Tag 1: Anreise und Wiedersehen


Advertisement
South Korea's flag
Asia » South Korea » Seoul » Yongsan-gu
October 14th 2016
Published: October 14th 2016
Edit Blog Post

So, wo waren wir stehen geblieben? Achja, beim Ankommen am Incheon Flughafen, also ....

Da stand ich nun - allein, aufgeregt und von Müdigkeit war nichts zu spüren. BIIEP! BIIEP! "Willkommen in Südkorea. Für Anrufe nach Deutschland und vor Ort zahlen Sie 2,99€/Min, für ankommende Anrufe 1,53€/Min. und 0,46€/SMS. Mir blieb kurz die Spucke weg. Aber ich dachte mir, wieso würde ich ins Ausland anrufen? Mit Mama schreibe ich über WhatsApp und mit meinen Freunden über Facebook? Tja, falsch gedacht, aber dazu kommen wir später. Wie jeder gute Tourist und Reiseanfänger folgt man am besten dem Strom, die wissen schon wo es lang geht. Wir kamen an eine Zugstation die uns zur Gepäckausgabe und Passkontrolle brachte. Doch zuerst war ich mir unsicher ob ich hier auch richtig wäre. Und was tut man in so einer Situation? Richtig, einfach wildfremde Leute anquatschen. Zufälligerweise war mein ausgesuchtes Opfer auch Deutsche und wir verstanden uns sofort. Sie besuchte ihren Sohn, der in Seoul ein Auslandssemester macht. So verquatschtet wir auch unsere Bahn und bemerkten es erst als sie an uns vorbei rauschte. Dumm gelaufen, aber ich 5 Minuten kam ja schon die nächste.

Nach einer kurzen Fahrt kamen wir zuerst zur Passkontrolle. Dort wurde man nach Koreaner oder Ausländer eingeteilt. Ich drückte mir selbst beide Daumen, hoffentlich ginge alles gut. Constanze schrieb mir, dass ich bis zu 1h Wartezeit haben könnte. Körperlich und mental darauf eingestellt, stellte ich mich an. Nach 5 Minuten war alles vorbei, fertig. Als nächste Station stand die Gepäckausgabe auf meiner gedachten Liste. Ich stellte mich einfach an das Band wo alle standen. Ich wusste ja nicht wo ich hin musste. Es stellte sich glücklicherweise heraus das dies eine gute Entscheidung war. Nach ca. 20 Minuten Wartezeit (kam mir eher vor wie gute 2h.), die mit viel Angstschweiß verbunden war, blitze endlich mein hellblauer Koffer hervor.

Pass - Check. Koffer - Check. Geld umtauchen -?. Mit neuem Eifer machte ich mich nun auf die Suche nach einer Wechselstube. Dabei muss ich wohl ausgesehen haben wie ein verängstigstes Reh, denn viele Menschen warfen mit mitleidige Blicke zu. Aber jetzt mal Klartext - wie groß ist dieser Flughafen?!?! Es nahm kein Ende und auf dem ganzen Weg zur Wechselstube sah ich nur ein Schild mit dem Wort EXIT. Ohne wirklichen Plan folgte ich dem Schild, denn Exit klang in diesem Moment richtig. Eine halbe Weltreise später fand ich endlich eine Wechselstube und stellte mich in die Schlange (zuerst stand ich in der falschen, dass merkte ich allerdings erst später..). Ich gab der lustlos aussehenden Wechselstuben-Frau meine 300€ (die ich wohlgemerkt vorher in einer Taschentücherpackung versteckte) und versuchte sie möglichst freundlich anzulächeln. Hätte ich mir eigentlich auch sparen können. Sie nuschelte mich an und fragte ob ich 300€ gegeben hätte. Ich sagte ja und schon gab sie mein umgetauschtes Geld. 310,000 won. Wow, so viel Geld. Doch die Freude sollte nicht lange halten. Ich erinnerte mich daran was jetzt zu tun war - der Bus. Meine erste Challenge stand an - finde das Tickethäuschen und kaufe dir ein Busticket. Leichter gesagt als getan. Ich irrte umher, auf der Suche nach dem richtigen Ausgang. Und davon gab es viele! Constanze schrieb mir, ich sollte bei Ausgang 11 rausgehen. Wo gehe ich natürlich raus? Richtig, nicht bei Ausgang 11. Ich hatte es nur bis Ausgang 5 geschafft.

,,Ok Jenny, jetzt bist du draußen. Was machst du jetzt? Stimmt, Tickethäuschen. Auf die Plätze, fertig und Angriff!" So ähnlich und panischer waren wohl meine Gedanken. Erinnert ihr euch an die Nachricht meines Handyanbieters? Von wegen nicht anrufen müssen. 7 Anrufversuche und ein zwei minütiger Panickanruf bei Constanze später, bekam ich einen freundlichen Hinweis meines Handyanbieters. Ich könne im Ausland nur bis 59,99€ telefonieren, sonst würde ich gesperrt werden. Und ich solle doch bitte darauf achten, denn ich wäre schon sehr nah an diesem Limit. Schei*e.....Aber in diesem Moment registrierte ich die Nachricht nur, denn vor mir lag endlich besagtes Häuschen. Part 1 war damit schon mal erledigt. Doch nun kam der härtere Teil - das Kaufen. Ich schlich mich also an die Dame an und sagte, ich bräuchte ein Ticket zur Sinyongsan Station. Derweil betete ich zu allen Göttern, dass sie mich verstand. ,,15,000 won." kam prompt die Antwort. Ich kramte schnell meinen Geldbeutel heraus, doch nun stieß ich auf ein weiteres Problem. Die Geldscheine. Ich sah nur Fünfen, Einsen und Nullen und legte ihr einfach das Erstbeste was mir in die Finger kam hin. ,,15,000, not 5000 won" meinte sie. In meinen Gedanken wollte ich am liebsten sagen,: Ich weiß das es 15,000 sein müssen. Ich möchte Sie mal erleben, wenn Sie zum ersten Mal eine fremde Währung in den Händen halten!" .

Mit dem Busticket in der Hand steuerte ich auf meine Zielbushaltestelle zu. Jetzt musste ich nur noch auf die Linie 6001 warten. Zack! Schon war sie da. Ich brachte mein Gepäck zur Gepäckklappe und wurde wieder gefragt wo ich hin wolle. Ich muss zugeben, beim ersten Mal wusste ich nicht was der Typ da von mir wollte. Nachdem die Ortsfrage geklärt war, bekam mein Koffer einen Aufkleber verpasst und ich eine Quittung. Ich dachte mir, nun hieße es volle Fahrt voraus. Doch meine "volle Fahrt vorraus" war beim Busfahrer schon wieder zu Ende. Ich wurde erneut in gebrochenen Englisch gefragt was meine Zielstation wäre. Aufgrund des gebrochenen Englisch des Busfahrers war diese Frage nicht gleich beim ersten Mal verständlich. Und auch nicht beim zweiten, dritten oder vierten. Nachdem ich die Frage dann doch endlich halbwegs verstanden hatte, suchte ich mir einen Platz. Constanze meinte, ich fahre um die 50 Minuten und meine Station wäre die dritte. Kein Problem dachte ich und machte es mir schon mal gemütlich. Während der Fahrt nach Seoul schaute ich die koreanischen Nachrichten. Das einzige was ich auf Anhieb verstand war der Wetterbericht und der war ziemlich sonnig. (Bonus Info!: Incheon liegt auf einer Insel außerhalb Seouls, deshalb auch die lange Fahrt). Gefühlte 20 Minuten sah man nichts als Acker, Straße und Firmen. Doch dann.....

Der große Augenblick! Seouls Skyline war zu sehen! Wow, was für ein magischer Moment! Massen an Wolkenkratzern erstreckten sich vor mir. Darüber hohe Berge, man könnte auch in den Alpen sein. Ehrlich gesagt, man kann diesen Moment des ersten Blickes auf Seoul gar nicht in Worte fassen. Und wenn ich daran zurückdenke, dann habe ich es immer noch nicht so wirklich realisiert.

Doch weiter im Text. Meine Ohren sind gespitzt, denn ich darf meine Station nicht verpassen! Die erste Station kommt, diese wird in Koreanisch, Chinesisch, Englisch und Japanisch zweimal angesagt. Als Busfahrer hätte ich schon längst einen Kasper bekommen und ich bin nur zwei Stationen gefahren. Was? Nur zwei Stationen? Ja, nur zwei. Denn hier fängt ein Schlamassel vom feinsten an.

Wir fahren an die zweite Station. Zwischendurch machte ich mich schon einmal kundig, wo denn der Stopschalter wäre. Man muss ja immer vorbereitet sein. Den Schalter hatte ich auch wenig später gefunden, nur an einem Platz wo ich in niemals vermutet hätte - an der Decke. Erschreckend stelle ich fest, dass ich mit meinen 1,67m zu klein war. Ich sollte vielleicht dazu erwähnen das wir alle angeschnallt waren, straff angeschnallt. Blöde Sache, aber ich konnte mir ja theoretisch einen Plan bis zur dritten Station austüffteln. Und hier kommt der Haken an der Sache: Oliver (der Ehemann von Constanze) klärte mich später auf, dass die Busfahrer auch gerne mal Haltestellen überspringen und ihr eigenes Ding machen. Plötzlich klingelt mein Handy:

,,Jenny? Stehst du gerade an einer Ampel?" fragte Constanze.

,, ..... ja? Wieso?" antwortete ich darauf zögerlich.

,, Du bist gerade an mir vorbeigefahren...."

,, WAS?!?!?!? SHIT?!?! ICH STEIG AUS, JA?"

,,JA; STEIG AUS!!! Siehst du die gelben Hochhäußer?"

,,Gelb? Ja, die sehe ich."

,,Gut, gehe auf die andere Straßenseite und ich hole dich aus der entgegengesetzten Richtung ab."



Völlig überrumpelt schnappte ich mir meine Sachen und flüchtete aus dem Bus. Schnell ging ich zum Gepäckmann. Erinnert ihr euch an den Aufkleber auf dem Koffer und die Quittung? Die brauchte ich jetzt, sonst bekam ich meinen Koffer nicht. Ich schmiss meinen Rucksack auf den Boden und suchte wild nach dieser blöden Quittung. Nicht. Rein gar nichts war da. Der Gepäckmann verlangte nun meinen Pass. Ach du schei*e, wo hatte ich mich da nur reingeritten. ,,Jetzt wirst du abgeführt. Nicht mal über die Straße bist du gekommen." schwirrte in meinem Kopf herum. Mit schwitzigen Händen reichte ich dem Mann meinen Pass. Dieser musterte mich kurz und wahrscheinlich sah ich doch so aus wie auf meinem Pass. Puh, nochmal Glück gehabt. Ich wollte mich gerade zur Ampel begeben, als mir der Busfahrer hinterher ruft das er meine Quittung gefunden hätte.

Gut, gelbe Hochhäuser. Check. Gegenüber. Check. Entgegengesetzte Richtung ... was war nochmal die entgegengesetzte Richtung? Mein Gehirn aktivierte den Notstrom und sagte mir, ich solle am besten einfach stehen bleiben. Guter Plan. Hat nur nicht lang geklappt. Ich tippelte ein wenig nach rechts und ein wenig nach links. Am ende entschied ich mich für Zweites. Ich kam 3 Meter weit, dann machte mein Körper eine Vollbremsung. Denn im Gehirn schlugen alle Alarmglocken - blöder Plan, blöder Plan! Ok, also Stehen war wieder angesagt. Zum Glück kam wenig später auch schon Constanze und wir gingen gemeinsam zu ihrer Wohnung...



Wow .... Ich hätte nie gedacht das ich es in mehrere Teile aufbrechen muss. Allerdings bin ich auch den ganzen Tag unterwegs. Und es ist schon 23.30 ..

Advertisement



Tot: 0.079s; Tpl: 0.013s; cc: 5; qc: 44; dbt: 0.0471s; 1; m:domysql w:travelblog (10.17.0.13); sld: 1; ; mem: 1.1mb