Blog 21: 6 Monate, 29 Städte, 45.000km und tausende unbezahlbare Erfahrungen später.


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March 13th 2013
Published: March 13th 2013
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Es ist geschafft. Ich habe 6 Monate im verrückten Asien überlebt. Was für eine Zeit. Was für eine Erfahrung.

Diese vier Sätze sind wohl diejenigen, die mir am meisten im Kopf herum schwirren. Ich bin im Moment selber noch nicht in der Lage dazu, überhaupt ansatzweise zu realisieren, was ich in den letzten Monaten alles erlebt habe.

Bevor ich nun zum abschließenden und zurückblickenden Teil meiner Reise komme, hier erst noch ein paar Infos der letzten Tage. Den letzten Blog schrieb ich von der schönen Insel Koh Rong in Cambodia, von wo aus wir in einer 13 stündigen Busfahrt von der Küste in den Norden nach Siem Reap zu den Tempeln von Angkor fuhren. 13 Stunden – da könnte man in deutschen Verhältnissen mal locker von Waldshut-Tiengen nach Dänemark fahren – nicht so in Kambodscha. Die eigentliche Distanz betrug nur 550km. Es sind die Straßenverhältnisse in diesem Land, die die langen Fahrtzeiten erklären. Dort angekommen bestand meine erste Amtshandlung darin, mir das nächste Krankenhaus mal von Innen anzuschauen, da ich das Wasser vom Schnorchelausflug 3 Tage zuvor nicht mehr aus meinen Ohren bekommen habe. Die Behandlung war wie erwartet sehr pragmatisch. Ein Wattestäbchen bis zum Anschlag reingeschoben, 5 Minuten später und 10 Dollar ärmer wusste ich nun nicht sicher, ob das Wasser nun draußen war oder nicht, da meine Ohren auf eine andere Art schmerzten. Mittlerweile kann ich dies aber nun mit ziemlich sicherer Wahrscheinlichkeit behaupten. Am nächsten Morgen mieteten wir uns schließlich gleich um halb 5 einen TukTuk Fahrer, der uns für 15 Dollar den ganzen Tag von einem Tempel zum anderen fuhr, beginnend mit dem Sonnenaufgang am Angkor Wat. Beeindruckend und meiner Meinung nach ein „must see“, wenn man die Tempel von Angkor besichtigt.

Am gleichen Abend traf ich schließlich noch einen Freund aus WT, Markus Senn, der gerade mit seiner Freundin auch zufällig in Siem Reap unterwegs war. Nachdem wir das zufällige Treffen ausgiebig feierten trennten sich am nächsten Tag unsere Wege auch schon wieder. Die beiden bestritten die Busfahrt an die Küste Kambodschas und Simon und ich machten uns auf die 10 stündige Reise nach Bangkok, um gleich am nächsten Tag von dort aus in den Norden Thailands nach Chiang Mai zu fliegen, wo die schon angekündigten Tiger und Elefanten auf dem Programm standen. Und eins kann ich nun sagen. Der Stress der letzten Tage hat sich vollkommen ausbezahlt. Was für ein Erlebnis neben solch majestätischen, riesigen Tieren zu liegen und sie zu streicheln. Herrlich. Selbstverständlich hört man viel Gerede darüber, dass die Tiger unter Drogen gesetzt seien, da dieses friedvolle Verhalten für sie nicht normal sei. Ganz ehrlich? Auch falls sie die Tiger etwas ruhig stellen (was sie uns jedoch versicherten nicht zu tun), hätte ich damit absolut kein Problem. Das witzige ist, dass das für viele Leute ein Problem ist, die dann im Süden Chinas in eine Zwergenstadt fahren, in der nur Liliputaner leben, um sich dann über diese kleinwüchsigen Leute lustig zu machen und jede Menge Fotos von ihnen schießen – damit habe wiederrum ich ein Problem. So setzt nun mal jeder seine Prioritäten anders.

Chiang Mai stand schließlich ganz im Zeichen der Tiere. Am nächsten Tag ging es auf eine Elefantenfarm, wo wir erst in einer theoretischen Einweisung die notwendigen Kommandos lernten, die wir für den späteren Ritt bräuchten, um den Elefanten zu steuern. Anschließend ging es mit einem Guide auf einen kleinen Übungsplatz, wo jeder individuell die vorher erlernten Kommandos auf dem Elefanten anwenden konnte. Die darauf folgende Safari durch den Dschungel bestritten Simon und ich schließlich zu zweit auf diesem riesigen Tier. Wie nicht anders zu erwarten lief auch hier nicht alles vollständig reibungslos ab – mir würde es ja mittlerweile schon richtig langweilig werden, wenn nicht irgendwas Unvorhergesehenes passieren würde – langweilig kann ja schließlich jeder. Schließlich schoss unser Adrenalinspiegel innerhalb von Sekundenbruchteilen mal schnell in unglaubliche Höhen, als das Tier anfangs selbstverständlich nicht auf unsere Kommandos hören und den restlichen Elefanten nicht folgen wollte. Als sich dann auch noch unser Guide kurz von uns abwendete, legte dieses Viech urplötzlich mal schnell einen Galopp hin, um an der restlichen Gruppe vorbei zu ziehen. Nur mit den Beinen um den Hals versuchten wir uns irgendwie festzuklemmen – schließlich wollte ich ihm ja nicht das Bein brechen, falls er bei einem Sturz von mir auf mich draufsteht. Es waren sicherlich nur 5 Sekunden im Schnellritt – aber nicht nur uns kam es vor wie eine halbe Ewigkeit, sondern auch die anderen Guides schauten nicht gerade so, als ob dies an der Tagesordnung wäre. Herzliche Freude. Mein erhöhter Adrenalinspiegel hält bis heute noch an. Naja, alles halb so wild ging es dann schließlich mit unserer kleinen Zicke durch den Dschungel, was auch ein wahnsinniges Erlebnis war – selbstverständlich auch das anschließende Bad gemeinsam mit den Elefanten, in dem wir sie mit Bürsten sauber schrubbten und eine kleine Wasserschlacht veranstalteten.

Nun gut, heute wird noch ein bisschen am Hotelpool relaxt, bevor es morgen Mittag zurück nach Bangkok geht. Zur Feier von Simons Geburtstag und meinem Grande Finale der Reise haben wir uns die letzten Nächte auch ein etwas besseres Hotel in Bangkok gegönnt. Wir sind gespannt was diese Nacht bringen wird. Falls wir Montag nicht wieder in Deutschland sind: hat uns Bangkok.

So, und nun von den letzten Ereignissen zu einem kleinen Resumé am Ende meiner Reise:

Ich könnte mir vorstellen, dass ihr denkt, dass die letzten 6 Monate seit ich Deutschland im September verlassen habe schon wieder unglaublich schnell vergangen sind. Prinzipiell gebe ich euch auch vollkommen Recht. Im Nachhinein ist diese Zeit nun vergangen wie im Flug – aber nichtsdestotrotz kamen mir die letzten 6 Monate vor wie 5 Jahre. Es verging kein einziger Tag, an dem nicht irgendetwas Neues auf mich gewartet hat. Sei es einfach oder schwierig wegzustecken gewesen – aber die tagtägliche Herausforderung war beständig. Was nun auch nach dieser langen Zeit dazu führt, dass ich mich wieder unglaublich auf Zuhause freue. Ordnung, Struktur, Gewohnheit und Sauberkeit – vielleicht auch nur für die ersten zwei Wochen, bis sich alles wieder normalisiert hat – aber im Moment kann ich mir nichts Schöneres vorstellen – auch bei einem Temperaturunterschied von 30 Grad.

Zumindest weiß ich nun, dass vor allem nach meiner Erfahrung in China so einige Herausforderungen auf mich warten können, die mich nicht mehr so schnell aus der Ruhe bringen werden. Selbstständig überlebensfähig am anderen Ende der Welt, in einer komplett anderen Kultur, die Ruhe zu bewahren, obwohl man des Öfteren jedem Einzelnen den Hals umdrehen könnte – ja. Ich muss zugeben, dass es mich nun auch ein wenig stolz auf mich selber werden lässt, wenn ich mir das so auf der Zunge zergehen lasse. Vor allem wenn ich meinen persönlichen Hintergrund dazu in Betracht ziehe. Ich bekomme immer wieder ein leichtes und ungläubiges Grinsen auf dem Gesicht, wenn ich alleine 5 Jahre zurück denke. Es gibt Menschen, darunter auch einige von meinen Freunden, die das Projekt Ausland schon von Jugendgedanken her hegen, lange im Voraus planen und sich diesen Traum nach einiger Zeit auch erfüllt haben. Ich hingegen – paah! – vor 5 Jahren mit 21 – da hätte ich denjenigen mal ordentlich vermöbelt, wenn er mir nur gesagt hätte, dass ich aus meinem behüteten Waldshut-Tiengen nach Stuttgart zum Studieren ziehen werde. Das war damals für mich unvorstellbar. Ich hatte doch alles. Familie, tolle Freunde (die ich heute selbstverständlich immer noch habe), eine Ausbildung auf der Bank und die ein oder andere schöne Beziehung. Im Nachhinein denke ich, dass dieser Schritt nach Stuttgart dann der Anfang allen „Übels“ war. Es folgte ein einmonatiger Sprachkurs in London – und schon da dachte ich: wow – bist du eine Maschine. Ein Monat alleine in London – du hast die Welt gesehen. London? Heute? Ich grinse nur, wenn ich daran zurück denke.

Diese Hundertachziggraddrehung meines persönlichen Horizonts innerhalb kürzester Zeit ist wohl der Grund, warum ich jetzt total überfordert da sitze und überhaupt nicht weiß, wo ich überhaupt anfangen soll, das ganze Erlebte zu verarbeiten – es ist einfach zu viel und wird auch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Aber die Lehre, die ich persönliche aus meinen letzten Jahren ziehe, ist die, dass es mir unglaublichen Spaß macht so zu leben. Nicht zu wissen was kommt. Nicht großartig in die Zukunft zu planen. Die Dinge mit einer gewissen Leichtigkeit anzupacken und versuchen das Beste daraus zu machen. Selbstverständlich immer mit gewissen Zielen vor Augen, ob privat oder beruflich – aber auf welchem Wege ich diese Ziele erreiche, das behalte ich mir offen. Eins kann ich nur sagen: ich freu mich drauf!

Eines der Fazits, das ich vor allem nach meinen ersten 4 ½ Monaten alleine in einer anderen Welt ziehen kann und auch schon einmal in einem anderen Blog erwähnt habe, ist die Bedeutung von Familie und Freunden. Von einem vertrauten Umfeld. Diese Wichtigkeit war mir sicherlich auch schon vor meiner Reise bewusst – aber erst während der vor allem prägenden und interessanten Zeit alleine ist mir das enorm aufgefallen.

Sodele, das soll es nun gewesen sein mit meinen Reiseberichten und meinen philosophischen Gedanken. 6 Monate und 21 Blogs später komme ich schließlich wieder zurück nach Hause. An dieser Stelle nochmal ein riesen Dankeschön an die Unterstützung meiner Eltern, ohne die das nie möglich gewesen wäre. Aber ich möchte auch allen anderen Lesern meines Blogs danken, dass ihr so viel Interesse an meinen Abenteuern gezeigt habt und mir immer wieder unglaublich positives Feedback zurückgegeben habt. Es war ein super Ventil für mich, das Erlebte zu verarbeiten und es hat wirklich Spaß gemacht euch auf diese Art und Weise über meine Geschichten auf dem Laufenden zu halten.

Herzliche Freude und bis nächste Woche

Euer Philipp

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