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Published: August 22nd 2012
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Am Morgen meines Geburtstags fruehstueckten Dino und ich Bananenpancakes am Fluss Nam Ou und beobachteten einen chinesischen Strassen-Bau-Bagger der am anderen Ufer rote Erde hin und her wuchtete. Dann stiegen wir zum Anleger hinab, wo unser hellblaues Holzboot schon bereit lag. Drinnen sassen bereits zwei laotische Geschaeftsmaenner, ein Vater mit seiner kleinen Tochter und einem originalverpackten Kuehlschrank, ein junger Typ mit Gitarre und zwei Franzosen die enttaeuscht dreinsahen, als sie uns ins Boot klettern sahen. Wir nahmen mit angezogenen Knien auf niedrigen Sitzbaenken Platz und nachdem sich das Boot gefuellt hatte, klemmten wir sehr kompakt zwischen den Pos unserer Sitznachbarn fest. So stachen wir in See.
Unser Motor war ein launisches Geraet, das hustende Laute von sich gab und stets erst beim fuenften Versuch ansprang. Jedesmal ueberkam mich eine gewisse Unruhe, weil unser Boot ohne Motor wie ein Papierschiffchen Stromabwaerts zu treiben drohte. Der Nam Ou ist zur Regenzeit ein Kakao-Farbener Strom, der schnell fliesst, strudelt und spritzt. Unser Kapitaen navigierte uns trotzdem mit traumwandlerischer Sicherheit an Stromschnellen und Strudeln vorbei, sodass wir uns nach einiger Zeit in Sicherheit waehnten und zu lesen anfingen. So sahen wir dann auch die Welle nicht kommen, die uns unangekuendigt eine grosse Ladung braunes
Nam Ou Wasser ins Gesicht klatschte. Dino stopfte sofort panisch seine wellige Statistik-Lern-Mappe in den Rucksack zurueck und musste dann spaeter die Kruemel halb aufgeloester Arbeitsblaetter mit Tesa-Film neu zusammenpuzzlen.
Unser Kahn bahnte sich seinen Weg stormaufwaerts, vorbei an dicht bewaldeten Bergen, durch die sich zu unserer Rechten eine kilometerlange rostrote Schneise zog. Hier hatten chinesische Bagger ihre Arbeit schon verrichtet, tonnenweise Erde den Hang hinuntergestossen und so alle tiefer liegenden Uferpflanzen erstickt. Die Strassenbau-Projekte der Chinesen revolutionieren derzeit die Fortbewegung in ganz Laos - bald schon soll ein Expresszug quer durch das bisher schienenlosen Land sausen. Schon jetzt hat die Flussschifffahrt in vielen Orten an Bedeutung verloren, weil Strassen die attraktivere Alternativen bilden. Auf der Strecke zwischen Muang Khua und Phongsaly sind Postboote aber immer noch Transportmittel Nummer eins, besonders fuer die Bewohner von Fischerdoerfern ohne Strassenanbindung. So stoppte unser Boot immer wieder an Sandbaenken, die auf den ersten Blick verlassen dalagen. Meist entdeckten wirdann auf den zweiten Blick den Giebel eines Holz-Hauses oder einen sandigen Pfad, die die Existenz eines Dorfes verrieten. Auf einer solchen Sandbank setzten wie auch den Vater mit seiner kleinen Tochter und seinem Kuehlschrank ab.
Am fruehen Abend erreichten wir den Anleger
des winzigen Fischerortes Hat Sa. Scharen von Libellen drehten im warmen Abendlich ihre Runden und wurden dabei von Kindern mit Holzschlaegern verfolgt. Von hier aus fuhr uns ein Jumbo-Tuk-Tuk durch unzaehlige Haarnadelkurven die Strasse nach Phongsaly hinauf. Links und rechts broeckelte die Befestigung der schmalen Schotterstrasse wie ein alter Kuchen und der Abhang zum darunter liegendem Tal war so steil, dass Dino pragmatisch bemerkte: "Also wenn hier was passiert ist man tot, das ist safe." Wir waren hin und hergerissen zwischen panischer Reue und sprachloser Verzueckung ob der unwirkliche Landschaft die uns umgab: Majestaetische, dicht bewaldete Berge erhoben sich zwischen Taelern aus Reisterassen und Tee-Plantagen. Weisse Wolkenbuendel legten sich wie fluffige Kragen um die Huegelspitzen und wahrend sich unser Jumbo hoeher und hoeher die Korkenzieher-Strasse hinaufquaelte, blieben die Wolkenkragen unter uns zurueck. Ich dachte mir, falls unser Bus unwerwartet Gegenverkehr bekommen und sich ueber den Abhang verabschieden sollte, waere es fuer uns nur noch ein kurzer Transit bis in den Himmel - man braeuchte uns quasi nur noch am Schlawittchen packen und auf die naechsthohere zu Wolke zerren.
Wir erreichten Phongsaly in der Daemmerung und waren erstaunt, dass es keiner der laotischen Staedte aehnelte, die wir bisher kennen gelernt
hatten. Phongsaly ist weder staubig und langgestreckt wie Udomxai, noch heiss und doerflich wie Muang Khua. Das Klima ist angenehm kuehl und es gibt keine Moskitos. Kleine Gassen winden sich die Strassen hinauf und hinab, gesaeumt von ein paar franzoesischen Kolonialbauten und holzvertaefelten Laden-Hauesern im chinesischen Yunnan Stil. Phongsaly ist ein urbaner Mikrokosmos mit einem ganz eigenen Rhythmus, was auch auf die besonders grosse Praesenz von Chinesen und anderen Minderheiten in seiner Bevoelkerung zurueck geht.
Die Franzosen vom Boot waren ebenfalls mit uns in Phongsaly angekommen und hatten sich nun, nach zehn Stunden gemeinsamer Reise, offenbar mit unserer Praesenz abgefunden. Einer von ihnen, ein Polytechnique-Student namens Thomas, gestand mir spaeter, dass sie tatsaechlich gehofft hatten, wenigstens einmal den Luxus zu erleben, die einzigen
Falang vor Ort zu sein. Tja, das wurde ja nun nichts und weil Phongsaly zu klein ist, um sich aus dem Weg zu gehen, verbuendeten wir uns lieber und taten uns fuers Dschungel-Trekking zusammen. Am naechsten Morgen um sieben Uhr wuerden wir zu unserer zweitaegigen "Mountain und River Tour" aufbrechen, die uns laut Internetausdruck des Provincial Tourism Offices auf "hohe Bergipfel" und in "reisbewachsene Taeler" fuehren wuerde.
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