Blog 20: Alles Rogger in Kambodscher?


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March 4th 2013
Published: March 4th 2013
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Und wie. Ich schreibe meinen 20. Blog auf einer kleinen Insel Namens Koh Rong, sitze in einem relaxten Stuhl, drei Meter von mir entfernt der türkise Golf von Thailand mit unglaublich feinem, weißem Sandstrand und bräuchte nur noch eine Zigarre und ein Glas Whiskey, um das Möchtegern Schriftstellerleben zu perfektionieren – kurz um, ich bin am schönsten Ort, an dem ich wohl je gewesen bin. Ein kleines Paradies.

Nun aber zurück vom Traumland zu meinen Erlebnissen in chronologischer Reihenfolge. Es ist nun schon wieder eine Woche vergangen, als ich mich von Anh und Martin in Saigon verabschiedet und mich auf einen zweitages-Bootstrip nach Phnom Penh begeben habe. Offiziell ist das Mekong Delta eines der Highlights, wenn man Vietnam besucht. Ich persönlich kann aber allen Vietnam-Reisenden herzlich davon abraten, vor allem wenn man nur ein beschränktes Zeitlimit hat – für mich hat das schon fast ein bisschen an einer Touristen-Verarsche gegrenzt. Es ist zwar ganz nett, an einigen Floating-Markets vorbei zu schippern und etwas über die Herstellung von Reisnudeln zu erfahren – aber es ist definitiv nichts, was man unbedingt gesehen haben muss.

Nachdem wir den ersten halben Tag im Mekong Delta mit einem kleinen Boot umher fuhren, ging es anschließend wieder auf einen Bus, der uns zu unserem Floating-Hotel in der Nähe der kambodschanischen Grenzen brachte. Hier war es das erste Mal an der Zeit, mein Mückenspray auszupacken und vor allem mit dem Verbrauch nicht zu geizen – das Schlaraffenland aller Moskitos. Aber irgendwie lassen mich die Viecher nicht nur in Deutschland und am schönen Lago Maggiore in Ruhe, sondern auch in tropischen Gefilden – wenigstens eine Tiergattung, mit der ich mich im Laufe meiner Reise nicht weiter auseinandersetzen muss.

Nun ja, als es dann am nächsten Tag früh morgens an die Grenze ging, brauchte man vor allem eins: Zeit. Aber wer hat die nicht, mitten im Jungle? Da ich mir mein Visum schon in Peking organisiert habe, hatte ich die Möglichkeit, das im Nachhinein definitiv interessanteste auf diesem 2-Tages-Trip zu machen: Menschen kennen lernen. Ein Hostelbesitzer von Koh Panghan (Thailändische Insel), der mich zu einem Tauchkurs eingeladen hat, falls mir die Zeit auf meiner Reise dafür noch reicht. Ein Mid-40 jähriger, den ich aufgrund seiner ATP-Tennistasche angesprochen habe, ob er denn Tennis spiele. Nachdem wir nach einer fünfminütigen Unterhaltung feststellten, dass wir beide aus Deutschland kommen, hat sich nach ein bisschen SmallTalk auch rausgestellt, dass er zwar kein ATP Spieler ist, aber dafür lange Jahre für den Marketingbereich von Adidas Deutschland und Europa verantwortlich war - er mittlerweile aber aus gesundheitlichen Gründen an der Hochschule Trier als Professor doziert – ne ziemlich coole Sau. Nicht nur für das, wie natürlich er mir trotz seines bisherigen Karrieregangs erschien, sondern auch für seine Einstellung gegenüber seinen Professoren-Kollegen. Theoretiker, von denen die meisten noch nie was anderes gesehen haben als die Universität – dem zu Folge von Tuten und Blasen keine Ahnung von der Praxis haben – bei diesem Thema waren wir schnell auf einem Nenner. Und was sagt mir das für meinen Master? Nochmal zwei Jahre durchbeißen, obwohl man 80% seiner Professoren an die Wand klatschen kann.

Nach zwei Stunden Wartezeit ging es dann schließlich auf die vierstündige finale Bootstour nach Phnom Penh, wo mich Simon in unserm Hotel schon freudestrahlend mit zwei kühlen Bier erwartete. Das Wiedersehen stand ganz im Zeichen des Feierns. Mit einem im Hotel kennen gelernten Kanadier ging es schließlich laut unserem Lonely Planet Reiseführer in einen angesagten Club, in dem wir in den ersten Stunden beim Trinken und Feiern wohl gar nicht so recht bemerkten, was um uns herum geschah. Denn die nächste Situation möchte ich euch gerne schnell und einfach anhand der folgenden Kommunikationskette beschreiben: Ein offensichtlicher LadyBoy kam auf uns zu und wollte mit uns tanzen. Daraufhin drehte ich mich zu einer neben mir stehenden Norwegerin um und fragte, ob es denn in Kambodscha viele Ladyboys gebe, da ich das bisher nur von Thailand angenommen habe. Ohne einen Kommentar drehte sie sich von mir weg und flüsterte ihrem Freund etwas ins Ohr. Dieser wiederrum kam dann mit einer etwas weiblichen Bewegung auf mich zu und meinte allen Ernstes: „Das ist normal, wenn du auf ner Gay-Party bist.“ Herzliche Freude überall. Mit offenen Augen drehte ich mich um und sah das Schauspiel der restlichen Tanzfläche und hab mich vor Lachen kaum noch eingekriegt. Schlussendlich hat es dann nicht lange gedauert, bis wir unsere Getränke leer hatten und in den nächsten Club gegangen sind, in dem aber auch schon eine nächste sonderbare Situation auf mich wartete: Froh waren wir erst einmal, als wir sicher sein konnten, dass wir auf einer Hetero-Party gelandet sind. Als ich mich dann aber auf der Tanzfläche mit einer schnuckligen Kambodschanerin unterhalten habe, sagte sie nach einiger Zeit tatsächlich zu mir: „So, entweder du schläfst jetzt mit mir für 30,-€ oder du haust ab“ – es ging nicht lange, bis ich mich für Variante Nummer Zwei entschied, obwohl manch einer sicher denkt, dass 30,-€ ja geradezu ein Schnäppchen sind – aber von da an wurde uns klar, dass fast jede Kambodschanerin in so einem Club eine Hookerin ist. Höchstwahrscheinlich lag es wohl wieder an meiner jugendlichen Naivität, sich einfach nur mit Einheimischen Unterhalten zu wollen – ohne bezahlen zu müssen.

Am nächsten Tag stand nach dieser ereignisreichen Nacht ein bisschen Kultur auf dem Programm: Die Killing Fields. Ich muss zugeben, dass ich mich vor meiner Einreise nach Kambodscha nicht im Geringsten mit der Geschichte dieses Landes auseinandergesetzt habe. Mit einem Audio Guide ging es schließlich über das Gelände, auf dem wir über die Geschehnisse der letzten 50 Jahre aufgeklärt wurden. Ursprünglich stand danach noch ein etwas anderes Highlight meiner bisherigen Reise auf dem Plan: mit Maschinengewehren auf Obst schießen – jedoch war ich nach dieser Aufklärung über Kambodschas Geschichte, in der die Roten Khmer ihr Unwesen trieben, nicht mehr wirklich in der Stimmung, irgendetwas in die Hand zu nehmen, was Menschen töten kann – eine Geschichte, bei der so ziemlich jeder Tourist trotz Wolken seine Sonnenbrille aufgesetzt hatte.

Schließlich ging es nach 2 Nächsten in Phnom Penh dann in einer fünfstündigen Busfahrt an die Südküste nach Sihanoukville – der Ballermann Kambodschas - um von dort aus auf die Trauminsel überzusetzen, auf der wir gerade sind. Wir mussten jedoch noch zwei Nächte in der Küstenstadt bleiben, da alle zur Verfügung stehenden Bungalows auf der Insel bis dorthin ausgebucht waren. Schlussendlich entschieden wir uns dazu, uns ein bisschen am Strand von den Kambodschanerinnen verwöhnen zu lassen. Die ein oder andere Massage, Enthaarung und Maniküre später gingen wir vollkommen relaxt und ausgeglichen unsere zweistündige Bootsfahrt nach Koh Rong an.

Nun gut. Uns war im Vorhinein nicht ganz klar, ob wir nun 5 oder 7 Tage auf der Insel bleiben sollten, da sie doch ziemlich klein ist und nicht gerade das breiteste Angebot an Aktivitäten zu bieten hatte. Kaum angekommen stand die Entscheidung jedoch gleich fest. Da Simon gerade erst sein Semester hinter sich brachte und ich auch nichts dagegen hatte, nicht immer jeden 3. Tag irgendwo anders zu sein, entschieden wir uns für ein Bungalow 20m vom Meer entfernt mit Hängematten und einem gigantischen Ausblick – die restlichen Argumente, die für einen längeren Aufenthalt sprachen, habe ich euch ja bereits im ersten Abschnitt beschrieben.

Ich persönlich bezeichne das mittlerweile als den Robinson der Malediven für Arme. Für 10€ die Nacht im Bungalow direkt am Meer kann man sich trotz der eher mittel- bis unterdurchschnittlichen Standards nicht beklagen. Wenn man morgens früh aufwacht, das Fenster aufmacht, den weißen Strand und das türkise Meer vor sich sieht, erst mal eine Runde Schwimmen geht und man den Rest des Tages auch nichts anderes macht als am Strand zu liegen und zu essen – ja – das Leben kann man lassen. Was man jedoch hier auch zu genüge braucht ist jede Menge Geduld. Denn ganz oben auf dem Lifestyle-Programm steht: „Wer sich zuerst bewegt verliert“ – und das gilt nicht für die Gäste der Insel sondern hauptsächlich für das Servicepersonal. Es kann nämlich schon mal vorkommen, dass man bei einer Bestellung eines Bananenshakes gesagt bekommt, dass man doch in einer halben Stunde wieder vorbei kommen solle, weil die zuständige Person dafür gerade auf der Liege vor dir schläft – ok. Wir sind ja schließlich im Urlaub und wollen uns hier ja nicht gleich als typisch deutsche Pauschaltouristen zu erkennen geben – einfach wieder an das Yin und Yang denken – dann läuft das schon.

Folgende nette Unterhaltung möchte ich euch nicht vorenthalten – sinnbildlich für das Leben und die Art der Menschen auf dieser Insel. Als ich gestern Abend mit meinem Deutschland Trikot den Strand entlang lief, kam mir ein junger deutscher Mann in meinem Alter entgegen, der zuvor sicherlich nicht wenig von bestimmten Kräutern inhalierte. Als ich ihn fragte, was er denn hier so mache sagte er folgendes: Er sei schon 15 Monate in Australien gewesen, ist jetzt seit Dezember hier und wird voraussichtlich bis April bleiben und in einer Bar arbeiten. Gut, gegen ein bisschen arbeiten ist ja nichts einzuwenden – insofern man das hier auf der Insel arbeiten nennen kann. Denn außer den ein oder anderen Cocktail zu trinken und ab und an mal heimische Kräuter zu rauchen scheinen die hier nicht allzu viel zu machen – was übrigens auch eine Aussage seiner selbst war. Als er jedoch noch weiter von seinen Erlebnissen hier erzählte gehörte folgende Situation sicherlich zu den Highlights unter den vielen verrückten Stories: Es ging um einen Bootausflug mit ein paar Leuten auf eine andere Insel um dort ein wenig zu feiern und Spaß zu haben. So weit so gut. Doch auf der Heimfahrt war selbst der Kapitän des Schiffes so betrunken, dass er doch glatt die Anlegestelle verpasste und kurzerhand dachte, dass er doch auch direkt am Strand ankern könnte – blöd nur, dass ausgerechnet genau an diesem Fleckchen Strand eine Bar angesiedelt war, die der Wucht des Bootes leider nicht ganz stand halten konnte .. Was ein Leben! Aber spätestens von nun an weiß ich, dass es definitiv nicht meins ist.

Sodele, nun sind von meinen 6 Monaten Asien noch 2 Wochen übrig. Ich denke, dass wir es uns die nächsten Tage hier nun noch gut gehen lassen werden. Mitte nächster Woche begeben wir uns dann auf eine 10stündige Busfahrt nach Seam Reap, um die Tempel von Angkor zu besichtigen, bevor das letzte Land meiner Reise auf dem Programm steht: eine Woche Thailand. Von dort aus werde ich mich denke ich dann zum letzten Mal über diesen Blog melden und hoffe auf einen beginnenden Frühling in Deutschland.

Ich freu mich euch bald wieder zu sehen.

Herzliche Freude nach Schland

Euer Philipp

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