Brasiliens wahres Gesicht


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September 21st 2012
Published: September 24th 2012
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Gestern sind Steffi und ich am letzten Halt unserer Reise angekommen: Recife. Wie schon erwähnt wohnen wir hier bei Rivaldo, bei dem ich in Bremen über ein Jahr Aquafitness gemacht habe. Er ist erst vor 2 Wochen wieder nach Brasilien gekommen und freut sich glaube ich auch, mal wieder jemanden aus Bremen zu sehen 😊

Da er momentan bei seinen Eltern wohnt, heißt das für uns wieder: echtes, hausgemachtes brasilianisches Essen! Ein Traum – und gleichzeitig hat es Heimweh nach meiner Zweitfamilie in João Pessoa geweckt. Aber da bin ich ja auch bald wieder.

Jedenfalls hat uns Riva heute Morgen gleich zu seinen neuen Kursen hier in Recife mitgenommen. Es war wie zu Hause: Freitag früh aufstehen um sich von nem Brasilianer durchs Wasser jagen zu lassen. Mit dem Unterschied, dass hier nur Renter am Kurs teilnehmen und die machen, was sie wollen. Das totale Chaos im Vergleich zum Hochschulsport.War aber sehr lustig und die Omis waren auch alle ganz neugierig, was denn die zwei jungen ausländischen Mädels da machen :D

Nachmittags haben wir eine kleine Tour mit dem Auto durch Recife gemacht. Riva hat uns zum Beispiel eins der Reichenviertel gezeigt. Tolle, moderne, große Häuser, fast Villen. Aber alle mit hohen Mauern, extra Stacheldraht und/oder Elektrozaun obendrauf, überall Überwachungskameras… Die leben echt wie im Gefängnis, weil sie ständig Angst haben, überfallen zu werden. Allerdings war das noch nicht das Erschreckendste. Schlimmer noch war, dass teilweise schon in der Nebenstraße bzw. am Ende derselben Straße eine Favela begann. Diesen krassen Reichtum so dicht an so einer schrecklichen Armut zu erleben war schon fast surreal. Ich könnte so nicht leben und mir geht absolut nicht in den Kopf, wie das überhaupt jemand kann.

Das war also das erste krasse Erlebnis heute und der Weg führte uns im Anschluss gleich zum nächsten. Wir sind in eine Art Künstlerhaus gefahren, das liegt direkt am Fluss und ist frei zugänglich. Am Anfang, wenn man reinkommt, denkt man noch: cool, hier wird Müll recycled und zu Kunst verarbeitet (mit Mülltrennung und überhaupt Mülleimern und –tonnen habens die Brasilianer ja nicht so). Je weiter man allerdings durch das Haus und in Richtung Fluss kommt, umso mehr bekommt man ein bedrückendes Gefühl. Immer mehr seltsame Gegenstände, Wände voller verdreckter Fernseher und Computerbildschirme, kaputte Puppen, zerfetzte Kuscheltiere…. Es war ein bisschen wie in einem Gruselkabinett. Und dann wurde uns erzählt, dass der ganze Müll dort aus dem Fluss gefischt wurde. Ey, da waren sogar ganze Öfen dabei! Dann sind wir auf den Steg raus, direkt an den Fluss ran und von da hat man gesehen, dass das ganze Wasser mit einer Art Ölfilm bedeckt war. Überall schwamm Müll: leere Flaschen, Windeln, ganze Müllsäcke. Und am anderen Flussufer sah man eine Gruppe Kinder neuen Unrat in den Fluss werfen. Es war einfach nur zutiefst erschütternd. Steffi und mir ist direkt richtig unwohl geworden, wir waren total sprachlos über diese Katastrophe.

Dass die Brasilianer offensichtlich wenig über Umweltschutz aufgeklärt sind, haben wir ja schon zur Genüge erlebt. Die meisten werfen ihren Müll immer einfach auf die Straße oder in die nächste Ecke. Bei uns um die Ecke (in João Pessoa) liegen z.B. auch ganze Müllhaufen aus alten Möbeln und Essensresten und die stehen regelmäßig in Brand – ich vermute um Platz für neuen Müll zu schaffen. Das finde ich ja schon ziemlich heftig. Aber dieser Blick auf das total verschmutzte und vermüllte Wasser, diesen Fluss, der hier ansonsten durch paradiesisch grüne Landschaften und Wälder fliest…. Das hat uns einfach nur furchtbar traurig gemacht.Man muss sich überlegen, dass Brasilien das artenreichste Land der Welt ist und ein paar der letzten wirklichen Naturparadiese der Welt besitzt. NOCH! Nur leider wissen die Menschen hier nicht damit umzugehen, größtenteils einfach aus Unwissenheit und mangelnder Aufklärung. Das ist wirklich zutiefst erschreckend.

Um unsere Stimmung wieder etwas zu heben, sind wir danach nach Olinda gefahren, einer alten Kolonialstadt gleich neben Recife. Im Zentrum gibt es nur diese süßen Häuschen im Kolonialstil, jedes in einer anderen Farbe angestrichen, teilweise sogar richtig knallig. Da es schon dunkel war, hab ich leider keine schönen Fotos davon. Aber ihr dürft mir glauben, dass man sich wie in eine andere Zeit versetzt gefühlt hat. Schließlich sind wir ganz hoch auf den Hügel, von wo aus man einen tollen Blick über Olinda, Recife und das Meer hat. Außerdem haben wir dort ein typisches Getränk aus Pernambuco (so heißt dieser Bundesstaat) getrunken: Axè. Ein alkoholisches Getränk, das laut Inhaltsangabe auf der Flasche aus Cana de Cabeça (ein spezieller Schnaps), Honig, Kräutern und „Gewürzen“ besteht, was man in dem Zusammenhang hier aber sehr vielseitig deuten kann. Geschmeckt hat das ein bisschen wie kalter Glühwein, nur mit viel Schuss und eigentlich ohne Wein :D Auf jeden Fall haben schon ein paar Schlucke davon gut reingehauen! hahaha


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