel Spaß und die meisten waren mit vollem Einsatz dabei. Ich hatte danach noch den Einfall, Hangman zu spielen, doch die Schüler wollten uns noch ein paar Fragen stellen; das hatte Vidette vorhin auch angekündigt. So redeten wir noch eine Viertelstunde und dann war um 17.30 Uhr die Schule zu Ende.

Das war echt ein witziges Gefühl - vor nicht mal einem halben Jahr noch Schülerin gewesen, und nun war ich in der Lehrerposition. Und das, wo ich jünger war als ein Großteil der Schüler! Aber hier ging es ja nicht ums Alter, sondern um die Englischkenntnisse.
Ich hatte mal gefragt, wie lange sie denn schon Englisch lernten. Die Antwort von einem Schüler dieses Kurses: 12 Jahre. 12!!! Und die meisten hatten sogar Schwierigkeiten, auf die Frage „How are you doing?“ zu antworten. Dementsprechend war das Unterrichtsniveau so wie im ersten richtigen Lehrjahr, also in Klasse 5.
Ich würde hier als Lehrer wirklich verzweifeln, aber Vidette hatte wirklich eine Engelsgeduld und sprach die ganze Zeit sehr langsam und deutlich. Die Schüler, die etwas mehr Englisch konnten, sagten häufig auf Französisch in die Runde, was sie verstanden hatten. Und irgendwer beantwortete die Frage dann auf Französisch, und Vidette half beim Übersetzen. So lief
20161108_12394120161108_12394120161108_123941

Entrée pour moi
der Unterricht dann irgendwie.
Für uns gab es nicht wirklich viel zu tun. Für den Großteil hörten wir einfach zu und waren dann anwesend als englischsprechende Ausländer, die zum Anreiz und kulturellem Austausch dienten. Jede Stunde sollten alle raten, woher wir kamen, und konnten Fragen stellen, und auch wir stellten manchmal Fragen an sie. Die Arbeitsblätter uns Tests bekamen wir auch zum Anschauen, und ich füllte immer aus Langeweile alles aus. Ich war es ja gar nicht gewohnt, so passiv am Unterricht teilzunehmen. Es war gut, dass ich Französisch verstand. Denn auch wenn Vidette sich bemühte, größtenteils Englisch zu reden, wurde vor allem durch die Schüler recht viel Französisch gesprochen, und so war es deutlich interessanter. Die Schüler hatten nur alle drei Wochen Unterricht, und die zwei Wochen dazwischen waren sie im Betrieb. Ich vermutete mal, dass sie nur zwei Stunden Englisch die Woche hatten, und so würden wir alle wahrscheinlich nur einmal sehen. Also würden die Englischstunden wohl jeden Tag ungefähr nach diesem Schema ablaufen. Mal sehen, was dann noch so kam.

Um sechs gab es Abendessen in der Cafeteria. Zwei Gerichte standen zur Auswahl, jedoch nichts Vegetarisches. Aber ich aß etwas Baguettebrot mit Frischkäse, Salat sowie
20161108_12522020161108_12522020161108_125220

Plat principal pour moi
einen Becher Mousse au Chocolat – das war ja auch okay.
Am Vormittag hatte mir Michel mit einem Stick das WLan-Passwort für meinen Laptop gegeben, und so konnte ich abends endlich meine Blogeinträge hochladen. Über einen Hotspot hatte er es mir ebenfalls via Whatsapp an mein Handy gesendet. So konnte ich damit jetzt auch das Internet nutzen, nur Whatsapp wollte partout nicht über das WLan-Netzwerk funktionieren. Ich verstand das einfach nicht, aber bei Martin war es genauso…


Additional photos below
Photos: 15, Displayed: 15


Advertisement

20161108_13131620161108_131316
20161108_131316

Du frommage
20161108_14545920161108_145459
20161108_145459

Unsere Herkunftsländer
20161108_16561720161108_165617
20161108_165617

English teachers
20161108_17061120161108_170611
20161108_170611

Vokabel-Spiel


Tot: 0.056s; Tpl: 0.011s; cc: 7; qc: 23; dbt: 0.0247s; 1; m:domysql w:travelblog (10.17.0.13); sld: 1; ; mem: 1.1mb