Machu Picchu - die verlorene Stadt


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October 31st 2010
Published: November 7th 2010
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Als uns der Wecker aus dem Schlaf holt, regnet es in Strömen, genau das was wir nicht wollten. Wir beschliessen noch eine Stunde zu warten/schlafen und marschieren um ca. 05:15 los. Bei der Busstation wartet schon eine lange Schlange auf die Bergfahrt. Der erste Bus fährt um 05:30, danach folgen weitere im 10 min Takt. Einlass zu Machu Picchu ist ab 06:00 Uhr.
Es hat bereits aufgehört zu regnen, die Zeichen stehen gut, dass es noch ein schöner Tag wird. Also nehmen wir den Fussweg. Der Weg ist ähnlich angelegt, wie der berühmte, vier Tage dauernde Inka Trail. Steil mit ungemein vielen Steinstufen unterschiedlicher Höhe und Länge, dazu kommt die Höhenlage von über 2.000 m und die feuchte, tropische Luft.

Noch immer körperlich angeschlagen, bin ich nach nicht einmal der Hälfte des Weges fix und fertig. Um etwas zu regenerieren, folge ich den Serpentinen, auf denen auch die Busse fahren. Stephan geht weiter den steilen aber direkten Weg. Die langezogenen Serpentinen habe ich unterschätzt, zwar sind sie angenehm zu gehen, allerdings verliert man dabei sehr viel Zeit. Und eigentlich wollten wir doch bei den ersten oben sein. Also wieder zurück auf den anstrengenden Pfad. Es geht nur schleppend voran, die Stufen nehmen kein Ende. Der Herzschlag dröhnt bis in den Kopf und erzeugt dort einen pochenden Schmerz, die Oberschenkel übersäuern und der Rucksack wird immer schwerer.
Ich weiss nicht was schlimmer war, die körperliche Erschöpfung oder die Vorstellung, dass die ganze Anstrengung ohnehin umsonst ist, da ich oben sowieso bei den letzten bin und die Fahrt mit dem Bus schneller und vor allem um vieles angenehmer gewesen wäre. Noch dazu sieht man in dem dicht bewaldeten Berghang weder welche Strecke man schon bewältigt hat, noch wie weit es noch bis zum Ziel ist. So hadere ich mit meinem Schicksal und versuche nicht vorhandene Reserven zu aktivieren und kämpfe mich voran. Doch dann die vermeintliche Erlösung - ich höre Stimmen. Es kann also nicht mehr weit sein. Diese Hoffnung ist fast wie Red Bull und verleiht mir Flügel. Im Vergleich zu vorher fliege ich geradezu über die Stufen ..... aber nicht sehr lange. Nach zwei, drei Kurven verweigert der Körper jeden weiteren Schritt. Doch es ist nur mehr eine einzige Treppe, ich dann das Ende des Weges schon sehen. Noch einmal durchatmen, Augen zu und plötzlich bin ich auch schon oben. Normalerweise beträgt die Zeit für den Aufstieg eine gute Stunde. Mit meinem Ausflug auf die Serpentinen und den zahlreichen, nicht freiwilligen Verschnaufpausen, habe ich etwa 20 min Verspätung.

Ich bin am Ende, langsam kommen aber die Lebensgeister wieder und siehe da, es sind auch fast keine Touristen vor dem Eingang. Ich nutze aber trotzdem erst die Zeit, um mich in den Waschräumen etwas aufzufrischen. Dann bin ich auch schon drinnen, doch da heisst es nochmal Stufensteigen, denn der Eingang befindet sich am unteren Ende. Oben werde ich dann aber endlich für meine Anstrengungen belohnt. Der Nebel hat sich gelichtet und man hat einen fantastischen Blick auf Machu Picchu (und es sind wirklich fast noch keine Touristen vor Ort). Die Kulisse ist unbeschreiblich. Eingebettet in die gruene Berglandschaft, liegt dieser geheimnisvolle Ort wie eine verschollene Stadt aus einem Indiana-Jones-Film vor uns. Noch immer gibt Machu Picchu den Archaeologoen einige Raetsel auf, noch hat es nicht alle seine Geheimnisse preisgegeben. Von der modernen Welt wurde Machu Picchu erst 1911 entdeckt. Es gibt weder Aufzeichnungen in den Chroniken der spanischen Konquistadoren und auch von den Inka wurden keinerlei schriftliche Zeugnisse hinterlassen. Fest steht jedoch, dass nur Auserwaehlte den Ort betreten durften und er vor allem zu spirituellen und zeremoniellen Zwecken genutzt wurde. Die Mysterien rund um Machu Picchu geben dem Ort neben den spektakulaeren Panorama nochmal eine ganz besondere Kraft, die man nicht beschreiben kann, man muss es selbst erleben und erfahren.

Leider nehmen die Touristenstroeme kein Ende und nach kurzer Zeit ist das gesamte Gebiet mit Menschen ueberfuellt. Wir nehmen an einer gefuehrten Tour teil, die zwar sehr interessant und informativ ist, allerdings nerven die anderen Teilnehmer, die sich staendig von ihrem Partner mit jedem Stein fotografieren lassen. Stephan marschiert noch auf den Huayna Picchu hinauf, von wo man einen ebenfalls einen tollen Blick auf das gesamte Gebiet hat.

Am spaeten Nachmittag werden die Touristenmassen wieder weniger und man hat Machu Picchu wieder fast fuer sich ganz allein. Um kurz vor fuenf machen wir uns wieder zu Fuss auf den Rueckweg hinunter nach Aguas Calientes. Wir fahren mit dem Zug zurueck nach Ollantaytambo, wo wir mit dem Bus abgeholt werden sollten. Es warten bereits zahlreiche Chauffeure und Busfahrer mit den Namensschildern ihrer Reisegaeste am Bahnhof. Unserer ist nicht dabei. Wir waren eigentlich schon darauf eingestellt, also muessen wir wieder mal improvisieren und fahren mit dem oeffentlichen Bus zurueck nach Cusco. Im Hostal ist man nicht wirklich auf unsere Rueckkehr eingestellt. Der Rezeptionist ist im Tiefschlaf und weiss, als wir ihn aufwecken, weder wo er eigentlich ist, noch wo unser zurueckgelassenes Gepaeck ist, oder welches Zimmer wir bekommen. Schliesslich taucht aber wieder alles auf und am Ende haben wir auch wieder ein Zimmer mit zwei Betten und einem Bad.

Nichtsdestotrotz war es aber ein unvergesslicher und beeindruckender Tag. Ich moechte unbedingt noch einmal nach Machu Picchu zurueckkommen, dann aber auf dem einzig wahren Weg, dem Inka-Trail.

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