My Eurovision: Workaway in Europa - Step 1: Drejø


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Europe » Denmark » Region Syddanmark
August 1st 2016
Published: August 2nd 2016
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Tag 3 – Inselwetter

Da das Café erst um zwölf öffnete, gab es einen entspannten Einstieg in den Tag. Man konnte bis zehn schlafen und dann ging gegen halb elf die Arbeit los. Dabei gab es eine gewisse Morgenroutine – eine Checkliste in der Küche half dabei, dass man nichts vergaß.
An diesem Tag war ich dafür zuständig, alle Tische im Garten abzuwischen. Danach mussten noch die Mülleimer und Aschenbecher geleert werden. Steff kochte derweil Kaffee und wusch das restliche Geschirr vom vergangenen Tag ab. Es versprach ein heiterer Tag zu werden, und so legten wir außerdem Kissen auf die Stühle und Bänke. Dann kaufte ich noch Nachschub an Milch und Kakao im Einkaufsladen.
Wie am vorigen Tag freuten wir uns über die ersten Gäste, und die Freude über Bestellungen blieb auch weiterhin bestehen, denn es wurde wieder ein ruhiger Tag.

Wir standen gerade in der Küche und redeten mit Beth, da schaute Steff plötzlich raus und rief „No, the pillows!“.Es schüttete wie aus Eimern. Schnell rannten wir hinaus um all die Kissen, die wir vor gerade einer Stunde so mühsam verteilt hatten, einzusammeln und unter die Schirme auf die Tische zu legen. Wenige Minuten später war der Spuk jedoch wieder vorbei und die Sonne kam wieder heraus, als sei nichts gewesen. Die Wolken verzogen sich und ich war ziemlich sicher, dass es nicht mehr regnen würde. Doch da hatte ich mich geirrt. Kurze Zeit später regnete es wieder für ein paar Minuten, dann war wieder strahlend blauer Himmel. Und so ging es den ganzen Tag über – tja, anscheinend typisches Inselwetter.
Aufgrund des Regens zogen es viele Gäste vor, drinnen zu sitzen, und so nahmen sie in dem Raum hinter dem Museum Platz, wo ich am ersten Tag übernachtet hatte. Das Radio wurde eingeschaltet und die Teelichter auf den Tischen angezündet, und so herrschte auch dort eine sehr hyggelige Atmosphäre.

An diesem Tag hatten wir mehrere deutsche Gäste, von denen einige auch etwas Dänisch sprachen. Ihr harter Akzent, der sie „og“ statt „o“ beziehungsweise „skal“ statt „skäll“ sagen ließ enttarnte sie in meinen Ohren genau wie in denen von Beth jedoch sofort.
Wenn ich vom Servieren zurück in die Küche kam und gerade jemanden auf Deutsch bedient hatte, kam es mehr als einmal vor, dass ich etwas auf Deutsch zu Steff sagte, die mich dann nur verständnislos ansah.
Allerdings fand ich später am Tag heraus, dass ihre Familie wohl ursprünglich aus Deutschland stammte. Sie konnte zwar trotzdem kein Wort Deutsch, aber lustig war es ja allemal!

Als sich der Arbeitstag dem Ende zuneigte, und kaum mehr etwas los war, brachte Sanne ein paar Packungen mit neuen Teesorten, die wir alle neugierig beäugten. Was für merkwürdige Namen das waren – Ranawara und Gotukula zum Beispiel. Dank Google fand ich heraus, dass es sich bei dem ersten um einen ayurvedischen Kräutertee handelte, aus irgendeiner Blume, und das zweite auf Deutsch Indischer Wassernabel hieß, ein Gewächs aus der Familie der Doldenblütler. Okay das sagt einem jetzt nicht viel mehr, aber immerhin gab es auch Bilder im Internet, und Beth war davon überzeugt, dass die Leute solche exotischen Sachen standen. Sie wollte am Computer eine Übersicht mit Kurzbeschreibungen erstellen, und da es sich hierbei um Beuteltee handelte, würden die Gäste sich dann einfach den Tee ihrer Wahl nehmen können. Gute Idee das mit der Übersicht, hätte von mit sein können…okay war sogar so zur Hälfte meine. 😉

Kurz nach fünf war dann Feierabend. So und was nun?! Das Wetter war immer noch sehr unbeständig, aber bis zum Schlafengehen in meinem Zimmer hocken wollte ich auch nicht. Deshalb schnappte ich mir kurzerhand einen Drejø-Flyer, holte meinen Regenschirm aus dem Auto und ging auf Erkundungstour. Punkt 4 hatte ich schon abgearbeitet, das war nämlich der Gamle Havn.
Also beschloss ich, zu Punkt 3 zu gehen, da dies auch in der Nähe war. Hierbei handelte es sich um die Kirche von Drejø, errichtet im Jahr 1535. Sie zu finden war ganz einfach, denn ich musste einfach einem Weg folgen, der mich aus dem Dorf hinausführte. Mittlerweile war wieder strahlender Sonnenschein. Nachdem ich mich ein bisschen in der Kirche umgeschaut hatte, ging ich den Weg weiter bis zur Küste. Er führte mitten durch die Feldmark und war zum Teil von Kopfweiden gesäumt. Kurz darauf erstreckte sich zu meiner rechten eine große Wiese, auf der ein paar Rinder grasten, und zu meiner linken eine Weide mit einer quirligen Schafherde. Schließlich hatte ich den Rand der Insel erreicht. Ein Holzschild verriet mir, dass man in beide Richtungen dem Kyststi folgen konnte, der ein Stück an der Küste entlang führte. Nun, das würde ich ein anderes Mal tun, vielleicht dann auch eher mit dem Fahrrad und auf jeden Fall mit geladenem Handy. Denn der Akku war gerade dabei den Geist aufzugeben, weshalb ich durch die niedrige Bildschirmhelligkeit größtenteils auf gut Glück ein paar Schnappschüsse von der idyllischen Landschaft machte.

Am Abend war natürlich auch wieder Schwimmen an der Reihe. Während meiner kleinen Erkundungstour war es trocken geblieben, und obwohl am Horizont eine graue Wolkenfront auftauchte, war der Himmel überwiegend blau – also ab zum Strand. Als ich mein Fahrrad abstellte, frischte der Wind jedoch kräftig auf und blies es prompt um. Ich lief gerade auf den Steg da fing es auch schon an zu regnen. Auch die See war recht unruhig, aber ich wollte das jetzt durchziehen – also nichts wie rein ins Wasser! Kalt war es überhaupt nicht. Ich schwamm sofort los, mehr unter als über Wasser, um dem prasselnden Regen und den Wellen zu entgehen. Beim Tauchen konnte ich so auch geschickt um die Algen herum manövrieren. Plötzlich zwackte mich etwas in den Fuß, jedenfalls fühlte es sich so an. Und tatsächlich – als ich hinunterblickte, war da doch wirklich eine Krabbe an meinem Fuß!
Der Regen hörte langsam auf, und als ich mal wieder länger über Wasser war und mich zur Küste drehte, sah ich einen riesigen Regenbogen – und zwar so richtig den ganzen Bogen - am Himmel, der sich über die Insel spannte. Ganz leicht schimmerte daneben sogar ein zweiter. Und hinter mir strahlte die Sonne und ließ das Wasser glitzern.
Was für ein schönes Bild – hatte sich das Schwimmen doch trotz des anfangs ungemütlichen Wetters gelohnt! Nun aber schnell zurück und unter die warme Dusche, denn der Wind blies noch immer kräftig und so wurde es doch recht kalt am Kopf, als ich zurückradelte.

Da weder Beth noch Sanne vorhatte, uns irgendwas zu Essen zu machen, musste ich mir wohl wieder selbst was ausdenken. Auf ein zweites Mal Nudeln mit Pesto oder Brot hatte ich keine Lust, und so beschloss ich, etwas Gemüse einzukaufen. Beth hatte uns erlaubt, etwas Geld für Essen aus der Kasse zu nehmen. So holte ich mir Paprika, Zucchini, Zwiebel, Tomaten und Mais und begann zu schnippeln. Möhren fand ich auch noch im Kühlschrank.
Dummerweise konnte ich in keiner der Küchen einen Dosenöffner finden, und eine Öffnungslasche gab es nicht. Was nun? Sagen wir es so – mein eiserner Wille, diesen Mais in meinen Auflauf zu tun, gepaart mit ein bisschen Kreativität, reichte aus, um an den Mais zu kommen. Ich nahm ohne groß darüber nachzudenken eine Schere und prügelte mit ihrer Spitze so oft mit voller Wucht auf den Blechdeckel ein, bis sie durchstach. Dies tat ich, bis ich genügend Löcher in einem Halbkreis nebeneinander hatte, dass ich das Metall etwas mit der Gabel aufbiegen und den Mais hindurch schütten konnte.
Als Steff die maltretierte Dose sah fing sie an zu lachen. Sie machte sofort ein Foto und postete es auf Snapchat mit dem Titel „Who needs openers?“ Tja, so ist das heutzutage. Aber ich muss zugeben – ich hab auch ein Foto gemacht. So für euch… ;D
Als das Gemüse vorbereitet war, briet ich erst die Zwiebeln in Olivenöl an und dünstete dann alles andere mit.
Mittlerweile bereute ich, dass ich keine passierte Tomaten oder Ähnliches gekauft hatte. Steff, die ich eingeladen hatte mitzuessen, bot jedoch an, noch schnell welche zu kaufen. Der Laden hatte zwar bereits geschlossen, aber netterweise öffnete die Dame noch einmal kurz für sie.
Ich entschied mich, das restliche Gemüse auch noch zu verschnippeln, dann würde ich nämlich gleich zwei Auflaufformen füllen und somit schon für den nächsten Tag Abendessen haben.
Da ich das Essen nun ganz perfekt haben wollte, beschloss ich auch noch Nudeln dazuzutun. Dazu musste ich allerdings erst das Gemüse mit der Tomatensauce in die Auflaufform schütten, weil es nur einen großen Topf gab. Den dann natürlich erst waschen, dann rüber in die andere Küche rennen, wo der Wasserkocher stand, ab und zu schauen ob es schon kochte, dann mit dem kochenden Wasser wieder zurück. Dort dauerte es dann trotzdem noch eine halbe Ewigkeit, bis die Nudeln in den Topf durften, weil das Wasser auf dem alten Herd einfach nicht kochen wollte und es auch keinen passenden Deckel gab – ein improvisierter Deckel in Form eines Minibackbleches konnte das Ganze zum Glück doch etwas beschleunigen. Endlich waren schließlich die Nudeln gekocht und alles konnte aufgeteilt und in den beiden Formen vermengt werden. Jetzt fehlte nur noch der Käse. Es waren leider nur noch drei Scheiben da, aber ich schnitt sie klein und verteilte den Käse so gleichmäßig wie möglich. Der Backofen war schon lange vorgeheizt, und so ging wenigstens das Überbacken schnell.
Und dann gab es zwei Stunden später auch endlich Essen. Wir überlegten kurz, uns nach drinnen zu setzten, doch dann opferte Steff sich und wischte rasch den nassen Tisch ab. Es war richtig gemütlich dort zu sitzen; die Wolken schienen nahezu orange gefärbt. Der Auflauf war sehr lecker geworden und Steff freute sich, dass es mal richtiges Essen gab. Im Laufe des Abends leerten aßen wir die ganze große Form leer.
Wir waren gerade ins Gespräch vertieft, da kam auf einmal wieder ein Regenguss runter. Geistesgegenwärtig griffen wir nach dem Essen und unserem Geschirr und flüchteten ins Haus. Doch da es draußen viel schöner war als drinnen, setzten wir uns einfach unter das Regenverdeck. Wir saßen dort, bis es dunkel wurde. Doch irgendwann wurde es kühl, die Mücken plagten uns unentwegt und als das Internet dann auch noch streikte, war es wohl an der Zeit, in Bett zu gehen.


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2nd August 2016

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