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Published: January 31st 2011
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Hans hatte die Fahrtroute ausgesucht. Alles über die Landstraße, denn „Mann“ will ja Mexico sehen. Mir schwante schon Unheil. Die Beschilderung ist enorm gut in Mexico – sprich: die etwas größeren Mex-Straßen sind gerade noch beschildert, denn Rest muss man sich erfragen. Und dann noch unser Guija Roja, der mit seinem 1:500.000 Maßstab auch nicht gerade jedes Kuhdorf aufführt.
Wir fuhren also nach Anganguea, wo eine kleine Straße weiter Richtung Palo Amarillo führen sollte. Schon in Anganguea mussten wir dreimal nach dem ‚Weg fragen. Wir erhielten auch immer Auskunft, mussten aber zudem einen Redeschwall ertragen und dankend für Tortillaverkauf oder Besorgen einer Unterkunft abwinken. Trick ist: Nur nicht den Straßenatlas zeigen. Denn entweder haperts am Lesen der Ortsnamen oder im besseren Falle am mangelnden Können Karten zu lesen.
Nachdem wir um den Zocalo mehrfach getourt sind, gab Hans auf. Wir wählen eine andere Route. Zwar mehr Kilometer, aber zumindest sehen wir zu unserer Erleichterung die grünen Schilder nach Tlapajahua und Atlacomulco.
Auf der Straße erlebt man ja so Einiges. Nicht nur, dass man auf die ständig kommenden Topes aufpassen muss. Zur Erklärung: Das sind geteerte oder gepflasterte Schwellen, über die man tunlichst nur per Schritttempo rüber soll. Ansonsten sind nebenan
gleich die wartenden „Automechaniker“, die Reifen oder größere Defekte flicken könnten. Oft kommen diese Schwellen, die die rasenden Mexikaner abbremsen sollen, im 5 m Abstand und das ist nervtötend mit der Zeit.
Neben diesem Umstand muss man aber auf nicht Vorfahrt achtenden Verkehr schauen, darunter zählen auch streunende Hunde, Katzen und dergleichen. Heute bäumte sich sogar ein Pferd samt Reiter auf und wir hatten nur Glück, dass wir einen großen Bogen um Tier und Reiter gemacht hatten.
Dann gibt es noch andere Bremser. So geschehen nahe Tlapujahua. Wir fuhrend auf ein Straßenypsilon zu. Rechts ging es in das Centro, links wäre unser richtiger Abzweig gewesen. Das ging uns aber erst auf, als wir nach rechts fuhren. Hans wollte nach links noch abbiegen, aber auf der Gegenfahrbahn kam die Polizei. Also fuhr er in großem elegantem Bogen auf der Kreuzung vorsichtig nach links. Hätte keinen Mexikaner gestört. Verkehr war keiner auf dieser Art Kreuzung. Aber Hans sah im Rückspiegel, dass die lieben Polizisten nichts anderes zu tun hatten, als umzukehren und hinter uns her zu fahren. Mist – ein Signal leuchtet auf. Also bleiben wir stehen. Kann sich ja nur um eine Touri-Abzocke handeln. Freundlich begrüßt man sich mit Handschlag. Frägt
nach unseren Spanischkenntnissen. Hans und mir war klar – nee, Spanisch können wir überhaupt nicht. Also muss „Jeffe“ (Chef) her. Wir erwarten einige englische Brocken. Aber Jeffe kann auch nicht englisch und wir verneinen vehement, dass wir auch nur ein bisschen Spanisch verstehen. Ok – Jeffe überlegt. Dann gibt er uns artig die Hand und wir können weiterfahren. Sag bloß einer, dass wir keinen Kontakt mit Mexikanern hätten!
Letzten Endes landeten wir noch in guter Zeit in Tepotzotlan auf dem Campingplatz Pepe’s Hotel Posada. Halb in Englisch, halb in Spanisch bekamen wir den Weg nach Mexiko City mit den Öffis erklärt. Und so ging es dann am nächsten Morgen los. Zuerst mit dem Bus – wenn man dieses Buswrack überhaupt so nennen möchte. Für 8 Pesos, also ca. 0,75 Dollars, wurden wir etwa eine Dreiviertelstunde lang über die Mautstraßen zum Bahnhof Lecheria getourt. Freundlich fuhr uns der Fahrer bis an die Bahnschienen. Hier begann das nächste Problem. Unsere Spanischverständnisse sind halt noch so dürftig und wir begriffen nicht, dass wir erst einmal eine Magnetkarte für die Vorstadtzug erstehen müssen und diese je nach Zielort erst geladen wird. Gut, dass es auch Zugpersonal gibt, was Englisch kann und wir nahmen diese
Hürde. Die Uhr am Bahnsteig zeigte schon 11 Uhr vormittags – sollten wir es verpasst haben, dass wir in einer anderen Zeitzone gelandet sind? Offensichtlich. Mist, jetzt haben wir eine Stunde weniger Zeit für das anthropologische Museum, was wir uns heute anschauen wollen.
In der U-Bahn fielen uns mehrere Reisende auf, die eine Marien- oder Jesusstatue mit sich führen. Schon seltsam – die Statuen reichten bis zur Mannsgröße. Ich hatte die Vermutung, dass es sich um „entführte“ Exemplare aus dem Hausaltar handelte. Diese wurden vermutlich in der Basilica der Heiligen Jungfrau von Guadelupe gesegnet. Meine Vermutung wurde auf Nachfrage bestätigt.
Der Weitertransport in der U-Bahn ging hurtig und wir erreichten das Museum nach 12 Uhr. Nicht ohne aber vorher bei Burgerking in der Innenstadt (Hans braucht immer wieder mal nen Pampe-Hamburger) noch magentechnisch vorbereitet zu haben. Enttäuschung pur! Das weltweit bekannte Museum bietet keine englischsprachigen Führer an. Die Erläuterungen sind auch nur teilweise in englisch und Hans sah es nicht ein, ein teures Buch in Englisch anzuschaffen. Also arbeiteten wir uns durch die spanischen Tafeln. Von der Aztekenwelt über die Mayazeit bis hin zu den unzähligen Indigena-Stämmen in Mexiko führte die Ausstellung. Harte Arbeit – nach vier Stunden brauchten wir
erst mal nen starken Espresso. Der Strudel versüßte dann die geistige Knochenarbeit etwas. Über die Kulturepochen möchte ich nicht viel erzählen. Das führe ich dann aus, wenn wir die Pyramiden, Tempel und Kulturstätten in natura sehen.
Unsere Kondition war dann so gegen 18:00 Uhr auf dem Nullpunkt angelangt. Unsere Campingmama meinte zwar, wir sollten erst gegen 21:00 Uhr wieder zurückfahren. Aber wir wollten jetzt zurück. Das war ein Fehler. Denn uns erwartete ein Freitagabend-Feierabend-Massenauszug aus Mexico City. Beim zweiten U-Bahn-Bahnhof war es soweit. Massen strömten durch die U-Bahn-Tunnels. Ich versuchte, möglichst dicht bei Hans zu bleiben – nur jetzt nicht auseinanderdriften. Schaffner am Bahnsteig versuchten, die Menge unter Kontrolle zu halten. Ein Zug kommt – Hilfe, der ist ohnehin schon voll. Doch die Masse drängt und ein paar Unentwegte kommen noch ins Abteil. Mit hoch erhobenen Armen stehen sie an der Glastür, die gerade so sich noch schließen lässt. Nach zwei verpassten Zügen kommt endlich ein ganz leerer Entlastungszug und wir strömen mit der Menge hinein. Immer wieder sieht man einen mannshohen Jesus mitwandern. Was für ein Glück, wenn dieser wieder heil im heimischen Altar landet.
Der Vorstadtzug war dagegen ein Segen. Wir erreichten zwar stehend, aber einigermaßen stressfrei den
Bahnhof Lecheria. Nun aber einen Bus nach Tepotzotlan bekommen, das war das größte Problem des Abends. Ein Collectivo (Sammeltaxi) war voll und fuhr davon. Danach folgte eine endlose Dreiviertelstunde mit Warten auf die nächste Beförderungsmöglichkeit. Als Hans sich gerade protestierend auf den Bahnsteig setzte, fuhr das segensreiche Collectivo heran – Marke VW-Bus. Spannende Frage: Wie viel Leute kann man da hineinstopfen? Antwort: 15 an der Zahl. Fehlte nur noch, dass mir ein Mexikaner auf den Schoss gehüpft wäre. Viel hätte nicht dazu gefehlt… Ich saß in einer Ecke eingepfercht und verzog das Gesicht. Ein älteres Ehepaar lächelte mich aufmunternd an und meinte auf Englisch, es gäbe da noch andere Optionen. Ich schnaubte zurück, dass ich nach einer Dreiviertelstunde keine anderen Optionen mehr gesehen hätte….. Sie fingen an, lauthals zu lachen und wir tauschten Witze über „mexican way of life“ aus.
Vorsichtshalber erklärte ich dem Fahrer, dass wir zu Pepe’s Hotel Posada in Tepotzotlan müssten. Er nickte. Zum Schluss saßen wir aber alleine im VW-Bus und der Fahrer wollte uns gerade an irgendeinem Hotel in der Innenstadt absetzen. Wir erklärten ihm, dass wir zu Pepe’s Hotel, ja Campingplatz wollten. Ok, nächster Versuch. Diesmal landeten wir am Posada-Hotel. Aber eben nicht an
Pepe’s. Genervt bedankten wir uns und machten uns zu Fuß auf den viertelstündigen Weg hoch zum RV-Park. Hasta luego!
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