Auch im kalten Wasser kann man schwimmen...


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August 10th 2010
Published: August 10th 2010
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Das Groote Schuur Hospital bietet eine fantastische Aussicht auf Oberservatory und andere Stadtteile von Cape Town.
Die Zeit vergeht wie im Flug und es ist kaum zu fassen, dass seit meinem letzten Blogeintrag schon mehr als eine Woche verstrichen ist...

Am letzten Montag haben Barbara und ich mit unserem Praktikum im Eerste River Hospital (ERH) begonnen und seither viel erlebt und gesehen - interessante, berührende, aber auch traurige Dinge. Doch möchte ich alles der Reihe nach erzählen:
Vor einem knappen Jahr hatten meinen Mitstudentin Barbara und ich uns spontan dazu entschieden, diesen Sommer für ein Praktikum und zum Reisen ins Ausland zu gehen. Die Destination stand - unabhängig von der WM :-) - relativ bald fest, so dass wir damit beginnen konnten, unsere Bewerbungen an verschiedene Spitäler in Kapstadt und Umgebung zu schicken. Die Adressen fanden wir im Internet. Da wir verhältnismässig spät dran waren, waren viele Praktikumsstellen in Kapstadt schon besetzt, sodass wir etliche Absagen erhielten. Das ERH jedoch hatte glücklicherweise noch zwei Plätze in der Traumatologie (Unfallmedizin) frei. Nachdem diese erste und grösste Hürde überwunden war, konnten wir alles restliche wie Flug, Unterkunft, etc. organisieren. Da das ERH zusammen mit einigen anderen Krankenhäusern der Faculty of Health Sciences der University of Cape Town angehört, lief die Korrespondenz grösstenteils über eine Person, die für „externes“
Eerste River HospitalEerste River HospitalEerste River Hospital

klein aber fein
(Medizinstudenten im Praktikum, in der Schweiz etwa Unterassistenzärzte) zuständig ist. Ihr mussten wir unsere Unterlagen schicken, für sie Formulare ausfüllen und Praktikumsgebühren entrichten. Viele Leute, mit denen Barbara und ich bisher gesprochen haben, können nicht verstehen, dass wir dieses Praktikum völlig freiwillig machen (es wird von der Uni ja nicht angerechnet) und dafür sogar noch bezahlen. Jedoch muss man bedenken, dass das Medizinstudium sehr teuer ist und die Studenten vielerorts auf der Welt ganz selbstverständlich für alles Mögliche Gebühren zahlen müssen (Studiengebühren nicht eingerechnet). Die Schweiz ist also auch diesbezüglich - wie so oft - ein Ausnahmefall.
Als Unterassistent kann man in einem südafrikanischen Spital sehr viel lernen: Das Niveau der medizinischen Ausbildung ist hier sehr hoch und das Teaching durch die Ärzte dementsprechend gut (was natürlich von Person zu Person verschieden ist). Ausserdem sieht man hier Krankheitsbilder, die in der Schweiz selten bis nie vorkommen und kann vielerorts Hand anlegen, ohne dabei die Patienten als „Versuchskaninchen“ zu missbrauchen. Dies alles hat uns dazu bewogen, den finanziellen und organisatorischen Aufwand im Austausch mit einem Rucksack voller neuer Erfahrungen und Erlebnisse auf uns zu nehmen.
Das ERH ist etwas ausserhalb von Kapstadt gelegen und mit dem Auto in einer knappen halben Stunde gut erreichbar. Das bis vor wenigen Jahren private, heute aber staatliche Spital beherbergt neben einer medizinischen, einer pädiatrischen und einer ophthalmologischen Station auch einen Operationstrakt, eine kleine radiologische Abteilung und die „Casualty Ward“ (Unfallstation), kurz Casualty, in welcher Barbara und ich unser Praktikum absolvieren. Das vielfältige Angebot an medizinischen Dienstleistungen hat seinen Ursprung in einem südafrikanischen Gesetz, welches verlangt, dass jedes Spital unabhängig von seiner Grösse möglichst alle Fachgebiete abdeckt. Dies macht zwar vom medizinischen und ökonomischen Standpunkt her wenig Sinn, ist jedoch aus dem Gedanken entstanden, dass jede Person in Südafrika im Umkreis von wenigen Kilometern eine möglichst umfassende medizinische Betreuung und Beratung erhalten soll. Die ländlichen Gebiete Südafrikas sind durch die öffentlichen Verkehrsmittel schlecht erschlossen und vielen Menschen fehlt das Geld für ein eigenes Auto. Aus diesem Grund ist es ihnen nicht möglich für eine medizinische Behandlung weitere Strecken zurückzulegen, was besonders dann problematisch ist, wenn sie einer regelmässigen Konsultation bei einem Therapeuten (beispielsweise einem Physiotherapeuten) bedürfen.
Die privaten Spitäler Südafrikas haben den Standard Schweizer Spitäler, was sich hier allerdings nur die reichere Mittel- und Oberschicht leisten kann. Die meisten Menschen werden in den staatlichen Spitälern behandelt, die sich deutlich von den ersteren unterscheiden, sowohl was die Patienten als auch die Schwestern und Ärzte betrifft, die zwar nicht schlechter ausgebildet sind, jedoch im Vergleich zu den staatlichen Spitälern deutlich weniger verdienen. Im Grossen und Ganzen wird hier jedoch dieselbe hochstehende Medizin geleistet wie an den privaten Spitälern.
Wie im letzten Blog erwähnt sind Barbara und ich bereits vor dem eigentlichen Beginn unseres Praktikums im ERH vorbeigefahren, um uns dort vorzustellen und selbst einen ersten Einblick in das Spital zu erhalten. Am ersten Tag wurden wir dann nett vom Klinikleiter in Empfang genommen und erhielten in einem einstündigen, sehr interessanten Vortrag eine tour d'horizon des südafrikanischen Gesundheitssystems, was uns als kleine Hintergrundinformation für die kommenden Wochen etwas vorbereiten sollte. Danach gab es einen kurzen Rundgang im Spital, welches mit seinen rund 90 Betten schnell gesehen ist. Schliesslich wurden wir auf die Casualty gebracht, wo wir von nun in die Obhut eines anderen Arztes, Dr. Visser, gegeben wurden. Nomen est omen, denn Dr. Visser ist wirklich ein Wisser! Schon zu Beginn hat er uns mit Fragen herausgefordert und uns somit zu verstehen gegeben, dass es für uns Studenten vorerst mal vorbei ist mit zurücklehnen und zuschauen. Ab dem zweiten Tag sollten wir uns dann jeweils selbst einen „folder“ (Krankengeschichte) und den dazugehörigen Patienten schnappen, ihn befragen, untersuchen und danach mit Diagnosevorschlag, möglichen Differentialdiagnosen und Therapieplan dem zuständigen Arzt vortragen. Hier war es also, das sprichwörtliche kalte Wasser, doch obwohl uns dies anfangs nicht ganz leicht fiel, so gewöhnten wir uns relativ schnell daran und geniessen seither das Lernen on the job!
Wir profitieren täglich sehr viel von unserem Praktikum, nicht nur durch das gute und herausfordernde Teaching, sondern auch dadurch, dass wir lernen, wie wir an einen Patienten und seine Beschwerden herangehen ohne dabei das Wichtigste zu vergessen. Ausserdem ist es hier üblich, dass die Ärzte und Studenten das „kleine“ Labor (Hämatogramm, Blutchemie, BGA, HIV- und Syphilis-Quicktest) selbst machen und die Proben nur für grössere Tests wegschicken. Von den Studenten wird auch erwartet, dass sie einmal pro Woche zusätzlich nachts anwesend sind. Wenn nicht viel läuft, gibt es im Spital ein Zimmer, wo man ein wenig schlafen kann, bevor es am nächsten Tag weitergeht.

Soweit also fürs Erste zum Praktikum. Natürlich haben wir das vergangene verlängerte Wochenende genutzt, um Cape Town und die nähere Umgebung etwas besser kennen zu lernen. Davon aber mehr im nächsten Blog...

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12th August 2010

begeischteret! :-)
Hey Evi! Danke vill mal fürde Link, finds uh intressant all die Sache zläse. Muess ja scho zuegee, dass mich Afrika au scho immer greizt hät, um dete mal e churzi Ziit zschaffe... wer weiss, vilich bruchets ja irgendwänn und irgendwo mal e chlini Physio! :-) Absolut mega lässig findi, dass ihr dörfet Hand alegge... Fallt eim am Afang scho schwer, wiemer ufen Patient zuegaht etc., gäll? Aber ich bi sicher, du machsch das mit links... :-) Freumi, meh zläse und hoffe, dass auchli an Sand dänksch, es chlises Souvenir für dich! :-) Ganz liebi Grüessli und Umarmig Lea
13th August 2010

äbefalls begeischteret ;-)
Hey Lea! Jo, isch super do und mer dörfed würkli viel mache, womer ide Schwiiz während em Studium wohrschindli gar nie würdi dezuecho. Usserdäm xeht mer do Sache zom Teil fascht täglich, wo in Europa eifach e absoluti Sälteheit sind... Wirde aber denn i eim vode nöchschte Blogs nomeh dezue schriibe. Ich hoffe, dasses au dir guet goht und dus chasch gnüsse, wo au immer du grad bisch! Gäll du bisch mittlerwiile ganz fertig?! Grüessli usem Süde, Eva PS: D'Barbara loht dich au grüesse, wenn dich no a sie magsch erinnere...
15th August 2010

Richtige Wahl
Liebe Eva Ich freue mich, dass Du die richtige Wahl für deine "Sommerferien" getroffen hast: lehrreich in jeder Beziehung. Dr. Visser macht das gut. Gruss Papi

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