Advertisement
Published: February 20th 2015
Edit Blog Post
Faizzal, den ich in Langkawi kennengelernt hatte, und ich machen einen kleinen Ausflug zu den Batu-Höhlen, wo heute ein paar tausend Inder (hauptsächlich Tamilen) ein religiöses Volksfest feiern. Sie alle pilgern in eine Höhle, um dort Milch zu opfern und zu ihrem Gott zu beten.
Auf unserer Anfahrt reißt in der Richtung, in der die Batu-Höhlen liegen, kreisförmig der triste graue Himmel auf - ein göttliches Zeichen, um uns den Weg zu weisen!?
Wir sind recht früh dran, vor dem hochaufragenden, grün überwucherten Kalkfelsen mit der Höhle hat jemand neben eine Treppe in die Höhle eine riesige goldfarbene Statue mit einem Speer in der Hand gestellt. Am Eingang zum Vorplatz warten die Menschen auf einen großen LKW mit einer lustigen grünen Figur darauf, die ich in der Ferne nicht so richtig erkennen kann. Auf jeden Fall hat es große Augen und die Zunge hängt heraus. Laute Musik kommt aus der Richtung und die Leute wippen etwas im Takt – die Loveparade lässt grüßen.
Wir laufen etwas herum und bevor wir uns versehen, stehen wir eng gedrängt in der Menschenmenge. Ein paar tausend Inder? Das müssen mehrere hunderttausend sein, die Richtung Statue schieben
und drängeln, ohne tatsächlich allzu viel Druck aufzubauen. Anfänglich etwas unangenehm, da man zu Hause bei einem Festival schon leicht blöd angeschaut wird, wenn man auf 30 Zentimeter an den Vordermann heran kommt und diesen vielleicht auch noch berührt, gehen die Inder einfach noch einen Meter weiter. Wir stehen nicht einfach nur darin, sondern werden ein Teil dieser wabernden braun-bunten Masse, von braunen Indern mit schillernd-bunten Klamotten und teilweise kahl rasierten und gelb angemalten Köpfen, von denen viele darauf ein silberfarbenes Gefäß mit Milch als Opfergabe tragen. Zwischendurch erklingen immer wieder dumpfe, durch Flötenspiel und Schreie und Gesänge durchdrungene Trommelschläge.
Die hinter den Wolken hervorkommende knallende Sonne erhitzt die Stimmung zusätzlich von oben. Zum Glück bin ich einen Kopf größer und habe daher genug Platz ein kurzes Dankesgebet in den Himmel zu stoßen und vergleichsweise frische Luft zu atmen.
Da sehe ich vor mir fein säuberlich aufgehängt eine ganze Zahl von Limetten und Orangen, wie erfrischend das wäre, auch nur eine davon zu ergattern. Es sind nur noch zwanzig kleine Menschenreihen dazwischen, als ich das umgebende Stahlkonstrukt und die Person darin bemerke. Das mit Pfauenfedern und allerlei Bildchen und Puscheln bestückte Metallgestell lastet auf der Person.
Scheint schwer zu sein, wie die Person da ächzt. Alle paar Meter stellt ihm jemand einen Hocker hin, damit er kurz ausruhen kann. Meine Augen folgen den zarten Drähten vom Gestell zum Körper und sehen, wie die in Haken mündenden Drähte die Haut nach oben ziehen. Kann man so machen, muss man aber nicht. Ich kann dem Träger nur wünschen, dass das Gestell nicht mal einfach so runterrutscht, dann ist die Haut futsch. Für mich erledigt sich damit auch gleich die Limettenfrage, da diese ebenfalls fein säuberlich in den Rücken des Trägers eingehakt sind.
Nach gefühlten drei Stunden und knapp dreihundert Treppenstufen stehen wir am Eingang der Höhle und werden durch die nachfolgenden Massen mitten hinein geschoben. Während links die Pilger die mitgebrachte Milch an einem Schrein in ein Becken kippen, stoppt in der Mitte der Höhle der ganze Zug, weil eine kleine Gruppe von links nach rechts möchte. Das dieses Unterfangen eine Weile dauern könnte, wird mir schnell bewusst, weil zwischen die Menschen in dem ganzen Zug kaum noch eine Hand passt. Während ich so dastehe und meinen Gedanken nachhänge, was wohl mit der ganzen Milch passiert, mich währenddessen lässig zu jeder beliebigen Seite lehnen kann,
ohne umzufallen, fängt kraftvolle Musik zu spielen an und ich ertappe mich dabei, ganz aufgeregt nach Luke Skywalker und Han Solo Ausschau zu halten, die ja jetzt gleich ihre Orden erhalten werden. Moment mal…nein…die spielen doch jetzt nicht wirklich die Musik von Star Wars. Etwas verwirrt und in dem Erschrecken, das vielleicht die Trance der Pilger auch auf mich übergegriffen haben könnte, höre ich lieber noch einmal genauer hin, aber sie bleibt, ich irre mich nicht. Tatsächlich – die Musik von Star Wars beim Opfern und Beten. Verrückte Inder.
Advertisement
Tot: 0.162s; Tpl: 0.014s; cc: 17; qc: 84; dbt: 0.1286s; 1; m:domysql w:travelblog (10.17.0.13); sld: 1;
; mem: 1.2mb