Bangkok


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Thailand's flag
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August 18th 2008
Published: August 25th 2008
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Die Lichter reflektierten sich an den vollen graunen Wolken, die in Europa wohl mit Sicherheit Niederschlag verheissen wuerden. Der kollabierende Verkehr des Tages hatte sich gelegt und die Strassen gehoerten nun den Taxi und Tuk Tuk Fahrern, die sich draengelnd, aber geregelt durch die Adern der Stadt treiben liessen.

Der Kommissar sass auf seiner Terrasse im sechsten Stock und erahnte die Moechtegernskyline im Hell der Nacht. In Gedanken versunken zuendete er seine dritte Zigarette an und schnippte die Asche in die gefuehlt nicht weniger heisse suedasiatische Luft. Wie war er da nun wieder hereingeraten? Sein Chef hatte ihn vor drei Tagen nach Bangkok verfrachten lassen, wuerde er spaeter immer wieder erzaehlen. Freiwillig sei er ganz und gar nicht geflogen, er habe nur seine Pflicht getan, wuerde es heissen. Jetzt sass er durchgeschwitzt in einem Plastikstuhl aus den 80er Jahren und wusste weder ein noch aus. Er hatte Durst. Den hatte er die ganze Zeit, seitdem er angekommen war. Durst. Und muede war er. Die hohen Temperaturen sowie die Luftfeuchtigkeit machte ihm zu schaffen und er hatte an diesem Tag dreimal sein Hemd wechseln muessen, um nicht wie ein stereotypischer westeuropaeischer Tourist mit kreisrunden Schatten unter den Achseln herumzulaufen und in die starrenden Gesichter der Leute zu sehen, die ja eigentlich gar nicht starrten. Aber er schwitzte nunmal schneller als der Durchschnitt. Was sollte er denn um Gottes Willen dagegen unternehmen?

Wahrscheinlicher war jedoch, dass er die Folgen der letzten Nacht noch immer spuerte. Er hatte nicht erwartet, dass das zudem noch schlechte thailaendische Bier so schnell fuer Schwindelgefuehle sorgte. So war er dann irgendwann spaet nach Mitternacht in sein Hotelzimmer zurueckgekehrt, nachdem er in seiner Trunkenheit viel zu viel fuer die Taxifahrt gezahlt hatte. Er hatte sich heute morgen eine halbe Stunde kalt nuechtern duschen muessen, um einen einigermassen klaren Kopf fassen zu koennen.

Und dann erinnerte er sich. Er erinnerte sich an die thailaendische Liveband, die in einer Art Kinderenglisch westliche Popsongs performte. Er dachte an die nicht zu geringe Zahl Jugendlicher, die betrunken durch die Strassen und von Club zu Club irrten. Und schliesslich an die schmierigen, alten Westeuropaeer, die mit siebzehnjaehrigen, thailaendischen Maedels einen - foermlich ausgedreuckt - netten Abend verbrachten. Hier wollt und koennt ihr Gott spielen, dachte er sich dann, zu Hause ist euer Zug allerdings abgefahren. Aber ihm wollte partout nicht mehr einfallen, was ihm davon bei seinem derzeitigen Fall behilflich sein
Siam CentreSiam CentreSiam Centre

Kino bis zum Abwinken!
koennte.

Er lehnte sich zurueck und sog den Rauch des letzten Zuges tief in seine Lungen. Es war schon ein komischer Ort, um sich einer Mordermittlung zu widmen. Ob er die naechsten Tage seelisch und physisch unbeschadet ueberleben wuerde, wusste er selbst nicht. Er hatte nicht die Nerven, jedesmal um einen Preis fuer etwas zu feilschen. Nicht fuer so etwas. In einer funktionierenden Gesellschaft nimmt und gibt die Gesellschaft, was sie braucht und was sie entbehren kann. Das ist definitiv eine feste Menge, die nicht von heute auf morgen variiert, dachte sich der Kommissar. Je mehr feste Einheiten es in unserer Gesellschaft gibt, desto mehr koennen wir uns anderen Dingen widmen, die unser Leben erweitern. Ob das so stimmt? Der Kommissar dachte nicht weiter darueber nach. Morgen, versprach er sich, wuerde er ernsthaft mit den Ermittlungen beginnen. An welchem Ort das sein wuerde, wusste er allerdings nicht. Vielleicht war es auch einfach zu spaet und sein Koerper weigerte sich, die notwendigen Verbindungen zu knuepfen. Er musste sich endlich schlafen gehen, sagte er sich, und nahm einen letzten tiefen Zug von seiner Zigarette. Er schmeckte ein wenig nach Filter.


P.S. An dieser Stelle herzlichen Dank an Henning Mankell, der mir in Afrika sehr hilfreiche Tipps fuer meine zukeunftige Autorenkarriere gab. Lass es krachen, Henne!



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26th August 2008

Schuster, bleib bei deinen Leisten.

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