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Published: April 13th 2010
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Bewegt und berührt habe ich BA mit dem Nachtbus nach mehr als einem Monat verlassen. Ich plante 2, vielleicht 3 Tage in Buenos zu bleiben, deswegen habe ich es nun ein für allemal aufgegeben. NIE mehr! Sie sind DER Feind eines jeden spontanen Abenteuers, DIE Grundlage für ein schlechtes Gewissen, DAS Killerkriterium für die ultimative Freiheit. Mein neuer Antichrist - Reise Pläne!
Keine Pläne mehr bis ich wieder nach Hause komme! Einfach in den Tag leben. Denn hie und da kommen Informationen die ALLES auf den Kopf stellen. Informationen die einen Meilenstein wert sind. Und Meilensteine sind es immer wert, Pläne über den Haufen zu werfen. Vor allem Meilensteine die einem wegen der Vorfreude drauf die Sonne aus dem Arsch scheinen lassen. Ich habe so einen Meilenstein! 18. April! Einen mit Sonne prallgefüllten Meilenstein: Kat kommt nach BA! YEEEHAAAAAAAAA!
Mehr als einmal von mir gehört: Ich mag keine Grossstädte! Bullshit! Ein Grund mehr, weshalb Voreingenommenheit etwas für den Scheuklappenmenschen ist. Das Leben ist zu vielfältig, zu farbig aber vorallem zu individuell als dass man es sich durch selbst gesetzte Grenzen einschränken sollte. Neuer Tag, neue Regeln. Ich finde Prinzipien sind nur dann OK, wenn man sich einer Sache ganz
ganz ganz sicher ist. Und ich bin mir nur ganz ganz ganz weniger Sachen ganz sicher.
Spontan verliebe ich mich in eine der grössten Metropolen der Welt. Vergleiche gefällig? Schon mal von Winti nach Züri gefahren? Das ist ungefähr die OST - WEST Distanz von BA. 11 Millionen Einwohner. Die Heimat von Grillbieren, die Geburtsstätte von Tango, das Partypotenzial von, mhm, äähh, puh - kein Vergleich sorry.
Der 2 Peso Lokalbus (anstatt 150 fürs Taxi) bringt mich in 1.5h (anstatt 20 min) um Mitternacht ins Stadtzentrum. Blöd dass gerade das „Superclásico“ stadtfindet. Die Boca Juniors spielen im Bombonero gegen ihre Erzrivalen River Plate. Ausnahmezustand im Fussballstadion, die Bezirke drum herum und- für mich relevant: Die Hostel-Verfügbarkeit. Zusammen mit einem schrägen Brasilianer der Mosquito genannt werden will (?) ziehen wir bis 3Uhr morgens in einem Quartier herum in welchem wir gemäss Taxifahrer „nicht stehenbleiben, immer weitergehen…“ sollten. Der Ausdruck „Absteige“ bekommt dann einen ganz realen Aspekt als wir endlich in den Keller unserer neuen Bleibe für die Nacht absteigen. Dafür habe ich nette Nachbarn in mein fensterlosen, feuchten Zimmer in der, naja, eher unheimlichen Seitengasse: Kakerlaken und zwei niedliche Ratten. Mein Weckdienst um 6 Uhr morgens übernehmen meine „Zellengenossen“
welche Voll wie ein Ikea Parkplatz am Samstagnachmittag, nach dem Fussballspiel Boca - River den Heimweg gefunden haben.
Mehr als ein Grund am nächsten Tag nicht nur das Hostel sondern gleich das Quartier zu wechseln. Palermo! Was das Greenwich Village für NYC, Houhai Lake für Beijing, oder das Altstadtquartier (K1) für Züri; das ist Palermo für Buenos Aires. Historisch alt, aber hipper, grüner, inspirierender, stylisher, und jünger als die umliegenden Nachbarschaften. Unzählige kleine Shops, süsse Strassencafés, Baumgesäumte Kopfsteinpflasterstrassen, gigantisches Kulturabgebot, hammer Bars und ein Nachtleben das mit Adjektiven nicht zu beschreiben ist. Der Ort an dem diese Zeilen aus meinen Fingern fliegen…
Hier im Palermo Haus Hostel wird eine grosse Weiche gestellt, ich treffe Dario. Den Höngger Architekturstudenten welcher seinen Master hier an der Uni von BA abschliessen will. Unkomplizierte Partynudel im Gutelaunekostüm. Über die nächsten 4 Wochen werden wir zu dicken Freunden, dicken Freunden!
So spontan wie ich nach Palermo ziehe, so spontan entscheide ich mich ein wenig spanisch zu lernen. Bei Lu, einer Hobby-Privatlehrerin, Dario macht auch gleich mit. Da mir aber die Motivation fehlt NUR spanisch zu lernen und das Geld dafür auch zu knapp ist, wird es leider bei ein paar Stunden und somit nur
den Basics bleiben. Um ein Bier zu bestellen, ein Busticket zu kaufen oder noch viel wichtiger: um zu Fluchen, reicht‘s aber allemal.
Nach ein paar Tagen im Palermo House Hostel zieht Dario in eine internationale WG in Palermo und ich ziehe in ein billigeres familiäres Hostel mit vorwiegend argentinischen Langzeit Gästen. Das Rancho Urbano Hostel an der Avenida de Corrientes - Der Strasse die niemals schläft - Meine Heimat für die verbleibenden 3 Wochen BA. Das Rancho Urbano wird zur Heimat, ich kenne jeden und jeder kennt den suizo-loco mit der scheiss Frisur. (Ja ich hab den Kamm immernoch).
Wenn wir nicht gerade, Voci büffeln, Grillbieren auf Darios Hammer Dachterrasse, Mate trinken, oder durch die Stadt schlendern, dann rocken Dario und ich das kulturelle Nachtangebot von Buenos Aires - hart! Zwei Sachen haben mich bei meinem ersten Clubbesuch verwundert: Erstens: Um Mitternacht geht noch gar Nichts! Zweitens: Jeder trägt eine Sonnenbrille auf dem Kopf, hallo? Dass da ein Zusammenhang besteht, wird erst klar wenn du um 7 Uhr bemerkst das der Club immer noch zum bersten voll ist. Fragen?
Feste werden nicht nur in den Clubs, sondern vorallem im Rancho Urbano oder noch mehr: Auf Darios Dachterasse gefeiert.
Oder einfach auf der Strasse, das nennt man dann Carneval. Das Latinos ein besseres Rhytmusgefühl haben als der Rest der Welt ist allgemein bekannt, wer es jedoch nie live und aus duzenden von Trommeln selber gehört hat kann‘s nicht beschreiben. Das Beste Beispiel dazu ist „Bomba de Tiempo“. Eine porteño (buenosairesianer) Percussion Band der Superklasse. Manche sagen, dass es die beste (nicht brasilianische) Perkussionscombo der Welt ist. Die Rhytmen der fast 20 Congos, Bongos, Djembes, Sabaros, Tumbadoras, … werden von einem Dirigenten mit Handzeichen improvisiert. Ja, nicht dirigiert, improvisiert. Unglaublich. Man kann nicht anders sich mitten in den Moshpit zu schmeissen, ja, Moshpit!
Asado! Die MUTTER von Grillieren! Oh - My - Fucking - God! BOAEH! Stellt Euch das geilste Stück Rindfleisch vor welches ihr je gegessen habt. Dass ist genau das Stück, was in bei einem richtigen Asado am Ende auf dem Grill liegen bleibt… weil alle so vollgefressen sind und nicht mehr können! Fleischpreise? Gerade gestern habe ich beim Lieblingsmezger (ich kenne mittlerweile seine ganze Familiengeschichte) 5kg vom feinsten gekauft, T-Bone Steaks, Asado (Rippen), Vacio (Obere Rippen), Bife de Chirizo (Falsches Filet), Lomo (Filet), Chorizos (die geilsten Würste der Welt) - 20 Stutz, ja richtig gelesen! Zwänzg
Hebel, zwei Zähnernote, n Rote! Paradies! Im Rancho Urbano macht fast jeden Tag irgendjemand ein Asado, ich höre den Meistern genau zu und lerne. Langsam aber sicher werde ich zum kleinen Asador, mit einem Cholesterinspiegel im Gigamol/l Bereich.
Und in Cordoba soll‘s nicht anders werden. Danel aus Bergen und ich machen uns auf, die Fernet Stadt zu erobern. Dario folgt mit einer Truppe in ein paar Tagen. Ciao Buenos, nos vemos pronto…
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