Minneapolis


Advertisement
United States' flag
North America » United States » Minnesota » Minneapolis
August 3rd 2013
Published: August 4th 2013
Edit Blog Post

Hallo alle miteinander, hier kommt meine nächste Geschichte. Vorab, mir geht es weiterhin gut in den Vereinigten Staaten. So langsam beginne ich ersteinmal zu begreifen, dass ich nicht in Europa bin. Es sieht zwar alles absolut nach Amerika aus, aber der Gedanke, ein Jahr weg zu sein und sich momentan auf einem anderen Kontinent zu befinden, wollte sich in meinem Kopf bisher nicht so ganz setzen. Jetzt hat er zumindest schon mal an einer Stelle angedockt, flattert aber noch ein wenig. Einer der deutlichsten Gründe, warum dieser Gedanke jetzt zumindest nicht mehr wild in meinem Kopf umherschwirrt ist, dass sich mein Englisch DEUTLICH verbessert hat, ich das selbst merke und ich auch immer wieder mehr oder weniger subtil von anderen darauf aufmerksam gemacht werde. Ganz besonders war es so in Minneapolis, wo ich - um es schon einmal vorweg zu nehmen - unbedingt wieder hin möchte. Irgendwann. Aber fangen wir vorne an.

Wie ich berichtete, gefiel es mir in Chicago sehr gut, ja, ich dachte sogar, diese Stadt sei an Charme und Lebensgefühl kaum zu überbieten. Dies war allerdings nicht der Grund, weil ich dort wahnsinnig viele soziale Kontakte geknüpft habe, sondern weil mir der Aufbau Chicagos und das Klima und die Atmosphäre auf den Straßen einfach so gefallen. New York war dagegen wirklich ein einziger Unruheherd.

Als ich dann also im Flugzeug nach Minneapolis saß, wusste ich eigentlich nicht viel über die Stadt, außer, dass ich dort Verwandte hatte, die mich am Flughafen in welcher Konstellation auch immer in Empfang nehmen würden. Ich war aufgeregt, aber ich freute mich darauf, all diese Menschen kennenzulernen. Ich wusste nur eines: Michael (Cousin) und ich schrieben über nun fünf Jahre Mails und nun würde ich ihn kennenlernen!

Nach einem etwas länger als eine Stunde andauernden Flug landete ich in Minneapolis und hatte noch keine Ahnung, was mich erwarten würde und wie sehr ich alles nach nur sechs Tagen vermissen würde. Beim Pick-Up am Fughafen wartete und als schließlich Mike und Emily auftauchten und ich mit offenen Armen empfangen wurde, war endgültig jeder Zweifel beseitigt und ich hatte sofort das Gefühl, dass ich mich wohlfühlen würde.

Meine bisherigen Blogeinträge habe ich nicht bewusst in einem bestimmten Tempus geschrieben, aber ich werde versuchen mich jetzt so konsequent wie möglich an das Präteritum zu halten (witzig, weil ich das im Futur geschrieben hab), weil es dieses bestimmte Geschichten-Etwas zu vermitteln vemag und auch meine derzeitge Abschiedsmelancholie gut verkörpert. 😊

In Bloomington, einem Vorort Minneapolis', angekommen, empfingen mich auch Cathy und Bob sehr freundlich (die Eltern). Ich schlug mein Quartier im Keller auf und schlief auf einer - und ich übertreibe keineswegs - einem Bett deutlich überlegenen Luftmatratze. Nach einer kurzen Runde Runterkommen fuhren wir dann zu fünft nach Downtown Minneapolis. Auf dem Weg dorthin kamen wir an Lake Harriet, Lake Calhoun und Lake of the Isles vorbei. Das sind die drei größten Seen in der näheren Umgebung von Minneapolis.
Minnesota, Land der 10,000 Seen. Das ist durchaus wahr, nur ist 10,000 ein wenig untertrieben! Etwas außerhalb von der Stadt liegt der Lake Minnetonka, der in dieser Geschichte auch noch seinen ehrwürdigen Platz erhalten wird.
Wir fuhren auch an der ehemaligen Highschool Emilys und Mikes vorbei, Benilde - St. Margaret's. Eine echte amerikanische Highschool. Und ich dachte bisher immer, das AvD-Gebäude ist groß. (Foto 1) Auf dem Bild kann man noch einen Ritter sehen, denn das Maskottchen der Schule ist eben dieser und so leitet sich auch der Name des Football-Teams ab: Red Knights. In den USA können sich die Schüler einer Schule viel mehr mit der Schule an sich identifizieren, weil durch eben solche Dinge wie ein Maskottchen eine Gemeinschaft geformt wird. Sport ist dort auch ganz groß und man kann es sich als Europäer, nein entschuldigung, als vom Profisport verwöhnter Europäer kaum vorstellen, dass die College-Teams, also Universität, nicht Highschool, in den USA viel wichtiger sind und einiges mehr an Medienaufmerksamkeit bekommen. Wenn du also nach der Highschool auf ein College gehen willst, dessen Footballteam ganz oben mitspielt, solltest du in der Highschool nach Möglichkeit Football gespielt haben.

Downtown war während der beiden Tage, an denen ich dort war, sehr ruhig. Das besondere sind dort die sogenannten Skyways, das sind geschlossene Brücken, die fast alle Gebäude in der Innenstadt miteinander verbinden, sodass man im Winter bei hohen Minustemperaturen und im Sommer im Schatten nicht nach draußen muss um von A nach B zu kommen.

Am nächsten Morgen, dem Sonntag, nahmen Emily und Mike mich dann wieder mit nach Downtown. Wir waren an der Stone Arch Bridge, die ist superschön (Foto 2 und 3)!! Nach unserem Trip duch Uptown, Downtown und Dinkytown hat Mike nur eines zu seiner Schwester gesagt, die alle Touristenorte kannte und wusste was in welchem Gebäude wo und warum ist: "Why do you know that?!"

Der Sonntagnachmittag sollte einer der besten während der gesamten Zeit in Minneapolis werden. Die ganze Familie versammelte sich bei Cathy, Bob, Mike und Emily und wir haben zusammen gegessen und am Feuer gesessen. Wenn ich hier jetzt ins Detail gehen würde, könnte man mir wieder leichterhand vorwerfen, ich würde nicht zum Punkt kommen. Das wäre mir zwar im Prinzip egal, aber ich möchte euch dennoch nicht so sehr quälen. 😊

Stattdessen folgt hier das Familenbild, welches an diesem Nachmittag entstanden ist (Foto 4).
Von links nach rechts: Alison, John, Brendan, Bob, Cathy, Mike, Emily, Ich, Ben, Abby, Jeanne, Amy, Libby, Bob. Will und Steve fehlen leider, Maria hat das Foto gemacht.
Beim traditonellen Cherry Pit Spitting wurde ich in meiner Altersklasse sogar Erster. Wuhu!

Am Montag holten mich Amy und Libby ab und wir fuhren den ganzen Tag in Mineapolis und St. Paul rum. Zuerst verschlug es uns zu dem welteinzigen Yo-Yo-Donut-Shop, an dessen Tür ein großer Aufkleber versichert, dass sich in den dahinter liegenden 50m2 keine Erdnuss oder ihr verwandte Nuss befindet. Also mein erster Donut!! Ich hatte einmal die klassische Variante mit Black&White Topping, dann mit Himbeerüberguss und zu guter Letzt einen mit Cereals Topping. Den habe ich genommen, weil Amy und Libby mit Kichern verkündeten, das sei amerikanisch. Später habe ich auch herausgefunden, warum sie gekichert haben... Das war nicht sehr lecker. Und das "that's american, for sure" war mehr ironisch und sollte wohl als versteckte Kritik am, sagen wir mal ganz vorsichtig, Hang zur Fettleibigkeit ihrer Landesgenossen zu verstehen sein. Wie auch immer, die anderen beiden waren super. Wir haben mit den Donuts am Lake Bryant gesessen und den Tag geplant.
St. Paul, wohin es uns als nächstes verschlug, ist noch ruhiger also Minneapolis. Das kann man wohl ganz gut folgendermaßen verdeutlichen: (Ich):"Amy, are we going downtown now?" - "That is downtown!" - "Oh okay." "This is Downtown, Amy? That's not very busy." - "No, this is not downtown, we just passed it." - "Oh okay".
Was in St. Paul aber sehr sehenswert ist, ist das State Capitol (Foto 5)! Das Witizige ist, dass es einen Raum gibt, in dem eine Menge deutsche Trinksprüche an der Wand stehen, vielleicht ein Beweis dafür, dass Minnesota besonders viele deutsche Einwanderer empfangen hat.

Auch die St. Paul Cathedral ist beeindruckend, zugegebenermaßen eine der wenigen traditionellen Kirchen in den USA, auf die ich bisher aufmerksam wurde (Foto 6).
Wenn man sich so die Skylines anschaut, wird man in den wenigsten einen Kirchturm finden, was natürlich an der Dominanz der Skyscraper liegt, aber auch so habe ich echt wenige Kirchen im vielleicht fundamentalsten der westlichen Länder gesehen.

Nach kurzen Aufenthalt im District Del Sol, einem mexikanischen Viertel St. Pauls, fuhren wir zu den Minnehaha Falls (Foto 7). Insgesamt war es ein schöner Tag, der dort endete, wo er begonnen hatte, am Lake Bryant, diesmal mit Bad. 😊

Am Dienstag bin ich mit Michael dann zur Mall of America gefahren... (Foto 8)
Eine Frage stellt sich mir: "Warum brauchst man nochmal eine überdimensionale Achterbahn in einem Einkaufszentrum?" (Foto 9) Cathy beantwortete die Frage folgendermaßen: "Because they can!" Jo, trifft es. Und Rachel (wer das ist, das erkläre ich später) sagte dazu nur: "Why not?" Das hat mich entwaffnet.
Grob zusammengefasst ist die Mall of America nichts anderes als eine normale Mall, nur eben größer, sodass sie den ehrwürdigen Namen verdient.

Dienstag war übrigens der erste der wohl drei amerikanischsten Tage meines bisherigen Lebens. Wie gesagt, zuerst Mall of America, dann wurde Mike auf dem Weg zu einem anderen Store, an dem ich mein Minnesota Twins Jersey abgeholt habe , von der Polizei angehalten. Aber der Officer war sehr nett. Am Abend ging es dann zum Twins Game (Foto 10) gegen Kansas City, das die Twins zwar sang- und klanglos mit 7-2 verloren, aber ich war auch schon vorgewarnt worden, dass Minnesota nicht unbedingt das beste Team Amerikas hat.

Am Mittwoch zog ich dann zunächst zu Steve, Jeanne, Ben, Abby und Will um. Kurz nachdem ich angekommen war, nahmen mich Ben und Will mit zum Lake Minnetonka um mir eine weitere amerikanische und vor allem minnesotische Aktivität nahezubringen: Angeln!
Als Vegetarier habe ich da zwar so meine Grenzen, aber da wir die Fische nicht töten mussten, habe ich den Flair des Angelns mal auf mich wirken lassen. Naja, 2 Fische in 4 Stunden. Fürs erste Mal gar nicht so schlecht wurde mir nachher gesagt. Ben fing mit 4.7 lbs den schwersten Fisch seines Lebens und Will legte sich am Ende mit einem Hecht an... und gewann (Foto 11).

Abends war ich mit Abby kajaken, das war super cool, denn wir waren auf dem Lake of the Isles und zwar bei Sonnenuntergang (Fotos 12 und 13). Ja, bester Selfie aller Zeiten, aber was solls. 😊
Danach waren wir dann noch mit der ganzen Familie außer Ben, weil er arbeiten war, bei Yogurt Lab. DAS sollte es mal in Deutschland geben, denn man kann sich aus verschiedenen Joghurtsorten die besten raussuchen und mit frischem Obst, Soßen oder Streuseln verfeinern. Und man hat den Preis selbst in der Hand, denn es wird nach Gewicht abgerechnet.

Der Donnerstag, der dritte meiner amerikanischen Tage, begann dann folgendermaßen: Fußball im Garten ... Moment, Fußball?! Oh ja, mir wurde von Mike erzählt, dass die meisten Kinder in der High School Fußball spielen und dann hinterher aufhören und darüber lachen. Hmm, naja, Will und Ben spielen jedenfalls Fußball und so haben wir dann ein wenig gespielt. Dann ging es mit Golf weiter. Auch mein erstes Mal, dass ich auf einem Golfplatz stand. Mein erster Schlag ging zwar deutlich daneben und hat eher Rasen als Ball getroffen, aber einige Schläge sind mir wohl ganz gut geglückt, meinten Ben und Will. Und die spielen schon seit sie acht Jahre alt sind (Foto 14).

Den perfekten Abschluss machte dann der Donnerstag Abend. Abby, Rachel (eine Freundin von Abby) und ich sind zu einem Pferderennen gefahren. Canterbury Park hieß die Rennbahn und sie bescherte mir einen sensationellen Gewinn von 3 Dollar (Fotos 15 und 16, ja 5 Dollar, weil 2 Dollar Einsatz wieder rausgegeben wurden). Ich hab ja echt keine Ahnung von den Pferden da oder von Pferden generell, deshalb wetteten Abby und ich einfach auf die Pferde mit den besten Namen. 😊 Der Typ, der uns unseren Gewinn aushändigte, meinte nur: "Let me give you one advice, guys. Take the money and run!" Wir rannten auch schnell zum Limonadenstand und gaben das Geld in andere Hände.
Bevor wir nach Canterbury Park fuhren, trafen wir noch Rachel. Witzig, dass sich herausgestellte, dass sie deutsche Vorfahren hat. Und witzig, dass wir für den eigentlichen Weg von knapp 25 Minuten 1 Stunde und 40 Minuten brauchten, weil der eine Highway dicht war (Rush Hour) und wir auf einem anderen die entsprechende Ausfahrt wegen Bauarbeiten nicht nehmen konnten. Die Umleitung führte uns dann nur leider im Kreis herum. Kreative Verkehrsentlastung.

Am Freitag, bevor ich mich wohl oder übel schon wieder in den Flieger setzen musste, brachte Amy mich noch zu Rosemarie, meiner amerikanischen Oma, denn sie war beim Familientreffen nicht dabei gewesen. Sehr gesprächig, wie Omas nunmal so sind, sehr nett und leider war die Zeit viel zu kurz! Damit meine ich nicht nur bei Rosemarie, sondern in Minneapolis an sich!!!

Ich setzte mich also mit einem mulmigen Gefühl ins Flugzeug, denn eine Woche voller familiärer Geborgenheit ging zuende und seien wir mal ehrlich: Zuhause ist es immer noch am schönsten! Zwar nicht mein zuhause, aber knapp dran! Eines Tages wieder, meine Lieben! 😊

Denver rief nach mir und diesem Ruf folgte ich. Lesen Sie weiter in wenigen Tagen.

Euer Jan


Additional photos below
Photos: 16, Displayed: 16


Advertisement



Tot: 0.127s; Tpl: 0.013s; cc: 15; qc: 58; dbt: 0.0473s; 1; m:domysql w:travelblog (10.17.0.13); sld: 1; ; mem: 1.2mb