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Published: July 29th 2008
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ein "paar " Chinesen...
...drängen sich vor einem typisch chinesischen Teehaus namens "Starbucks" Die letzten Gedanken aus diesem Land kommen, standesgemäß und stilecht, selbstverständlich aus einem traditionell chinesischen Teehaus namens Starbucks, das neben dem original chinesischen „Grande tripple shot late“ auch typisch chinesisches Internet anbietet…
Familie!! Freunde!! Gemischtes Bier! Schweinebraten! ein Klo!! Autofahren!!! - fragt man mich dieser Tage worauf ich mich zurück in Österreich am meisten freue, habe ich stets, variierend nach Alter, Geschlecht und Beziehung des Fragenden eine passende Antwort parat. Auch meine Schüler machen mir den Abschied leicht, abgesehen vom persönlichen Abschiedsschmerz, kann ich mit gutem Gewissen zurückblicken und sagen, in den letzen sechs Monaten eine stolze Anzahl „Neo-Österreicher“ garantiert alimentefrei in die Welt gesetzt zu haben. Auch wenn die breite Masse meiner Schützlinge vom fließenden Deutsch noch etwas weiter entfernt ist, so haben Sie doch die Grundpfeiler der österreichischen Kultur (ein gepflegtes Bier & eine mindestens ebenso kultivierte Abneigung gegen das Hochdeutsche) und das dazugehörige Basisvokabular(Krügerl & Piefke) verinnerlicht. Darüber hinaus können wirkungsvolle und inhaltsschwangere Präsens-Orsobjekt-Konstruktionen im akzentfreien Favoritner Dialekt intonieren - „I geh ham!“
Im Gegensatz dazu bemühen sich die 1,299.999.978 restlichen Chinesen, die nicht meinen Crashkurs der fröhlichen Kulturkunde besucht haben, redlich, meine Meinung über sie in den letzten Tagen grundlegend zu revidieren - ja
zeitweise sind sie so überraschend, geradezu provokant höflich, als wollten sie mich zu einer dritten Halbzeit herausfordern. So glänzenden sie Sonntag Vormittag in der U-bahn mit dem Charme ihrer beinahe völligen Abwesenheit - aber auch sonst scheint der olympische Gedanke spät aber doch Einzug gehalten zu haben und beim Schlangestehen siegt der hehre Gedanke „Dabei sein ist alles“ offenbar zunehmend über die Ellbogenmentalität.
Neben vielen wunderbaren Dingen, die sich von Shanghai so berichten lassen, erscheint mir ein typisches Beispiel chinesischer Gedankengangkultur unbedingt erwähnenswert. Vor Ort genossen wir die liebevolle Betreuung einer ehemaligen Schülerin, die uns auch vor unserem Ein-Tages-Trip in das „Venedig Chinas“ Suzhou mit allerhand guten Tipps versorgte. Der zentrale Punkt dieser „Vorab-Reiseinformation“ bestand aus einem Zettel mit allerlei Attraktionen, auf chinesisch und englisch. In Suzhou angekommen, enterten wir frohen Mutes das erste Taxi, zeigten auf den ersten Punkt eben jener oben erwähnten touristischen „To-do-Liste“ und harrten der kommenden Dinge. So durchquerten wir die Stadt auf einer Süd-Ost-Tagenden-ähnlichen Autobahn um anschließend etwas unbewohntere Gefilde zu erkunden. Diese wurden zunehmend kleinstädtischer und schließlich bäuerlicher - unsere zunehmende Verunsicherung ob der Strecke wurde mit einem Schwall chinesischer Wörter schnell beruhigt, oder besser ruhig gestellt. Nach 45 Minuten Fahrt und unzähligen
vergossenen Schweißperlen später, irgendwo in den ruralen Suburbs von Suzhou überredeten wir den Fahrer umzudrehen um weitere 45 Minuten später mehr oder weniger ungehalten 200 RMB für eine Fahrt zu bezahlen, die wir nie hätten machen wollen. Beim Anschließenden Telefonat mit meiner Schülerin, die uns den Weg zum Bus beschreiben sollte, da unser Vertrauen in Taxifahrer in den Grundsätzen erschüttert war, hörte ich folgende Worte: “Dorthin könnt ihr heute nicht fahren - viel zu weit!!!“
In den letzten Tagen ist das Heimkehren so präsent für uns geworden, dass wir nicht gar bis zum letzten Tag mit dem Packen warten wollten…so haben wir uns frisch fröhlich, ein paar Tage zu früh, aufgemacht all unsere „7“ Sachen zu verstauen. Nun ja…leichter gesagt als getan. Zwei 60l Rucksäcke, einen Trolley, einen Rucksack, eine Laptoptasche und einen Kleidersack später sind wir, nach zwischenzeitlichem Hoffnungsschimmer am Pekinger Smoghorizont (den man nach den Hitzen in Shanghai und Suzhou plötzlich so richtig zu schätzen weiß), zu dem Schluss gekommen - dass sich das NIE ausgehen kann … daher haben wir, einfallsreich wie wir sind, beschlossen, alle übrigen Kleidungsstücke anzuziehen - siehe Foto ;- )
Zunehmend machen sich auch die olympischen Spiele in China bemerkbar -
auf den Straßen tummeln sich nur noch halb so viele Autos als üblich - was auf den ersten Blick als erfolgreiche Maßnahme zur nachhaltigen Luftverbesserung anmutet, hat bei genauerem Hinsehen trivialere Gründe - die Halbierung des Individualverkehraufkommens erklärt sich aus dem Fahrverbot für alle Fahrzeuge mit ungerader Kennzeichenendziffer and geraden Tagen und an ungerade Tagen vice versa. Dem Chinaunkundigen wird als erste Konsequenz sicherlich der flüssige Verkehr einfallen, der es dem Einzelnen erlaubt sein Ziel wesentlich schneller zu erreichen - und hat somit die Rechnung ohne den chinesischen Wirt gemacht. Denn auf allen Hauptverkehrsadern der Stadt ist seit dem Inkrafttreten der Kennzeichenregelung die linke Spur für olympisch-privilegierte Fahrzeuge gedacht…was auch immer das in diesem Land bedeuten mag.
Aber auch die Sponsoren der olympischen Spiele haben Hochkonjunktur und ich weiß langsam aber sicher nicht mehr ob die folgende Sportveranstaltung wirklich die „olympischen“ Spiele oder nicht vielmehr die „Cocacola-Yanjing-Haier-Visa-Spiele“ heißen. Aber auch in der nicht olympischen Stadt Shanghai ist offenbar der Marketing-krieg an allen Fronten ausgebrochen - oder ich wurde Opfer einer Aktion, die mein geschätzter Vater als „Gefühl wie ein Fleischerhund“ kommentiert hätte - nach dem bezahlen mit Visa in einem edlen Restaurant(einer nicht minder edlen Rechnung) wurde mir mit schwungvoller
olympisches High-five mit Adonis...
...ich habe keine Ahnung wen der Blechtrottel darstellt... Geste die Mastercard-Werbung vor die Nase geknallt, die in den „olympischen Hauptstädten“ längst aus Sponsorschutzgründen verboten ist.
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