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Published: June 28th 2017
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Es gibt Tage, an denen ich einfach nicht zum Schreiben komme. So wie momentan. Kanding war die letzte Station, wo ich aufgeregt nach meinen Bettsocken gesucht habe, gestern war der letzte Tag, an dem es Yaks zu sehen gab, ab jetzt geht es beim Jammern nur noch um Hitze, Schwüle und so was.
Von Kanding aus ging es eine normale Straße entlang, zuerst immer bergab. Und diese ersten 120 km hatte es in sich. Es war, als hätten sich alle Teufel gegen uns verschworen und als wären sämtliche mordlustigen Autofahrer auf diese Strecke versammelt worden. Es waren nicht die großen Fahrzeuge, die uns entgegen kamen, die Probleme darstellten. Aber hinter jedem LKW oder Bus lauerte ein Angreifer, der wild überholte, wann immer es ihm in den Sinn kam. Dabei war es völlig egal, ob das gerade in einer uneinsehbaren Kurve war, oder bei Gegenverkehr. Und ein MR zählt sowieso nicht als Gegenverkehr. Selbst Hubi, den sonst nichts schreckt, war erschüttert von dieser Strecke.
Es wurde nicht besser, sondern nur anders. Nach einem letzten Pass kam ich nach Ja An, eine riesige Stadt. Offenbar ist sie in den letzten Jahren rasch stark gewachsen, jedenfalls war das Navi völlig überfordert. Es hatte stellenweise
überhaupt keine Route und keine Karte, an anderer Stelle dafür aber gleichzeitig zwei Vorschläge, die sich aber ausschlossen. Ich verbrachte mindestens drei Stunden, um die richtige Straße zu finden, war mir aber selbst dann immer noch nicht sicher, ob es jetzt stimmte. Also hielt ich an einer Polizeidienststelle an, um zu fragen. Es gab auch ein Schild "Information", ich wandte ich da hin. Leer. Einige Kappen, Schlüsselbund, getrocknete Erbsen als Zwischenmahlzeit, Staub, sonst nix. Nächstes Zimmer: Auch leer, auch voller Kram. Nächstes Zimmer: Der Fitness Raum der Wache. Leer außer Fitnessgeräten und Staub. Nächstes Zimmer: Leer? Ich war mir nicht sicher. Ein Schreibtisch, darauf ein aufgespannter Schirm. Und tatsächlich: Hinter dem Schirm schlief jemand den Büroschlaf des Gerechten. Ich weckte die Dame möglichst sanft, und sie kam auch gleich unter dem Schirm hervorgekrochen. Dann fragte ich sie, ob diese Straße nach XZ führt. Leider verstand sie mich nicht. Wenn man im Chinesischen den Ton nicht genau hinbekommt, dann verstehen die Leute kein Wort, auch wenn mmir das immer ganz rätselhaft ist. Also drückte ich ihr die Telefonnummer von Andi in die Hand und bat sie, den anzurufen. Der Rest der Konversation war einfach. Sie sprach mit Andi, gab mir den
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Mitbringsel für Sammy Hörer, ich sprach mit Andi, gab ihr den Hörer..... Zu meiner Freude stellte sich heraus, dass ich wenigstens auf der richtigen Straße war, auch wenn noch 80 km auf mich warteten.
Das Hotel in Emi ist ein Traum, aber leider kam ich so spät an, dass ich nur noch in die Dusche wollte und ins Bett. Ich war 10 Stunden gefahren.....
Emi ist eine herbe Enttäuschung. Wo ich vor Jahren noch recht allein unterwegs war, ist jetzt ein Rummelplatz entstanden, von einem Heiligen Berg ist rein gar nichts zu spüren.
Ich erinnere mich, dass ich 89 in einem Kloster übernachtete, das ungefähr auf halber Höhe liegt, ein mächtiger, imposanter Holzbau. Ich war der einzige Übernachtungsgast und als es dunkel wurde, wurde das schwere Tor zum Tempel verschlossen. Wohin hätte ich auch gehen wollen, so mitten im Wald???
Aber dann kam ein Gewitter, sozusagen die Mutter aller Gewitter. Es schüttete, die Blitze zuckten, der Donner war so laut wie ich ihn noch nie gehört hatte. Ich hatte ganz deutlich das Gefühl, das das ganze Gebäude vom Donner erschüttert wurde. Es wurde mir mulmig. Ich zog mich an, denn ich gab dem alten, trockenen Gebäude nicht viel Chancen bei einem Blitzeinschlag. Dann nahm ich den Brustbeutel mit all meinen Dokumenten und schaute, wo ich am besten (im Falle eines Brandes) von dem Balkon herunter springen wollte. Da schaute es aber schlecht aus, denn da wo es einen Balkon gab, stand der Temmpel an einem steilen Abhang und ich hätte gleich in den Graben springen müssen. Nachdem ich solcherart festgestellt hatte, dass meine Chancen gleich Null waren, zog ich mich halt wieder aus, und ging zurück ins Bett. Ich konnte genausogut bequem auf mein Ende warten.
Und wie man unschwert an diesen Zeilen erkennen kann - es hat dann doch kein Blitz eingeschlagen.
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