Von Merzouga nach Skoura - oder: eine Geschichte von zwei weiteren Polizeikontrollen


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March 9th 2024
Published: March 15th 2024
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MerzougaMerzougaMerzouga

Sahara Wüste
Nach einer erneut etwas eintönigen Fahrt durch karge Sandsteinlandschaften wird die Vegetation um uns herum irgendwann immer sandiger, je mehr wir uns den Sahara-Ausläufern im Erg Chigaga nähern. Die Orte, die eigentlich meistens eher losen Häuseransammlungen gleichen, bestehen bald nur noch aus Lehmbauten, das Leben dort erscheint immer einfacher, es sind deutlich mehr Tierkarren als Autos zu sehen. Immer öfter stehen statt der bislang üblichen Ziegenherden Kamele am Wegesrand und Sandverwehungen erschweren die Fahrt. Bald sind in der Ferne große orangefarbene Dünen zu erkennen, die ersten Zeichen, dass wir uns unserem Ziel, der kleinen Wüstenstadt Merzouga, nähern. Wir erreichen am frühen Nachmittag unser schönes lehmfarbenes Kasbah Hotel mit Pool und verbringen den Nachmittag dort am Poolbereich. Auch unser Zimmer und unsere kleine eigene Terrasse sind wunderschön, traditionell und doch sehr schick. Für mich ist es die bisher schönste Unterkunft. Das wasser im Pool ist ziemlich kalt da die Nächte hier in der Wüste natürlich auch noch kalt sind, aber die Kinder spielen trotzdem im und am Wasser, auch wenn keiner sich ganz rein traut. Für 17.30 Uhr haben wir einen Kamelritt zum Sonnenuntergang auf die Dünen gebucht. Mats und ich reiten auf einem Weißen, Marlene und Dennis hinter uns auf einem braunen Kamel. Wir haben einen privaten Führer, der enthusiastisch andauernd Fotos von uns machen will. Leider hat er es nicht ganz so drauf und bestätigt mal wieder die These, dass nicht die "tolle Kamera" sondern der Fotograf die "tollen Bilder" macht 😉. Aber er ist sehr bemüht und hält regelmäßig an um uns zu fragen, ob wir ein Foto machen wollen. Nach etwa einer halben Stunde Kamelgeschaukel sind wir am Fuß einer großen orangen Düne angekommen, wo die Kamele sich ablegen (wieder eine ziemlich ruckelige Angelegenheit) und wir auf die Düne aufsteigen. Die Kinder haben eine Stunde lang ihren Spaß und rennen, rollen und klettern wie verrückt durch die wirklich wunderschöne Dünenlandschaft. Mir und meinem dicken Bauch haben tatsächlich der eime Aufstieg gereicht, der es schon in sich hatte. Nachdem wir irgendwann dem netten Kamelführer klar machen mussten dass wir jetzt keine weiteren Fotos möchten sondern einfach nur den Sonnenuntergang sehen wollen, kehrt etwas Ruhe ein und wir sitzen einfach nur auf der Düne und genießen den majestätischen Ausblick. Die Kinder sind irgendwann aus unserem Sichtfeld verschwunden und reagieren auch nicht mehr auf Rufe sodass Dennis sich aufmacht und sie hinter den riesigen Sandbergen suchen geht. Als er sie findet,
MerzougaMerzougaMerzouga

Kamelritt
mit windzerzausten Haaren und Sand in und an jedem erdenklichen Ort ihres Körpers, sind sie schon ziemlich erschöpft und wir bereuen kurz, dass wir nicht das Abendessen im Hotel gebucht haben sondern jetzt noch in den "Ort" fahren müssen. Der Ritt zurück ist endet dann im Stockfinsteren unter dem endlosen Sternenhimmel, wie es ihn nur an Orten wie diesem, ohne Lichtverschmutzung gibt. Mats, dem irgendwann beim Bergabreiten, da er zwischen meinen Babybauch und den Festhaltebügel gequetscht ist, der Bügel schmerzhaft gegen den Brustkorb schlägt, will nach der Hälfte der Strecke absteigen und führt dann gemeinsam mit unserem Guide die Kamele nach Hause. Und am Ende darf Marlene nochmal zum Abschluss ganz alleine eine Runde auf dem Kamel reiten, das hatte sie sich gewünscht. "Aaah, you want take video?". Nein. Sie möchte einfach nur reiten....
Leider kommt es dann wie es kommen muss. Nachdem wir erstmal im falschen Restaurant landen (als der Kellner der nicht mal die französischen Worte seiner eigenen - französischen- Karte kennt, nach einer halben Stunde zwei von vier Getränken schon falsch bringt, beschließen wir hier kein essen zu bestellen und ziehen nochmal um) ist es halb 10 bis etwas zu essen auf dem Tisch steht und Mats
Pool in Merzouga Pool in Merzouga Pool in Merzouga

Kasbah Azalay Hotel
zwischenzeitlich trotz riesen Hunger eingeschlafen. Am nächsten Morgen nehmen wir das Frühstück auf der Terrasse mit herrlichem Blick in die Wüste ein und brechen dann zeitnah auf, da nochmal 250 Kilometer heute vor uns liegen. Im Nachhinein hätten wir für diesen Ausflug in die Wüste vielleicht doch nicht so viele Fahrkilometer auf uns nehmen sollen, denn ich habe bei der Planung extrem unterschätzt wie langsam man hier in den Bergen voran kommt. Das liegt nicht an den Straßen, die wirklich durchweg super sind, sondern daran, dass man innerhalb der Ortschaften immer extrem ausgebremst wird. Die Orte ziehen sich teilweise 20 Kilometer und man darf zwar 60 dort fahren aber faktisch fährt man eher Schrittgeschwindigkeit, weil Eselkarren, Kinder, Marktstände, Fußgänger, Parkende PKW, Fahrrad- und Motorradfahrer den Weg teilen oder ein viel zu breiter LKW die Straße verstopft. Auch außerhalb der Ortschaften kriecht man immer mal wieder kilometerweit hinter so einem 'Verkehrshindernis' her, ohne die Möglichkeit zu haben, es zu überholen. Auf dem Rückweg nach Skoura im grünen Dades-Tal ist es dann mal wieder so weit. Wir werdendirejt an der ersten Kontrollstelle von der Polizei angehalten. Sobald wir halten wird Dennis auf englisch um seinen Führerschein gebeten und wir schießen gleich zurück "why, what's the problem sir?" " control, control", "why? We didn't Do anything wrong", "traffic control".
So geht es ein paar Mal hin und her bis es mir reicht und ich vom Beifahrersitz rüberblöke, dass er doch sehen kann, dass wir einen Mietwagen haben (steht leider wirklich dick und fett vorne drauf sodass man als potentielles Touristenopfer schon von weitem erkannt wird) und Dennis deswegen natürlich einen Führerschein haben muss. Das zieht erstaunlicherweise. Entweder mein unfreundlicher Ton oder er hat keine Lust mehr. Er winkt uns einfach weiter. Wir hätten es nicht gedacht. Mental gestärkt fahren wir weiter und bei der nächsten Kontrolle dürfen wir durchfahren aber bei der übernächsten sind wir schon wieder dran. Unfassbar. Der Typ will uns weis machen, dass Dennis nicht gestoppt hätte, dabei stand auf dem Schild, welches die Polizeikontrolle ankündigte nur "ralentir" und langsam gefahren ist er natürlich. Das sagen wir ihm auch so und als er merkt, dass das nicht klappt fragt er uns, ob wir zum ersten Mal in Marokko wären, was wir natürlich bestätigen. Er fragt dann nochmal nach dem Führerschein aber als wir wieder, diesmal noch wütender als eben, verweigern den rauszugeben, fragt er nochmal kurz "first time in Marokko?" Und als wir dies nochmal bestätigen, lässt er uns mit einem gnädigen Winken durch. Erstaunlich.
Ich habe das Gefühl, als er merkte, dass er nicht weiterkommt, wollte er sein Gesicht nicht verlieren und hat uns deshalb als "Marokko-Anfänger, die es ja nicht besser wissen können" darstellen wollen, die er aus lauter Kulanz deshalb nicht abzieht.
Als wir zum zweiten Mal merken, dass man uns tatsächlich nichts antun kann, fühlen wir uns plötzlich unbesiegbar und werden auch tatsächlich bis zum Ende der Reise nicht mehr angehalten. Allerdings sind vier Mal in 12 Tagen Mietwagen auch wirklich viel. In Deutschland wurde ich in 22 Jahren Führerschein erst einmal angehalten - und da hatte ich auch tatsächlich am Steuer telefoniert. Wir machen in Tinghir nochmal Mittagspause und essen an einem kleinen Platz wo die Kinder danach für 50 Cent noch 10 Minuten mit kleinen elektrischen Flitzeautos über den Platz düsen dürfen.
Das war mal eine preiswerte Unterhaltung. Am Nachmittag kommen wir in Skoura an, wo wir einen Bungalow auf einer "Ecoferme" im Nirgendwo gebucht haben. Skoura ist eigentlich eine recht rummelige kleine Stadt mit vielen Kasbahs, einer Rosenöl- Fabrik und einem schönen Palmenhain, aber wir haben heute keine Lust mehr, uns noch etwas
TajineTajineTajine

Abendessen in der Eco Ferme
anzuschauen. Wir fahren also direkt zu unserer Unterkunft, wobei "direkt" so einige Tücken bereit hält. Unsere Navigationsapp schickt uns durch immer enger werdende Straßen zwischen den traditionellen Lehmhäusern der Bauern, um immer engere Kurven und plötzlich stehen wir an einem Punkt, an dem ich aufgebe. Rechts ein Wassergraben, links eine Lehmmauer und eine viel zu Steile Kurve, die ich mit dem Auto niemals nehmen könnte. Wir sind im wahrsten Sinne des Wortes stecken geblieben. Wir tauschen gerade die Plätze weil rückwärts fahren nicht so meine Stärke ist, als ein Mopedfahrer, der bereits die ganze Zeit hinter uns war, zu uns aufschließt. Er fragt wo wir hinwollen und nickt dann wissend. Wir könnten auch rechts rum fahren, das müsste auch mit dem Auto gehen. Er führt uns dann tatsächlich aus dem Gassenlabyrinth und durch trockene Flusstäler in weitem Bogen zu unserer Unterkunft. Die ist wunderschön in einem grünen Garten gelegen. Mehrere Lehmpavillons verteilen sich zwischen Obstbäumen, Gemüsebeeten und schattigen kleinen Sitzecken mit bunten Kissen. Es gibt eine Schaukel, Hühner, Katzen und Schafe und wir sind so froh angekommen zu sein, dass wir den Tag hier ausklingen lassen. Es ist eine seltene Idylle und Stille in diesem sonst so hektischen Land. Die
MerzougaMerzougaMerzouga

Sahara Wüste
Kinder spielen mit der kleinen Tochter des Inhabers verstecken und Schaukeln zu dritt, dürfen die Tiere füttern und wir lassen uns ein wahnsinnig leckeres Abendessen schmecken, vielleicht das Beste der ganzen Reise. Es gibt zur Vorspeise eine Riesen Portion marokkanischen Salat mit Tomaten, Gurken, Zwiebeln, Eiern von den eigenen Hühnern und hausgemachtem Ziegenkäse aus der landwirtschaftlichen Kooperative, der unser Gastgeber angehört. Dazu hausgebackenes Brot aus dem traditionellen Lehm Ofen, der hier im Garten steht. Dann gibt's eine Hühnchen Tajine mit eingelegten Zitronen und Unmengen leckerem Gemüse aus dem hiesigen Garten und eine Rindfleischtajine mit Backpflaumen und Gemüse. Zum Nachtisch noch Verveine Tee und frischen Obstsalat. Die Kinder flitzen noch bis zu Dunkelheit auf dem schönen Gelände herum bevor wir in unserem schönen Bungalow in tiefen Schlaf fallen, und zum ersten Mal nicht vom Muezzin geweckt werden.


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SkouraSkoura
Skoura

Abendessen in der Eco Ferme


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