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Published: January 7th 2008
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Ein neues Jahr hatte begonnen. Mehr als 16 000 Kilometer von zu Hause entfernt. Es war wie nach Geburtstagen auch: fühlt sich nicht anders an als vorher.
Der New Year's Day ist auch in Australien ein Feiertag. Die Aussies lieben Feiertage, und wenn ein solcher ist, haben selbst Restaurants oftmals geschlossen. Also mit anderen Worten: Es ist tote Hose, die Aussies sind irgendwo im Kreise ihrer Lieben beim Barbecue.
Für mich war an dem Tag relaxen angesagt. Ich frühstückte gemütlich mit Lukas, danach nahm ich mir endlich mal meinen Australien-Reiseführer zur Hand. Das einzig Aktive, das ich an diesem Tag tat, war, meinen Stuhl wieder in den Schatten zu rücken, wenn die Sonne weitergewandert war und zwischen den Bäumen hindurch auf mich herunterknallte.
Abends fuhren wir in die Stadt zum Essen. In der Zwischenzeit waren die restlichen Mitglieder des Teams eingetroffen: Jörgi, Hans und Roland. Außerdem Nick aus der Schweiz und die Fahrerin für ein Team, Mons aus Spanien.
So ruhig der 1. Januar gewesen war, so hektisch lief der 2. Januar ab. Es gab jede Menge zu organisieren. Ich musste dringend ins Internetcafé, endlich meinen nächsten Beitrag einstellen. Das Hochladen der extra schon klein gemachten Fotos
dauerte eine halbe Ewigkeit. Dann brauchte ich ein neues Handy, das auch im Outback funktioniert. Außerdem eine Telefonkarte, um nicht mehr für fünf Dollar zwei Minuten lang mit meinen Lieben telefonieren zu müssen. Und noch jede Menge Kleinkram.
Als ich völlig erledigt im Headquarter ankam, traf ich zum ersten Mal mein Team, für das ich fahren sollte. Es ist ein Team aus insgesamt ahct Piloten, die zwei Autos und zwei Fahrer haben. Ich werde zusammen mit Deb fahren, die das nicht zum ersten Mal macht. Das ist gut zu wissen! Meine vier Piloten sind Andrew und Nathan aus Australien, Noma aus Japan und Rob aus Holland.
Und dann war er da, der erste Tag, an dem ich fahren sollte. Morgens um 9 Uhr gab es ein Briefing im Headquarter, bei dem es um alles rund um den Start ging: wie man die Autos parken sollte, wie die Drachen aufzubauen waren, wie der Schlepp ablaufen würde, wann die Startfenster waren. So ein Wettbewerbstag beginnt folgendermaßen: Ab einem bestimmten Zeitpunkt werden die Piloten hochgeschleppt. Sie parken sich dann in einem Umkreis von 10 Kilometern rund um den Flugplatz in der Thermik. In unserem Fall sollten sie dann in einem von
Das Headquarter
... im Vandenberg Hotel. Hier finden Briefings statt, und hier melden sich abends die Piloten. Ausserdem ist es DER Treffpunkt schlechthin. drei vorgegebenen Startfenstern auf Strecke gehen.
Nach dem Briefing ging es auf den Flugplatz, alle begannen aufzubauen. Deb briefte mich noch einmal kurz, wie sie beim Fahren normalerweise vorgeht. Nach Mittag stand die heutige Task: 125 Kilometer mit dem Wind genau nach Westen, nach Burgooney. Das Ziel wurde ins GPS einprogrammiert, ich trug mir den Kurs auf eine Karte ein und markierte 10-Kilometer-Abschnitte. Wenn die Piloten später in der Luft sind, so funken sie uns Fahrer an und geben an, wie viele Kilometer sie jeweils vom Ziel entfernt sind. So können wir am Boden mitfahren und die Piloten einsammeln, falls sie eine Außenlandung machen müssen. Sie schicken dann per SMS ihre genauen GPS-Koordinaten, so dass wir Fahrer sie mit Hilfe einer Karte und eines GPS aufsammeln können.
Gegen 13 Uhr begann das Hochschleppen, um 15 Uhr hatten die letzten Piloten den Startbereich verlassen. Deb fuhr zuerst los. Einer ihrer Piloten war nur sechs Kilometer entfernt gelandet. Ich folgte ihr kurze Zeit später und traf die Beiden nicht weit vom Flughafen entfernt. Zusammen fuhren wir weiter. Nach einigen Kilometern erreichte mich eine SMS von Rob, dass er gelandet sei. Er hatte mir seine GPS-Koordinaten gesimst. Da ich vor dem
Briefing
Drew erklärt, wie der Tag ablaufen wird Weiterfahren herausfinden wollte, wo er war, hielt ich an. Deb fuhr weiter. Nun stand ich also ganz alleine im australischen Outback, nur mit einer Karte, meinem GPS und meinem Handy bewaffnet. Schluck. Zudem hatte ich einige Probleme mit dem GPS, es war ein älteres Modell als die, die ich kannte. Also beschloss ich, weiter Richtung Ziel zu fahren und Rob auf dem Rückweg einzusammeln, wenn ich ihn gemeinsam mit den anderen Piloten suchen konnte. Außerdem war er, so wie ich ihn verstanden hatte, schon recht nah am Ziel. So fuhr ich weiter.
Das Navigieren mit der Karte ist gar nicht so einfach. Auf den größeren Straßen ist es kein Problem, man muss nur wissen, welches die nächste Stadt ist, in die man gerne möchte. Die steht dann schon auf irgend einem Schild. Aber sowie man die größeren Straßen verlässt und auf die Schotterpisten kommt, muss man auf der Karte nachsehen, wie viele Kilometer es bis zur nächsten Straßenkreuzung sind, und in welche Himmelsrichtung man da abbiegen möchte.
Außerdem funken immer wieder die Piloten ihre Position durch, was meist gar nicht so leicht bis gar nicht zu verstehen ist. Man schreibt sich dann die Position zusammen mit der Uhrzeit
Forbes Airport von oben
Hier war ich mal wieder auf einem Rundflug im Dragonfly unterwegs auf und sieht zu, dass man immer mit dem Letzten der Gruppe mitfährt. Wenn er landet, kann man ihn direkt mitnehmen. Allerdings sollte man, wenn ein Pilot relativ nah am Ziel eine Außenlandung macht, unter Umständen lieber erst einmal die Piloten abholen, die es ins Ziel geschafft haben, und den Außenlander auf dem Rückweg abholen. Das geht schneller, weil die Zielflieger nicht warten müssen und weil man dann eben gemeinsam navigieren kann, was erheblich einfacher ist. So hatte ich das für Rob beschlossen.
Ich fuhr und fuhr und fuhr. Anderen Autos begegnete ich nur äußerst selten. Das macht das Fahren auf der einen Seite extrem angenehm, auf der anderen Seite gibt es einem aber auch das Gefühl, ganz auf sich alleine gestellt zu sein. Erst als ich mich nach insgesamt etwa zwei Stunden dem Ziel näherte, traf ich auf einige andere Fahrer, die ebenfalls auf dem Weg zu ihren Piloten waren. Als ich im Ziel ankam, waren Andrew und Noma bereits gelandet, Nathan kam kurze Zeit später an und freute sich riesig, weil er es erst das zweite Mal überhaupt ins Ziel geschafft hatte. Als wir losfuhren, stellte sich heraus, dass ich Rob missverstanden hatte: Er war näher am
Zuschauerzelt
Hier sitzen die Zuschauer beim Start im Schatten Start als am Ziel. Wir fanden ihn zwar auf Anhieb, aber er hatte vier Stunden Wartezeit hinter sich. Shame on me... Zur Entschädigung lud ich ihn dann am Abend auf ein Bier ein.
Am Abend treffen sich noch einmal alle Piloten im Headquarter, um ein Landeformular auszufüllen und ihr GPS Track Log abzugeben und so nachzuweisen, dass sie die Strecke tatsächlich geflogen sind sowie ihre „Reisezeit“ zu ermitteln. Wir aßen noch etwas zu Abend, plauderten ein wenig und tranken Bier und machten und schließlich sehr müde auf zum Campingplatz.
Der nächste Tag war wirklich ereignisreich. Ich fuhr kurz vor acht Uhr zusammen mit Nathan zum Flugplatz, weil ich mich mit Leroy für einen Tandemflug verabredet hatte. Ich wollte gerne einen solchen machen, um zu sehen, dass man sich beim Schleppstart nicht wehtut, und um wieder ein wenig das Gefühl für die Fliegerei zu bekommen. Schließlich war ich seit meinem Crash, der über zwei Monate her war, nicht mehr fliegen gewesen.
Wir bauten den Tandemdrachen auf. Dann stellte sich heraus, dass die (obligatorischen) Räder und auch das Tandemgurtzeug fehlten. Keiner wusste, wo die Sachen waren. Ich hatte nichts weiter zu tun, also kam ich noch einmal in den
Dragonflys
Mit diesen schönen bunten Dragonflys werden die Piloten hochgeschleppt Genuss eines Rundfluges mit dem Trike zusammen mit Steve, der es vor dem Wettbewerbstag probefliegen wollte.
Als wir gelandet waren, war Bobby eingetroffen - die gesuchten Utensilien befanden sich ein seinem Kofferraum. Glück gehabt! Nun kam ich doch noch zu meinem Tandemflug, zusammen mit Jonny Durand - er ist der beste australische Drachenflieger! Im Schlepp wollte er mich steuern lassen, allerdings lag ich oben, was die ganze Sache für mich sehr schwierig machte. Also steuerte er den Schlepp zu Ende und ließ mich dann fliegen. Wir erwischten sogar ein wenig Thermik! Ich bekam noch viele Tipps von ihm, und schließlich machte er zum Abschluss noch einige Wingovers mit mir. Superglücklich landete ich.
Kurz darauf traf mein Team ein. Die Aufgabe des Tages war ein 225-Kilometer-Flug nach Hillston, westlich von Forbes gelegen. Als alle Piloten in der Luft waren, fuhr ich los. Nach kurzer Zeit funkte Nathan, dass er landen würde. Ich bekam seine Koordinaten per SMS und gab sie ins GPS ein. Er war nicht weit entfernt, also fuhr ich los. Und stellte plötzlich fest, dass sich die auf dem GPS angezeigte Distanz trotz des Fahrens nicht änderte. Das GPS war abgestürzt, nahm keine Tasten mehr an. Das
war am Vorabend, nach Zielerreichung, schon einmal geschehen. Ausschalten ließ es sich auch nicht mehr, also nahm ich die Akkus heraus und startete es wieder. Natürlich waren die eingegebenen Koordinaten verloren. Also alles noch einmal eingeben. Wieder ein Absturz. Mist. Beim nächsten Versuch stellte ich fest, dass das GPS nicht abstürzte, wenn ich es mit einer Hand zusammenpresste. Also fuhr ich, das GPS mit einer Hand krampfhaft festhaltend und betend, es möge nicht mehr ausgehen, weiter. Es blieb an, gottseidank, und ich fand Nathan rasch.
Gemeinsam machten wir uns dann auf die Suche nach Noma und Andrew. Beide waren nicht allzu weit entfernt gelandet. Noma fanden wir schnell, aber nach Andrew mussten wir eine Weile suchen, weil wir die falsche Straße genommen hatten, die zwar nahe an ihn heran, aber nicht zu ihm führte. Also mussten wir ein ganzes Stück zurückfahren, fanden ihn dann aber.
Das nächste Problem war, dass unser Sprit knapp und es zudem spät wurde. In Australien schließen in vielen Orten im Outback die Tankstellen, die ohnehin weit auseinander sind, um 18 oder 19 Uhr. Wir fuhren also in den nächsten Ort, hoffend, dass noch eine Tankstelle offen hatte. Wir fanden eine, die allerdings vor
Schlepp
Start bei den Forbes Flatlands: Ein Pilot wird in die Thermik geschleppt genau 15 Minuten geschlossen hatte. Zum Glück wohnten aber die Besitzer direkt hinter der Tankstelle, und Andrew und Noma machten sie ausfindig und verschafften uns eine Tankfüllung voll Sprit.
Dann machten wir uns auf den Weg zu Rob, der nur 30 Kilometer vom Ziel entfernt gelandet war. Auf dem Weg erhielten wir einen Anruf, dass ein anderes Team ihn aufsammeln würde. Also machten wir uns auf den Rückweg, aßen unterwegs in West Wyalong noch eine Pizza und kamen gegen 23 Uhr hundemüde in Forbes an. Noch kurz im Headquarter das GPS ausgelesen und das Landeformular ausgefüllt, dann ging es ins Bett.
So anstrengend der Vortag gewesen war, so relaxt war der Samstag. Geflogen wurde ein „dogleg“, also eine Strecke mit einem Wendepunkt, die ein nicht geschlossenes Dreieck bildet. Insgesamt waren 150 Kilometer zu fliegen. Auf Grund der starken Abschattungen und der entsprechend nachlassenden Thermik schaffte es keiner meiner Piloten ins Ziel. Andrew landete nur zwei Kilometer vom Ziel entfernt. Alle landeten jedoch an der Straße und waren leicht zu finden. Um 20 Uhr waren wir auch schon auf dem Rückweg nach Forbes. Auf dieser Strecke sah ich auch zum ersten Mal ein lebendiges Känguru, das auf der Straße
Dust Devil
Es ist super heiss, Dust Devils sind keine Seltenheit - der hier geht zum Glück weit an den Drachen vorbei stand und wie hypnotisiert in die Scheinwerfer starrte. Bisher hatte ich nur tote am Straßenrand gesehen. Bei dem Fluchtverhalten kein Wunder... Ich konnte aber bremsen - die Jungs riefen im Chor „brake!!!“.
Weil Samstag Abend war, gingen wir noch etwas trinken - und es wurde sehr früh, um kurz vor drei war ich im Bett...
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winDfried
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endlich in der Luft
Liebe Katha, gratuliere zu Deinem Tandem-Flug "learning from the best". Das Wettkampfgeschehen ist auch aufregend. Ich lese es bei Davis Straub mit ! Seine treue Belinda hast Du schon kennen gelernt. Neid, da wäre ich auch neugierig... Hier kann ich leider, wegen Insuffizienz bei "travelblog" nur über den google cache mitlesen. Deshalb melde ich mich so spät. SMS kommen scheinbar nicht bei Dir an. Herzliche Grüße, viele Abenteuer und "carpe diem" sendet Dir, W.