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Published: November 22nd 2010
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Wir verbrachten drei wundervolle Tage vom Montag, 13.11., bis Mittwoch, 15.11., im Grand Canyon. Und das bei Temperaturen so um die guten 20 Grad - allerdings wurden die auch erst gegen 10 Uhr am späteren Vormittag erreicht. Die Nächte wurden doch schon kühl, wenn auch noch in den Plusgraden.
Nach unserem Abmarsch auf dem Bright Angel Trail (Starthöhe so um die 2.100 m) in Richtung Bright Angel Campingplatz (ca. 750 m) mussten wir schon kurz danach feststellen, dass eine Muli-Reitgruppe vor uns war. Es gibt also zwei Möglichkeiten, in den Grand Canyon runterzukommen -wandern oder den Mulirücken wählen. Die Mulivariante ist allerdings sehr begehrt (Hans würde sagen: "Typisch Ami!") und kostet incl. Übernachtung so gute 400 Dollarchen. Übernachten können die Reiter in der Phantom Ranch - eine Art Lodge - mit vielen kleinen Blockhütten, wo man entweder in Schlafsälen oder ganzen gemieteten Blockhütten übernachten kann. Also brauchen die Mulireiter kein Zelt hinuntertransportieren.
War lustig, hinter den Mulis herzuwandern. Das Tempo entsprach in etwa unserem Hikertempo. Allerdings hielt das doch etwas größere Geschäft der Tierchen die ganze Truppe immer wieder auf. Besonders der letzte Muli ließ immer wieder kräftig Urin und da schallte es durch die Reihe "Pit-Stop" - was ein
Signal für die Vorderen der vielleicht 12-15 Reiter war, langsam zu machen. Auch wir hielten uns bei den wasserfallartigen Einlagen auf Abstand... Ansonsten hatte man das Gefühl von Wildwest...Alle ReiterInnen waren rustikal angezogen und hatten die obligatorischen Cowboyhüte auf, ganz wie es sich für einen Arizona-Bürger gehört. Man war in eine andere Welt abgetaucht...
Ach so, apropos Cowboyhüte... Heute habe ich in Sedona/Arizona einen Ami gesehen, der neben einem schicken Leder-Cowboyhut einen Colt im Revolverhalfter stecken hatte und ich nehme schwer an, das war keine Attrappe - es ist nicht die Zeit der Kostümbälle....
Schade nur: Entweder hab ich gerade die Kamera nicht in der Hand oder aber ich hab nicht den Schneid dazu, abzudrücken und ein Foto zu schießen.
Auf dem Campingplatz hatten wir dann Aufbaupremiere für unser mitgebrachtes Zelt "Saivo". Hat richtig Spaß gemacht. Das Zelt lässt sich so gut verankern - das kriegt kein Sturm ausgehebelt. Die Bodenplane war bei dem Sand ganz schön angesagt und leistete gute Dienste. Das Zelt ist silikonisiert, um es regendicht zu halten. Das hatte den Nachteil, dass der olle Sand ganz schön an der Außenhaut klebte.
Natürlich wollten wir wieder die Ranger-Programme, wie schon vier Wochen zuvor, im Canyon
mitmachen. Zur Orientierung: Mitte Oktober waren wir schon drei Tage im Canyon. Damals sind wir aber vom North Rim hinuntermarschiert. Und da war es noch so warm gewesen, dass wir das Zelt im Auto ließen. Dafür sind uns dann aber nachts die Erdhörnchen um die Köpfe getanzt und die Angst war doch da, dass sich nicht irgendeine Schlange oder ein Skorpion im Schlafsack verirrte.
Nun zu den Ranger-Programmen. Mandy gab uns am ersten Tag eine lustige Einführung über die Harvey-Mädchen. Harvey war der Hotelbesitzer der ersten Grand Canyon Lodges gewesen. Ebenso besaß er viele Restaurants entlang der Zuglinie, die zum Grand Canyon führt. Auch heute noch fährt ein Zug von der Stadt Williams direkt in das kleine Dorf Grand Canyon Village.
Früher war es so, dass auf der Hauptlinie Chicago-Los Angeles der Zug an wenigen Stationen gerade mal so eine knappe halbe Stunde hielt. Die Restaurants an der Strecke waren miserabel und türkten anscheinend ordentlich. So wurde gemunkelt, dass das Restaurantpersonal mit dem Zugpersonal manchmal gemeinsame Sache machte. Wollte man gerade das warme Essen servieren, ertönte das Signal für die Abfahrt und die Passagiere stürmten wie wild hinaus, um ja nicht die Abfahrt zu verpassen. Wer wollte im
Wilden Westen in solch Gott verlassenen Nestern sitzen bleiben, wo sich nur Minenarbeiter oder irgendwelche Scharlatane herumtrieben? Das Essen wurde dann in solchen Fällen warm gehalten oder für die nächsten kommenden Passagiere wieder aufgewärmt. Da hat sich anscheinend öfters jemand den Magen verdorben. Schlechte Erfahrungen während einer landschaftlich schönen Bahnreise.
Harvey hatte das Problem erkannt und traf auf offene Ohren bei der Bahngesellschaft aus Santa Fe, die neu in das Bahn-Geschäft eingestiegen war. Wichtig für ihn war ein guter Service für die Gäste. Und so engagierte er viele junge Frauen zwischen 18 und ca. 27 Jahren. Voraussetzung war, dass sie nicht heiraten durften!! Dies wurde per Vertrag besiegelt. Heirateten sie doch, bedeutete das ihre Entlassung. Ja, so war das in den 20er Jahren. Die jungen Frauen versahen einen harten Dienst mit einer 7-Tage-Woche. Dieser Service wurde wegen seiner ausgezeichneten Qualität sehr berühmt.
Serviert wurde ein schmackhaftes Essen, das pünktlich fertig war, wenn der Zug eintraf. Das ganze wurde stilgerecht mit Tafelsilber kredenzt. Ein Zugjunge musste nach dem nächsten Zug Ausschau halten und lief dann schon früh zur Küche, um die erste Rauchfahne zu melden. Und dann lief die Routine ab und die Passagiere wurden zeitgerecht verköstigt.
Auch auf dem
South Rim des Grand Canyon wurde in den Hotels dieser hohe Harvey-Standard mit freundlichem Service gefahren. Das Geschäft lohnte sich, bis dann in den dreißiger Jahren die Depression kam und die Reiselust einbrach.
Am nächsten Tag gab es noch andere interessante Ranger-Belehrungen über die Pflanzen der Wüste und ihre Verwertbarkeit.
Unser Ranger hatte beim Militär Überlebenstraining unterrichtet und kannte so einige Pflanzen, die die frühen Pueblo-Indianer in dieser Wüstenumgebung als Nahrungsquelle nutzten. So u. a. die Yucca und die Agave. Natürlich kam auch der Feigenkaktus (prickly pear) aufs Plateau.
Ich musste grinsen - Hans hatte in Griechenland mal eine Frucht probiert. Klar - erst mal im Sand wälzen, damt die Stacheln abgehen. Aber dann hat Hans nicht die Haut abgeschält, sondern herzhaft reingebissen. Und das Kaktusviech hatte immer noch Dutzende kleiner Stacheln, iiiihh. Anscheinend muss man noch mit dem Messer ran und die Haut abschälen.
Und am Abend gabs dann obendrein noch die Märchenstunde über die Geologie des Grand Canyon. Es ist kein Märchen: Die älteste Schicht, die sich ganz unten im Grand Canyon befindet, ist 1,6 Milliarden Jahre alt!! Wir befanden uns also auf einer der richtig alten Schichten von Mutter Erde überhaupt.
Ansonsten waren wir
recht faul und vergnügten uns bei Lesen, kleinen Spaziergängen und Erfahrungsaustausch mit anderen Campern.
Mittwochmorgen war dann wieder Abreise angesagt.
Den Bright Angel Trail kannten wir nun ja zu Genüge. Er war durch die vielen Mulibenutzungen recht strapaziert und tief zerfurcht. Also entschieden wir uns, den South Kaibab Trail wieder hochzumarschieren. Gegen 8:20 Uhr war Abmarsch bei schönem Sonnenwetter (wie kann es auch anders sein) und um 12 Uhr waren wir oben – die letzten Meter rennend. Aber der Busfahrer hatte kein Erbarmen und fuhr uns vor der Nase davon.
Die Busse fahren im 15 Minuten-Takt. Die Logistik am South Rim läuft gut. Wie sonst könnte man die 4,5 Millionen Besucher im Jahr bewältigen. Schööön - jetzt kam endlich das ersehnte Duschen dran. Schnell noch eine Ladung Wäsche gewaschen und gegen fünf Uhr nachmittags dampften wir im Bussi gen Flagstaff davon.
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