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Published: April 21st 2011
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Lange haben wir gezaudert, ob wir uns das antun sollen. Uns schreckte schon der Gedanke an Metropolen Floridas wie Palm Beach oder Miami ab. Außerdem wussten wir, dass solche Walmart-Hopper wie wir auf den Parkplätzen im feudaleren Süden nicht gerne gesehen sind. „Entweder haste Geld und gibst das in Florida aus oder zieh wieder von dannen!“ war eine wiederholt gehörte Meinung.
Doch da waren die Everglades und eine Fahrt an das äußerste Ende der Keys nach Key West lockte ebenfalls. Also sind wir an der Westküste des Florida-Zipfels nach Süden getourt. Wir wollten die Reise natürlich nicht auf der Autobahn abrasen, sondern nahmen den gewöhnlichen Highway 19. Da wurde es dann richtig stressig – eine Stadt nach der Anderen, ein Shopping-Center wechselte mit dem Nächsten. Dazu keine grüne Welle – nervtötend. Südlich von St. Petersburg gaben wir dann auf und wechselten auf die Autobahn 75 . Meist übernachteten wir in State Parks wie den Oskar-Scherer-SP oder auch den Collier-Seminole-SP. Vereinzelt gab es aber auch Walmarts, die eine Übernachtung gestatteten.
Unser erster Besuch in den Everglades galt dem Flamingo Besucherzentrum. Dazu sei aber gesagt, dass es schon seit zweihundert Jahren keine Flamingos mehr dort gibt. Doch dafür konnte man verschiedene
Reiherarten, Fischadler und dergleichen bewundern. Und ich bekam mein erstes Salzwasserkrokodil zu sehen. Der Typi hatte sich eine tropfende Wasserleitung am Pier ausgesucht und hing buchstäblich an der Pierwand, um sich das kühlende Nass auf die Nase spritzen zu lassen. Mit dem Bike haben wir versteckte Buchten oder Seen abgeradelt und die Vogelwelt bewundert. Eine Muss-Ausstattung ist ein ordentliches Mückenspray. Von No-see-uhms bis zum ausgewachsenen Mosquito ist alles zahlreich vertreten, so dass der Run zur Dusche klar indiziert war. Sonst wurde es eine schmerzhafte Erfahrung…
Shark Valley war ein Hit in den Everglades. Wieder auf dem Fahrradsattel radelten wir auf dem Teerweg Richtung Beobachtungsturm (ca. 12 km). Neben dem Weg zieht sich ein von Mangroven gesäumter Graben lang und hier war das Alligatorleben zigfach vertreten. Von 20-cm-Winzling mit noch gelben Streifen bis hin zum ausgewachsenen Prachtburschen, der sich auf dem Rasenbanquett sonnte – es war eine Stopp-and-Go Fahrerei mit Fotoeinlagen. Meist lagen die Echsen bewegungslos im Wasser. Hin und wieder gab es aber auch einen schnellen Schnapper oder ein Schwanzschlagen. Auch zu Lande entwickeln sie ein beachtliches Tempo. Wurde ihnen die Bewunderung zu viel, verschwanden sie elegant und schnell in der Mangrovenunterwelt.
In Homestead, der nordöstlichsten Ecke der
Everglades, wechselten wir auf die US 1 und fuhren ca. 150 km über mehrere Keys bis zum Bahia Honda State Park. Hier, etwa 50 km vor Key West, hatten wir uns für drei Tage eingebucht. Klar, der erste Tag galt dem berühmten Key West. Anfahrt mit dem Auto und dann umsatteln. Wie viele Touris (um-)radelten wir den südlichsten Punkt der Vereinigten Staaten. Das reichte dann aber auch. Mit Wasserscootern, Stranddöserei und dem ganzen Schicki-Micki können wir uns nicht anfreunden und wir entschwanden wieder zu unserer ruhigen Campingbucht im State Park.
Zweiter Tag galt einer Schnorcheleinlage. Knapp 7 km ging es hinaus in den Atlantik zum Looe Key Riff. Der Beginn war eher unfreundlicherer Natur. War das Personal im Büro sehr unwirsch und wenig servicefreundlich, setzte sich das auf dem Boot fort. Vielleicht war der Kapitän auch etwas nervös, weil wir starken Wind und höheren Wellengang hatten. Er nahm sich auf jeden Fall das Recht heraus, auch ohne Schnorcheleinlage wieder umzukehren. Und dann erlebten wir auch ein Kabinettstückchen us-amerikanischer Überregulierung. Wir mussten alle eine aufblasbare Weste tragen und wurden genau instruiert, wie weit wir überhaupt vom Boot wegschwimmen durften. Hans und ich schauten uns an – wie bitte? Wir waren
dann, wie insgeheim verabredet, auch die Ersten im Wasser und paddelten munter das Riff ab. Hin und wieder schaute ich zurück und konnte zwischen den Wellenbergen den Kapitän ausmachen, der wie wild mit den Armen ruderte und unsoffensichtlich zurückbeorderte. Irgendwann gab ich dann Hans das Zeichen, dass es doch besser sei, wieder umzukehren, sonst springt uns der Typ noch von Bord.
Das Schnorcheln hatte sich wirklich gelohnt, wenn es auch eine Wiederholung der karibischen Fischwelt war. Aber es war schon sehr berauschend, Rochen, Muränen, viele große Papageienfische und mehr zu erleben. Die See war rauh und man nahm beim Schnorcheln buchstäblich den hohen Seegang mit. Mein Magen war wohl gegen Ende der Paddelei in einer weniger stabilen Tagesform. Noch nie erlebt, aber ich wurde tatsächlich beim Schnorcheln seekrank. Das bisschen Mageninhalt vom Frühstück fand sich dann irgendwann auch in der See wieder und –schwupps- war ich von einem großen Schwarm Fischen umringt. Auch nicht schlecht, fast Tuchfühlung mit hauptsächlich Schweinsfischen zu haben. Seltsamerweise ging es mir danach auf dem Boot bei doch ständigem Auf und Ab wieder besser.
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