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Published: December 6th 2016
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Heute stehen Ausflüge nach Cochin an. Noch arg müde ob des frühen Aufstehens gehen wir zum Frühstücken. Alle Tische stehen verwaist da, die Kellner sind mit dem Polieren des Bestecks beschäftigt. Gerade will ich meinen noch müden Hintern in einen Stuhl plumpsen lassen, um mir etwas schwarzes Lebenselixier ein verhelfen zu können, da tönt aus dem Off eine schnell näher kommende Stimme: „Ey, der Platz ist schon besetzt!“. Nach einer dramatisierenden Pause kommt noch der Satz: „Das sieht man doch!!!“ hinterher.
Meiner Müdigkeit am Morgen ist es zu verdanken, dass daraus kein netter eindringlicher Hinweis auf allgemeine Höflichkeitsfloskeln wurde. Hilfesuchend schaue ich über seinen Tisch. Den einzigen Hinweis auf seine „Reservierung“ entdecke ich in einer deutlich verschobenen Kaffeetasse, wenn ich mir die anderen Tische so anschaue. Ich belasse es bei einem höflichen Kopfnicken und schicke mich an, am Nebentisch Platz zu nehmen. Nach einer Weile kommt der inzwischen wieder Richtung Büfett verschwundene Herr mit zwei kunstvoll zu Türmen arrangierten Tellern zu seinem Platz zurück, seine Frau, ebenfalls voll bepackt, im Schlepptau. Ich fange mir an, darüber Sorgen zu machen, ob die Kellner die geschlagenen Schneisen auf dem Büfett rechtzeitig vor unserem Gang dahin wieder auffüllen können. Am Tisch sitzend neigt
sich der Herr zu seiner Frau und erzählt in unheilschwanger erregtem Ton: „Da wollte sich glatt jemand an unseren Tisch setzen. Als wenn man das nicht sehen würde, dass der schon besetzt war.“ – Wenn man sonst kein Thema hat. Freundlich lächelnd nicken Opa und ich dem Nachbartisch zu. Ich möchte nicht ausschließen, dass sich meine Augen dabei leicht verdreht haben.
Jeder kennt sie, diese kleinen Geschichten…aber es ist etwas ganz anderes, es endlich einmal am eigenen Leib zu erleben. Das stimmt einen irgendwie etwas traurig. Andererseits könnte man über diese Dummheit, Verbohrtheit oder…ach keine Ahnung, wie man dieses Verhalten am besten bezeichnet,…einfach nur herzhaft lachen. Und wenn man diesen Leuten dann freundlich ins Gesicht lächelt und verständnisvoll nickt, fühlen sie sich einfach nur angepisst…wie geil.
Während Opa eine Bootstour und anschließende Bustour unternimmt, habe ich mich einer Gruppe Fahrradfahrern angeschlossen. Es sind zwei nette Touren, die um und durch Cochin führen. Eine Gruppe von vielen Inseln, die durch kleine Brücken miteinander verbunden sind. Hier ist offensichtlich alles auf industriellen Hafenbetrieb und Tourismus ausgelegt. Hier soll das Zentrum des weltweiten Gewürzhandels sein – davon ist leider nicht allzu viel zu sehen. Die Häuser selbst, etwas dem
Zahn der Zeit anheimgefallen, sind ein bunter Mix aus alter portugiesischer und britischer Baustätigkeit. In einer portugiesischen Kirche, der St-Francis-Kirche, wurde Vasco da Gama beigesetzt – der „Entdecker“ Indiens, wie noch vom Geschichtsunterricht hängengeblieben ist.
Etwas weiter haben die Chinesen an großen Hebelbalken angebrachte Fischernetze installiert - mittlerweile Wahrzeichen der Stadt. Bei Flut werden sie ins Wasser gelassen und kurz darauf wieder angehoben. Anschließend werden die Fische aus dem Netz gesammelt und gleich am daneben befindlichen Markt verkauft. Die heutige Ausbeute ist nicht sehr groß. Es ist ja auch gerade keine Flut. Wenn man einen kleinen Rundgang zwischen den Booten und Netzen macht, kommt einem schon die Frage, ob die gefangenen Fische nicht erst einmal ordentlich abgespült werden sollten. Das Wasser ist eine grau-schmierige Brühe, der „Strand“ gleicht einer Müllhalde. Aber dafür sind die Menschen hier sehr freundlich und die Trucks sind kunterbunt angemalt. Wie jeden Abend gibt es einen herrlichen Sonnenuntergang, derweil unser Schiff die Leinen los macht und in den Ozean sticht.
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