My Eurovision: Workaway in Europa - Step 1: Drejø


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Europe » Denmark » Region Syddanmark
August 2nd 2016
Published: August 4th 2016
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Tag 4 – Putzfimmel und Dansker

Ich hatte meinen Wecker wieder auf zehn Uhr gestellt, und da ich dank meines Blogs erst spät ins Bett gegangen war, hatte ich eigentlich ausschlafen wollen. Dann wurde ich jedoch gegen acht von Stimmen geweckt. Kurz danach ein Rollen auf dem Flur, das eindeutig einer Reisetasche zuzuordnen war. Ich wusste zwar, dass Steff am Morgen abreisen würde, aber dass es so früh war, war mir nicht bewusst gewesen. Nun focht ich innerlich einen Kampf aus – sollte ich versuchen, noch zwei Stunden weiterzuschlafen, oder mich aus dem Bett quälen und mich verabschieden? Da ich vermutlich eh nicht mehr einschlafen können würde, entschied ich mich schließlich für letzteres. Also machte ich mich schnell fertig und setzte mich dann nach draußen zu Beth, Sanne und Steff, die gerade dabei war, ihr Abschiedsgeschenk auszupacken. Wenig später brachte Beth sie mit dem Auto zur Fähre. Ich machte noch schnell ein Selfie mit Steff, damit ich später zu ihren Geschichten ein Gesicht haben würde. Dann schnackte ich noch ein bisschen mit Beth.
Es war immer noch früh und ich hatte noch ungefähr zwei Stunden, bis die Morgenroutine begann. Was also tun? Ich legte mich gemütlich aufs Bett und lud Fotos für meinen Blog hoch, und so ging die Zeit schnell vorbei.
Als es an der Zeit war, frühstückte ich gemütlich im Garten und erledigte danach die morgendlichen Aufgaben.

Danach bereitete ich meinen Umzug in das größere Zimmer vor. Diesen Vormittag war kaum etwas los, und so nahm ich erst einmal eine Generalüberholung vor. Im Zimmer sah es absolut aus wie im Saustall, sodass ich kurz in Erwägung zog, einfach in dem kleinen Zimmer zu bleiben. Doch da es dort auch nicht viel besser aussah, biss ich in den sauren Apfel und stürzte mich auf die Arbeit. Zu spät fiel mir ein, dass ein Vorher/Nachher-Bild hier mehr als angemessen gewesen wäre.
Um nur ein paar Eckdaten zu nennen:
In allen Ritzen waren Spinnenweben und ich habe mindestens zwei Duzend Spinnen weggesaugt. Auf dem Boden lagen überall Anziehsachen von vor dreißig Jahren verstreut. Auf und in den Kommoden fand sich allerlei Gerümpel und überflüssiger Schnickschnack wie eine Infrarotlampe, ein Mückengrill sowie ein Funkwecker und ein alter was-auch-immer-Player.
All diesen Krimskrams stopfte ich in den leider offenen Schrank, der bereits ein Sammelsorium an merkwürdigen Kleidungsstücken und Gegenständen beherbergte. In einer Ecke des Zimmers fand ich sogar eine Tupperdose mit Essensresten. Dazu kamen mehrere benutzte Handtücher, gebrauchte Kontaktlinsen auf dem Waschbecken, ein übervoller Mülleimer im Bad sowie ein benutzter Tampon auf dem Fußboden. Also auch hier – Großputz.
Insgesamt machte das Zimmer wirklich den Eindruck, als sei hier seit Monaten nicht mehr sauber gemacht worden.
Auch das Bett war wohl schon länger nicht mehr neu bezogen worden. Ich entfernte erst einmal die vielen überflüssigen Decken und nahm dann das Bettlaken von einer der unteren Matratzenauflagen und spannte es oben drüber. So war dann auch nichts mehr von den verschiedenfarbigen Flecken auf der obersten Auflage zu sehen, abgesehen von einigen blauen Sprenkeln auf dem Bettlaken. Die Krönung meiner Aufräumaktion: Das möglichst mittige Platzieren meines Quilts auf dem Bett.
Ich verwendete bestimmt zwei Stunden auf das Herrichten des Zimmers. Zum Glück war nicht wirklich was los, und so ließen mit Beth und Sanne freien Lauf. Ich bot an, Flur, Küche, Laden und Museum gleich auch noch zu saugen, wo ich schon mal dabei war.
Ihr merkt sicher schon, der Staubsauger ist ab sofort mein bester Freund in der Fremde. J

Als sich gegen vier der Arbeitstag seinem Ende zuneigte, kam schließlich die neue Workawayerin an. Ein Blick in ihr freundliches Gesicht mit dem schüchternen Lächeln und den haselnussbraunen Augen, die immer wieder verstohlen meinen Blick suchten, reichte aus, um anzunehmen, dass wir uns vermutlich gut verstehen würden.
Beth schlug vor, dass wir uns gemeinsam mit Larsen in den Garten setzten du ein bisschen quatschten, was wir dann auch gerne taten. So fand ich heraus, dass Beatrice beziehungsweise Betty zwar, wie ich schon gewusst hatte, rumänische Wurzeln hatte, aber in Italien, genauer in Milano lebte! Bingo! Ich hatte bereits eine Amerikanerin kennengelernt, am Freitag würde eine Französin kommen und Dänisch sprach ich ja sowieso die ganze Zeit. Mein Sprachenbingo war damit komplett. Ach ja, by the way, wir hatten im Laufe des Tages Schweden zu Gast gehabt, wo ich dann mit „Det vet jag inte“ und „værsågod“ auch noch ein kleines bisschen Schwedisch anwenden hatte können - nur so als kleine Randnotiz. ^^
Vorerst unterhielten Betty und ich uns allerdings nur auf Englisch; ich musste ihr eine Menge erklären, was meinen Smalltalk-Wortschatz sicher um Einiges überstieg, und Larsen war ja auch dabei und abgesehen davon musste ich mich auch erst einmal seelisch und moralisch auf ein weiteres Umswitchen vorbeireiten. 😉

Nach dem ersten Kennenlernen war dann erst mal Abwaschen an der Reihe, dann war wirklich Feierabend. Beth sagte uns, dass wir uns um 19 Uhr am Kro zum Essen treffen würden. Hatte ich es nicht geahnt? Da hatte ich einen Tag die Hoffnung auf ein warmes Abendessen aufgegeben und extra vorgesorgt mit meinem Auflauf, und dann luden sie uns ein. Aber naja, auch gut. Da uns nicht mehr so viel Zeit blieb, zeigte ich Betty nur kurz den Strand, bevor wir zum Restaurant gingen.
Dort saßen wir dann gemeinsam mit Beth, Sanne, Lars, Jonas und Lasse an einem Tisch auf der Terrasse. Beth hatte für alle Spaghetti-Bolognese bestellt, und als ich dann sagte, dass ich Vegetarierin war, bekam ich Falafel mit Salat und Pommes.
Beth und Sanne erzählten ein bisschen von den Anfängen des Cafés, das war in dem kleinen Zimmer gewesen, wo Betty nun schlief, und später dann mit vier kleinen Tischen im Garten. Außerdem hatten sie wohl auch noch Eis selbstgemacht und sich mit all ihren Gästen unterhalten. Hörte sich echt niedlich und beschaulich an, und die Schwestern gaben auf mein Nachfragen hin auch zu, dass sie diese Atmosphäre etwas vermissten.
Wenn die Konversation auf Dänisch ablief versuchte ich immer, so gut wie möglich für Betty zu übersetzten. Doch das war meist recht schwer, da es sich hauptsächlich um unerhebliche Dinge handelte, die teilweise auch nicht wirklich Sinn ergaben.
Gegen neun drückte Beth mit schließlich 200 DKK in die Hand und sie ließen uns mit den beiden Jungen allein. Jonas und Lasse waren gute Freunde von ihnen und wurden wohl meistens eingespannt, um den Workawayern das Inselleben näherzubringen. Sie schienen wohl auch die einzigen „jungen“ Menschen auf der Insel zu sein, wie mir schien. Auf dem Fest am Gamle Havn hatte ich die beiden schon flüchtig kennengelernt, da sie sich mit Anna angefreundet hatten.
Mittlerweile waren die beiden beim fünften Bier angelangt. Sie unterhielten sich schon die ganze Zeit mit zwei Männern am Tisch neben uns, die auch schon einige Bier intus hatten – dementsprechend auch das Niveau der Unterhaltung. Irgendwann waren sie bei irgendeinem ekelerregenden Fisch angelangt… kommt einem irgendwie bekannt vor, was? ^^ (Achtung Insider!)
Außerdem gab Lasse ein paar Sätze in sort sprog bezeihungsweise black language zum Besten. Hierbei handelt es sich um grammatikalisch korrekt gebildete Sätze, die allerdings keinen Sinn ergeben. Insgesamt war das meiste von dem was sie sagten Nonsense und sie redeten fast nur Dänisch. Da fiel das Übersetzen schwer, sodass ich irgendwann alles was sie redeten als „Danish Rubbish“ betitelte. Achso, und lachen taten sie auch die ganze Zeit. Ganz schön verrückte Vögel…

„Are all Danish people like this?“, fragte mich Betty, und die Frage war wohl durchaus berechtigt, angesichts dessen, dass sie das erste Mal in Dänemark war. Nun, so ganz konnte ich das auch nicht beantwortet, denn ich kenne schließlich nicht so viele Dänen. Es ist ja auch eine Sache, mit der Familie in Touristenregionen Urlaub zu machen, du eine ganz andere, Menschen in ihrem Lebensumfeld kennenzulernen. Aber ich denke meine Antwort war jedenfalls ganz treffend: Diese vier Dänen machten ihrem Ruf alle Ehre, in dem sie das Vorurteil „Dänen trinken gerne und viel Bier“ bestätigten (ach ja, ein älter Herren hatte am vergangenen Tag noch vor der Öffnungszeit ein Bier und einen Schnaps bei uns im Garten getrunken, während ich noch die Kissen verteilte, und ein bisschen mit mir geschnackt. Also ja, auch schon morgens. Schien hier zum Teil üblich zu sein.) Sicherlich waren nicht alle Dänen so, aber zumindest hier auf der Insel gehörte Alkohol unvermeidlich zum (Dorf-)Leben dazu. Bereits bei meiner Ankunft hatten wir zusammengesessen und alle hatten Rosé oder Weißwein getrunken (nur ich wollte Wasser), am Abend beim Dorffest stand auch nur Alkohol auf dem Tisch, und ebenso hatten Beth und Sanne im Restaurant mehrere Flaschen Wein für alle bestellt (ich war endlich mal zu meiner Faxe-Kondi gekommen). Also bereits nach den paar Tagen hier war mir klar geworden, dass in dänischen Adern statt Blut ein Gemisch aus Alkohol und Kaffee fließen musste…
Aber zurück zum Restaurant. Jonas und Lasse hatten sich in den Kopf gesetzt, uns das Geld von Beth abzuluchsen um noch mehr Bier zu bestellen, aber das konnten sie knicken!
Sie hatten während des Essens mal was von Dessert gesagt, und darauf kam ich nun zurück. Was war denn im Angebot? Nachdem wir dreimal nachgefragt hatten, durften wir schließlich „Backstage“ und uns die Eissorten (übrigens von Læsø) ansehen. Ich nahm Salziges Karamell und Betty Vanilleeis, das mit Sahne und skovbær kompott, was ich mit frutti di bosco – danke Tiziano – übersetzten konnte, serviert wurde.
Die Jungs nahmen als Dessert Irish Coffee beziehungsweise Drejø Coffee, eine Variante mit – wie konnte es auch anders sein – noch mehr Alkohol. Und natürlich blieb es auch nicht bei einem.
Gegen halb elf bestellten die beiden Männer am Nachbartisch die Rechnung, und auch die Jungs bezahlten. Alles. Hahaha erst wollten sie unbedingt unsere 200 DKK auf den Kopf hauen und dann bezahlten sie sogar für uns mit! Konnte ich Beth das Geld wiedergeben.
Jonas und Lasse wollten uns überreden noch mit zum Gamle Havn zu kommen oder Filme zu gucken, aber weder Betty noch ich wollten das und abgesehen davon war es mittlerweile auch recht kühl geworden. So gingen wir nach Hause.
Wir waren gerade dabei, Spinnen in Bettys Zimmer zu entfernen, als es an der Tür klopfte. Es war Lasse. Er meinte, dass es einen richtig schönen Sonnenuntergang gäbe, den wir unbedingt sehen müssten. Wir wollten trotzdem nicht mehr zum Gamle Havn, aber wir willigten ein, die hundert Meter bis zum Feld zu gehen, von wo aus man das Meer und den Himmel sehen konnte. Lasse hatte Recht gehabt, es war wirklich bezaubernd schön anzusehen, wie sich die vom letzten Licht angestrahlten Wolken wie rosafarbene Schleier über den Horizont zogen. Letztendlich standen wir bestimmt noch eine halbe Stunde dort und unterhielten uns, diesmal vernünftig, und so stellte es sich heraus, dass Lasse eigentlich ein netter Kerl zu sein schien, wenn er nicht gerade in Gesellschaft am Trinken war. Betty war sehr müde von der langen Reise und es wurde immer kälter, und so verabschiedeten wir uns schließlich.

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4th August 2016

Oh, wie süß! Das Little-Big-Planet-Männchen!!! Aber von wem hast Du bloß diesen Putzfimmel?!? Ich kann es aber sooo gut nachvollziehen! Fleißiges Kind! Gibt's noch mehr Fotos? Das Selfie zum Beispiel???

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