Colombia


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South America » Colombia
May 24th 2007
Published: May 24th 2007
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Colombia Route



Colombia Route An der Marina von Cartagena sitzen wir also und warten auf unsere Paesse. Vorher gab es schon einen Aufreger als das Boot scheinbar den Anker hintersich her schleifend in die Bucht hinaustrieb - gradewegs in den Weg der grossen Frachtschiffe und ja, Kriegsschiffe und das ohne Captain! In Mitten von an die Hundert Segelbooten, hatten wir in der Hafenbucht geankert, nachdem wir erst um 3 Uhr morgens Suedamerika erreichten. JC war mit Kathrin an Land gefahren um die Formalitaeten zu erledigen. Zum Glueck konnten wir nach erneuntem ablassen des Ankers unter Anleitung eines anderen Kaptains das Boot stoppen, wohlgemerkt in der Mitte der Hafenbucht. Und dann diese Kriegsschiffe - das war dann nach der naechtlichen Fahrt in das Lichtermeer von Cartagena, der zweite Eindruck: der Hafen is ne Festung mit mehreren grossen und kleinen Kampfeinheiten in Tarnanstrich. Die kleineren im dunklen Braun sind wohl fuer die Drogenfahndung und angeblich von Radar nicht zu orten. Der Kontrast zu all den schicken weissen Segelbooten und den tropischen Pflanzen in der Marina koennte nicht groesser sein.

Des langen Wartens muede, sind Georg und ich dann Richtung Altstadt um uns eine Unterkunft zu suchen - ohne Paesse wohlgemerkt. Kathrin, die 2 Tage spaeter nach Quito flog, bleib bei JC auf dem Boot. Das Casa Vienna, gefuehrt von einem Wiener der seit 15 Jahren in Kolumbien lebt, war dann fuer die nachesten 5 Tage unser zu Hause. Bei 35 grad und ohne aircon, war fuer mich das Casa dann die erste richtige Backpackerabsteige seit der Isla Mujeres in Mexico.

Cartagena


Cartagena schon 1533 von den Spaniern gegruendet und bis ins ins 18. Jahrhundert der Haupthafen des Spanischen Empires in Suedamerika ist wohl eine wenn nicht die schoenste Kolonielstadt des Kontinents. Der Stadtkern noch immer in weiten Teilen von der Stadtmauer umgeben ist voll gestopft mit grandioser Architektur und in einem top Zustand. Die Buergerhaeuser sind im Gegensatz zu Granada, meist 2 oder 3 Stockwerke hoch und mit herrlichen mittelalterlichen Holzbalkonen ausgestattet. In den schattigen Gassen wimmmelt es von Einheimisches und Touristen gleichermassen und in den vielen suessen Kaffees und Restaurants laesst es sich trotz der Hitze laenger aushalten, was wir dann auch ausgiebig taten - pure vida! Nur das Nachtleben kam wiedermal zu kurz, auch weil man den ganzen Tag schon recht schlaefrig ist. Man kann nicht alles haben!

Cartagena aufgrund seiner Bedeutung und Lage war ueber die Jahrhunderte immer wieder Ziel von Angriffen von Piraten (Drake, Vernon), gesponsert durch die Englander natuerlich. Auch deshalb ist die Stadt von meheren Festungen umgeben, die prominenteste unmittelbar gegenueber der Altstadt das Castillio de San Filipe, ein Koloss aus Steinen und - weil bis vor einigen Jahrzehnten genutzt - Beton.

Heute ist Cartagena ein beliebter Urlaubsort und schnell wachsende Stadt mit 850000 Einwohnern, immerhin die dritt-groesste Kolumbiens. Urspruenglich wollte ich noch die Karibische Kueste oestlich von Cartagena erkunden mit dem Tyrona Nationalpark und der verloren Stadt (pre-kolumbianische Ruinen aus dem 11-14 Jahrhundert) aber nach soviel Karibik war ich gespannt auf das heutige Kolumbien - the real thing.



Das Land und der Krieg


Fragt man Leute ueber Kolumbien, bekommt man sehr extreme Ansichten zu hoeren. Zusammengefasst: alle die in den letzen Jahren dort waren sagen das man Kolumbien unbedingt sehen muss und das man bei ueberlegtem reisen sehr sicher ist. Alle die Kolumbien nie gesehen haben, raten einem vom Besuch ab, ganz zu schweigen von einem durchquerern per Bus. Wir hatten null Probleme und haben auch niemand getroffen, der gegensaetzliches berichtet hat. Auf den Hauptverkehrsachsen war die Armee ueberall praesent, die Kontrollen waren aber schon mit etwas Nervenkitzel verbunden, und sei es nur wegen der eingepackten Che Souveniers. Die Soldaten, viele nicht aelter als 18, waren super freundlich & hoeflich und haben uns nie versucht einzuschuechtern.

Kolumbien ist nach wie vor in einem deadlock zwischen Regierung, Militaer und Guerrilla, die respektive circa 50% des Landes kontrollieren.
Trotz meheren Versuchen (Barco 86, Pastrana 98) aufeinanander zuzugehen und den Krieg zu beenden, ist es nicht gelungen einen Kompromiss zu finden und die FARC als groesste Rebellenarmee mit geschaetzen 18.000 Kaempfer/(innen) in eine politische Partei umzuwandeln, auch weil durch gezielte Toetungen von FARC-nahen Polikern in den 90igern jegliche Progress wieder zerstoerte wurde.
Bei den Praesidentschaftwahlen in 2002 wurden dann Kandidaten mutmasslich von der Guerrilla ermordet. Heute ist man unter konservativer Fuehrung von Uribe mit Unterstuetzung der USA, "im Kampf gegen Drogen", wieder auf vollem Konfrontationskurs mit minimalem "Erfolg". Bewegung koennte eine Praesidentschaftskandiatur des sozialistischen Buergermeisters von Bogota in 2010 bringen. Bis heute kommen regelmaessig Menschen bei Ueberfaellen (Militaer & Polizisten), Saeuberungen (Bauern und Unterstuetzer der Guerrilla) oder durch Mienen (vor allem Kinder) ums Leben. Kolumbien ist das Land mit den meisten Landmienen - ein trauriger Rekord, neben dem des groessten Kokainproduzenten.




Umso erstaunlicher ist es, wie die Menschen mit der Gewalt umgehen und in diesem Land mit gespaltener Persoenlichkeit gluecklich leben koennen. In den von der Regierung kontrollierten Gebieten hab ich jedenfalls nicht viele deprimierte oder aengstliche Menschen gesehen. Im Gegenteil man trifft auf Lebenslust, Froehlichkeit und Herzlichkeit und man kann sich auch als Tourist bedingungslos wohlfuehlen, vorrausgesetzt man bekommt die "anderen Sachen" aus dem Kopf. Auch auffallend in Kolumbien ist das die Menschen anders aussehen, mit etwas schmalerer Gesichter und groesser gewachsen als noch in Costa Rica z.B. - subjektive gesehen also sehr huebsche Menschen sind. Die Frauen in Kolumbien sollen angeblich die schoensten in ganz Latein Amerika sein. Ich kann bisher nichts gegenteiliges berichten!

San Gil


Von Cartagena aus gings mit Nachtbussen nach Bucaramanga und weiter nach San Gil, einem Zentrum des "Abenteuertourismus" (Rafting, Klettern, Paragliding etc). Die Stadt obwohl ganz nett anzuschauen hatte ausser einer Exkursion in das benachbarte idyllische Dorf Barichara nicht viel zu bieten. Barichara war ein absuluter Kontrapunkt zu dem geschaeftigen Cartagena. Als wir nach schwankender Bergfahrt dort ankamen, haben wir kaum Leute gesehen. Die sauberen Kopfersteinpflasterstrassen schienen neu, fast unberuehrt. Die weiss-getuenschten Haeuserzeilen nur unterbrochen von Blumenkaesten und bunt angemalten Tueren und Fenstern. Spaeter fuellte sich dann der Haubtplatz mit Leben als die Schule aus war und Kinder in aller Altersklassen mit Ihren dunkelblau/weissen Uniformen Krach machten.

Wirklich nette Leute haben wir dann in unserem Hostel kennengelernt, wo eine Kolumbianerin zusammen mit einem Maedel aus London die Geschaefte fuehrte. Der Innnehof mit seinen Haehngematten strahlte eine unglaublich Ruhe aus, ideall zum faulenzen und entspannen. Wenn man schnell reist geniesst man diese Momente umso mehr. Das mag komisch klingen: aber Reisen kann genauso anstrengend sein wie ein Job 😊. 2 Tage waren schnell rumgebracht mit Lesen (Ich hab "García Márquez - Hundredth years of Solitute" zum 2. mal gelesen), Gesellschaftspielen und viel Quatschen. Es stellte sich naemlich relative schnell herraus das Georg, mein companero zu allem und jedem was zu sagen hatte und mit seinen oft interssanten, mit unter verrueckten Theorien jederzeit ein lebhafte Diskussion "vom Zaun brechen konnte". OK, manchmal nervst Du auch Georg 😊! In San Gil war es dann auch an der Zeit mal saemtliche Fruechte des Landes auszuprobieren, die leckerste fuer mich war Guanábano - ein riesisge Frucht mit 2-3 Kilo - sehr suess, mit zartem weissen Fleisch.



Bogota


Weiter nach Bogota, wo ich hoffte mich mit Freunden von Freunden zu treffen und mich mal richtig unter die locals zu mischen zwecks einer gepflegten Party. Leider hat es dann doch nicht geklappt, da diese Freunde kurzfristig uebers Wochenende weggefahren waren. Trotzdem war Bogota ein Erlebnis: eine pulsierende Grossstadt in 2400 Meter Hoehe mit 7 Millionen Einwohnern. Erstmals fiel man als Tourist nicht wirklich auf, und Aehnlichkeit zu eher alternativen europaeischen Jungendkulturen waren ueberall sichtbar. Schwarze Kapuzenschirts, lange Haare und zerrissenen Jeans findet man in dem sonst so adretten Kolumbien (oder Lateinamerika insgesamt, man verzeihe mir die Verallgemeinerung) nur selten. Obwohl sehr kalt und mit Regen hier und da, haben wir Bogota ganz gut erkundet und Gefallen an dem lockeren Umgang mit den Grossstaedtern gefunden. Auch ein Kinobesuch (Babel) war drin, denn wie gesagt man fuehlte sich hier nicht wirklich als Tourist. Architektonisch war Bogata allerdings eher enttaeuschend - der Plaza Bolivar, war ein relative moderner Mix aus farblosen und grad bei Regen nicht sehr ansehnlich oeffentlichen Gebaeuden.
Dafuer gab es in unmittelbarer Umgebung unseres Hostels Platypus einige nette Kaffees, eines welcher uns dann auchmal zu einer laengere Spanischwiederholung motivierte. Die Waffeln mit Nutella waren ein Genuss!


Cali


Von Bogota sind wir dann nach Cali, der Stadt des Salsa wo wir nachts um 2Uhr ankommend noch in eine Salsabar sind. Ueberhaubt wimmelte es nur so von Bars und Restaurants. Lustiger Weise sieht man nicht viele Gruppen von Locals, die eher in Paerchen unterwegs sind. Groessere Gruppen sind meist Touristen, die Ihre eigenen Stimmung machen. Cali ist jedem zu empfehlen der etwas fuer die Musik und Party uebrig hat. Die Stadt selbst ist nichts besonderes. Wie schon in Bogota spielte das Wetter nicht mit und tauchte die Stadt in lebloses Grau. Noch dazu war grad Feiertag und fast alles hatte geschlossen. Von Cali sind wir dann zuegig weiter Richtung ecuadorianischer Grenze, die wir erneut nachts nach nur 14 Tagen problemlos die Grenze ueberquerten.

Rueckblickend waer ich gern laenger in Kolumbien geblieben, nicht nur weil ich nur einen kleine Ausschnitt gesehen habe und es so viel mehr zu erleben gibt, sonden auch weil die Leute so froehlich und offen waren.



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