425 Meter unter dem Meer


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Middle East » Israel » South District » Ein Gedi
September 28th 2013
Published: September 29th 2013
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Nachdem wir versehentlich mit einem am Tag zuvor gekauften Ticket in der Straßenbahn schwarz gefahren sind (denn scheinbar darf man das nicht, wir dachten aber, wir wären besonders schlau und kaufen unsere Tickets im Vorhinein) und dann tatsächlich auch noch ein Kontrolleur kam, kommen wir etwas gestresst am Zentralen Busbahnhof in Jerusalem an, von wo unser Bus ans Tote Meer abfährt. Der Busbahnhof ist ein riesiges Gebäude und irritierenderweise muss man in den dritten Stock hoch, um zu den Bussteigen zu gelangen. Es gleicht einem mehrstöckigen Parkhaus, wobei in den unteren beiden Stockwerken des Busbahnhofes eine Mall ist. Wer auch immer sich das so rum ausgedacht hat, hat sich aber mit Sicherheit etwas dabei gedacht. Äußerst komfortabel kurven wir aus Jerusalem heraus und befahren eine Stunde lang Landstraßen, die sich bergab durch pure sandfarbene Ödnis winden. Man hat das Gefühl, dass dieses ganze Land eigentlich nur aus kargen, schroffen Sandfarbenen Hügeln, Bergen, Ebenen ohne jegliche Vegetation besteht und es kommt mir zwischendurch die Frage in den Sinn, um was sich eigentlich alle bei diesem Land streiten? Um Sand? Und dann plötzlich, soeben haben wir das Hinweisschild "Sealevel" passiert, kommt das Tote Meer, der tiefste See der Erde, nochmal einige hundert Meter unter uns ins Blickfeld. Riesig und unfassbar blau liegt es da unter uns, und die Oberfläche scheint wie glatt gebügelt. Wir passieren noch einen Kontrollpunkt, bei dem mal wieder zwei bis auf die Zähne bewaffnete etwa 18jährige Soldaten durch den Bus laufen und alle Gesichter inspizieren und kommen dann in der größten Mittagshitze im Kibbutz En Gedi, unserer Station für die nächsten zwei Nächte bei unserer Couchsurferin Tal, an. Leider schläft Tal, sodass wir eine Stunde an der Bushaltestelle warten, bis wir sie erreichen und dann unser Quartier, mitten in einer bezaubernden Gartenanlage, beziehen können. Tal bewohnt hier ein winzig kleines, etwas schäbiges Häusschen, aber die Lage ist sehr schön und wir entscheiden einfach ganz dreist, dass wir den schicken Pool des einige hundert Meter weiterliegenden Resorts mitbenutzen dürfen um uns erstmal zu erfrischen. Im Kibbutz leben heute etwa 300 ständige Bewohner, dazu kommen etwa genauso viele Gäste im dazugehörenden Resort, das uns alternativ 180€ die Nacht gekostet hätte. Wir entscheiden uns dann am späten Nachmittag, die drei Kilometer zum öffentlichen Strand zu Fuß zu gehen, was bei 37 Grad und schattenloser Wüstenlandschaft eindeutig eine dumme Idee war. Das merken wir allerdings erst auf halber Strecke und laufen dann doch den Rest noch entlang der Schnellstraße zum En Gedi Beach. Von einem wirklichen Strand kann man in dieser kargen Landschaft nicht sprechen, es ist vielmehr eine große schroffe, abfallende Fläche, über die ein steiniger Weg runter zum Wasser führt. Dort hat man dann einen etwa 1 m breiten Kiesstreifen zur Verfügung, an dem man sein Handtuch ablegen kann, wenn man zwischen allerhand Abfall und vergessenen Flipflops noch Platz findet. Trotzdem ist es ein Traum in dem samtweichen, wie von einem Ölfilm überzogenen Wasser zu baden (schwimmen wäre zu viel gesagt, denn man bekommt kaum die Beine unter Wasser) und sich vor der tollen Bergkulisse Jordaniens auf der anderen Seite des Toten Meeres treiben zu lassen. Die Haut wird samtweich von diesem Wasser und das merkt man schon beim Baden darin. Trotzdem versorge ich meine Haut noch mit extra Heil-Schlamm aus einem Schlammloch, der allerdings ganz schön brennt wenn man ihn in die Augen bekommt. Sobald man aus dem Wasser kommt muss man schleunigst duschen aber auch das ist hier kostenlos möglich, sodass wir uns danach den Bus hoch auf den Hügel in unser Kibbutz noch leisten können. Mit einem Glas Wein im Restaurant des Resorts lassen wir den Abend ausklingen.

Am zweiten Tag gehen wir im nahegelegenen En Gedi Reservat wandern. Durch einen grünen Canyon, den "Wadi David" geht es an einem kleinen Bach entlang, der sich immer wieder in kleinen Wasserfällen und -becken ergießt, die schroffen Berge rauf. Links und rechts erheben sich die Sandfarbenen Steilwände und ab und zu läuft ein kleines Murmeltierähnliches Tierchen über den Weg.Dennoch ist es schon um acht Uhr morgens brütend heiß und jedes noch so kleine Wasserbecken nutzen wir daher zur willkommenen Abkühlung. Als die Busladungen an israelischen Feiertagstouristen eintreffen verziehen wir uns noch ein bisschen weiter hoch in die Berge und wandern zur En Gedi Quelle, die unser Kibbutz mit frischem Wasser versorgt und so für diese grüne Oase mitten in der Wüste sorgt.Von hier oben hat man spektakuläre Blicke auf das Tote Meer und die umliegende Felslandschaft und wir sehen sogar eine Gruppe Steinböcke.Den Nachmittag verbringen wir nach diesem schweißtreibenden Morgen am Pool und im Restaurant des Resorts bei uns im Kibbutz.Unser letzter Tag am Toten Meer beginnt mit der Besichtigung der Festung Masada, einer unter der Herrschaft von Herodes erbauten Trutzburg auf einem riesigen Felsplateau über dem Toten Meer. Auf Grund des Busfahrplans am Sabbat haben wir nur knapp 1 1/2 Stunden dort bevor wir unseren Bus nach Eilat erreichen müssen.Deswegen nehmen wir heute auch die Seilbahn nach oben, und sparen uns den schweißtreibenden Aufstieg auf das Plateau. Die Festung Masada ist eigentlich nur noch ein Haufen Ruinen, allerdings lassen sich auch alte römische Mosaike und ein rekonstruiertes römisches Bad besichtigen, zusammen mit einem atemberaubenden Blick über die aride Mondlandschaft, die sich hier am Rande des Toten Meers unterhalb der Festung auftürmt.Das eigentlich besondere an der Festung Masada ist jedoch ihre reiche Geschichte.Ursprünglich unter der Herrschaft von Herodes als dessen herrschaftlicher Winterpalast gebaut, fiel die Festung nach dessen Tod und der anschließenden Einnahme Judeas durch die Römer an das römische Reich. Die Römer stationierten hier zunächst aus offensichtlich überzeugenden Gründen eine Garnisson.Im Rahmen der "Großen Revolution" der Juden gegen die römische Herrschaft, flohen die letzten Aufständischen Gruppen schließlich nach Masada und verbarrikadierten sich dort. Sie bauten Zisternen, eine Synagoge und lebten in den alten Palastanlagen, bis Masada schließlich von den Römern erneut belagert und langsam aber sicher zermürbt wurde.Als es nach mehreren Monaten offensichtlich wurde, dass die Festung dem Feind in die Hände fallen würde, entschieden die Aufständischen, dass sie lieber kollektiv Suizid begehen würden, als unter der Schande der römischen Herrschaft als deren Sklaven wollten. So wurden 10 Männer ausgewählt, die alle anderen Männer, Frauen und Kinder töteten und schließlich tötete einer unter den 10 Männern zunächst die anderen neun und dann sich selbst. Als die Römer schließlich in Erwartung erheblichen Widerstandes die Festung stürmten, war es im wahrsten Sinne des Wortes totenstill.Nur zwei Frauen und 5 Kinder hatten überlebt, sie hatten sich in der Zisterne versteckt.Noch heute ist diese Geschichte ein oft zitiertes Bespiel jüdischer Frömmigkeit, denn es erzählt die Gesichte von Menschen, die lieber sterben, als jemand anderem als ihrem einen Gott dienen wollten.


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