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Published: July 31st 2009
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Abreise
Der Video-Coach in voller Pracht. Um ueber den Landweg nach Besi Sahar zu gelangen (Startpunkt Annapurna Circuit), gab es zwei fuer uns relevante Reisemoeglichkeiten: Erstens mit einem "oeffentlichen" Bus oder zweitens mit einem sogenannten Touristenbus zu fahren. "Oeffentlich", da diese Busse auch von privater Hand betrieben werden (den jeweiligen Busbesitzern), jedoch mit staatlicher Lizenz. Da uns der Touristenbus zu teuer war entschieden wir uns fuer die nepalesische Variante der Reisens. Unser Reisefuehrer schreibt zwar, dass die Benutzung von oeffentlichen Bussen nur Masochisten zu empfehlen sei, aber hierueber sahen wir hinweg. Die Busfahrt, welche wir uns dadurch einbrockten, kann fuer Lehrzwecke als wunderbare Instanz von Murphy's Law verwendet werden.
In einem oeffentlichen Bus fahren neben dem Busfahrer und einem Kondukteuer noch mehrere Verwandte mit, welche einerseits en route Passagiere anwerben sollen und andererseits als Augen und Ohren des Busfahrers dienen: Durch Klopfzeichen und Pfiffe geben sie zu erkennen, wann angefahren werden soll, wieviel Platz neben einem Abgrund noch bleibt etc. (falls ein Linguist noch ein Thema fuer seine Bachelorarbeit sucht, hier bitte).
Nach recht puenktlicher Losfahrt (09:00) quaelte sich der riesige, aus irgendeinem Grund als "Video Coach" betitelte Bus aus dem smogverseuchten Kathmandu. Wir logierten vorne hinter der immer geoeffneten Tuere, genossen Aussicht und frischen
Stau
Sobald ein Bus steht, steigen alle maennlichen Passagiere aus und rennen zur Stauursache, um sich ein Bild der Lage zu machen; dann verbreiten sie die Kunde unterm Volk. Fahrtwind, bis wir ploetzlich in einem Stau feststeckten. Wie sich nach etwa zwei Stunden des Dahinschleichens aufklaerte, war dieser durch eine Frontalkollision zweier Lastwagen ausgeloest worden. Erleichtert, endlich wieder voran zu kommen, sassen wir noch einer halben Stunde wieder fest. Nun ruehrte sich definitiv nichts mehr. Dies hatte den Vorteil, das wir mit den anderen Fahrgaesten ins Gespraech kamen (wir waren die einzigen Westler). Es ist recht schwierig, einem Brahmanen, offensichtlich stolz auf seinen Stand, mit Haenden und Fuessen zu erklaeren, dass man selbst keiner Kaste angehoert. Langsam sickerte von der Ursache des Staus her zu uns durch, dass die Strasse von Maoisten blockiert wuerde. Nach gefuehlten hundert Stunden in sengender Hitze und ohne Wasser wurden wir dann schliesslich erloest und konnten weiterfahren - bis der Bus eine Panne hatte und in einer dubiosen Werkstatt von oelverschmierten Kindern repariert wurde. Wir dachten, nun endlich auf sicherem Weg nach Besi Sahar zu sein. Doch dann ueberfuhr, wie sich spaeter herausstellte, weiter vorne ein anderer Bus eine Frau und die Dorfbewohner blockierten daraufhin die Strasse. Wie uns Hom (unser Guide, Gruesse an Michel!) erklaerte, sei dies das einzige Druckmittel, um vom Buseigner fuer Spitalkosten (oder in unserem Fall: Beerdigung) entschaedigt zu werden.
Da bei Einbruch der Daemmerung noch immer keine Einigung erzielt war, "durchbrachen" wir die Blockade auf dem Fussweg und stahlen uns an den wuetenden Dorfbewohnern vorbei. Auf der anderen Seite der Blockade warteten Busse, und anstatt zu laufen konnten wir neben Ziegen auf dem Dach nach Dumre mitfahren (Hindis Rucksack wurde von herzigen Ziegen arg beknabbert). In Dumre konnten wir auf dem Dach eines weiteren Busses nach Besi Sahar mitfahren: es zog ein Gewitter auf und wir fuhren durch den Monsunregen Richtung Berge (sehr episch). Dank der halsbrecherischen Geschwindigkeit des Busses fuehlten sich die Regentropfen wie kleine Nadelstiche an und wir waren bald durchnaesst bis auf die Knochen (zum Glueck hatten wir einen Flachmann mit Tante Heidis Grappa dabei). Um 22:00 kamen wir in Besi Sahar ab und uebernachteten in einer ueblen Absteige (Stichwort fingergrosse Kakerlaken auf dem "Klo"). Geschafft.
Nota bene: Die Busfahrt war auf fuenf bis sechs Stunden veranschlagt.
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Gnos
non-member comment
Awesome!
hei ihr beiden. das klingt ja ziemlich abenteuerlich. ihr erlebt ja wirklich was, aber schaut doch zu, dass ihr lebend nach hause kommt, nicht wie die arme frau. :S wieder tolle bilder, weiter so! :D