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Published: August 30th 2010
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Stephen ist Kelabit aus der Region von Bario. Seine Frau Tina stammt aus Dänemark und ist vor einigen Jahren hierher gereist. Nun leiten beide gemeinsam ihr Homestay, das gleichzeitig als Stephens Galerie dient. Es befindet sich in einem Langhaus, einem der typischen Wohnhäuser auf Borneo, und liegt auf einem Hügel,von dem man einen herrlichen Blick auf die Umgebung hat. Stephen ist Maler und seine Werke schmücken das sämtliche Räume. Er kann von der Kunst sogar ganz gut leben, so dass das Homestay für die beiden nur eine Art Hobby mit einem nützlichen Zusatzeinkommen darstellt. Beide kümmern ich sehr herzlich um ihre Gäste und lassen es sich nicht nehmen, gemeinsam mit ihren Gästen die Mahlzeiten einzunehmen. Stephen kocht hervorragende Gerichte mit Dschungelzutaten und Tina backt zum Frühstück das Brot selbst. Besonders gut sind die Spezialitäten Barios: Eine spezielle Sorte Reis, die nur im Kelabithochland zu haben ist bzw.anderswo ein Vielfaches kostet, sowie die köstlichste Ananas, die ich je probieren durfte. Das Leben hier ist sehr einfach, die Zimmer haben weder Ventilator noch Klimaanlage (beides wegen des milden Klimas nicht notwendig), das Wasser ist kalt und Strom gibt e nur abends aus dem Generator.
Mossie machte sich bereits am nächsten Tag mit
seinem Guide in den Dschungel auf. Ich verbrachte noch ein paar Tage in Bario bevor ich es ihm nachtat. Ich ließ mir von Tina und Stephen einen guide vermitteln (Kosten: ca. 20€ pro Tag) und ging auf einen viertägigen Trek (zwei Nächte in einem weiteren Dorf, das wesentlich kleiner als das bereits sehr kleine Bario wr, eine Nacht in einem Shelter im Dschungel), der allerdings nicht besonders anspruchsvoll (gewollt!) war. Mein Guide hieß Richard und stammte,wie alle Guides direkt aus der Gegend, die wir erwanderten. Im Gegensatz zu den Chinesen, bei denen ein englischer Name meist zusätzlich zum chinesischen Namen benutzt wird (der leichteren Aussprache wegen), haben die einheimischen Kelabit häufig wirklich nur einen englisch-christlichen Vornamen. Nach dem 2. Weltkrieg kamen australische Missionare ins Land und die Kelabit wurden daraufhin evangelikale Christen (nicht zu verwechseln mit evangelisch, vielleicht klingelt es ja beim Namen Billy Graham?).
Von Richard wurde dies durchaus positiv gesehen. Zwar wurde die Praxis der Kopfjagd schon früher aufgegeben (durch Eingreifen der Engländer), jedoch habe es vor der Christianisierung häufig Alkoholexzesse und Kämpfe gegeben. Außerdem seien die Menschen damals sehr abergläubisch gewesen,sagte Richard und erwähnte als Beispiel, dass eine Gruppe von Jägern wieder unverrichteter Dinge heimkehren musste,
wenn ihnen auf dem Weg ein bestimmter Vogel begegnet sei. Richard fand solch ein Verhalten aus heutiger Sicht zum Lachen, gleichzeitig jedoch erwähnte er, dass heute noch im Wald ein Riese leben würde, eine Art Waldgeist, den man nachts im Dschungel hört. Wenn man ihn verärgert,indem man seine Kleider über dem Feuer trocknet, Obstschalen ins Feuer wirft oder sein Messer ins Feuer steckt, könnte er im Gegenzug das Feuer ausblasen, Flammen verteilen oder für eine schlaflose Nacht sorgen. Das nahm er genauso so ernst wie seine Vorfahren sicherlich die Sache mit dem Unglücksvogel.
Ansonsten war Richard aber durchaus gebildet. Er las regelmäßig und informierte sich darüber, was in anderen Ländern so vor sich geht. Besonders kritisch empfand er die Bedrohung de Waldes durch Abholzung. Die Kelabit und die anderen Ureinwohner Borneos leben vom und mit dem Wald. Ihre Nahrung und alles, was sie benötigen holen sie sich aus dem Wald. Große Firmen und die Regierung jedoch lassen mehr und mehr Bäume fällen und ein ganzes Netzwerk von Logging-Straßen zieht sich durch den ehemals undurchdringlichen Dschungel. Der Bedarf an Tropenholz mag im Westen aufgrund eines gewissen Umweltbewusstseins nachgelassen haben, in Ländern wie China oder Japan hingegen ist der Bedarf nach
wie vor ungebrochen. Auf abgeholzten Flächen werden dann Ölpalmplantagen geschaffen,die dem Boden auch noch die letzten Nährstoffe entziehen. Die lokale Bevölkerug sieht von den großen Summen, die dabei verdient werden keinen Cent.
Die Nacht im Dschungel war nicht besonders gemütlich, aber Richard hat gut gekocht mit Zutaten, die er bis auf den Reis alle aus dem Dschungel nahm. Ich steuerte außerdem noch eine Dose Baked Beans und eine Dose Sardinen in Tomatensauce bei. Damit die Ratten nicht an die Vorräte kommen könnten, hing Richard diese an einer hohen Stelle am Shelter auf. Allerdings hatte er mich nicht gewarnt, dass die Ratten auch andere Dinge gerne fressen und so durfte ich am nächsten Morgen feststellen, dass die Ratten die halb abgebrannte (erloschene!) Kerze gefressen hatten!
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