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Published: February 6th 2011
Kantonesen essen alles, was fliegt, schwimmt oder vier Beine hat, ausser Flugzeuge, Boote und Tische.
Dieser Spruch ist im ganzen Land bekannt. Umsomehr freute ich mich als allesessender Goumet auf Huhn, Ente, Schwein, Rind, Schlange, Frosch, Hund, Schildkroete und natuerlich eine riesengrosse Vielfalt an Fisch und Meeresfruechten. Alles wird typisch chinesisch durch kurzes Anbraten oder Duensten zubereitet.
Die anstehenden Feier- und Urlaubstage vom 01.10. bis 10.10.2010 (zum Nationalfeiertag "Gründung der Volksrepublik China" am 01.10.1949 gibts 7 Tage gesetzliche Feiertage) verblieb ich im Süden von China um zusammen mit Markus Mo G-Punkt die Stadt Guangzhou und die Provinz Guangxi (siehe
Vom Li river bis auf des Drachen Rückgrat) zu bereisen. Vor den Feiertagen stand aber erstmal die China Coating Show auf dem Programm, eine Messe auf der ich mit meiner Firma vertreten war.
China Coating Show, 27.-29.09.2010 Die China Coating Show ist DIE Messe in China für Beschichtungen und Finishing aller Art. Sie ist die größte ihrer art in Asien und beinhaltet organische Beschichtungen, metallische Beschichtungen, Finishings, Druck/Tinten, Farben/Lasuren und den ganzen kram sowie auch in zwei weiteren Hallen Maschinen und Geräte zum Anwenden jener Beschichtungsprodukte.
Der So, 26.09.2010 war ein ganz normaler regulärer arbeitstag aufgrund von feiertagen in jener zurückliegenden woche (Moon
cake festival -> siehe blog:
Kong fu zi sagt... ). Für mich war dieser arbeitstag allerdings ein reisetag via bus von Yantai nach Qingdao (2,5h), von da aus dann mit dem flugzeug via einer zwischenlandung in Nanning nach Guangzhou, die drittgrößte stadt Chinas und unser ziel weit im süden von China mit subtropischem klima, verdammt heiss und ner weltweit bekannten küche (Guangdong = Canton).
Während einige mitarbeiter krächzen so viele autos, so heiß, so laut, so große Stadt, fühlte ich mich von beginn an sehr wohl und freute mich auf die nächsten zwei wochen im süden chinas, denn der plan stand fix - nach der china coating show standen 7 tage national holiday auf dem programm plus 2 weitere tage genehmigter und bezahlter urlaub plus wochenenden macht in summe zwei wochen südchina. Yeah. 😊
Das coating team meiner Firma, also die die sich mit Polyurethanbeschichtungen für holz, textilien, leder aber auch plastic, beton (sog. flooring, man kennt das als turnhallenfussbodenbelag o.ä.) und metall auseinandersetzen, ist gerade erst 2 Jahre alt, auch sind noch keine Produkte auf dem Markt, nur im labor und pilot plant massstab. Die eigentliche Anlage zur Herstellung von Polyurethandispersionen (PUD) ist im Bau und soll Anfang nächsten Jahres
in Testlauf gehen. Die vorentwickelten Produkte sind fast asuschließlich wasserbasierend, was den focus des teams auf zukünftige Nachfrage zeigt (wasserbasierend wird aus umweltpolitischen gesichtspunkten mit stark steigender tengenz nachgefragt, gleichwohl solventbasierende PUD derzeit noch den Markt beherrschen). Die Messe diente nun in erster linie zukünftige kunden zu gewinnen und dies sowohl im In- als auch im Ausland. Im Ausland in erster Linie Distributoren als auch das Ausland zumeist Thailand, Indien, Indonesien, Türkei, Ägypten u.a. heißt. Aber genau dies sind die klassischen Länder in Leder- , Textil- und Holzverarbeitung sowie Plasticteile herstellung.
Wie auch immer, die Messe kann als großer erfolg angesehen werden. Es gab einen geradezu überwältigenden ansturm auf unseren stand. Der Name Yantai Wanhua (fünftgrößter Polyurethan rohmaterial produzent der Welt) ist durchaus in fachkreisen bekannt. Insbesondere der erste tag war extrem. Erstmal sind wir da vom hotel aus ohne frühstück los dafür mit unmengen an technischen datenblättern. Chinesen wollen überall der erste sein und drängeln, schubbsen, zanken was das zeug hält. Man könnte ja was verpassen. :~
Also kein frühstück weil keine zeit. Extremer Zulauf von Beginn an, ich dacht mich hackts, von Ankunft am Stand um 8:00 bis 12:00 / 13:00 Uhr keine Pause zum Wasser trinken,
geschweige denn was zu Essen. War gegen 15.00 bei McDonald nen Kaffee holen und wollt eine rauchen. Steh grad an der kasse da kam schon der Anruf „Nikos, come back, we need you“. Heimwärts gings mit der Metro, man kann sich kaum vorstellen welches gedränge dort herrschte. Bilder aus Tokio, wo weiß behandschuhtes personal die leute in die waggons presst, könnte genauso gut auch aus Guangzhou stammen. Im Hotel gabs dann Abendessen in locker lustige Runde und verdammt lecker. Alle waren noch total aufgewühlt aber auch müde. Mein Zimmergenosse Ji Xueshun kam 21.00 aus der dusche fiel aufs bett, meinte noch "Nikos, I'm so tired" und schlief ein.
...so wie er war im bademantel und mit dem gesicht im kissen. Haha, wie geil. Ich hab mich vor lachen nicht mehr eingekriegt. Man muss auch anmerken, dass alle meine chinesischen Kollegen ihren mittagsschlaf nicht hatten.
Der zweiter tag war ebenfalls noch sehr stressig, der dritte und letzte tag hingegen sehr relaxed zeitweise sogar langweilig, aber so konnte man auch mal in ruhe über die messe schlendern und andere aussteller begutachten.
Ich wohnte dieser tage in nem 4-Sterne-Hotel, sehr feine sache und das abendessen im hotelzugehörigen Restaurant war jeden tag
ein highlight auf das ich mich besonders freute. Zum Abschluss der Messetage und zum Dank an alle beteiligten, lud mein Boss Dr. Sun alle zur Fußmassage ein. Fußmassage ist hier extrem beliebt und gibts nicht nur in jedem hotel oder spa sondern auch in vielen "ich-geh-mal-eben-zur-fußmassage" geschäften auf allen größeren wie kleineren einkaufstraßen. Meine erste Fußmassage in unserem Hotel war schmerzhaft und zum hassen. Die chinesen sind doch nicht ganz dicht. Diese sadistischen masseurinnen hauen da mit voller wucht und tief in die reflexzonen hinein. Nee, meine damen und herren - das geht gar nicht. Habs später nochmal probiert und bin mir jetzt sicher, ich hasse es. Aber aller luxus hat einmal ein ende und am Morgen des DO, 30.09.2010, gab es nochmal ein überwältigendes frühstück sowie immer wieder dankesreden. Nach all den Dankesreden war ich überzeugt, dass ich der coolste Typ der Welt bin und trat meine reise samt riesenrucksack vom 4-sterne-hotel zum 6-mann-dorm im hostel an.
Guangzhou (Canton) Den brückentag im hostel nutzte ich zum wäschewaschen und faulenzen, sowie zum herumstreifen durch Guangzhou.
Am SA, den 02.10.2010 kam dann Markus in Guangzhou an. Doppelzimmer in nem Hotel war gebucht und dieses Hotel sollte dann auch der
Treffpunkt sein. Treffzeit gegen 12:00Uhr mittags, zur sicherheit hab ich markus nochmal meine chin. Telefonnummer geschickt, er soll mich anrufen sobald in china. Ich selbst kann mit dieser chin. SIMcard nicht aus China raustelefonieren, nur sms ist möglich. Unser erster gemeinsamer Markus/Nikos trip in China sollte dann auch gleich 100% chinesisch beginnen. Das Zimmer war gebucht auf Markus' name. Ich erreichte das hotel also so gegen 12:00 und fragte an der rezeption nach dem namen auf dem die buchung lief und nannte denen auch die reference nummer der hostelworld.com buchung. Ok, die sagten Markus hat noch nicht eingecheckt und gaben mir den schlüssel zu zimmer 906. Ich bezahlte den preis fürs zimmer minus der hostelworld booking fare von 10%. Ich ging ins zimmer und wartete auf Markus...
...nach einer stunde warten wars mir langsam zu blöd. Markus müsste längst da sein und warum ruft der typ mich nicht an. Ich schrieb ihm ne sms, wo er verdammt noch mal ist und warum ruft er mich nicht an wie ausgemacht ? Eine weitere sorgenvolle stunde später bekam ich ne sms zurück. Er ist in zimmer 809 seit 11:30 und konnte mich nicht anrufen, weil ne falsche nummer in seinem tel
gespeichert war. Hahaha, dieser held vergaß eine zahl, aber man hätte ja mal frühere sms von mir aus china aufrufen können. Naja, wie auch immer.
Ich lief also ein stockwerk tiefer zu zimmer nr. 809 und wir feierten unser wiedersehen. So langsam konnten wir auch herausfinden was hier abgelaufen ist. Diese oh-so-sehr chinesische rezeption hat wieder mal keinen plan von nichts. Maximal 30min bevor ich im hotel aufschlug hat Markus eingecheckt und bezahlte... ja genau, den zimmerpreis minus der hostelworld booking fare von 10%. Dieses beschränkte hotelpersonal hat nicht gerafft, dass derselbe name innerhalb von 30min 2x eincheckte und in meinem fall wurde sogar eine anzahlung angerechnet, die nie gezahlt wurde. Geil oder ?
Aber wir wollen uns jetzt hier nicht mit kleinigkeiten aufhalten. Wir also in Guangzhou. Das hier skurillste dinge auf dem tisch landen, dieser ruf eilt ja schon vorraus, daher ist ein besuch auf einem sog. frischmarkt auch ein absolutes muss und eine attraktion ohne gleichen. Wir haben uns nicht mit irgendeinem frischmarkt um die ecke zufrieden gegeben, sondern gleich den fischmarkt im hafen angesteuert. Nichts für schwache nerven soviel kann man hier schon mal sagen. Auch sollte man weder weiße schuhe anhaben noch allzu geruchsempfinglich
oder dreckempfindlich sein. Wir haben so ziemlich alles gesehen was in chinesischen gewässern schwimmt, kreucht und fleucht. Viel erzählen bringt hier nix, seht die fotos.
Eine anekdote solls dann doch geben. Ich schlendere also so gemütlich über den fischmarkt und mache fotos wie 'n weltmeister als ich im augenwinkel nen typen mit nem krokodil in den händen über den marktplatz rennen sehe. Ich dreh mich weiter und denk, achso n krokodil... was ? n krokodil ? schnell wieder rumgedreht, doch der typ war weg. Wo war er hin ? Ich also hinterher, dahin wo ich denke wo er ungefähr rein gegangen ist. Tatsächlich find ich nen laden der mit nem riesen hackmesser und krokodilteilen in der auslage grüßt. Ich so am kucken, da seh ich das becken. Einige lebende krokodile übereinander gestapelt, warten zischend und fauchend auf ihren käufer. Ich will also grad mein foto machen, da schreit mich so ne alte frau ausm laden an und fuchtelt mit den armen. Ich denke sie will nicht, dass ich fotografiere, aber irgendwas zeigt sie ständig hinter mir. Ich dreh mich um und denk, was soll der terz... Verdammte kacke !!! Der typ schon wieder, diesmal mit nem 2,5m langen, äußerst schlecht
gelaunten, fauchenden und zappelnden krokodil in den händen auf mich zu rennend und nur noch 3m entfernt. ALTER SCHWEDE, ich - aus dem stand - einen 2m satz nach rechts und danach auch mal kurz n stück gerannt. Meine fresse, mein herz machte erstmal pause bzw arbeite n paar stockwerke tiefer weiter, aber all die händler rundherum waren sehr belustigt. Mann kann sagen, ich habe mich in deren herzen gehüpft, sie alle mochten mich wohl sehr, zumindest haben alle laut gelacht. Ich dann wieder paar meter zurück zu dem laden, da kam auch gleich diese alte frau auf mich zu, sie lachte herzlich, erzählte irgendwas was ich nicht verstand und zeigte mir voller stolz ihre vernarbten beine. Oh fuck, das eine schienbein war wohl erst letzte woche dran. Ohne zu übertreiben war das ein 10cm langer und 5cm breiter nässender grind. Diese verletzung war echt nicht von schlechten eltern. Das sah die olle im übrigen genauso. Zeigte nochmal drauf. Ja sie war stolz drauf. Schräge Mutti.
Auf jeden fall hat sie mich dann an die hand genommen und ich durfte alles sehen und fotografieren. Die krokodile wurden nämlich gerade angeliefert. Aus holzkisten wurden sie heraus genommen und in eines der
oben beschriebenen becken geschmissen. Ich habe tatsächlich oder eigentlich auch viel fotografiert, aber vielfach das motiv verfehlt oder das bild war verwackelt, am helllichten tag wohlgemerkt. Äähm, ich hab wohl noch n kleinweing gezittert. Also zumindest war mein herzschlag noch ne weile über normal und ich hatte dieses komische bolzenartige gefühl in der hose... hinten und nur sinnbildlich, für die die es genau wissen wollen.
Einen interessante Sache sei noch zu Guangzhou zu erwähnen, welche allerdings auch in Shanghai oder Beijing zutrifft. Und zwar betrifft das die Straßenführung. In die Breite geht schon lange nicht mehr, also baut man in die Höhe. So kommt es durchaus nicht selten vor, dass drei Straßen übereinander verlaufen. Die oberste Straße ist meistens der mautpflichtige Expressway und befindet sich in Höhe des 5. bis 6. Stockes. Kein Scheiß, man stelle sich ein WBS70 Neubaublock vor. 10 Jahre zurück kauft eine kleine glückliche chinesische familie, die zu etwas wohlstand gekommen ist, eine wohnung im 6. Stock, schön mit balkon und blick. Das ist dann mal geschichte und die chinesen sind da auch nicht zimperlich. Heute verläuft also eine 6-spurige Schnellstraße manchmal gerade 2m am Balkon vorbei. Mit etwas glück kann man vom balkon aus
den fahrern ins gesicht kucken, mit etwas weniger glück kuckt man grad mal auf den straßenbelag bzw die 1000e reifen, die täglich vorbei rollen. Ja ja, so n balkon ist schon was feines. :-)
Das soll mal genug text sein. Ab jetzt sprechen die bilder...
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