Snowland School, Tuberkulose und ein kleines Tief


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November 2nd 2011
Published: November 2nd 2011
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Namaste,
Nun bin ich also offiziell ein Freiwilliger von Projects-Abroad an der Snowland Ranag School in Kathmandu. Die Einrichtung wurde vor rund 11 Jahren gegruendet und beherbegt ausschliesslich Kinder aus den aermsten und entlegensten Gegenden Nepals, so aus dem Dolpo und aus Mustang. Zur Zeit leben 160 Kinder im Alter von 4 bis 22 Jahren hier. Die Einrichtung ist hierbei aber Schule und Waisenhaus zugleich, da viele der Kinder ausgesetzt wurden oder tatsaechlich keine Eltern mehr haben. Demzufolge leben alle in der Schule. Dabei haben einige der kids ihre Familien seit vielen Jahren nicht mehr gesehen. Man spuert das Heimweh und ist betroffen und erstaunt zugleich wie die Kleinen das alles wegstecken. Betreut werden sie von lediglich drei "Didi's" ("grosse Schwestern", Nanny's). Ansonsten sind sie aber komplett auf sich alleine gestellt - unglaublich wie sich hierbei die Grossen um die Kleineren kuemmern. Die kids sind wahnsinnig anhaenglich und man merkt, dass sie ihre Familien vermissen und selten eine Umarmung bekommen. Vielen fehlt das Selbstvertrauen, da ihnen elterliches Lob oder oder Ermunterung voellig fehlt. Umso ueberwaeltigender die Reaktion auf eine positive Aeusserung oder ein kleines "good job, well done!".
Die Schulleitung kuemmert sich leider wenig um das Wohlergehen der Kleinen und ist vor allem auf die maximale Anzahl Volontaere ausgerichtet, da diese Geld in die Kassen spuelen. Sie geraet aber hierbei immer mehr unter Druck, denn Volontariats-Organisationen wollen diesem Treiben nicht laenger zusehen und haben bereits die Absetzung des amtierenden Schulleiters bewirkt. Die leidtragenden dieser politischen Possen sind dabei leider immer die kids. Umso mehr sind sie auf unsere Freiwilligen-Hilfe vor Ort angewiesen. So haben wir aktuell einen Tuberkulose-Fall. Wir, die Volunteers haben das Kind ins Spital gebracht. Wir haben die Tests fuer die restlichen 159 organsisert. Wir haben das Geld ueber verschiedene gemeinnuetzige Organisationen aufgetrieben, um allenfalls mehrere Dutzend positiv getestete kids medizinisch zu versorgen. Die Schulleitung tut dabei nur eines: Nichts. Und das kann sie verdammt gut... Morgen werden auch wir Freiwilligen auf TB getestet - die Gefahr einer Ansteckung ist gering aber sicher ist sicher. Vielleicht gibts eine prophylaktische Impfung.
Wir sind zur Zeit 8 Freiwillige und kuemmern uns um die mannigfaltigsten Probleme und Aufgaben; tauchen Lehrer einfach nicht auf (kommt leider immer wieder vor), uebernehmen wir die Lektionen. Damit die Kids an den Feier- oder Freitagen nicht die ganze Zeit fernsehen, animieren wir sie zum Spiel oder helfen ihnen bei den Hausaufgaben. Zur Zeit bauen wir neue Duschen, da sich die Kinder mit 2 Wasserhaehnen zur Koerper-Hygiene und Kleiderwaesche begnuegen muessen.
Bob, ein irischer Volunteer und ich bauen zur Zeit auf dem Dach der Schule einen Garten mit Bambusdach und Baenken, wo sich die Kids fuer die Hausaufgaben etwas zurueckziehen koennen. Zum Glueck ist Bob Handwerker, so bin ich sein Handlanger und mit der Hilfe von vielen kleinen Haenden und neugierigen Blicken, beginnt unser Projekt langsam Form anzunehmen.

Leider hat sich meine Gastfamilie als Hostel entpuppt. Ziemlich hart fuer mich, ohne warmes Wasser im selben Zimmer mit mehreren Personen zu schlafen. Zum Glueck habe ich nun ein Einzelzimmer bekommen - ich glaube man wird im Alter halt einfach ein bisschen unflexibler. Die Gegend in der wir wohnen ist zwar nicht unbedingt gefaehrlich aber dennoch; nach 20.30 sollte man nicht mehr alleine raus, das Hostel wird zugesperrt. Auch an Sport ist aufgrund der Abgase nicht zu denken, Fitness-Centers gibt es nur in den Luxushotels. Ich muss zur Zeit ein wenig untendurch. Stelle mir in diesen Momenten aber ein Laecheln der Kinder vor und ich weiss, dass meine Befindlichkeiten reine Luxusprobleme sind.

Wenn man sich jeden Tag in den ueberfuellten oeffentlichen Verkehrsmitteln ("Micro-buses") durch den Verkehr waelzt, verliert Kathmandu an Charme: Unheimlich viel Dreck und Luftverschmutzung lassen meine Augen brennen und ein staendiges Kratzen im Hals zurueck. Ich bin wohl am Boden der nepalesischen Realitaet angekommen, fernab der Sehenswuerdigkeiten und Touristenzentren.
Vielleicht goenne ich mir dieses Wochenende ein Hotelzimmer mit so richtig heisser Dusche und mit einer Matratze im Bett - wie schoen doch alle unsere selbstverstaendlichen Annehmlichkeiten auf einmal werden!

Leicht erkaeltete Gruesse


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2nd November 2011

los emol gschwind....
....heee du göldeli du! ich chann mir guet vorstellä, dass dich all das mitnimmt und echli abäzieht, aber ich chan mir vorstellä, dass dich diä chind jetzt scho liebed und so froh sind, dass ändli mal en guetä bi ihnä isch! weisch wiä's nachhär freud händ a däm gartä, diä armä tüüfel! ganz bestimmt chunnt i de nächschti zyt wieder viel, viel positivs und schöns uf dich zue! und dänk dra, mir alli vermissed dich da und freued üs uf dini rückkehr! e weichi (matratzä) umarmig und e gueti besserig, irène
4th November 2011

Grazie Bella
Umarmig und Matratze sind aacho :-)
2nd November 2011

Betroffen
Lieber Dani, ich wünsche Dir alles Gute! Super, was Du da machst, vermutlich Dein wichtigster Job ever, über alles gesehen?! Dein Artikel hat mich wirklich bewegt und zum Nachdenken angeregt. Habe ihn ausgedruckt und werde ihn heute Abend meinen verwöhnten Kindern vorlesen!
4th November 2011

Schoen,
habe ich Dich bewegen koennen! Danke fuer das feedback und viel Erfolg bi Deinen kiddies :-)
2nd November 2011

Landung
Hoi Dani Dir gelingt es mit Deinem Schreibstil jedes Mal, das Gefühl zu vermitteln man sei dabei bzw. kann sich sehr gut in Deine Haut versetzen. Ich kann Dir 'nur' Kraft und Ausdauer wünschen, jetzt da die Realität zu greifen scheint. Wenn Du diese vielen einmaligen Eindrücke (und Chancen daran zu wachsen) meisterst, wirst Du an einem Punkt in der Zukunft mit Abstand zurückblicken und Dir sagen 'zum Glück habe ich das gemacht'. Klingt wahrscheinlich altklug aber so ging es mir nach meinem Mini Zen Klosterwochenende ;o). Kopf runter und durch! Liebe Grüsse Martin
4th November 2011

Danke Martin
fuer Deine Worte. Ich glaube auch, dass das Miterleben von widrigen Lebensumstaenden erst das Verstehen des hiesigen Lebens ermoeglicht. Und wie Du sagst: Materielles kann Dir genommen werden, Erlebnisse bleiben, praegen und werden zu einem wichtigen Gut in der persoenlichen Entwicklung. Habe mir nun auch wie die Kathmandis eine Schutzmaske gekauft, da der Smog aufgrund des schlechten Wetters langsam das Ertraegliche erreicht hat. Gruss
3rd November 2011

Hallo mein Freund, willkommen in der Realität. Deine Aussagen erinnern mich ein wenig an meine erste Reise in die Philipinen mit dem Grundgedanken da für 3 Monate Bauleitung zu machen was dann daraus fast 2 Jahre wurden. Da war ich auch gänzlich überrollt mit unvorstellbaren umstände. Aber wie du es bereits erwähnt hast, ein lächeln eines Kindes lässt wieder vieles Vergessen. Gib auf dich acht mein Freund und versuche die Reisegrundregeln einzuhalten um dir möglichst viele Krankheiten fern zu halen. Ansonsten gibt es immer noch den guten alten "single malt" der bei einem überdurchschnittlichen grossen Schluck zu einer guten Krankheitsprevention beihelfen kann. Take care. Big hug S.
4th November 2011

Amico mio
Hab mir schon mal eine schutzmaske wegen des smogs gekauft. den tip mit dem single malt setze ich heute abend direkt um - wieviel hast du gesagt? eine halbe flasche mindestens? :-))) ciao a presto

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