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Published: March 11th 2008
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Ihr werdet jetzt wahrscheinlich lachen, aber: Nach der Woche Wettbewerb hatte ich Urlaub nötig. Ich hatte beschlossen, noch eine Woche in Manilla zu bleiben, ein bisschen zu fliegen und ansonsten alles ruhig angehen zu lassen. Viel gibt es denn auch nicht zu berichten.
Vergangenen Sonntag bin ich nicht mehr geflogen, ich war wohl auf dem Berg, fühlte mich aber nicht so recht fit und ließ es daher bleiben. Die folgenden Tage waren fast unspektakulär. Morgens ging ich laufen, frühstückte in Ruhe, hing im Internet herum und fuhr erst gegen Nachmittag auf den Berg. Die Drachenflieger waren allesamt abgereist. Am Montag war noch Steve da, der mich nach einem kurzen Soaringflug über der Westkante des Mount Borah einsammelte. Als wir gerade auf dem Rückweg waren, trafen wir Dave, der zu einem Abendflug aufbrach. Ich sammelte ihn später gut zehn Kilometer westlich von Manilla ein, er war an dem Abend (mit ganz wenig Thermik) also mal eben noch 20 Kilometer geflogen und ganz glücklich.
Die restlichen Tage flog ich zusammen mit Daniel und Georg, die Gleitschirm fliegen und bereits seit mehreren Wochen in Manilla sind. Wir drei wurden im Laufe der Woche ein echtes Dreamteam. Am Dienstag konnten wir über dem
Georg & Daniel
Meine Lieblings-Gleitschirm-Piloten aus Manilla, zusammen sind wir das Dream Team. Südstartplatz soaren. Ich stellte mich auf einen ordentlichen Startlauf ein, der Startplatz ist nämlich nicht gerade steil. Aber wir hatten so viel Wind, dass ich bereits nach zwei Schritten in der Luft war. Eigentlich war der Flug sehr ruhig, nur ein paar Mal rumpelte es wirklich ordentlich an einer Seite der Kante. Im Nachhinein erfuhren wir, dass da wohl bei dieser Windrichtung gelegentlich ein (schwacher) Rotor entsteht... Wir waren froh, dass wir nur zu dritt in der Luft waren, die Kante ist nämlich nicht besonders breit, man hat also nicht viel Platz.
Am Mittwoch war definitiv zu viel Wind zum Fliegen. Am frühen Nachmittag war zudem ein Unfall passiert, ein Gleitschirmflieger war über dem Landeplatz einfach aus der Luft gefallen. Wir verfolgten vom Berg die Rettungsaktion mit Hubschrauber und Krankenwagen und gaben (da wir den Überblick hatten) Funkunterstützung, so gut es ging. Abends erfuhr ich, dass der Pilot sich zwar ein paar Rippen und einen Wirbel gebrochen hat, dass er aber zum Glück wieder gesund werden wird. Ich saß bis 18 Uhr mit Fred, einem Paragleiter aus Frankreich, auf dem Berg, um dann unverrichteter Dinge wieder hinunterzufahren. Derweil hatten wir allerdings ein sehr interessantes Gespräch über Kommunikation bei der
Auf dem Weg nach Dalby mit freier Sicht
Am Anfang hatte man noch einen ganz netten Ausblick - Felder und fast topfebene Landschaft, so weit das Auge reicht. Schulung von Piloten. Fliegen ist halt doch ganz schön viel Psychologie!
Am Donnerstag hatte ich mal wieder eine spanndende Landung zu verzeichnen. Ich startete bei relativ viel Wind, konnte mich auch eine Weile an der Kante halten, musste dann aber doch mal wieder im vermaledeiten West-Bombout landen. Es war noch sehr thermisch, und der Wind am Landeplatz drehte permanent. Ich entschied mich schließlich für eine Landerichtung, musste allerdings, weil ich noch hoch war, einen zweiten Queranflug machen. Dabei tauchte mir der Drachen in der Kurve richtig gehend weg - normalerweise macht er das nicht, eigentlich muss man ihn eher aktiv in der Kurve halten. Ich kämpfte und richtete ihn wieder gerade. Als ich mich dann aufrichtete und umgriff, bekam ich einen Windstoß unter den Flügel, der mich nach oben katapultierte - wahrscheinlich eine thermische Ablösung. Ich zog geistesgegenwärtig, bekam den Drachen wieder in einen stabilen Flug und glitt bergabwärts aus. Als ich einen Hügel auf mich zukommen sah, drückte ich - und legte nach all dem Stress eine ganz ordentliche Landung hin. Im Nachhinein erfuhr ich, dass über genau dieser Ecke am Tag zuvor der Gleitschirmflieger verunglückt war, und dass Dave genau dort im Wettbewerb bei einer missglückten Landung
Der Commi bei einer Pause
Autos bekommen Namen, besonders wenn sie Persönlichkeit haben. Der Holden hat sie, daher habe ich ihn einfach mal Commi genannt (kurz für Commodore, nicht besonders kreativ, aber immerhin...) beide Steuerbügel krumm gemacht hatte.
Abends traf ich mich noch zum Seafood-Essen im Pub mit Lukas und seinen Freunden Nils, Willi und Tina sowie mit einigen anderen Leuten. Lukas würde am Freitag über Rylstone (wo er noch ein wenig schleppen wollte) zurück nach Sydney fahren, um von dort gen Deutschland zu fliegen. Es war also sozusagen ein Abschiedsabend.
Am Freitag ging ich auch noch einmal fliegen und abends dann mit Daniel und Georg sowie zwei anderen Gleitschirmpiloten im Pub essen und Billard spielen. Noch ein Abschiedsabend, denn am Samstag Früh machte ich mich auf den Weg nach Dalby in Queensland, rund 500 Kilometer nördlich von Manilla. Fazit nach zwei Wochen Manilla: Ich starte mittlwerweile bei Windstärken, bei denen ich früher den Drachen noch nicht einmal aufgebaut hätte. Ich steuere den Drachen in der Luft viel effektiver und mit erheblich weniger Kraftaufwand als früher. Und nicht zuletzt sind meine Landungen sicherer geworden, ich komme auch in wirklich widrigem Gelände bei widrigen Bedingungen sicher auf den Boden. Trotzdem: Es gibt noch viel zu lernen.
Knappe sechs Stunden brauchte ich für die Strecke nach Dalby. Anfangs war es noch ganz nett, ich konnte ein bisschen durch die Gegend schauen und
Auf dem Weg nach Dalby - zwischen Bäumen
Ab hier wurde es wirklich langweilig, über 200 Kilometer nur eine mehr oder weniger schnurgerade Straße, Bäume rechts und links und kein Radioempfang :( sogar im Fahren Fotos schießen. Aber dann wurde es wirklich langweilig. Über 200 Kilometer fuhr ich einfach nur zwischen Bäumen und Büschen entlang, konnte nichts von der Landschaft sehen und bekam noch nicht mal einen Radiosender herein.
Ich war froh, als ich endlich ankam. In Dalby findet ein weiterer Wettbewerb statt, das
Dalby Big Air. Gestartet wird im UL-Schlepp, denn Dalby liegt im Flachland. Ich war als Fahrerin für vier Piloten engagiert, für Cameron, Trevor, Phil und Nick. Wie sich am nächsten Morgen herausstellen sollte, war mein Team aber in der Zwischenzeit noch um zwei Piloten gewachsen, und zwar um Dave und Konrad, denen offenbar ihr eigener Fahrer in letzter Sekunde abgesagt hatte. Trev hat einen großen Bus, daher bot er den Beiden an, dass sie zu uns ins Team kommen konnten. Sechs Piloten also, es würde eine Herausforderung werden...
Zunächst richtete ich mich aber einmal ein. Ich campte zusammen mit einigen anderen Piloten am Flugplatz. Recht „basic“, hier gibt es nämlich nur Toiletten (und in einigen davon sollte man sich wirklich vorsehen, da hüpfen nämlich plötzlich Frösche raus), keine Duschen. Zum Duschen fährt man zur BP-Tankstelle in die Stadt hinein, in echter Trucker-Manier.
Am Abend gab es im
Mein Zelt in Dalby
Hier auf der Airstrip wohne ich die Woche über, morgens durch einen Hangar vor der Sonne geschützt, zusammen mit einigen anderen Piloten. Hangar Pizza für alle, danach fiel ich todmüde ins Bett und sah gespannt dem ersten Wettbewerbstag entgegen.
P.S. Jonny Durand ist gerade vor ein paar Tagen Weltrekord geflogen - 517 Kilometer!!!
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Roland Woehrle
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Genial
Hallo Katha, na das ist ja ein Australienaufenthalt, wie ich ihn mir seit Jahren ertraeume: von einem Wettbewerb zum naechsten tingeln... Viel Spass weiterhin! Gruesse Roland