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Published: November 21st 2011
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Na wenn das nicht ein Blitzbesuch im Tempel war! Da bin ich wohl noch nicht reif fuer, das ist mir beim besten Willen zu heftig...
Aber erst einmal von vorne: Am Samstag Morgen um 09.00 Uhr sind meine acht auslaendischen Mit-Novizen und ich eingerueckt. Ab nun gilt absolutes Schweigen, denn Reden lenkt vom Wesentlichen ab und verhindert eine hoechstmoegliche Konzentration. Nachdem wir alle unsere Zimmer bezogen und die vorgeschriebene weisse Kleidung in Empfang genommen haben, geht es auch gleich mit der Einfuehrung los. Phra macht uns mit der wunderschoenen Tempelanlage vertraut und beginnt uns gleich die zwei hauptsaechlichen Meditationsuebungen der Vipassana-Meditation zu erklaeren: Das "achtsame Gehen" und das "achtsame Sitzen". Hierbei muss sich der Meditierende jederzeit voll auf den augenblicklichen Moment konzentrieren, gedankliche Abschweifungen in die Zukunft oder die Vergangenheit vermeiden und nur das unmittelbare Tun erleben. Beim Gehen muss jeder Schritt langsam und ganz bewusst vollfuehrt werden. Vor allem das Sitzen im ungewohnten Schneidersitz bereitet mir extreme Muehe: Nach kurzer Zeit schmerzen die Beine, Taubheit breitet sich aus, Aerger und Wut nehmen den prominentesten Platz in meinem Herzen ein. Ich will das nicht, ich kann das nicht. Phra sagt immer wieder: "Accept the pain, acknowledge it" und "don't cry before
you get hurt". Er hat Recht, mein Geist muss die Kontrolle ueber die schmerzenden Knie, den Aerger ueber das minutenlange Sitzen erlangen. Ich bin Herr ueber meine Empfindungen und nicht Sklave derselbigen. Ich bin vollauf davon ueberzeugt, dass diese Philosophie, mein impulsives und in manchen Situation labiles Wesen ausgeglichener, leidensfaehiger und gelassener werden laesst. Ein Umstand, welcher mir auch im geschaeftlichen Umfeld eminent helfen koennte. Waehrend meine Mit-Meditierenden einzig und allein zum Zwecke dieses Tempelaufenthaltes nach Thailand gekommen sind, ist es fuer mich mehr ein Abenteuer unter vielen. Ein Experiment. Ich bin zwar ohne Erwartungen und mit Offenheit gegenueber allem Neuen aber ohne die vollkommene Ueberzeugung, ohne ein klares Ziel hierhin gekommen. Erste Zweifel machen sich entsprechend bemerkbar - bin ich hierzu wirklich bereit? Phra scheint meine fehlende Ungeduld, das unangenehme Gefuehl der Beklommenheit waehrend den Uebungen zu spueren und spricht mir immer wieder gut zu.
Bis um 19.00 Uhr wird geuebt. Ich bin am Ende meiner mentalen Kraefte, will schreien und das unertraegliche Gefuehl der Starre abschuetteln. Es folgt die Eroeffnungszeremonie, unser offizieller Klostereintritt. Das Ritual ist spannend, schoen und ergreifend; wir sitzen vor unserem Lehrer Adjaan Injun, ein hoehergestellter Moench, welcher uns fuer die Zeit unseres Aufenthaltes mit
Rat und Tat zur Seite stehen wird. Die Zeremonie folgt genau vorgegebenen buddhistischen Regeln: Wir erweisen unsere Ehre gegenueber Buddha und Adjaan Injun durch dreimalige Niederwerfung, wir empfangen die Weihe durch die Rezitierung von Versen in Pali (altindische Sprache) und werden von Gai, Adjaan Injuns Uebersetzer, ermutigt ueber unsere Empfindungen waehrend des Aufenthaltes zu sprechen und nichts in uns hineinzufressen. Man spuert, diese Menschen sind fuer uns da.
Nach der Zeremonie wird mit Phra weiter geuebt. Um 22.00 Uhr ist Schluss und Phra eroeffnet uns den Tagesablauf fuer unsere Zeit im Tempel:
- 04.00 Uhr: Die Tempelglocken laeuten zur Tagwache. Danach muss unverzueglich und individuell mit den Meditationsuebungen begonnen werden.
- 06.00 Uhr: Die Glocke ertoent erneut zum Fruehstueck. Das Essen ist ausschliesslich von Glaeubigen gespendet und gilt als heilig. Dementsprechend werden vor dem Essen segnende buddhistische Verse rezitiert.
- 06.30 Uhr: Koerperpflege, Saubermachen der Zimmer und des Vorhofs.
- 07.00 Uhr: Individuelle Meditationsuebungen.
- 11.00 Uhr: Die Glocke laeutet zum Mittagessen. Dies ist die letzte Mahlzeit des Tages.
- 12.00 Uhr: Meditationsuebungen
- 19.00 Uhr: Individuelles Gespraech mit Ajaan Injun
- 20.00 Uhr: Meditationsuebungen
- 22.00 Uhr: Frueheste Schlafenszeit
Als die Tempelglocke am naechsten Morgen laeutet, weiss ich: Ich
schaffe das nicht. Ich bin noch nicht bereit fuer das hier. Ich habe mich zugegebenermassen auch nicht wirklich hierauf vorbereitet. Mir fehlt die Geduld und mir fehlt der Wille, hier und jetzt etwas durch zu ziehen, was nur als Experiment begonnen hat. Mit schlechtem Gewissen packe ich meine Sachen und mache mich auf zu Phra. Ich fuehle mich schuldig. Als haette ich mit meiner Unbedarftheit, die Ernsthaftigkeit und absolute Ueberzeugung Phra's und meiner Mit-Novizen beschmutzt. Phra's Verstaendnis und Sanftheit ist unglaublich. Ich solle nicht an mir zweifeln und in Zukunft an meiner Geduld arbeiten. Wenn der Zeitpunkt komme, dann sei ich jederzeit wieder willkommen... Trotz der ueberaus kurzen Zeit, habe ich viel mitnehmen koennen. Und wer weiss, vielleicht bin ich in naher oder ferner Zukunft tatsaechlich fuer die buddhistischen Meditationslehren bereit. Ich wohne nun wieder bei Annabelle, welche mich mit einem wissenden Laecheln empfangen hat...
Es gibt rund 5'000 Elefanten in Thailand, die Haelfte davon ist domestiziert. Die Halter brauchen sogenannte "ID-cards" fuer ihre Tiere. Wird bei gelegentlichen Kontrollen ein Eplephant ohne Papiere entdeckt, drohen dem Halter saftige Bussen. Trotz dieser Bemuehungen des Staates, die artgerechte Haltung von Elephanten zu regulieren und zu verbessern, gibt es leider teilweise immer
noch unmutbare Zustaende, unter welchen Tiere gehalten werden.
Als ersts erhalte ich traditionelle Mahut-Kleidung. Feste, strapazierfaehige Stoffe, ideal fuer die Arbeit mit Elephanten. Danach lerne ich erste Kommandos; "pae" fuer vorwaerts, "bon" fuer "ich habe Futter", "yaa yaa" fuer nein etc. Dann geht es auch schon los, es folgt ein erster Probe-Aufstieg und Ritt mit der 42-jaehrigen Elephantenkuh "Bujun". Ich bin nervoes. Das Aufsteigen ist schwieriger als gedacht. Ich schaffe den Schwung auf den Buckel und setze mich Bujun in den Nacken. Der gewaltige Schaedel ist ehrfurchteinfloessend. Die Haut dick und mit zahlreichen borstigen Haaren versehen. Angst und Faszination mischen sich zu einem regelrehten Adrenalin-Cocktail. Ich bin wie versteinert und kriege kein Kommando ueber die Lippen. Kam, mein Mahut, steht dicht neben uns und springt fuer mich ein. Er dirigiert Bujun zu einem ersten Proberitt. Ich bin irgendwie erleichtert, als ich mich von diesem Koloss herunterrutschen lasse. Das Mittagessen kommt wahrlich gerade recht.
Am Nachmittag ist Schluss mit Lustig, ich bekomme es nun mit "meinem" Elephanten zu tun: Buion, ein 28-jaehriger Bulle. Er ist einiges groesser als Bujun und als ich endlich auf dem Tier sitze merke ich wie ausgeliefert und hilflos ich bin. Es geht los, ein guet einstuendiger
Ritt durch den Dschungel steht bevor. Unglaublich wie sanft und sicher sich Buion seinen Weg durch das unwegsame Gelaende sucht. Obwohl ich ihm sprichwoertlich im Nacken sitze, wirken meine Kommandos kaum. Kam uebernimmt wiederum vom Boden aus diese Aufgabe. Wir kommen nur langsam voran, zu viele verlockende Bambussproesslinge saeumen unsren Weg. Bis zu 300 Kilo frisst ein ausgewachsener Bulle am Tag. Unser Weg fuegrt uns eine Boeschung hinunter zu einem nahen Fluss, an welchem wir die Tiere waschen und schrubben werden. Buion mag diesen Teil des Programms besonders gerne und in der Vorahnung des bevorstehnden Badegangs verfaellt er mit einem freudigen Trompetengeschrei in einen leichten Galopp. Nur mit Muehe kann ich mich an seinen Ohren festhalten, selbst Kam gelingt es nur mit etwas "bon" den Bullen im Zaun zu halten. Am Fluss angekommen, legt sich Buion direkt auf die Seite. Mir bleibt nur wenig Zeit auf der richtigen Seite des Kolosses abzusteigen. Mit einem Wassereimer uebergiesse ich den Elephantenbullen und ernte dafuer eine Fonaene des Dankes aus seinem Ruessel. Mit einer Buerste schrubbe ich Buion den Kopf und den Ruecken ab. Ich kann foermlich sehen, wie er das mag. Seine grossen, sanften Augen blinzeln entspannt im Sonnenlicht.
Nach vollendeter Dusche heisst es Abschied nehmen von "meinem" Elephanten. Buion hat mir die einmalige Gelegenheit gegeben diese wundervollen und majaestaetischen Tiere aus groesster Naehe kennenzulernen - was fuer ein Erlebnis.
Morgen fliege ich mit einer kleinen Maschine (nicht schon wieder...) nach Mae Hong Son und werde in diesem malerischen Doerfchen ein paar Tage verbringen. Danach geht es mit dem Bus weiter nach Pai. Ich bin gespannt, ob dieser Ort tatsaechlich halten kann, was er verspricht. Bis zum naechsten blog.
Der Hobby-Moench
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Salvi
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Es hat für alles seine Zeit!
Hallo mein Freund, ich war dieses Wo- Ende mit Gaby an einer Taufe im Wallis und sas so da in der Kirche und musste oft an dich denken. Je länger ich da drin sas und dem Pater da vorne predigen hörte um so mehr bekam ich dass Gefühl, alles immer leiser zu hören und wie so in einer Zeitraffe mich plötzlich in einem Kloster zu befinden wo ich dich da irgend wie sah eingekleidet in langen Tücher und ich konnte mir das einfach nicht so richtig glauben dass du das wirklich bist. Nun es gibt für alles seine Zeit, darum eine Erfahrung mehr die du mit dir mitnehmen kannst. Willkommen zurück in der Welt der sprechenden Menschen. :-) Abgesehen davon, Elephanten stehen dir besser! Miss you my friend bis bald big hug S.