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Published: September 21st 2018
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Schon während meines ersten längeren Asien-Aufenthaltes 2008 wollte ich unbedingt nach Bagan in Myanmar, um mir das Pagodenfeld anzuschauen. Hab es aber damals aus zeitlichen Gründen leider nicht geschafft, weshalb dieses Mal Myanmar ganz oben auf meiner Reiseliste stand.
Und so bin ich von Bangkok nach Yangoon (Rangun) geflogen, der größten Stadt im Süden des Landes. Günstige Flugverbindungen, wie wir es mit Eurowings etc. kennen, gibt es hier in Asien sehr viele, was das Reisen sehr einfach macht.
Myanmar (auch Burma oder Birma genannt) ist für mich eine exakte Kombination aus Thailand und Indien. Und trotzdem sind mir Dinge aufgefallen, die es nur in Myanmar gibt. Denn bereits am Flughafen bemerkt man die Andersartigkeit der Menschen. Fast alle Frauen, aber auch die meisten Männer tragen den traditionellen Longi – einen Wickelrock, der mit Businesshemden oder Tshirt kombiniert werden kann. Sehr auffällig und nur in Myanmar zu finden ist Thanaka, eine gelbliche Paste aus fein geriebener Baumrinde, die sich vor allem Frauen und Kinder in das Gesicht streichen. Sie soll als Sonnenschutz dienen und ist gleichzeitig eine Art Makeup.
Da ich gerade während der Regenzeit in Myanmar war, empfand ich vor allem die ersten Tage in Yangoon als sehr
feucht. Es regnet regelmäßig in heftigen Schauern, es ist feuchtwarm, Wäsche wird klamm und überall riecht es modrig. Dazu kommt auch in Myanmar wie in Indien die Angewohnheit vieler Menschen, Betelnüsse zu kauen und danach die rote Lache auf den Boden zu spucken… ich finde das eklig…
Deshalb hat es wirklich etwas gebraucht, um mich mit dem Land anzufreunden. In Yangoon habe ich die berühmte Shwedagon Pagode besucht, eine 3stündige Zugfahrt für 12 Cent unternommen, eine Bootstour gemacht, verschiedene Märkte besucht und mir ein besonderes Highlight gegönnt: Ich war Skydiven :-) Der neuste Schrei in Yangoon, und da es in Deutschland so extrem teuer ist, empfand ich das als günstige Gelegenheit (ja, ja… diese Touristen ;-)
Schöne Sehenswürdigkeiten sind rar in Yangoon. Es ist eine sehr weitläufige Stadt, ohne hohe Wolkenkratzer, ohne Metro, aufgeräumten Shoppingmalls oder anderen typischen Merkmalen asiatischer Großstädte und wird geprägt von kleinen mehrstöckigen Häusern und einfachen Hütten. Große internationale Firmen sind teilweise schon zu sehen und versuchen in diesem Markt auch langsam Fuß zu fassen. Für mich war die Stadt, bis auf den Besuch der Pagode, nicht sehr reizvoll. Für viele ist sie auch nur der Ausgangspunkt für weitere Reisen. Allerdings war ich sehr
neugierig und habe hier das einzige deutsche Restaurant besucht, dass es in Yangoon gibt, und das ganz klassisch „Mahlzeit“ heißt. Das musste ich mir einfach anschauen ;-)
Mit dem VIP-Bus (ein super luxeriöser Nachtbus mit Bildschirm, Decke und Snackbox wie im Flugzeug) bin ich über Nacht nach Kalaw gefahren, einem kleinen Ort in der Nähe des Inle-Sees, um von dort aus eine 3tägige Trekkingtour über 57km zum Inle-See zu unternehmen. Den Tipp habe ich von Backpackern erhalten, und so waren wir auch gleich eine Gruppe von 7 Backpackern aus Frankreich, Israel, der Schweiz und Deutschland, die nach einigen regenreichen Tagen zu der Tour aufbrachen. Es war schlammig, matschig, sonnig, feuchtwarm, schwül, heiß, anstrengend und nass… aber es hat sich extrem gelohnt und ich besitze seitdem auch ein Regencape ;-)
Die Landschaft ist typisch süd-ost-asiatisch geprägt von Bergen, Wäldern, Reisterrassen, Maisfeldern, Wasserbüffeln, Bananenplantagen, Mango- und Papaya-Bäumen, kleinen Dörfern und zwischendrin immer mal wieder von kleineren, gold-weißen Pagoden.
Wir haben in kleinen Dörfern bei einheimischen Familien gemeinsam in ihren Holz- oder Bambus-Hütten übernachtet, ohne fließend Wasser und Strom nur von einzelnen Solarpanels. Es war für uns ein bisschen wie im Mittelalter, wie eine Reise in eine andere Zeit…aber unglaublich
herzlich und authentisch.
Und dann prallen Gegensätze aufeinander, wenn einem auf einem matschigen Schlammweg auf der einen Seite ein Bauer mit einem Ochsenkarren entgegenkommt und auf der anderen Seite ein nagelneuer Funkmast steht und man ein einwandfreies 4G-Netz empfängt…
Der Inle-See ist geprägt vom Fischfang und berühmt für seine Fischer, die auf dem Boot stehend mit einem Bein paddeln und mit großen Fangkörben oder Netzen ihre Fische fangen. Das sieht schon sehr spektakulär aus. Die Zeit am Inle-See habe ich sehr genossen. Neben einer Tagestour auf dem See habe ich eine Fahrradtour um den See unternommen sowie eine Sunset-Bootstour und eine Weinprobe gemacht. Es macht Spaß, dabei so viele Leute, Einheimische und Reisende kennen zu lernen. Und endlich wurde auch Yoga angeboten, das tat mir und meinem Körper auch mal wieder gut.
Mit dem nächsten Nachtbus (nicht mehr so luxuriös, dafür aber mit sehr viel lokalem Charme) ging es dann weiter nach Bagan, meinem Highlight von Myanmar. Gemeinsam mit ein paar anderen Reisenden kam ich früh um 4 Uhr (!) an und wir haben uns gleich ein paar Elektro-Roller ausgeliehen, um den Sonnenaufgang auf dem Pagodenfeld in Bagan zu sehen. Nicht, dass ich total müde gewesen bin...
aber es war atemberaubend schön!!! Auch wenn es derzeit nicht möglich war, eine Ballonfahrt zu machen (diese werden nicht in der Regenzeit durchgeführt), war der Blick über Tausende von Pagoden in der aufgehenden Sonne mit dem Nebel wunderschön.
In diesen Tagen habe ich total Spaß am Roller fahren gefunden und bin auch tagsüber durch die Gegend gefahren, um mir alles anzuschauen und Fotos zu machen. Eine Bootsfahrt und ein Blick über die Pagoden und die Landschaft zum Sonnenuntergang haben meine 3 Tage in Bagan zu einem echten Erlebnis gemacht.
Schließlich fuhr ich weiter nach Mandalay, der letzten großen Etappe meiner Rundreise durch Myanmar. Von einem einheimischen Führer habe ich mir zwei Tage lang auf dem Motorroller die Schönheiten von Mandalay und der herrlichen Umgebung zeigen lassen… Tausende Mönche in einem Kloster… traditionelle Holzbrücken… goldene Pagoden und türkisfarbene Wasserfälle…
An meinem letzten Tag ging es von Mandalay über die Hauptstadt Naypyidaw, einer fast leeren Stadt, die einer Geisterstadt gleicht, zurück nach Yagoon, um den Rückflug nach Bangkok anzutreten.
Auf all meinen Stationen habe ich fast durchweg sehr liebenswerte Menschen kennengelernt, ganz häufig ohne Berührungsängste. Viele waren sehr neugierig, und wollten schon wissen, welche Fotos ich mir da
auf meinem Handy gerade anschaue ;-).
Und an manchen Stellen ist es auch ein sehr lustiges Land…
...denn wo beträgt die Geschwindigkeitsbegrenzung innerorts schon exakt 48km/h?
…hat man mit dem Zugticket für 0,80 € gleichzeitig eine Lebensversicherung abgeschlossen?
…oder sollte man beim Reisen aufgrund der eigenen Sicherheit unbedingt nur einen 3-Achsen-Bus wählen? :-) :-) :-)
Insgesamt habe ich ganz unerwartet 3 Wochen in Myanmar verbracht, und bemerkt, wie sehr sich das Land in der Veränderung befindet, auf der Suche nach sich selbst, seiner eigenen Identität. Von den politischen Unruhen habe ich auf meiner Reise nichts bemerkt. Es war alles sehr sicher und die Infrastruktur hat gut funktioniert. Trotzdem ist die politische Stabilität Voraussetzung für das wirtschaftliche Wachstum. Und das wünsche ich Myanmar… eine langsame und gesunde Entwicklung, um sich die Traditionen zu bewahren und ohne den eigenen Stolz zu verlieren. Denn das Land hat so viel Schönes zu bieten und sollte sich dessen bewusst sein. Deshalb bin ich dankbar, dass ich Myanmar jetzt besuchen konnte.
Mingalabar Myanmar!
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