Tena


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South America
December 1st 2009
Published: December 1st 2009
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01.12.2009



Nun laeuft bereits meine fuenfte Praktikumswoche, und es gefaellt mir immer besser. Bestand die Arbeit waehrend der ersten Tage nur aus notwendigen, aber etwas langweiligen Hausmeisterarbeiten wie Cabañas streichen und Baumaterialien schleppen, so wird sie nun immer spannender und bekommt mehr Bezug zu meinem Studium:
Waehrend der letzten Zeit haben wir den Botanischen Garten wieder in Stand gesetzt und an Wiederaufforstungsprojekten weitergearbeitet. Ersteres stelle man sich bitte nicht als Unkrautjaeten in einem aufgeraeumten mitteleuropaeischen Beet mit fetter Braunerde vor, sondern als das schweisstreibende und aggressionsabbauende Umhauen von etwa meterhohen tropischen Pflanzen mit der Machete, die das Wachstum der Medizinal- und Nutzpflanzen behindern, um die es in dem Garten geht, und die innerhalb kuerzester Zeit die Pfade ueberwuchern.
Was die Wiederaufforstungsprojekte angeht, so habe ich letzte Woche meine ersten kleinen Regenwaldbaeumchen gepflanzt: auf einer ehemaligen Pferdeweide, die vor einigen Jahren von der Fundación wieder mit typischen Primaerwaldbaeumen bepflanzt wurde, haben wir eine Bestandsaufnahme gemacht und die abgestorbenen Pflanzen durch neue ersetzt: Zwei Balsamo-Setzlinge habe ich in die magere Erde gebuddelt. Mit stolzgeschwellter Brust kann ich also vermelden: Mein Aufenthalt hier hat einen Sinn bekommen... Fehlen also nur noch das Haus und der Sohn fuer die Erfuellung der allgemein-gueltigen Lebensziele.
Fuer ein weiteres Wiederaufforstungsprojekt haben wir letzte Woche als vorbereitende Massnahme an die 700 zersetzbare Tueten mit Erde vorbereitet, in denen nun Setzlinge gezogen werden. Die Samen dafuer sammeln wir ab morgen im Regenwald, was bedeutet, dass wir zu neunt mit Pferd und Zelten losziehen, um drei Tage und zwei Naechte im Wald zu verbringen.
Nebenher basteln wir noch an Plakaten fuer einen Oekologie-Lehrpfad im Wald, der kurz vor der Fertigstellung ist.

Das letzte Wochenende haben wir in Limon Cocha verbracht, an einem von Algen limettengruen gefaerbten Altarm des Río Napo, dessen Farbe ihm seinen Namen eingebracht hat (Cocha ist Kichwa und bedeutet "Lagune"). Limon Cocha liegt nochmal je nach Fahrweise und Zustand des Busses 6 - 7,5 Busstunden und eine halbe Motor-Kanustunde weiter oestlich von uns. Zwischen zwei gruseligen Oelfeldern mit dreckigen Foerderanlagen gelegen, gibt es in Limon Cocha noch eine ordentliche Flaeche Primaer-Regenwald mit einem ueber 500 Jahre alten Ceibo, dessen Stammdurchmesser 40 Menschen braucht, um ihn zu umringen. Die Lagune bietet einen Lebensraum fuer viele Tiere, die stille Gewaesser besiedeln: Kaimane, Pirañas, Anakondas und Unmengen an bunten Voegeln. Einen Eisvogel und einen Tukan konnten wir bewundern, und mit einem der vielen Kaimane hatten wir das ein oder andere Techtelmechtel - Ramiro hatte deutlich Spass daran, die etwa 4m lange Echse so lange zu foppen, bis sie einen kleinen Angriff auf unser Kanu startete, und damit uns erbleichenden Gringo-Touris einen ordentlichen Schrecken einzujagen.
Abends angelten wir Pirañas, was gar nicht so einfach ist, da sie einem blitzschnell den Koeder vom Haken fressen und abhauen. Man muss noch blitzschneller sein als sie, und am zweiten Abend gelang es mir, vier zappelnde Fische zu angeln. An dieser Stelle sei bescheiden und dezent in einem Nebensatz erwaehnt, dass ich damit nicht nur die meisten Pirañas, sondern unter ihnen auch das dickste Exemplar aus dem Wasser zog. Etwas spaeter lag unsere Beute gegrillt auf unseren Tellern: viel ist nicht dran an ihnen, aber das bisschen schmeckt sehr gut.

Nun kommt so langsam das Ende meines Praktikums in Sicht: Ende naechster Woche packe ich meine Siebensachen zusammen. Wohin es mich dann verschlagen wird, weiss ich noch nicht so recht: auf jeden Fall aber erstmal raus aus dem Regenwaldgebiet, um meine Stiche auszukurieren. Allein an meinem rechten Unterschenkel habe ich eben ueber 80 Insektenstiche gezaehlt, der linke sieht nicht besser aus, und auch meine Oberschenkel und den Ruecken hat es ordentlich erwischt. Meistens gelingt es mir, den Juckreiz zu ignorieren, doch von Zeit zu Zeit bricht diese Selbstbeherrschung zusammen und dann wuerde ich am liebsten aus meiner Haut kriechen. Im Hochland gehts mir besser, trotzdem fuehle ich mich hier immer wohler und werde die Menschen, die ich hier kennengelernt habe, ziemlich vermissen, sowohl meine deutschen compañeros der Fundación als auch die einheimischen Mitarbeiter.
Da ich hier noch eine Woche nach Praktikumsende auf einer traditionellen Kichwa-Hochzeit des Bruders eines Mitarbeiters eingeladen bin, werde ich erstmal nur fuer eine Woche losziehen und dann nochmal zur Feier wiederkommen. Diese Woche werde ich entweder auf Galápagos verbringen (vorausgesetzt, ich finde ein halbwegs erschwingliches Angebot in diesem Zeitraum), oder alternativ in einen versteinerten Wald in der Naehe der peruanischen Grenze fahren. Ziele gibt es mehr als genug in diesem kleinen Land.
Vamos a ver...



P.S.
Neue Fotos auf
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