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Published: March 12th 2010
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Es fällt mir schwer das Rainbow Backpackers in Taupo zu verlassen, aber der Drang die Wellen zu Rocken ist einfach stärker. Wir nehmen einen weiteren Tramper in unsere Gruppe auf: Kit aus England und sein Surfboard. Unser Subi ist bis unters Dach vollgepackt als wir Taupo Richtung Südwesten verlassen. Den Nebenstrassen folgend durchqueren wir die halbe Nordinsel und fahren an Kiwi typischen, grasbedeckten Schafweiden vorbei bis nach New Plymouth. Aus einer Verkettung von ungeplanten und verwirrten Richtungswechseln in New Plymouth entsteht eine lustige und ungemein glückliche Situation für uns: Eigentlich sind wir auf der Suche nach einem Strand wo wir unsere Zelte aufschlagen können. Verirren uns aber in der Stadt als wir sponti über die Klippen den Surfern weit draussen im Ozean zuschauen. In der poshen Gegend fragt Kit nach dem Weg bei einem Luxushaus direkt am Strand. Nun, anstatt uns den Weg zu einem Camping zu erklären laden uns die Ozzie Expats Brad und seine Freundin ein, die Nacht doch in ihrem geklotzten Haus zu verbringen. BINGO. Aus dem einen Tag werden zwei und aus zwei, drei Tage. Surfen, Sandburgen bauen, auf der riesigen Terrasse chillen, dem Meer lauschen, feiern und Pokern und das im Luxushaus direkt am Strand, ich
hasse mein Leben.
Petr und ich besteigen in einer Zweitageswanderung am nächsten Tag den spitzkegligen Vulkan Taranaki aka Mt. Egmont. Ein hartes Stück Arbeit, Mit jedem Schritt aufwärts geht einen halben wieder hinunter, so steil und so sandig ist der Untergrund. Das letzte Teilstück ist dann auch definitiv mehr Klettern als
wandern. Geil.
Kit gefällt‘s so gut bei Brad, er bleibt gleich dort. Und wir, ja wir machen uns auf, ein lange angestrebtes Ziel zu erreichen: RAGLAN
Alles der Westküste entlang führt unser Weg über Schotterstrassen ins Surfer Paradies Raglan. Nach gut der Hälfte der Strecke übergebe ich das Steuer wieder Fabian, wir wechseln uns ab während Petr auf der Rückbank seinen zwei Lieblingshobbies frönt: Essen und Schlafen. 30 km vor Raglan dann kam ein guter alter Schotterpisten Kollege ins Spiel - Herr Zuschnellindiekurve. Was für ein Arsch.
Nachdem dem der erste Schock des sanften Energieabbaus am netten Graswall verarbeitet war, klappen wir gleichmal die Campingstühle aus und sonnen uns ab unserem Glück im Unglück: Keine 5 min nach dem kleinen geknutsche mit der Wand kommt ein Schafbauer mit seiner Herde auf dem ATV angeritten und bietet uns an, bei ihm zuhause einen Abschleppwagen zurufen. Gesagt,
getan. Abgeschleppt wird. Nach ein paar Stunden dann die grosse Ernüchterung durch die erste Expertise des Abbschleppdudes: Chassis verbogen, Totalschaden. Damn. Wir lassen das Auto über Nacht in seiner Werkstatt um dafür vielleicht noch ein paar hundert Dollar für Ersatzteile rausschlagen zu können.
Inzwischen checken wir im Paradies ein, ein anderes Wort würde dem Platz an dem ich jetzt bin nicht gerecht werden. Eine Oase des Friedens, ein Schloss über den Wolken, eine Hochburg des Spasses -Das SOLSCAPE Backpacker Eco Retreat ausserhalb Raglans. Ich könnte eine atomare Adjektivbombe über diesen Platz niederregnen lassen, gleich hier, gleich jetzt.
Typischer Tagesablauf für die nächsten Tage:
0800 Surfen am Hauseigenen Strand, 2-3m Pointbreak
1000 Community Frühstückparty mit Crêpes, frischen Früchten aus dem Garten und geilem Kaffe
1200 Surfen oder chillen am Strand oder Sandburg Contest oder was auch immer Spass macht
1800 Kochorgie mit dem ganzen Hostel, alles frisch, jeder hilft dem anderen
2000 Abend Surfsession
2100 Friedliches zusammensitzen, Jam-Sessions, Gelage bis weit nach Mitternacht
I hate my life…
Die Leute welche sich hier finden haben alle etwas gemeinsam: Freude am Leben. Ein so guter, wild zusammen gewürfelter Haufen Homo Sapiens habe ich noch ganz selten getroffen. Von
18 bis 70, Von Andalusien bis Zimbabwe, von Hippie bis Topmanager, alles dabei und jedem einzelnen scheint die Sonne aus dem Arsch. Wie kann man auch anders an so einem Ort.
Nach ein paar Tagen mache ich mich mit Fabian auf, den Subi zu verhökern, eine schwierige Aufgabe welche leider auch ungelöst bleibt. So entscheide ich mich entgegen dem fachmännischen Rat des Autogaragen Mechanikers spontan dem alten Subi wieder Leben einzuhauchen. Mit Hilfe eines Karosseriebauers und einem 10 Tonnen Ketten Habegger, ziehe ich das Chassis wider „gerade“, biege mit einem viel zu grossen Hammer die Aufhängungen wider in Form, repariere den Kühler und entferne die defekten Lüfter. Für unnötige Ersatzteile wollen wir kein Geld ausgeben, so ändert der Subi nun sein Rufzeichen von Subi zu „No-nosy“ Wer braucht schon eine Stossstange? Nach einem halben Tag Schweiss und einer Rolle MacGyver Gaffatape ist es vollbracht, unglaublich aber wahr: „We’re on the road again…“
Nach fast einem Monat gemeinsamen Reisens trennen sich hier unsere Wege. Fabian fährt mit no-nosy nach Auckland - und kommt sogar da an. Ich habe keinen Bock auf Grossstadt und kann mich noch nicht von Solscape losreissen und bleibe noch für ein paar Tage im Paradies.
Surfen, BBQen, Sandburgen bauen, die Natur geniessen…
Es wird Zeit meine Weiterreise zu organisieren, ich rufe die Kapitäne der Containerschiffe an welche ich mir von den Reedereien in Welly geholt habe und bekomme auch gleich einen Job als Bordmechaniker nach Santiago de Chile. Dafür 4 Wochen mit Philippinos, 12h am Tag schuften im heissen Maschinenraum? Schiff nach Santiago und einen ganzen Monat „verlieren“? Nö! Flugzeug nach Buenos Aires? Flugzeug nach Chile? Argentinien? Chile? Nun. Weiche stellen. Damn. Münze werfen! Argentina it shall be…
Leider flachen die Wellen in den nächsten paar Tagen ein wenig ab und auch die Points sind nicht mehr surfbar, leider. Zum Glück treffe ich Ernie den Ozzie, Ernie hat einen Van und den Plan in die Northlands zu fahren um nach Wellen zu suchen. Mario der Venediger? Venedigianer? Venezier? Whatever. De Tschingg und ich sind spontan mit dabei und fahren am gleichen Tag noch ab gen Norden. Eine Nacht in Auckland, Fabian kurz getroffen und SCHNELL wieder weiter, ich war keine 24h in der grössten Stadt Neuseelands. Wir fahren weiter bis nach Mangawhai. Und da ist sie: 9 Feet Beachbreak, kein Wind, 28 Grad im Schatten, weisser Sandstrand, yeeehaaaa.
Mario, Ernie und ich
stellen den Van direkt an den Strand, leben draussen, nur draussen. Kochen auf offenem Feuer und schlafen unterm Sternenhimmel, genau so werde ich Kiwiland in Erinnerung behalten.
Was für ein Abschluss. Buenos Aires Eifach bitte…
Picton - Welly - Castle Point - Mahia Bay - Gisborne - East Cape - Mt. Maunganui - Coromandel - Rotorua - Taupo - New Plymouth - Raglan - Hamilton - Auckland - Wangarei - Auckland: 2600km
Total: 42’950km
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