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Published: December 16th 2011
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Hallo meine Lieben!
Die letzten Tage war ich meistens fuer die Fruehschicht eingeteilt. Um 06.15 Uhr geht der Wecker - na ja, frisch ist anders. Ich schleppe meine mueden Knochen & den Rest ins Bad und widme mich der morgendlichen 'tour de hygiene". Herrgott, die Augensaecke sind ja gnadenlos gemeingefaehrlich - da schaut mich doch Homer Simpson aus dem Badezimmerspiegel an! Ob er wohl auch winkt, wenn ich meine Hand zum Gruss erhebe? Egal. Ich verabschiede mich von meinen Augensaecken, wuensche Homer S. einen schoenen Tag und schwinge mich auf meinen zwei-getakteten japanischen Lastenesel. Die Strecke mit dem Motorbike bis zum Tierheim ist kurz aber ich geniesse die gemuetlich erfrischende Fahrt entlang des langsam erwachenden Insellebens. Im Lanta Animal Welfare angekommen, gibts erst mal Kaffee. Ich schaue bei den Patienten auf der "Recovery" rein und lasse mich vom Nachtschicht-Kollegen ueber allfaellige Neuigkeiten informieren. Meine Schicht trifft langsam ein. Die meisten der Freiwilligen leben gleich nebenan in sehr einfachen aber kostenlosen Unterkuenften. Nach kurzer Absprache uebernehmen wir unsere jeweiligen Aufgaben. Jeder agiert so gut er kann und die Profis behalten dabei den kontrollierenden Ueberblick. Ich widme mich, wie schon so oft die letzten Tage, den Katzen auf der Isolationsstation zu. Hierbei
geht es vor allem um die Fuetterung und die Reinigung der Kaefige. Diese Arbeit nimmt gut und gerne 2 1/2 Stunden in Anspruch. Sobald ich mich mit dem gekochten Fisch und dem Trockenfutter der Station naehere, geht auch schon das Gemiaue los. Das Futter wird zwar in der Kueche zubereitet, verwendet wird aber eigenes, nur fuer die Isolation vorgesehenes Geschirr. Anschliessend folgt die penible Reinigung der Kaefige. Dieselbigen und saemtlicher Inhalt muessen gruendlich mit einer Bleichmittelloesung geschrubbt werden. Selbst die Waende und der Boden werden dieser Prozedur unterzogen. Die Katzen muessen derweil in Transportboxen warten. Und auch diese werden aufgrund der Ansteckungsgefahr nach jedem Patienten aufs Neue gereinigt. Ist die Isolation soweit auf Vordermann gebracht, flitze ich ins Mook Lanta zurueck. Tom hat bereits mein Lieblingsfruehstueck, traditionelle thailaendische Reissuppe, zubereitet. Zurueck im Tierheim, widme ich mich entweder noch nicht erledigten Arbeiten des Schichtpensums, wie z.B. der Hundekot-Saeuberung der Aussengehege. Treffen neue Notfaelle ein, saeubere ich die Kaefige in der Notaufnahme oder wische den Urin von narkotisierten Tieren auf. Die meiste Zeit aber sind wir am spaeten Morgen mit "doggy-walking" beschaeftigt. Wir versuchen pro Tag so viele Hunde wie moeglich auszufuehren und jeder Tourist, welcher sich ein, zwei Hunde schnappt, erspart
uns viel Arbeit. Kurz nach 12.00 Uhr heisst es dann Fische auftauen - Adam soll schliesslich mit Beginn der Nachmittagsschicht seiner Lieblingsbeschaeftigung nachgehen koennen. Um 13.00 Uhr ist Schicht im Schacht und ich bin froh, dass unsere Kollegen uebernehmen. Die Belastung in Pflegeberufen (wenn auch nicht ganz vergleichbar) muss ja unheimlich belastend sein; Stress, chronische Unterbesetzung gepaart mit chronischer Ueberzeit und ein straffes Regime von vorgegebenen Arbeiten, welches staendig im Interessen-Konflikt zu unvorhersehbaren Notfaellen und aussergewoehnlichen Vorkomnissen steht. A truly tough job.
Da wir seit gestern einige neue Volontaere bekommen haben, kuemmere ich mich nun vornehmlich um die Instandhaltung der Hunde-Aussengehege. das Gras steht teilweise mannshoch. So mache ich mich also mit dem Benzin-Rasentrimmer an die Arbeit. Gefahr geht vor allem von den ueberall lauernden Zecken aus - die Dinger will ich mir hier nun ganz gewiss nicht einfangen... Ich muss mich aber auch vor dem dichteren Gebuesch in Acht nehmen; Schlangen und giftige Spinnen sind hier in ihrem natuerlichen Lebensraum zu Hause. Seltsam, dass ich auch hier wieder zum "Handy-Man" avanciere, obwohl ich nun beim besten Willen keine handwerkliche Leuchte bin... Aber es macht Spass nach vielen Jahren im Buero, mal so richtig koerperlich arbeiten zu muessen.
Ich habe noch zwei Arbeitstage vor mir, am Sonntag ist Schluss. Das war eine wirklich gute Erfahrung. Das Leben laesst sich auf einmal von ganz anderen Gesichtspunkten betrachten und Dinge, welche vorher so wichtig erschienen, bieten oftmals keinen Naehrboden fuer negative Gedanken mehr. Die Tiere und die Arbeit werden mir sicherlich fehlen. Doch bin ich auch froh, wieder etwas mehr Zeit zu haben. Ich bin bereits mit den Vorbereitungen fuer die bevorstehenden Erkundungen der weiter suedlich gelegenen Inseln beschaeftigt. Patrizia und ich werden anfangs Januar von Koh Lanta (Koh bedeutet "Insel") weiter zum vertraeumten Koh Ngai, ueber das praktisch noch unberuehrte Koh Kradan, zum paradiesischen Koh Lipe an der malaysischen Grenze travellen. Voraussichtlich diesen Sonntag fahre ich zudem mit Tom fuer zwei Tage nach Khanom und ebenfalls naechste Woche muss ich zur Verlaengerung meines Visums fuer einen Abstecher nach Krabi. Langeweile kehrt die naechsten Tage bestimmt nicht ein. Am 25.12. ist dann endlich Patrizia da - ein besseres Weihnachtsgeschenk kann man sich doch gar nicht wuenschen!
Nach rund zwei Wochen, nimmt das Leben hier auf der Insel bereits familiaer-heimatliche Formen an; man kennt und gruesst sich, man trifft sich an "Grossanlaessen" wie Reggea-Konzerten (warum spinnen die Thais nur so auf diesen Bob Marley?) und es werden Neuigkeiten und Tips ausgetauscht. Wirklich witzig ist, dass ich hier in Koh Lanta viele "alte" Bekannte aus Chiang Mai wieder treffe; Denise und Benjamin, Archie und Marylin, Jill und Elisah - es scheint, als treffe sich die Traveller-Gemeinde auf diesem kleinen Fleckchen Erde, zum Abschluss der jeweils individuellen Reiserouten.
Die Zeit kurz vor und waehrend des Sonnenunterganges ist fuer mich mit Abstand die schoenste des ganzen Tages. Waehrend die Sonne ihre letzten Gruesse zur Erde schickt, wird der Strand allmaehlich ruhig und es scheint als wuerde sich die ganze Natur ehrfuerchtig vor dem untergehenden Stern verneigen. Das letzte Licht des Tages taucht die Umgebung in rot-goldenen Zuckerguss und eine leichte Brise kuehlt die unbarmherzige Hitze des Tages, welche noch im feinen Sand schlummert. Dies ist fuer mich ein Moment des Innehaltens und der Besinnung, ein Moment der Dankbarkeit. Manchmal ertappe ich mich dabei, wie meine Gedanken bereits wieder in die Zukunft schweifen. Eine zwar noch ungewisse berufliche Zukunft, gesprenkelt jedoch von vielen neuen Impulsen, einer frischen Offenheit und dem Wissen um die eigenen Werte.
Adieu
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Salvi
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He Pirla, Wer zur Hölle hat dich geritten um so was zu machen. Nun ja wenn du eine Tierpraxis eröffnen willst dann brauchst du gewisse Erfahrung :-) !!! Ich bin jetzt auf der Insel und geniesse jeden Moment vom nichts tun. Sollte es dir langweilig werden, dann jump doch mal schnell nach Bali und dann hauen wir richtig auf die Kacke. Habe jetzt auch eine indonesische Nr. +6281246076778 Bis bald mein Freund und nimm es nicht zu streng. Grüsse aus Bali S.