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Published: March 27th 2010
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Ich bin in Phonsavan und es ist eiskalt! Nur 18°C abends und es herrscht ein eisiger Wind, so dass es sich noch kälter anfühlt. "18°C sind doch angenehme Temperaturen", werdet Ihr nach Eurem kalten Winter jetzt wahrscheinlich sagen, ich rede aber nicht von angenehmen Erster-Frühlingstag-und-endlich-Sonne-18-Grad, sondern von Mitte-August-und-seit-zwei-Wochen-nur-Regen-und-wann-wird's-mal-wieder-richtig-Sommer-18-Grad!
Ich machte für einen Tag Zwischenstation hier, weil ich mir die Ebene der Tonkrüge anschauen wollte. Der deutsche Name ist eigentlich nicht ganz korrekt. Eigentlich handelt es sich um riesige Steinkrüge, die an drei Standorten in der Umgebung von Phonsavan scheinbar wahllos in der Gegend herumliegen. Sie stammen von einer Megalithkultur und sind ungefähr zweitausend Jahre alt. Ihr genauer Sinn und Zweck ist noch nicht ganz geklärt. Es spricht einiges dafür, dass es sich um Urnengräber handelt. Der Volksglaube vermutet allerdings, dass die Krüge Reiswein enthielten, der von Riesen getrunken wurde.
Gemeinsam mit drei Leuten, die ich im Bus kennen gelernt hatte (einem Paar aus den USA, sowie einer weiteren Amerikanerin) hatte ich eine Tour gebucht, die uns zu einer der Standorte führen sollte, sowie zu ein paar anderen Sehenswürdigkeiten der Region. Zu uns dreien kam dann noch ein Paar aus Manchester hinzu, so dass wir eine schöne kleine Gruppe waren,
groß genug, um die Tour erschwinglich zu machen, klein genug, um nicht den Überblick zu verlieren.
Neben den Steinkrügen war ein weiterer Schwerpunkt das Thema UXOs. UXOs sind nicht explodierte Bomben, Minen und ähnliches. Während des sogenannten Geheimen Kriegs, dem laotischen Nebenschauplatz des Vietnamkrieges wurde die Provinz, in der Phonsavan liegt heftig bombardiert. Laut unserem Guide durften die US-Bomber nicht aus Vietnam zu ihrer Basis in Thailand zurückkehren, solange sie noch Bomben geladen hatten. Diese warfen sie dann einfach über Laos ab. Der Lonely Planet nennt als Grund hierfür, dass die Amerikaner damit gegen die Präsenz der Nordvietnamesen in Laos vorgehen wollten. Der Ho-Chi-Minh-Pfad, über den die Nordvietnamesen Nachschub erhielten, führte nämlich durch diese Region.
So oder so hatte das ganze zwei Folgen: Zum einen wurde die Position der Kommunisten in Laos gestärkt, zum anderen liegen heute in Laos so viele UXOs, dass bei der derzeitigen Geschwindigkeit es noch 100 Jahre dauern wird, bis das Land komplett gereinigt ist. Laut unserem Guide werden heute noch hunderte von Menschen jährlich Opfer dieser Bomben. Auch das Gelände, auf dem die Steinkrüge liegen ist hiervon betroffen. Komplett geräumt ist lediglich der markierte Pfad auf diesem Gelände. Links und rechts davon wurden
die UXOs zwar von der Oberfläche entfernt, jedoch können sich unter der selbigen immer noch unexplodierte Bomben befinden, so dass man tunlichst nicht vom markierten Pfad abweichen sollte.
Die UXOs werden von der einheimischen Bevölkerung auf die verschiedenste Art und Weise wiederverwendet. Die Bomben werden aufgeschraubt, das Pulver herausgenommen und verkauft. Da dies nicht von Experten getan wird, sondern von einfachen Bauern getan wird, die die Bomben zufällig irgendwo finden, ist dies natürlich trotz gewisser Vorsichtsmaßnahmen mit einem hohen Risiko verbunden. Die unschädlichen Reste der Bomben finden je nach Größe Verwendung als Lampen oder Baumaterialen. Auch Teile von Flugzeugwracks werden für letzteres verwendet.
Wir besuchten mit unserem Guide ein nahe gelegenes Lao-Dorf, in dem wir dies betrachten konnten. Interessant war der Garten eines Mannes, der diverse UXOs gesammelt hat. Er ist mittlerweile verstorben, aber glücklicherweise nicht aufgrund seines Hobbys. Zugang zu dem Grundstück erhielten wir durch seine Frau. Als wir zu dem Haus kamen schien es zunächst so, als sei diese nicht so erfreut über unsere Anwesenheit. Daraufhin gab ihr unser Guide eine große Flasche Pepsi, woraufhin sie ihm sofort einen ehrerbietigen Wai (die traditionelle Begüßungsform, bei der die Hände vor dem Körper oder dem Kopf gefaltet werden)
entgegen brachte und uns freundlich einließ. Außerdem durfte wir auch das Haus des Großvaters unseres Guides besuchen, wo wir einiges über das traditionelle Landleben der Lao erfahren durften und etwas selbst gemachten Lao Lao, den hiesigen Reiswhiskey, probieren durften. Irgendwer wollte tatsächlich wissen, wie viel Prozent der hat. Natürlich konnte das der Guide nicht beantworten. Die Lao trinken den einfach so lange sie dazu in der Lage sind.
Weitere Ziele der Tour waren eine Seidenfarm und ein Kriegsdenkmal bevor wir abends dann gemeinsam essen gingen (privat, nicht als Teil der Tour und ohne Guide), wo ich zum ersten Mal seit längerem mal wieder auf die typische asiatische Art aß, nämlich indem man in einer größeren Runde mehrere Gerichte bestellt und sich diese teilt. Es gibt einfach nichts besseres für ein gemeinsames Essen.
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Clairchen
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Sehr interessanter Bericht. Faszinierend und auch beklemmend.