goodbye Nepal - hello again Indien


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December 5th 2023
Published: December 5th 2023
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24.11. – 5.12.

Die Velos können wir in Kathmandu leider nicht verkaufen, oder jedenfalls nicht zu einem akzeptablen Preis. Wir entscheiden uns, sie nachhause zu schicken und verbringen einen ganzen Tag damit, sie auseinander zu schrauben und zusammen mit dem restlichen überflüssigen Gepäck zu drei Paketen à 20kg zu verpacken. Die beiden Herren vom Postoffice in Thamel, dem Touristenviertel, helfen uns eifrig. Als wir schliesslich bezahlen wollen, stellt sich heraus, dass es ein riesiges Missverständnis gab, es keine Seamail gibt von Nepal aus und die Sendung per Airmail bedeutet, dass wir die Bikes zuhause zu einem sehr guten Preis verkaufen müssen, um keinen Verlust zu machen… (@ Sabin C.: es hat zwar nie ins Zelt geregnet, aber dieser Tag war mindestens so ärgerlich ;-).

Neuer Ort, neues Glück: der Chitwan Nationalpark im Süden Nepals ist berühmt für seine Panzernashörner. Bereits bei der Anreise sehen wir vom Bus aus ein Prachtsexemplar in einer Lichtung unweit der Strasse grasen. Beim Bierchen am Fluss bei Sonnenuntergang beobachten wir ein weiteres bei der Flussdurchquerung. Und am Abend spaziert eines seelenruhig durchs Dorf und keine drei Meter an uns vorbei (wir lernen später, dass es als Junges von den Dorfbewohnenden aufgezogen wurde, weil seine Mutter bei einer Überschwemmung vom Fluss mitgerissen wurde und ertrank, seither stattet es dem Dorf ab und zu einen Besuch ab). Wir verbringen einen Tag auf Safari: erst gondeln wir drei Stunden im Einbaum gemütlich den Fluss runter, vorbei an sich sonnenden Krokodilen und vielen verschiedenen Wasservögeln. Dann geht es zu Fuss weiter, begleitet und beschützt von zwei Guides mit langen Stöcken, wobei einer davon in seinen 30 Jahren in dieser Tätigkeit angeblich bereits von einem Tiger und einem Lippenbären gebissen wurde. Wir erhalten Anweisungen, wann wir wegrennen und uns verstecken sollen und wann nicht, und schleichen dann durchs Dickicht. Wir sind nicht ganz sicher, wie real die Gefahr ist, wenn er bei jedem knackenden Zweig anhält und lauscht, und dass seine Sprüche wie: «das hört sich an, als ob ein Tiger ein Krokodil angreifen würde» nicht ernst gemeint sein können steht fest. Jedenfalls sichten wir nur ein friedlich fressendes Rhino und ein paar Affen – von Tiger und Bär sehen wir nur den Kot. Dennoch ist uns leicht mulmig zumute und der Adrenalinspiegel während der Wanderung relativ hoch. Wir essen Picknick in Sicherheit auf einem Aussichtsturm, von wo aus wir nochmals einen Blick auf einen Rhino- und einen Krokodilsrücken erhaschen. Ansonsten sehen wir vor allem viele Vögel, und einige Affen. Zu guter Letzt verbringen wir ein paar Stunden auf einem Jeep, doch der Zeitpunkt für Safaris ist ungünstig, das Gras ist hoch und die Tiere unsichtbar.

Am nächsten Tag mieten wir Velos und fahren zu den «20’000 Lakes», einem Feuchtgebiet-Reservat. Erneut können wir Affen, Hirsche, Krokodile und Wasservögel beobachten. Am Nachmittag besuchen wird die Elefanten-Zuchtstation und kommen gerade rechtzeitig, um einige dieser majestätischen Tiere bei der Flussdurchquerung zu beobachten. Sie verbringen die Tage jeweils mit ihren Mahut im Nationalpark, nachts werden sie leider immer noch angekettet, auch die Jungtiere.

Es bleibt noch ein letzter Ort in Nepal zu besuchen: Lumbini, Geburtsort des Prinzen Siddharta Gautama, dem späteren Buddha. Der Legende nach war seine Mutter auf Reisen und badete gerade in einem Teich, als die Wehen einsetzten und sie sich gerade noch ans Ufer schleppen konnte um dort zu gebären. An dieser Stelle steht seit Jahrtausenden ein Markierungsstein, um den herum wurde später ein einfacher Tempel errichtet. Auf dem Gelände rund herum stehen ebenfalls zahlreiche Tempel und Klöster, errichtet von den verschiedenen buddhistischen Nationen. Wir verbringen einen Tag mit Sightseeing und Peoplewatching – der Ort ist voll von Pilgernden aus aller Welt.

Unsere Zeit in Nepal geht zu Ende, wir waren gerne hier und kommen bestimmt wieder einmal. Nun überqueren wir die Grenze zurück nach Indien. Alles klappt reibungslos, bis uns zuletzt nur noch der Einreisestempel fehlt. Wir werden von einem netten Beamten an langen Schlangen mit Busladungen voller Touristen aus China und den USA vorbeigeschleust und gebeten, in einem Nebenraum Platz zu nehmen. Es dauert eine Weile und wir googeln mal «Grenzübertritt Sunauli» : da lesen wir Horrorstories von stundenlangen Wartezeiten, Bestechungsgeldern und abgewiesenen Visa. Wir legen uns schon einen Schlachtplan zurecht als wir nach etwa einer Stunde aufgerufen werden (so lange hätten wir in der Schlange auch warten müssen), der Beamte sich für die Wartezeit entschuldigt, uns den Stempel in die Pässe knallt und eine gute Reise wünscht. Wir nehmen uns vor, nicht immer gleich misstrauisch zu werden.

Unser Ziel ist Varanasi am Ganges, aber bis dorthin reicht es heute nicht mehr. Die Strassen sind im Gegensatz zu Nepal hier zwar wieder bestens asphaltiert, trotzdem kommt man nur langsam vorwärts - sei dies, weil die altersschwachen Busse schlicht nicht schnell fahren können, weil es viel Verkehr hat oder sonstige Gründe für lange Staus. Jeweils nach rund drei Stunden gibt es eine Pause bei einer Raststätte, wie wir das ja schon kennen. Allerdings sind wir erstaunt über die sanitären Anlagen: sie sind nicht wie bisher meistens einfach stark verschmutzt, sondern inexistent. Die Männer pinkeln an den Strassenrand, für die Frauen steht ein aufgespanntes Tuch zur Verfügung, doch dort steht man in einer Urinpfütze, die höher reicht als die Sandalen-Sohle. So suchen sich die meisten ein halbwegs blickdichtes Gebüsch, ich helfe einer alten Frau eine Böschung hinunter und gemeinsam kauern wir in völkerverbindender Erleichterung hinter einen Strauch. Der Parkplatz ist voll Dreck und Müll, nach dem deutlich saubereren Nepal wieder gewöhnungsbedürftig. Es ist für uns schwer nachvollziehbar, dass die Leute diese Zustände nicht wahrzunehmen, geschweige denn sich daran zu stossen scheinen. Wie auch immer, wir fahren heute bis Gorakhpur, wo wir mit Ach und Krach ein Zimmer finden: es ist Samstag in der Trockenzeit und deshalb Hochzeits-Tag, in allen halbwegs respektablen Unterkünften finden Bankette statt. Auf einem Spaziergang am See wollen wir uns die Füsse vertreten, es wird eine dreistündige Wanderung durch die Rushhour, am See gibt es weder eine Promenade noch hübsche Strandcafés, wie wir uns das erhofft haben.

Jetzt sind wir in Varanasi: mystisch und magisch, bunt und betörend, faszinierend und fremdartig. Am Ufer des Ganges gibt es viel zu sehen, es wird gebadet und Wäsche gewaschen, es finden Kremationen statt, Kühe und Ziegen kommen zum Trinken, Saddhus (Asketen) sonnen sich auf den Treppen, Verkaufsstände reihen sich aneinander, Pilgernde machen Selfies. Bei Sonnenauf- und -untergang finden Tanzrituale und klassische Raga-Konzerte statt (fantastische Musik!), es gibt Jekami-Yoga und -Gesang. Eine Inderin, die in Amerika lebt und aktuell hier auf Verwandtenbesuch ist fragt uns, was uns an Varanasi am meisten gefalle: es ist die Energie, die man hier zu spüren scheint. Nun sind wir gerüstet für den nächsten Teil unserer Reise, Mittel- und Südindien.


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