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Published: December 4th 2016
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Bombay - Die Portugiesen haben es vor knapp 400 Jahren an die Engländer verschenkt, weil König Charles II sich erbarmte, deren Königstochter Katharina zu heiraten. Entweder galt es für die Portugiesen damals einen Krieg zu verhindern oder die Schönheit der Katharina musste mit einer gewaltigen Mitgift etwas unterstrichen werden. Aber das muss uns heute ja nicht mehr interessieren.
Auf einer altersgerechten Vormittagstour durch die 20-Millionen-Metropole haben wir uns ein paar indische Tempel angeschaut, wie überall sind die indischen Gottheiten meist farbenprächtig-kitschig bemalt, viel goldfarbener Glitzer und filigrane Wandstrukturen runden die Häuser ab. Zwischen den Tempeln erleben wir mit unserem Bus im Stau stehend immer wieder das Verkehrsschauspiel. In dem vielen Verkehr, in dem jedes Fahrzeug ständig die Hupe betätigt, um dann doch nur schleppend voran zu kommen, schlängeln sich die Mopeds und wenigen Fahrräder entlang, immer den schnell schmaler werdenden Lücken zwischen zwei Fahrzeugen durch beherztes Einlenken oder Abbremsen knapp entrinnend. Zwischendurch schieben sich fünf Meter lange und drei Meter hoch gepackte Lastenkarren, bespannt mit einem Mann, auf die Straße, um den Vierte-Reihe-Parkern auszuweichen. Noch eins oben drauf legt eine Kuh, die sich von ihrem Strick losgerissen und das Verbot der Stadtregierung von Mumbai missachtend einfach auf die Kreuzung stellt.
Dann geht plötzlich fast gar nichts mehr. Nur sehr langsam schlängelt sich der Verkehr in respektvollem Abstand um dieses Tier. Eine Blase - eine Insel der Ruhe Inmitten des Verkehrschaos, wo die Kuh gemächlich wiederkäut, die Gegend beobachtet und genüßlich einen Fladen hinterlässt.
Da wir auch mit unserem Bus die Kuh einmal passiert haben, fahren wir zur Besichtigung des Gate of India, welches zur Begrüßung für den englischen König George V. gebaut wurde. Neben dem Gate of India steht ein schönes Hotel, das Taj Mahal Hotel, welches ein Inder, der im Rahmen der Rassentrennung ein „europäisches“ Hotel nicht betreten durfte, mal schnell selbst gebaut hat. Natürlich schöner und besser und toller, als all die „europäischen“ Hotels - das dieser Inder furchtbar reich war, muss hier wohl nicht extra erwähnt werden. Nach der Unabhängigkeit Indiens wachte das Hotel über den Abzug der britischen Armee, welche das Land durch das Gate of India verließen.
Am Abend besichtigen wir noch die verschiedensten Märkte – Chili-Schoten, Goldschmuck, bunte Stoffe, Kühe, Süßigkeiten, Fische und andere Haustiere. In dem Gedränge kann man sich gut treiben lassen und den in der Ferne klingenden Worten der Reiseleitung lauschen. Auf dem Vogelmarkt, der gleich neben dem Fischmarkt
kommt, ist das Geschnatter so laut, dass man von der Geschichte Indiens nichts mehr mitbekommt. Aber so ist das nun mal, wenn sich deutsche Fastpensionäre lautstark über den gammeligen Fischgeruch zwischen den nahen Ständen und den Uringeruch in den Gassen verständigen. Notdürftig bereitgehaltene Taschentücher vermögen den Geruch nur bedingt der Nase vorenthalten. Wenigsten verstummt so mancher, nach frischer Atemluft schnappend, gerade rechtzeitig, um das Hupen zweier durch die Menge brausender Mopeds wahrzunehmen und den Weg freizumachen.
Kann man nur hoffen, dass der erste Tag in Indien für eine nicht nur komische nasenfeindliche Gerüche bedeutet, sondern auch mit einem offenen Lächeln begrüßt zu werden und ein noch strahlenderes zurückzubekommen, sich im Gewühl durch die kunterbunte Welt treiben zu lassen und neue Worte zu erlernen, um abseits des Heimatschiffs durch den Tag zu kommen: Hallo – Namaste, Kaffee – Kofi und Eis – Ice Cream. Danke – Dhanyavad nicht zu vergessen.
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Helga Nickel
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Reise
So viele Eindrücke, so viele Erlebnisse und so schön beschrieben. Es ist schön, Dich und Deinen Opa so zu sehen. LG Helga